
Die fatale Rückkopplung zwischen Medien und Wirklichkeit
München, 5. September 1972. Es ist der zehnte Wettkampftag der olympischen Spiele von München. Am frühen Morgen dringen palästinensische Terroristen ins Olympiadorf ein, ermorden zwei israelische Sportler und nehmen neun weitere Israeli als Geiseln. Das Team des amerikanischen Fernsehsenders ABC berichtet live aus München – statt über Hochsprung und Sprint jetzt über die Geiselnahme. Der Film «September 5» des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum inszeniert diese Situation als Kammerspiel im Regieraum von ABC. Im Zentrum steht die Frage, wie Medien über Terror berichten sollen. Ein Höhepunkt des Films ist, als das Fernsehteam live zeigt, wie Polizisten sich als Sportler tarnen, um die Geiselnehmer zu überwältigen. Bis den ABC-Journalisten bewusst wird, dass die Terroristen ihre Berichterstattung wohl mitverfolgen. «September 5» führt auf diese Weise drastisch die Rückkopplung zwischen Medien und Wirklichkeit vor Augen. Eine Rückkopplung, die es nicht in solchen Extremsituationen gibt: Medien sind nicht neutral und abgehoben, sie nehmen mit ihrer Berichterstattung immer auch Einfluss auf das, worüber sie berichten. Gerade heute. Wie können, wie sollen wir mit dieser Rückkopplung umgehen?
4. September 1972, Nachmittag. An den olympischen Spielen in München steht der Hochsprung der Frauen auf dem Programm. Am Start steht die erst 16-jährige Frankfurter Schülerin Ulrike Meyfarth. Bis dahin haben die Hochspringer die Latte aufrecht im Scherensprung oder bäuchlings im Straddle überquert. Als eine der ersten Hochspringerinnen setzt die Frankfurter Schülerin auf den Fosbury-Flop, springt also nach einer Drehung rückwärts über die Latte. Im Wettkampf sind noch Jordanka Blagoewa aus Bulgarien und die Österreicherin Ilona Gusenbauer. 1.88 Meter ist gemeistert, die Latte liegt auf 1.90 Meter. Blagowa und Gusenbauer scheitern. Ulrike Meyfarth jedoch schafft die Höhe, sichert sich sensationell die Goldmedaille – und legt die Latte noch höher, auf 1.92 Meter – die Weltrekordhöhe. Die Schülerin schafft die Sensation und egalisiert im Alter von 16 Jahren den Hochsprung-Weltrekord. Ulrike Meyfarth ist der grosse Star der Spiele in Deutschland und die bis dahin jüngste Leichtathletin, die in einer Einzeldisziplin eine Olympiamedaille gewinnen konnte.
Schlagartig ist Ulrike Meyfarth weltberühmt. Ihren sensationellen Sprung über die Latte haben nicht nur 80’000 Zuschauer im Olympiastadion mitverfolgt. Weltweit sitzen Hunderte Millionen Menschen an ihren Fernsehgeräten und verfolgen die Spiele in München. Zum ersten Mal sind die Sportwettkämpfe ganz auf das Fernsehen ausgerichtet. 60 Fernsehanstalten übertragen die Spiele live in 98 Länder. Im Stadion nehmen die Kameras prominente Plätze ein. Neue Technik triumphiert: Elektronische Geräte messen die Zeiten bis auf Tausendstelsekunden. Das erste Elektroauto von BMW begleitet die Marathonläufer. Zum ersten Mal werden olympische Spiele vollständig in Farbe übertragen. Auch die Bilder des Rekordhochspungs. Noch am selben Abend gratuliert Bundeskanzler Willy Brandt der jungen Sportlerin. Ulrike Meyfarth kann es noch nicht recht fassen. Sie freut sich auf die kommenden Tage.
