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Trinker, Cowboys, Sonderlinge. Die 12 seltsamsten Präsidenten der USA

Publiziert am 20. Januar 2020 von Matthias Zehnder

Seit Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist, schütteln wir immer mal wieder den Kopf über den Mann im Weissen Haus: Im Fokus der Berichterstattung steht nicht mehr einfach der US-Präsident, sondern «realDonaldTrump», wie er auf Twitter heisst. Das Amt des Präsidenten ist in den USA stark geprägt durch den Charakter des Inhabers, durch seine persönlichen Erfahrungen, durch seine Stärken, seine Schwächen und manchmal auch durch seine Spleens und Verrücktheiten. Dass das keine neue Entwicklung ist, zeigt dieses Buch: Es stellt zwölf Präsidenten vor, die (gelinde gesagt) solche Besonderheiten aufweisen. Einige davon würde man heute als «unfit for office» bezeichnen, also als nicht geeignet, das Amt des Präsidenten auszuführen, weil sie Eigenarten aufwiesen, die nicht mit dem Amt vereinbar waren (wie die Neigung zum Alkohol), andere Eigenschaften wie eine ausgeprägte Vorliebe für Literatur, nicht nur als Leser, sondern auch als Autor, sehnt man heute vielleicht sogar herbei. Ein Präsident, der eigenhändig aus nach heutiger Wertvorstellung nichtigen Gründen einen anderen Menschen erschossen hat, wäre in der Gegenwart kaum als Politiker tragbar, ein anderer, der in fast jedem Beruf gescheitert ist und kein College besucht hat, zumindest unwahrscheinlich.

Ronald D. Gerste stellt die zwölf ausgewählten Sonderlinge, die es ins Oval Office geschafft haben, in kleinen, biografischen Skizzen vor. Gerste portraitiert natürlich so bekannte Exzentriker wie Richard Nixon, John F. Kennedy oder Theodore Roosevelt, aber auch weniger bekannte Präsidenten wie Calvin Coolidge, Grover Cleveland oder Rutherford Birchard Hayes. Bei dem Präsidenten, der dem Alkohol zugeneigt war, handelt es sich übrigens um Franklin Pierce, den 14. Präsidenten der USA (1853 bis 1857). Er ist bis jetzt der einzige Präsident in der Geschichte, der von seiner Partei nicht für eine zweite Amtszeit nominiert wurde. Die kurzen Biographien der zwölf Männer sind nicht nur spannend bis amüsant zu lesen, sie bieten auch eine Art Hintereingang zur amerikanischen Geschichte: Anhand der einzelnen Präsidentenschicksale erfahren (europäische) Leser viel über die Geschichte des Neuen Kontinents, von der Gründung der Vereinigten Staaten über Bürgerkrieg und Prohibition bis zur Abschaffung der Sklaverei. Das Buch ist deshalb nicht nur unterhaltsam und lesenswert, sondern durchaus auch lehrreich. Ein Nebeneffekt der Lektüre ist die Einsicht, dass Donald Trump als US-Präsident gar nicht so einzigartig ist, wie viele europäische Beobachter es vermuten.

Ronald D. Gerste: Trinker, Cowboys, Sonderlinge. Die 12 seltsamsten Präsidenten der USA. Klett-Cotta, 286 Seiten, 29.90 Franken; ISBN 978-3-608-96445-5

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783608964455

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 17. Januar 2020: Lachen über die Klimakrise – darf man das?

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/