Warum es gerade jetzt auf menschliche Intelligenz ankommt

Publiziert am 8. November 2024 von Matthias Zehnder

Unternehmen und Verwaltungen investieren viel Geld und Ressourcen in KI-Technologien. Das ist verständlich: Schliesslich vergeht kein Tag ohne Meldung über ein neues KI-Tool. Die Künstliche Intelligenz kann schreiben, programmieren, diagnostizieren, analysieren und prognostizieren. KI-Programme finden Versicherungsbetrüger und stopfen Sicherheitslücken. Die künstliche Intelligenz generiert Texte, Bilder und Videos und das so gut, dass kürzlich eine Modefirma ihre neue Kollektion mit KI-generierten Fotomodellen vorstellte. Und wenn man Elon Musk glauben will, fährt schon bald ein selbstfahrendes Taxi vor, das nicht einmal mehr über ein Lenkrad verfügt. Dabei geht gerne vergessen, dass es auch und gerade im KI-Zeitalter vor allem auf menschliche Intelligenz ankommt. Ein Grund ist simpel: Jede technische Neuerung bietet nur ganz am Anfang einen Konkurrenzvorteil. Weil schnell alle Unternehmen die neue Technik anwenden, sind es bald wieder die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Dazu kommen einige spezifische Eigenschaften der KI, die in der Euphorie oft übersehen werden. Sie führen dazu, dass es gerade im Umgang mit der KI auf die menschliche Intelligenz ankommt. Und dann gibt es noch ein Grund, warum gerade jetzt menschliche Intelligenz so wichtig ist.

Vor einem Monat kam es in Los Angeles zu einem Ereignis, das typisch ist für den Boom in Sachen Künstlicher Intelligenz: Auf dem Gelände des Hollywood-Filmstudios Warner Bros. stellte Elon Musk seinen Cybercab vor, ein Robo-Taxi, das von künstlicher Intelligenz gesteuert wird. Dieser Cybercab steht sinnbildlich für die ganze Branche: Elon Musk versprach, dass es den Menschen am Steuer nicht mehr brauche. Das ist in vielen Unternehmen und Anwendungen eine zentrale Hoffnung: KI ersetzt Menschen. Die KI erledigt die Arbeit zuverlässiger, billiger und schneller. Elon Musk verzichtet deshalb im Cybercab sogar auf ein Lenkrad: Das Auto fährt auf Zuruf. Nur: Der Cybercab ist bloss eine Wunschvorstellung. Möglich, dass das autonome Fahren auf einem abgesperrten Studiogelände funktioniert – bei Regen und Schnee auf Schweizer Strassen ist das nicht denkbar, schon gar nicht ohne ausgeklügelte Zusatzsensoren. Selbst auf dem Studiogelände haben im Hintergrund vermutlich Tesla-Mitarbeiter die Fahrten betreut. So, wie sie auch die Roboter steuerten, die Elon Musk etwas später präsentierte.

 

Die Technik ist noch lange nicht so weit, dass Autos autonom fahren, und es gibt begründete Zweifel, dass es je so weit kommen könnte. Interessant sind aber die Vorstellungen, die viele Menschen und insbesondere viele Unternehmen mit KI verbinden: KI soll Menschen ersetzen, weil sie menschliche Arbeit schneller, zuverlässiger, billiger – kurz: besser macht. Viele Manager sind deshalb überzeugt, dass es in Zukunft nicht mehr auf die menschliche, sondern vor allem auf den Einsatz der künstlichen Intelligenz ankommt. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Gerade heute kommt es auf die menschliche Intelligenz an. Ich gebe Ihnen dafür fünf Gründe.

1) Steuerung und Verantwortung

Der erste Grund ist banal: Wer KI in einem Unternehme einführen will, braucht intelligente Mitarbeitende, die sich um die KI kümmern. Auch die besten KI-Tools müssen programmiert, eingeführt, bedient und gesteuert werden. Das ist alles andere als trivial. KI macht es möglich, Prozesse und Abläufe neu zu denken. Die Betonung liegt dabei auf «denken»: Ohne vorangehende Denkarbeit nützt die KI in einem Unternehmen so viel wie ein neuer Wimpel am Lieferwagen. Wer, wenn nicht intelligente Mitarbeiter, können die Verantwortung für die Einführung der KI übernehmen?