Terror live auf dem Sender
Doch schon einen Tag später ist der überraschende Triumph der Schülerin aus Frankfurt vergessen. Kurz nach 4 Uhr morgens hört die Frühschicht des amerikanischen Senders ABC Schüsse aus dem Olympischen Dorf. Palästinensische Terroristen haben elf Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Gegen den Widerstand der eigenen Nachrichtenabteilung berichtet das ABC-Sports-Team live über die Geiselnahme. Der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum erzählt diese Geschichte in seinem Film «September 5» aus der Sicht der Fernsehreporter. Wie sollen sie über den Terrorakt berichten? Direkt vor ihren Kameras ereignet sich, was weltweit Schlagzeilen macht, aber genau diese mediale Aufmerksamkeit wollen die Täter für ihre Zwecke nutzen.
Zunächst hält das ABC-Team einfach drauf und berichtet. Fast eine Milliarde Menschen weltweit sieht am Bildschirm, wie ein vermummter Terrorist auf den Balkon der Wohnung tritt, in der die Palästinenser ihre israelischen Geiseln gefangen halten. Der Terrorist hat damit deutlich mehr Zuschauer als Neil Armstrong hatte, als er drei Jahre zuvor als erster Mensch den Mond betreten hatte. Zum ersten Mal sieht sich 1972 ein Fernsehteam mit der Herausforderung der Terrorberichterstattung konfrontiert und muss sich fragen, inwieweit seine Arbeit die Ereignisse beeinflusst. «September 5» ist deshalb auch ein Film über die Verantwortung der Medien.
Ethisches Dilemma
Regisseur Tim Fehlbaum sagt, er wolle mit der räumlichen Begrenzung auf das TV-Studio von ABC Sports die Filmzuschauer «mit den moralischen, ethischen, professionellen und schlussendlich psychologischen Dilemmata von Journalisten» konfrontieren. Im Film stürzen sich die ABC-Leute zunächst in die Arbeit. Erst mit der Zeit werden sie sich ihrer Verantwortung bewusst. Dürfen sie Informationen veröffentlichen, bevor sie bestätigt sind? Sollen sie alles live zeigen, allenfalls auch, wie jemand erschossen wird? Wird ein Fernsehsender auf diese Weise nicht zum Komplizen der Terroristen?

Vor allem aber: Beeinflusst der Fernsehsender mit seiner Berichterstattung die Ereignisse? Dieser Frage müssen sich die Journalisten am 5. September 1972 spätestens um 16:30 Uhr stellen. Sie zeigen live, wie das Einsatzkommando der Polizei die Stürmung des Apartments mit den Terroristen vorbereitet. Schwer bewaffnete, als Sportler verkleidete Polizisten postieren sich auf dem Dach des Gebäudes in der Conollystrasse 31. Die Fernsehkameras von ABC filmen sie dabei. Vermutlich sehen die Attentäter diese Bilder im Fernsehen – der Einsatz scheitert. «September 5» zeigt auf diese Weise den Extremfall einer Rückkoppelung von Medien und Wirklichkeit.
Medien werden gerne als vierte Gewalt bezeichnet: Neben Exekutive, Legislative und Judikative bilden sie die vierte Säule der Demokratie. Illustriert wird das gerne mit dem Bild eines griechischen Tempels. Auf dem Bild stehen die vier Säulen nebeneinander. Sie sind ganz voneinander getrennt, sonst könnten sie als Säulen das schwere Dach des Tempels nicht tragen. In Tat und Wahrheit bilden die Säulen ein kompliziertes Knäuel. Sie sind miteinander verknüpft und verbunden – und sie beeinflussen sich gegenseitig. Die Berichterstattung über den Terroransschlag in München ist ein Extrembeispiel einer Rückkoppelung von Medien und Wirklichkeit. Eigentlich hat aber jede Berichterstattung einen solchen Rückkoppelungseffekt.
