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Söder
Ist er der nächste Kanzler? Viele Deutsche sind der Meinung, dass Markus Söder das Zeug dazu hätte. Söder ist 1967 in Nürnberg geboren. Er studierte Jura und arbeitete als Journalist beim Bayerischen Rundfunk, bevor er 1994 in den Bayerischen Landtag einzog. Als angriffslustiger CSU-Generalsekretär wurde er ab 2003 bekannt. Ab 2007 übernahm er verschiedene Ministerämter. Seit 2018 ist er Ministerpräsident von Bayern. Seit knapp einem Jahrzehnt ist Anna Clauß Spiegel-Reporterin in München. Sie hat Söders Aufstieg verfolgt. Sie schreibt, sie kenne «jede seiner Superheldentassen und besuche mindestens die Hälfte seiner gefühlt hundert Pressetermine pro Woche.» In Bayern hat Markus Söder die Macht gebündelt: Er ist Parteivorsitzender und Ministerpräsident – und er ist unbestritten. Die zentrale Frage dieses Buchs lautet deshalb: Was macht den Mann nur so unvermeidlich? «Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt», schreibt Anna Clauß. Lange Jahre hätten die Bürger mit Söder gefremdelt: «Sie trauten ihm alles zu, vertrauten ihm aber nicht.» Die Coronakrise habe das verändert. Und zwar, so Claßen, «radikal»: «Sogar einen Bayern im Kanzleramt können sich viele Menschen plötzlich vorstellen, manche wünschen es sich sogar.» Ist Markus Söder also Deutschlands nächster Kanzler?
Söders Erfolg basiert auf «Strippenziehen, Fleiss und brennendem Ehrgeiz». Anna Clauß schreibt, Söder sei «ein Klassenstreber, der sich besonders dann über die Eins im Zeugnis freut, wenn die anderen nur Dreien haben.» Bayern geht voran, Bayern handelt schneller, Bayern ist Erster. Söder ist der jüngste Ministerpräsident in der Geschichte des Freistaatsund er mache «Politik wie ein Leistungssportler». Demokratie sei für ihn ein Kräftemessen mit Gewinnern und Verlierern. Dabei ist es schwer, dem Mann wirklich nahe zu kommen. Es sei ihr bloss einmal gelungen, schreibt Reporterin Clauß, aber nicht in München, sondern in einem Hotel in Adis Abeba beim Schwimmen im Hotelpool. Da habe Söder sich entspannt und etwas geöffnet. Davon abgesehen sagen auch enge Weggefährten, dass sie nur den Politiker Söder kennen, nicht aber den Menschen. Anna Clauß macht den Menschen in diesem Buch mindestens spürbar. Sie macht aber auch klar, dass es ihre Version der Geschichte sei, also nicht die Version einer Verbündeten, sondern die einer feministischen Kontrahentin. Söder hatte keinen Einblick ins Manuskript – was ihn als Kontrollfreak gefuchst haben dürfte. Entstanden ist auf diese Weise ein spannendes Porträt eines Mannes, der uns so oder so noch beschäftigen dürfte.
Anna Clauß: Söder. Die andere Biographie. Hoffmann und Campe, 176 Seiten, 29.90 Franken; ISBN 978-3-455-01155-5
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783455011555
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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 12. Februar 2021: Lasst uns die Kultur stärken
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