Jetzt sagen Sie vielleicht: Kein Problem, dafür gibt es externe Berater. Ja, die gibt es. Sie können externe menschliche Intelligenz beiziehen. Die Verantwortung bleibt aber bei den Menschen im Unternehmen. Das gilt nicht nur für den Auftrag an die externen Berater. Es gilt auch danach, wenn die KI im Unternehmen im Einsatz ist. Denn die KI kann für das, was sie tut, keine Verantwortung übernehmen. Im Kern liegt das an ihrer Funktionsweise: KI berechnet Wahrscheinlichkeiten. Wenn es um Prognosen geht, etwa eine Wettervorhersage, eine Kaufempfehlung oder auch die Formulierung eines E-Mails, reicht das aus. Respektive: Es ist gar nichts anderes möglich. In vielen Fällen geht es aber nicht um Wahrscheinlichkeit, sondern um Wahrheit.

Genau damit kann KI nicht umgehen. Generative KI-Programme neigen zu Halluzinationen. Das heisst: Sie erfinden Dinge. Wenn Sie in einem kreativen Beruf arbeiten, kann das inspirierend sein, weil sie in einer generativen und halluzinierenden KI ein spannendes Gegenüber finden. Wenn es um die Analyse von Börsendaten, das Steuern eines Autos oder um Bilderkennung geht, kann das ins Auge gehen. Es braucht deshalb auf lange Sicht immer einen Menschen, der die Arbeit der KI überprüft und die Verantwortung dafür übernimmt.

Ganz besonders gilt das für Entscheidungen: Eine KI kann vielleicht Entscheidungsgrundlagen aufarbeiten. Für den Entscheid, jemanden einzustellen, in ein neues Produkt zu investieren oder auch nur einen anderen Anfahrtsweg zu wählen, braucht es Menschen. Selbst wenn die KI zuverlässiger wäre – Verantwortung für ihr Tun wird sie nie übernehmen können. Kein Hersteller könnte es sich leisten, für alle künftigen Resultate, die sein Programm erzeugt, Verantwortung zu übernehmen. Das Programm selbst, so lebendig sich KI manchmal anfühlt, ist dazu nicht in der Lage, weil es kein Bewusstsein hat und keine Rechtspersönlichkeit ist. Wenn aber Menschen die Verantwortung für die Arbeit der KI übernehmen müssen, dann müssen die Menschen über jene Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, für die sie die KI einsetzen. Es braucht also intelligente Menschen, die in der Lage sind, eine KI zu führen.

2) Der verpuffte Konkurrenzvorteil

Die intelligenten Menschen braucht es aber nicht nur, um die KI einzuführen und zu steuern. Es braucht die Menschen, weil es nach wie vor Menschen sind, die den Unterschied ausmachen. KI ist eine neue Technologie. Jede neue Technik wird rasch von allen aufgegriffen. Das war bei der Dampfmaschine so, bei der Erfindung des Fliessbands und bei der Computerisierung der Unternehmen: Wer früh in die neue Technologie investierte, verschaffte sich einen Konkurrenzvorteil.

Doch dieser Vorteil ist nicht von Dauer: Rasch merken auch die Konkurrenten, was eine Dampfmaschine leisten kann, warum ein Fliessband die Fertigung beschleunigt und ein Computer die Abrechnung vereinfacht. Konkurrenzvorteile, die auf neuen Technologien beruhen, verpuffen deshalb rasch. Dann gilt umgekehrt: Wer die neue Technik nicht einsetzt, kann nicht mehr mithalten. Das ist auch bei der künstlichen Intelligenz so. KI-Werkzeuge mögen manche Arbeiten beschleunigen und vereinfachen – schon bald wird die beschleunigte Arbeit das neue Normal sein. Anders gesagt: KI kann jeder. Denken macht den Unterschied. Und damit menschliche Intelligenz.

3) KI ist auf Daten begrenzt

Was immer wieder vergessen geht: Jede künstliche Intelligenz ist ein Computerprogramm. Und das bedeutet: KI ist auf den Datenraum begrenzt. Auch eine KI, die ein Auto steuert, bewegt sich ausschliesslich im Datenraum. Sensoren beliefern den Computer mit Daten. Der Computer verarbeitet die Daten und, nein, lenkt nicht das Auto, sondern gibt Daten aus, die dazu führen, dass sich das Lenkrad dreht oder das Auto bremst. Alles, was sich nicht in Daten abbilden lässt, ist der KI nicht zugänglich. Gefühle und Träume zum Beispiel, aber auch der Geruch einer Blume, der Geschmack eines frisch gebackenen Stücks Brot oder der Schmerz, den ein Mensch empfindet, wenn ein Freund gestorben ist.