Medien als Filter und Verstärker
Ganz generell beeinflussen Medien mit ihrer Berichterstattung die Wahrnehmung der politischen Realität, indem sie Themen auswählen, gewichten und interpretieren. Auf diese Weise verstärken sie einzelne politische Narrative, während andere in den Hintergrund treten. Der Effekt tritt auch bei bester Absicht ein, weil jede Berichterstattung eine Auswahl treffen muss. Es ist wie bei einer Landkarte: Eine komplett neutrale und absolut präzise Landkarte würde eine Landschaft 1:1 abbilden und wäre keine Karte mehr, sondern ein Duplikat der Landschaft. Eine Karte muss, damit sie etwas nützt, das Bild der realen Landschaft stark verkleinern und vereinfachen.
Bei den Medien ist das ganz ähnlich: Sie können die Welt nicht 1:1 abbilden, das wäre ein Duplikat der Welt. Jede mediale Berichterstattung bedingt eine Auswahl, bringt notwendigerweise eine Perspektive mit sich und muss vereinfachen, abstrahieren, verkürzen. Anders als die Landschaft, die keine Landkarten lesen kann, nehmen Politiker und Unternehmer, Kulturschaffende und Wissenschaftler sehr wohl wahr, wie die Medien über sie berichten – und sie reagieren darauf.
Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene mediale Rückkoppelungseffekte beobachten, die sich auch noch gegenseitig beeinflussen.
1) Thematische Rückkoppelung: Der Agenda-Setting-Effekt
Am direktesten sichtbar ist die thematische Rückkoppelung: Die Medien beeinflussen mit ihrer Berichterstattung die politischen Themen und ihre Bearbeitung. Ein konkretes Beispiel ist die Übertragung von Parlamentsdebatten im Fernsehen: Sie hat sowohl die Form als auch die Wahrnehmung politischer Diskussionen verändert. Es mag der Transparenz dienlich sein, dass Medien zeigen, was im Parlament stattfindet, es gibt aber Hinweise darauf, dass die mediale Darstellung die Art der Debatten beeinflusst. Statt zu ihren Kolleginnen und Kollegen reden die Parlamentarier für die Galerie und produzieren möglichst markige Sätze, weil das die Chance erhöht, in die Nachrichtensendungen des Landes zu kommen.
Weil die Medien in der Berichterstattung auswählen müssen, beeinflussen sie die politische Agenda, über die sie berichten. Politiker beschäftigen sich mit jenen Themen, die für die Öffentlichkeit relevant sind. Die Medien machen Themen für die Öffentlichkeit relevant, indem sie darüber berichten. Auf diese Weise beeinflussen sie die Prioritäten von Politikern und Wählern – es kommt zur Rückkoppelung zwischen Politik und Medien. Eine Rückkoppelung, die dadurch verstärkt wird, dass die Politiker die Medien bewusst für ihre Zwecke nutzen, um ihre Botschaften zu platzieren und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die Rückkopplung erfolgt, wenn Medien auf diese Strategien reagieren und sie wiederum verstärken oder hinterfragen.
2) Personelle Rückkoppelung: Der Abhängigkeits-Effekt
Der zweite grosse Rückkoppelungseffekt: Medien und Politik sind personell eng verflochten. Politiker sind auf Medienpräsenz angewiesen, umgekehrt sind Medien abhängig von Politikerinnen und Politikern als Akteure, als Helden der Berichterstattung und ganz profan als Nachrichtenquellen. Dies führt zu einer dynamischen Wechselwirkung, die beide Sphären prägt.
