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Rosa Luxemburg. Ein Leben

Publiziert am 22. Februar 2019 von Matthias Zehnder

Die Frau, die 1871 im polnischen Zamość als Rozalia Luksenburg zur Welt kam und später unter dem Namen Rosa Luxemburg bekannt wurde, war schon als Jugendliche eine aussergewöhnliche Frau. Im Frauengymnasium in Warschau legte sie das beste Abitur ihres Jahrgangs ab. Dennoch verweigerte ihr die Schule die ihr zustehende Goldmedaille. Rozalia hatte sich mit aufmüpfigen Gedichten bei der Schulleitung unbeliebt gemacht. Eines der Gedichte kursierte an verschiedenen Schulen der Stadt. Es begann mit folgenden Worten:

Für diejenigen fordere ich Strafe,
die heute satt sind, die in Wollust leben,
die nicht wissen, die nicht fühlen,
unter welchen Qualen Millionen ihr Brot verdienen.

Schon in diesen frühen Worten von Rosa Luxemburg ist die spätere sozialistische Publizistin erkennbar. Die junge Frau wollte studieren – also reiste sie nach Zürich. Nur in der Schweiz gab es damals deutschsprachige Universitäten mit gleichen Möglichkeiten für Männer und Frauen. Luxemburg studierte Zoologie und Botanik, wechselte dann aber zu Nationalökonomie und Jura und schloss ihr Studium mit einer Dissertation ab. Sie war später in Deutschland eine der ganz wenigen Frauen mit Doktortitel. Damals war Bildung und Politik fest in Männerhänden. Das kümmerte Rosa Luxemburg nicht: Sie wurde in der SPD zur wichtigsten Vordenkerin des linken Flügels.

Luxemburg kämpfte für die Revolution des Proletariats, wollte aber keine Revolution von oben, sondern eine Ermächtigung der Arbeiter. Ihre Revolutionstheorie, ihr Freiheitsbegriff und ihr Internationalismus wurden 1968 wieder aufgegriffen und wurden zu Slogans der 68er Bewegung. Ihr berühmtester Satz «Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden» wurde in der DDR zur Parole der Aufmüpfigen. Vor 100 Jahren, am 15. Januar 1919, wurde Rosa Luxemburg zusammen mit Karl Liebknecht von Rechtsradikalen in Berlin ermordet.

Ernst Piper legt mit seiner Biografie ein spannendes und umfangreiches Buch über Rosa Luxemburg vor. Er portraitiert Luxemburg nicht als linke Ikone, sondern setzt sich ernsthaft und detailgenau mir ihr als Politikerin und Vordenkerin der Linken auseinander. Vor allem erschliesst er uns die Gedankenwelt von Rosa Luxemburg. Und es zeigt sich, dass die aufmüpfige Frau uns auch 100 Jahre nach ihrem Tod noch viel zu sagen hat.

Ernst Piper: Rosa Luxemburg. Ein Leben. Blessing, 832 Seiten, 45.50 Franken; ISBN 978-3-89667-540-8

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783896675408

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 22.2.2019: Bitte kein Dialekt im Parlament

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/category/buchtipp/