Jetzt sagen sie vielleicht: Gerüche, Geschmack oder Schmerz lassen sich doch auch in Zahlen abbilden. Vielleicht. Es bleibt aber ein Abbild. Zwischen einigen Zahlen und dem Geschmack, für den sie stehen, besteht ein ähnlicher Unterschied wie zwischen einem Rezept in einem Kochbuch und dem fertigen Gericht. Wir leben so sehr in der Medienwelt, dass wir diesen Unterschied manchmal vergessen. Wir bemerken ihn erst, wenn wir hungrig durch ein Kochbuch blättern und merken, dass das schönste Rezept den Hunger nicht stillen kann.

Die KI ist also auf den Datenraum beschränkt. Sie wird unseren Umgang mit den Daten verändern und beschleunigen, zur Welt darum herum hat die KI aber keinen Zutritt. Gerade Unternehmen, die KI einsetzen, brauchen deshalb intelligente Menschen, die für eine kluge Einbettung der KI sorgen und sich um Welt darum herum, die Mitarbeitenden und die Kunden kümmern.

4) Kreativität und neue Ideen

Künstliche Intelligenz, insbesondere die generative KI, berechnet Wahrscheinlichkeiten. Das Resultat ist verblüffend, aber in zweierlei Hinsicht brutal begrenzt. Erstens lassen sich Wahrscheinlichkeiten nur aus Daten der Vergangenheit ableiten. Die KI ist deshalb perfekt dafür geeignet, guten Durchschnitt zu liefern. Wenn es um das Formulieren einer Mail geht, mag das genügen. Wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln und kreative Lösungen zu finden, reicht die KI nicht aus. Kreative Schreiber und Denker finden in der KI ein Gegenüber für das Brainstorming. Die Ideen kommen aber weiterhin von den Menschen.

Zweitens ist ein leistungsfähiges KI-Tool wie ein Raum voller williger Assistenten, die auf Anweisungen warten. Das ist genial – wenn Sie Anweisungen erteilen können. Das heisst: Wenn Sie wissen, was Sie wollen. Genau das aber ist eine wesentliche Eigenschaft der menschlichen Intelligenz: Ideen zu entwickeln, neugierig zu sein, Dinge ausprobieren zu wollen. Etwas zu wollen. KI hat keinen Willen. Das haben nur Menschen. Deshalb werden Unternehmen und Institutionen weiterhin auf menschliche Intelligenz angewiesen sein.

5) Und dann noch die Menschlichkeit

Der letzte Punkt: Menschlichkeit. Das heisst: Empathie, Freundlichkeit, Zuneigung, Altruismus, wertebasiertes Handeln. Gerade heute, gerade in politisch und wirtschaftlich verdüsterten Zeiten sind wir mehr den je auf Menschlichkeit angewiesen. Wenn ich von «menschlicher Intelligenz» spreche, meine ich nicht nur die Intelligenz von Menschen statt von Maschinen, sondern auch diese Dimension. Menschliche Intelligenz im Sinne einer Kraft der Menschlichkeit.

Jetzt sagen Sie vielleicht: Das Leben ist kein Ponyhof sondern ein Kampf, da sind Freundlichkeit und Empathie doch nur ein Nachteil. Wenn man die Politik beobachtet, könnte man das manchmal meinen. Im Kern sind es aber nicht Kampf und Stärke die den Menschen ausmachen, sondern Freundlichkeit, Vertrauen und Mitgefühl. So sehen es Forscher, die sich mit der Evolution des Menschen beschäftigen. Wir Hominiden waren so erfolgreich, weil kein anderes Tier eine so ausgeprägte Fähigkeit zur Zusammenarbeit entwickelt hat. Zusammenarbeit basiert auf Kommunikation und Vertrauen, auf sozialer Verträglichkeit und damit auf Freundlichkeit. Es haben also nicht die stärksten Menschen überlebt, sondern die freundlichsten. Menschlichkeit lohnt sich, weil der Erfolg von uns Menschen auf Zusammenarbeit basiert. Zusammenarbeit braucht Vertrauen – und das gibt es es nur mit Freundlichkeit und Mitgefühl. Mit Menschlichkeit.