Noch direkter wird diese Rückkoppelung, wenn Akteure in beiden Feldern aktiv sind, wenn also Politiker auch als Medienschaffende arbeiten oder umgekehrt Medienschaffende politisch aktiv sind. Ein Extrembeispiel für diese Form der doppelten Rückkoppelung in der Schweiz ist der SVP-Politiker Roger Köppel, der gleichzeitig Besitzer und Chefredaktor der «Weltwoche» ist. Köppel sass als aktiver Journalist sogar zeitweise im nationalen Parlament und hat für seine Leserinnen und Leser direkt aus dem Nationalratssaal Inhalte produziert. Mittlerweile ist er als Nationalrat zurückgetreten. «Er muss gemerkt haben, dass er, wie auch andere Podcast-Hosts, ‹auf allen Kontinenten› als Publizist die grössere politische Wirkung denn als Politiker entfalten kann», schreibt Historiker Samuel Tanner in der NZZ. Köppel hat zwar das Nationalratsamt an den Nagel gehängt, nicht aber die Politik. Die Albisgütli-Tagung der SVP ist so etwas wie die Schweizer Version dessen, was Donald Trump in den USA mit seinen Trump-Rallys bietet – eine Mischung aus Hochamt, Show und Einschwörung. In den letzten 36 Jahren war ohne Ausnahme Christoph Blocher der Hauptredner an der Albisgütli-Tagung. Jetzt übernimmt Roger Köppel das Hochamt der Rechtspartei.
Roger Köppel ist nicht der einzige, der mediale und politische Macht kombiniert. In Italien hat es Silvio Berlusconi damit zum Ministerpräsidenten gebracht. In Grossbritannien war Boris Johnson vor seiner politischen Karriere Journalist und Kolumnist. Er arbeitete als Journalist für den «Daily Telegraph» und war Chefredakteur des «Spectator». Auch Bruno Kreisky arbeitete als Journalist, bevor er Politiker wurde und schliesslich von 1970 bis 1983 als Bundeskanzler die Republik Österreich regierte. Das Extrembeispiel der Gegenwart ist aber sicher Elon Musk, der Besitzer von «X», der sich an der Seite von Donald Trump in den amerikanischen Wahlkampf einmischte und jetzt die US-Verwaltung auf Effizienz trimmen soll.
3) Rückkoppelung im Publikum: Der Echokammer-Effekt
Wir können also in der politischen Themensetzung und beim politisch-medialen Personal Rückkoppelungseffekte beobachten. Und dann gibt es noch einen dritten Rückkoppelungseffekt: Er betrifft das Publikum, genauer die Aufmerksamkeit. Sie hat schon immer eine grosse Rolle gespielt. Je mehr Aufmerksamkeit das Publikum einem Thema oder einem Politiker gewidmet hat, desto stärker wurde dieses Thema (oder dieser Politiker) von den Medien bespielt. In den sozialen Medien kommt es zu einer direkten Rückkoppelung zwischen abgebildeter Wirklichkeit, Berichterstattung und der Aufmerksamkeit des Publikums, weil diese Medien technisch mit ihren Algorithmen genau darauf ausgerichtet sind.
Soziale Medien servieren ihren Nutzerinnen und Nutzern möglichst jene Inhalte, die sie interessieren. Wer sich mit Sauerteigbrot beschäftigt, sieht auf Facebook und YouTube mehr Inhalte, die von Sauerteigbrot handeln. Ganz besonders ausgeklügelt ist der Algorithmus von TikTok: Er reagiert besonders schnell auf die Vorlieben und Interessen der Benutzer. Das wäre einigermassen harmlos, wenn es beim Sauerteigbrot bliebe. Aber die sozialen Medien ersetzen bei mehr als der Hälfte der Menschen heute alle anderen Medien. Sie prägen damit das Bild, das diese Menschen sich von der Wirklichkeit machen. Weil die sozialen Medien direkt auf die Interessen und Vorlieben der Menschen reagieren, verstärken sie Vorurteile und Annahmen über die Wirklichkeit. Es kommt zu einer fatalen Rückkoppelung zwischen Medien und Benutzern. Die Menschen sehen in den sozialen Medien also kein Abbild der Wirklichkeit, sondern ein Abbild des eigenen Bilds der Wirklichkeit. Anders gesagt: Die sozialen Medien werden zu Echokammern, die das verstärken, was die Benutzer schon sehen.

