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Wie wir die Klimakatastrophe verhindern

Publiziert am 18. Februar 2021 von Matthias Zehnder

Bill Gates, der Gründer von Microsoft und einer der reichsten Menschen der Welt, widmet sich mit seiner Stiftung schon lange den grossen Problemen der Menschheit. In den letzten Jahren hat er sich vor allem mit dem öffentlichen Gesundheitswesen in Entwicklungsländern beschäftigt und Impfkampagnen gegen Malaria und Kinderlähmung angestossen. Bereits seit vielen Jahren warnt Gates vor Pandemien, zum Beispiel in einem TED-Talk 2015. Mittlerweile hat sich Gates dem nächsten grossen Problem der Menschheit zugewendet: Der Klimakrise. 51 Milliarden Tonnen CO2 produziert die Menschheit derzeit jedes Jahr, Tendenz steigend. Das Ziel muss es sein, diese Menge auf Null zu senken. Das macht Bill Gates schon auf der ersten Seite dieses Buches klar: «Um die Erderwärmung zu stoppen und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern – und diese Folgen werden verheerend sein –, müssen die Menschen aufhören, der Atmosphäre Treibhausgase zuzuführen.» Eigentlich ist Gates ja Softwareentwickler. Warum interessiert er sich plötzlich für das Klima? Sein Interesse am Klimawandel sei auf einem Umweg entstanden – «und zwar über das Problem von Energiearmut». Auf seinen Reisen in einkommensschwache Länder in Subsahara-Afrika und in Südasien sei ihm aufgefallen, wie dunkel es in den Städten war, die er bereiste. Offenbar gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Pro-Kopf-Einkommen eines Landes und dem Energieverbrauch pro Person. Gates realisierte, dass einkommensschwache Länder mit günstiger Energie versorgt werden müssen, damit sie ihre Gesundheitsprobleme lösen können. Doch als er sich mit der Energiefrage beschäftigte, stiess er 2006 auf das Problem des Klimawandels. «Jetzt kam mir das Problem noch gewaltiger vor. Es genügte nicht, billige und zuverlässige Energie für Arme zu liefern – sie musste auch noch sauber sein.» Gates begann, sich intensiv mit der Klimakrise zu beschäftigen. Er realisierte, dass nur etwa 27 Prozent aller Treibhausgasemissionen auf die Stromerzeugung entfallen. Selbst wenn es gelänge, die Probleme der Energieversorgung zu lösen, müsste die Menschheit immer noch die restlichen 73 Prozent Treibhausgase loswerden. Er beschäftigte sich viele Jahre mit den Problemen und war dann von drei Tatsachen überzeugt: Um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen wir auf null Emissionen kommen. Wir müssen die Tools, die wir schon haben – etwa Sonnen- und Windenergie –, schneller und klüger zum Einsatz bringen. Und wir müssen bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis einsetzen, mit denen wir den Rest des Weges schaffen können. Dabei beliess es Gates. Er beschränkte sich mit seiner Frau Melinda und der gemeinsamen Stiftung auf zwei Probleme: die globale Gesundheit und Entwicklung sowie das US-Bildungswesen. Doch die Klimakrise holte Gates immer wieder ein. Zusammen mit François Holland, dem damaligen, französischen Präsidenten, lancierte er an der Pariser Klimakonferenz der Vereinten Nationen im Jahr 2015 die «Mission Innovation» zur Steigerung der Investitionen in die Entwicklung von saubererer Energie. Gates selbst hat in den letzten Jahren viel Geld in Energietechnologien investiert und viel über den Klimawandel gelernt.

In diesem Buch erklärt er gut verständlich, warum die Menschheit auf Null kommen muss. Die schlechte Nachricht: Es wird sehr schwierig werden. Gates beginnt deshalb mit einer realistischen Bestandsaufnahme der Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen. Ein Problem dabei ist, dass Fakten und Statistiken zum Problem verwirrend sein können. Gates erklärt die Zusammenhänge mit Grafiken und geht auf einige Fragen ein, die er selbst bei jedem Gespräch über Klimawandel im Hinterkopf habe. Die gute Nachricht: Wir können es schaffen. Gates geht detailliert auf die Bereiche ein, wo die schon heute zur Verfügung stehenden Technologien uns helfen können und wo wir noch Durchbrüche brauchen. Obwohl er einige der Technologien vorstellt, die er besonders spannend findet, verzichtet er weitgehend darauf, bestimmte Firmen zu nennen, weil er selbst in einige davon investiert hat und nicht den Eindruck erwecken möchte, ich würde sie deshalb bevorzugen. Einige davon werden vielleicht reüssieren, andere untergehen. Das sei normal. Er habe «dieses Buch geschrieben, weil ich nicht nur das Problem des Klimawandels sehe, sondern auch die Chance, es zu lösen.» Das sei keineswegs optimistische Wunschvorstellungen: «Zwei der drei Dinge, die für jedes grosse Projekt gebraucht werden, haben wir schon jetzt. Erstens haben wir den notwendigen Ehrgeiz, dank der Leidenschaft einer wachsenden globalen Bewegung junger Menschen, die wegen des Klimawandels zutiefst beunruhigt sind. Zweitens haben wir grosse Ziele, um das Problem zu lösen.»

Jetzt fehle noch das dritte Element: ein konkreter Plan. Ein praktikabler Plan zur Reduzierung von Emissionen müsse auf Erkenntnissen aus anderen Disziplinen aufbauen: Physik, Chemie, Biologie, Engineering, Politikwissenschaft, Ökonomik, Finanzwesen und anderen. Darum präsentiert Bill Gates im Buch einen Plan, der auf Empfehlungen basiert, die er von Experten aus all diesen Disziplinen erhalten hat. Dabei geht es auch um politische Massnahmen, die Regierungen umsetzen können. Darüber hinaus schlägt er konkrete Schritte vor, die jeder von uns umsetzen kann, um seinen Beitrag zu leisten, die Welt auf null Emissionen zu bringen. 

Was mir dabei gefällt: Gates redet nicht abstrakt von Wissenschaft und Technik. Er erzählt, was er selbst für seinen CO2-Haushalt unternimmt, warum er in eine neue Atomkraft-Technologie investiert und weshalb er daran glaubt, dass es der Menschheit gelingen wird, neue Techniken zu entwickeln. Das macht das Buch nicht nur sehr informativ, sondern auch spannend zu lesen. 

Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern. Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind. Piper, 320 Seiten, 31.90 Franken; ISBN 978-3-492-07100-0

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783492071000

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