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Armstrongs Erben

Publiziert am 7. März 2025 von Matthias Zehnder

Diese Woche hat mit der «Athena» bereits das zweite Mondlandegefährt in kurzer Zeit unseren Trabanten besucht. Der Mond ist umschwärmt wie schon lange nicht mehr. In diesem Buch erzählt Christoph Seidler die Geschichte vom ersten Wettlauf um die Landung auf den Mond in den 60er-Jahren und erklärt, warum die Supermächte erneut zum Wettlauf angesetzt haben. Damals ging es um ein Kräftemessen zwischen Amerikanern und Sowjets. Der Wettlauf um die Mondlandung war die «kosmische Verlängerung der bipolaren Weltordnung», schreibt Seidler. Während die beiden Supermächte auf der Erde Stellvertreterkriege führten, traten sie im All in einen direktenWettstreit, den die USA für sich entscheiden konnten. Die aktuelle Rückkehr zum Mond findet dagegen in einer multipolaren Weltordnung statt. Die beiden wichtigsten Akteure sind die Vereinigten Staaten und China. Zwischen ihnen findet der neue Wettlauf statt. Anders als in den 60er-Jahren sind die beiden Kontrahenten aber nicht mehr allein unterwegs, sondern bilden Koalitionen mit befreundeten Ländern – und sie stützen sich dabei auch auf Privatunternehmen.

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Beiden Grossmächten geht es dabei nicht um eine kurze Stippvisite wie beim ersten Mal, sondern um den Aufbau einer dauerhaften Präsenz. Es geht um wissenschaftliche Erkenntnisse: Der Mond und seine Sedimente bergen noch viele Geheimnisse. Es geht darum, den Mond als Ausgangspunkt für die weitere Erkundung (und Eroberung) des Weltalls zu nutzen. Und es geht um Big Business: Rohstoffe, Kommunikation und Fertigungsstätten. Die Rede ist von einem Geschäftsvolumen von über 140 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahrzehnten. Christoph Seidler erklärt im zweiten Teil seines Buchs deshalb ganz präzise, wie man zum Mond kommt. Er erklärt die aktuellen Raketenmodelle, die Landefähren und die besten Plätze für den Start und die Landung. Er zeigt, was man für das Leben auf dem Mond braucht, von der Unterkunft über Energiequellen, Ernährung und Raumanzügen bis zum Mond-Auto. Und er sagt, welche Regeln auf dem Mond gelten. Der Mond hat laut Völkerrecht keinen Besitzer, Grund und Boden bleiben Allgemeingut. Wenn sich die Männer in den USA und in China nur daran halten.

Das Buch von Christoph Seidler ist kein trockenes Sachbuch. Er hat eher eine Art Reisevorbereitung geschrieben und überlegt laut, wie wir am besten zum Mond kommen und da überleben – und wie wir die Rückreise auf die Erde überstehen. Ganz nebenbei lernen wir eine Menge. Zum Beispiel, dass der Abstand zwischen Erde und Mond nicht immer gleich gross ist. Er variiert zwischen 356’400 und 406’700 Kilometern, weil die Mondumlaufbahn elliptisch ist, nicht kreisförmig. Und: Der Mond entfernt sich jedes Jahr um etwa 3,78 Zentimeter. Und haben Sie gewusst, dass die NASA Elon Musk im April 2021 mit dem Bau des Landesystems für Menschen (HLS) beauftragt hat? Die NSASA hat dafür etwas mehr als vier Milliarden Dollar in die Hand genommen. Wetten, dass Elon Musk da keine Kürzungen vornimmt? Allerdings hat die NASA im Mai 2023 entschieden, einen zweiten Lander für spätere Artemis-Missionen einzukaufen. Dieser Auftrag ging an ein Konsortium unter Führung von Blue Origin, dem Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Wir sind gespannt, wie lange es geht, dass dieser Auftrag von Elon Musk gestrichen wird …

Christoph Seidler: Armstrongs Erben. Was der neue Kampf der Supermächte um den Mond für uns bedeutet. Piper, 336 Seiten, 31.50 Franken; ISBN 978-3-492-07326-4

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783492073264

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