Das erinnert an eine bedauernswerte Figur aus der griechischen Mythologie: Ich denke an den armen Nárkissos, also an Narziss. Das war ein wunderschöner Jüngling, den viele liebten, der aber alle Liebenden brüsk abwies. Als Narziss eines Tages sein Spiegelbild im Wasser erblickte, verliebte er sich in sein eigenes Bild, ohne zu merken, dass es nur sein Spiegelbild war. Nárkissos wurde so zum Sinnbild für Selbstbezogenheit und Selbsttäuschung.
In den sozialen Medien ist diese Selbstbezogenheit bis zur Selbsttäuschung besonders ausgeprägt. Ich glaube, dass wir unsere Zeit deshalb als Narzisstisches Zeitalter bezeichnen können. Ich denke dabei weniger an die ausgeprägte Selfie-Kultur, sondern vor allem an die geschilderte Selbstbezogenheit durch die Algorithmen in den sozialen Medien. Sie führt dazu, dass immer mehr Menschen andere Meinungen kaum mehr ertragen und sich medial nur noch mit den Spiegelbildern ihrer Interessen und Ansichten beschäftigen – und nicht bemerken, dass sie nicht die Wirklichkeit sehen, sondern nur sich selbst.
Das sind also die drei medialen Rückkoppelungseffekte:
- Die Thematische Rückkoppelung mit dem Agenda-Setting-Effekt
- Die Personelle Rückkoppelung mit dem Abhängigkeits-Effekt
- Die Rückkoppelung im Publikum mit dem Echokammer-Effekt
Stellt sich die Frage: War es früher anders? War es früher besser? Im Zeitalter der Parteizeitungen war die personelle Rückkoppelung wohl stärker. Weil es damals sehr viele verschiedene Parteizeitungen gab, war die thematische Rückkoppelung insgesamt aber wohl weniger wirkungsvoll. Was es ganz sicher deutlich weniger gab, war der Echokammer-Effekt: Erst die sozialen Medien haben die technisch durch Algorithmen angefeuerte Rückkoppelung im Publikum ermöglicht.
Was können wir dagegen tun? Ein guter Weg, die medialen Rückkoppelungen zu durchbrechen, ist das persönliche Gespräch, auch und gerade die Diskussion mit Menschen, die anderer Meinung sind. Reden wir miteinander – vor allem in der realen Welt, aber gerne auch hier. Ich bin deshalb gespannt auf Ihre Rückmeldungen und Kommentare!
Basel 17. Januar 2025, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen:
Bild: KEYSTONE/Paramount Pictures via AP
John Magaro als Geoffrey Mason, dem Produktionsleiter im TV-Regieraum von ABC in München im Film «September 5» von Tim Fehlbaum.
Beck, R., Jikhareva, A., Jirát, J., Surber, K., & Wild, D. (2025, January 16). Medien Und Propaganda: Die Weisse Krähe. WoZ Die Wochenzeitung. https://www.woz.ch/leseprobe/medien-und-propaganda/die-weisse-kraehe
Der Spiegel. (2007, September 24). Olympia-Attentat: Die blutigen Spiele. DER SPIEGEL. https://www.spiegel.de/geschichte/olympia-attentat-a-949319.html
Martin-Jung, H. (2022, August 31). Das erste Gold, das auch golden glänzt. Süddeutsche.De. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/olympische-spiele-1972-muenchen-fernsehen-1.5647895?reduced=true
Mingels, G., Peter, A., & Ahrens, P. (2022, September 5). Olympia-Attentat in München 1972: 50 Jahre Deutsches Versagen. DER SPIEGEL. https://www.spiegel.de/geschichte/olympia-attentat-in-muenchen-1972-50-jahre-deutsches-versagen-und-verfehlte-aufarbeitung-a-5358984a-d597-4a5a-9285-9e52f0e73042
Tanner, S. (2025, January 17). Blocher, Köppel, Trump: was die rechte Schweiz mit dem rechten Amerika verbindet (und was nicht). Anmerkungen zur SVP vor der Albisgütli-Tagung. Neue Zürcher Zeitung. https://www.nzz.ch/schweiz/blocher-koeppel-trump-was-die-rechte-schweiz-mit-dem-rechten-amerika-verbindet-und-was-nicht-ld.1866575
von Hein, M. (2017, September 6). Olympia-Terror 1972: Vermeidbares Blutbad? Deutsche Welle. https://www.dw.com/de/m%C3%BCnchner-olympia-attentat-1972-vermeidbares-blutbad/a-40366228
3 Kommentare zu "Die fatale Rückkopplung zwischen Medien und Wirklichkeit"
«Medien sind nicht neutral und abgehoben, sie nehmen mit ihrer Berichterstattung immer auch Einfluss auf das, worüber sie berichten. Gerade heute.»