Wir brauchen also auch heute, gerade heute, menschliche Intelligenz in Unternehmen und Institutionen, am Arbeitsplatz und in der Familie. Wir investieren derzeit unglaublich viele Ressourcen in die Entwicklung von KI-Werkzeugen. Könnten wir auch in menschliche Intelligenz investieren?

Wie lässt sich menschliche Intelligenz fördern? Es gibt eine Reihe von erprobten Massnahmen dafür. Etwa offene Lern- und Weiterbildungsangebote, Förderung von Austausch und Teamarbeit oder eine positive Fehlerkultur. Das sind aber alles Rahmenbedingungen.

Was wir wieder stärker fördern müssen, ist das eigenständige Denken. Das lässt sich lernen. Ich mache seit vielen Jahren immer wieder Denkseminare mit Führungskräften. Dabei geht es darum, bestehende Denk-Spurrinnen zu verlassen, freier zu denken und so auf neue Ideen zu kommen. Wenn Sie regelmässig meinen Wochenkommentar lesen oder hören, wissen Sie, was ich meine. Genau das versuche ich hier jede Woche: Ihnen zu denken zu geben und damit Ihrer Intelligent Nahrung zu geben. Denn gerade heute kommt es darauf an: auf die menschliche Intelligenz.

Basel 8. November 2024, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Dann erhalten Sie jeden Freitag meinen Newsletter mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar, einen Sachbuchtipp, einen Tipp für einen guten Roman und das aktuelle Fragebogeninterview. Einfach hier klicken. Und wenn Sie den Wochenkommentar unterstützen möchten, finden Sie hier die entsprechenden Möglichkeiten – digital und analog.

PPS: Wenn Sie den Wochenkommentar nur hören möchten, gibt es auch eine Audioversion. Hier der Link auf die Apple-Podcast Seite oder direkt auf die Episode:


Quellen

Bild: ADOBE/Tryfonov – stock.adobe.com
Ein Arzt zeigt auf das Magnetresonanzbild eines menschlichen Gehirns.

Daugherty, Paul R. (2018): Human + Machine: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. München: dtv (2018)

Gartner (2024): Gartner 2024 Hype Cycle for Emerging Technologies Highlights Developer Productivity, Total Experience, AI and Security. Gartner. [https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2024-08-21-gartner-2024-hype-cycle-for-emerging-technologies-highlights-developer-productivity-total-experience-ai-and-security; 6.11.2024].

Gigerenzer, Gerd (2021) : Klick. Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten. München: C. Bertelsmann (2021)

Harari, Yuval Noah (2018): 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert. München: C.H. Beck (2018)

Haynes, John-Dylan; Eckoldt, Matthias (2021): Fenster ins Gehirn. Wie unsere Gedanken entstehen und wie man sie lesen kann. Berlin: Ullstein (2021)

Koenig, Gaspard (2021): Das Ende des Individuums. Reise eines Philosophen in die Welt der Künstlichen Intelligenz. Berlin: Verlag Galiani Berlin (2021)

Meckel, Miriam; Steinacker, Léa (2024): Alles überall auf einmal. Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen. Hamburg: Rowohlt (2024)

Sauer, Hanno (2023): Moral. Die Erfindung von Gut und Böse. München: Piper.

Shane, Janelle (2021): Künstliche Intelligenz. Wie sie funktioniert und wann sie scheitert. Eine unterhaltsame Reise in die seltsame Welt der Algorithmen, neuronalen Netze und versteckten Giraffen. Heidelberg: O’Reilly (2021)

Tegmark, Max (2017): Leben 3.0. Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz. Berlin; Ullstein (2017)

Weber-Guskar, Eva (2024): Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern. Eine philosophische Perspektive. Berlin: Ullstein 2024.

Zehnder, Matthias (2019): Die digitale Kränkung. Über die Ersetzbarkeit des Menschen. Zürich: NZZ Libro.

3 Kommentare zu "Warum es gerade jetzt auf menschliche Intelligenz ankommt"

  1. Auch die sogenannte Künstliche Intelligenz KI wird von Menschen generiert: sie ist also eine Menschliche Intelligenz MI. Ergo: Mit MI die KI in den Griff zu bekommen zu versuchen, scheint deshalb sprichwörtlich etwa so, wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen.

  2. Auch die sogenannte Künstliche Intelligenz KI wird von Menschen generiert: auch sie ist also eine Menschliche Intelligenz MI. Ergo: Mit MI die KI in den Griff zu bekommen zu versuchen, scheint deshalb sprichwörtlich etwa so, wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen.

  3. Mit allem Einverstanden: 1.) Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Aber nicht nur.
    2.) Richtig schreiben Sie: „Was wir wieder stärker fördern müssen, ist das eigenständige Denken. Das lässt sich lernen.“ Wir entfernen uns (mit kräftiger „Hilfe“ der Technik (schon alleine als banal-Beispiel das Auto, welches heute mit Navi, Rückfahrkamera, Spurhalteassisent, Abstandwarner, Auffahrtshalter und mehr bestückt ist) immer weiter davon.
    Das Sie seit vielen Jahren immer wieder Denkseminare mit Führungskräften gebeb ist sicher nötig. Gut, wenn es dabei geht, bestehende Denk-Spurrinnen zu verlassen, freier zu denken und so auf neue Ideen zu kommen. Dies kann ein „Free-Lancer“ wie Sie, da er selbst nicht in einem Firmen-Moloch vegetiert. Weil er frei ist. Weil er selbst entscheidet, wann er sein Znünibrötli essen will. Weil er nicht an uferlosen wichtig-unwichtigen Sitzungen teilnimmt. Weil er nicht im vorgegebenen Formular-Formalismus gefangen ist. Weil es nicht Büro-Soziale-Zwänge gegen freies Denken gibt. Weil es kein (alleine) Überholen, Erhöhen und Hinunterstufen gibt. Weil es kein Fenster-Öffnen-Lüften-Streit gibt. Und schlussendlich weil es alleine (und ohne Grossraumbüro) auch schlecht Mobbing geben kann. Alles erlebt. Auch ich arbeite alleine. Und (noch besser): Viel draussen. Luft. Licht. Aber auch Regen. Die andere Sicht. Dafür muss oft ein Externer kommen. Ohne Seilschaften und Firmenabhänigkeit. Gut so. Uns weiter so. Die Arbeit geht solchen Freigeistern des Guten wohl nicht so schnell aus.
    Abschliessend zu sagen: Natürlich bräuchte es das nicht nur bei Firmen; gerade die ganze Schulwelt schreit danach, sogar in Vereinen oder der Yoga-Gruppe ist es teilweise von Nöten. Überall. „Das eigenständige Denken“. Verloren. Hintenanstehend. Mauerblümchendasein….
    Schlagen wir abschliessend noch einen Bogen zum (2. Steckenpferd): Journalismus. Ja wenn ich eine BaZ, eine BZ, ein Blick anschaue, das Radio aufdrehe… Sieht nicht eigenständiges Denken anders aus? Das selbe Problem: Strukuren, Ausrichtungen der Zeitungen, grosse Grossraubüros (News-Rooms) welche das Denken schon schwierig machen (vom „Eigenstand“ gar nicht zu sprechen) – das „Käseglocken“-Verhalten in Wort und Schrift, die Einheitsmasse der grossen Titel welche so am eigenen Ast sägen, auf dem sie (nicht mehr sitzen) sondern sich noch festklammern…. Nur noch 9% nutzen die klassichen Medien für ihre Informationsbedürfnisse (Quelle: „Roger gegen Markus (OnTour)“ von „Radio 1“ vom letzten Montag). Trotzdem sind die Menschen heute (M. Somm brachte seine eigenen Kinder als Beispiel) sehr gut informiert. In die Bresche springen die Influencer, die Info-Kanäle auf You-Tube, die Blogger, die alternativen Netz-Seiten (z.B. U. Keller) usw…, wie wir ja alle wissen. Irgendwie ist das eigene Denken (doch) noch nicht ganz verloren und geht (so mein Dreh) vielleicht ohne Medienförderungsgelder (von SRG-SRF-Zwangs-Gebühren gar nicht zu sprechen) sogar einen „Tick“ ringer. Medienförderung für 9% Lesende. Irgendwann ist „Zuviel zuviel“. Soweit meine „EIGENständigen Gedanken“ zum Thema….

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.