Wie wahr. Gerade heute. Ich kann für den deutschsprachigen Raum sprechen.
Zur Zeit mache ich mir den Spass, die Berichterstattungen VOR der amerikanischen Präsidentschaftswahl nochmals anzuschauen (in You-Tube existieren diese Sendungen noch). Die ARD berichtete in vielen Sendungen über beide Kandidaten. Es waren Propagandasendungen für Harris. Allesamt. 5 Minuten Trump, die restlichen 55 Minuten wurden Harris, ihrem Umfeld, ihren Eltern, ihrer Herkunft geschenkt. Wahlwerbung pur. Markus Lanz wurde im Vorfeld vom ZDF in die USA geschickt. Kritisch, geradezu bösartig intervenierte er mit krauser unverständlich (wollender) Art bei den Trump-Anhängern, sei es auf dem Land oder in der Stadt. Er stellte sie hin, als kämen sie aus der Steinzeit. Die lockeren, musikalischen, künstlerischen, geistlichen und hollywoodelitären Anhänger von Harris lobte, lachte er an, wippte mit und strahlte beim Berichten wir ein Honigkuchenpferd.
Elmar Theveßen, USA-Korrespondent des ZDF (oder eher Harris-Einpeitscher) fiel auf gekaufte Prediger rein, liess sich gar nicht auf Trumps Argumente ein und in der Wahlnacht säuselte er grimmig und log – man kann es nicht anders sagen – das deutsche Publikum an, als CNN und ABC schon längst Trumps uneinholbarer Sieg verkündeten, indem er rapportierte: «Trump liegt zwar in vielen Staaten vorne, aber Harris Sieg ist nicht mehr weit». So ein «Korrespondent» gehört nicht in die Medien, er wäre in einer Polit-Werbeagentur besser aufgehoben und könnte seine verbissene Einstellung ausleben (alles auf You-Tube nachzusehen)….
«Satire», ein weiteres mediales Element, wandelte sich von der «Humorstunde» zum Schutzschild für Polit-Bashing und Mordfantasien. Im Umfeld von Jan Böhmermann klagte ein «Humorist», schade sei es, dass die Kugel Trump nur am Ohr traf. Und Carolin Kebekus sang in ihrer gleichnamigen «Humorshow» ein Lied (mit pompösem Live-Orchester einstudiert zur besten ARD-Sendezeit) in dem Textzeilen wie (sorry um die Originaltext-Worte) «Das Arschloch Trump» mit dem «Arschgesicht» bei dem ich «kotze»…. die weiteren Strophen erspare ich hier auf diesem (im Gegensatz zur ARD) seriösen Medium…
Wahnsinn. Ein künftiger Präsident eines befreundeten Landes so darzustellen, luxeriös-aufwändig finanziert von gezwungenen deutschen Gebührenzahler…
Ein kleiner Disclaimer noch: In der Hauptausgabe der ARD-Tagesschau am Tage des AfD-Parteitages in Risa berichtete die Redaktion in einem kurzen (Pflicht-)Ein-Minüter über den Anlass. Die ARD-Tontechniker stellten den Ton in den paar Kurzmitschnitten der Redner den Ton auf «Hitler-Hall». Es sollte Tönen wie an den Nürnberger- oder Berliner-Aufmärschen von Hitler.
Die Partei ging auf diese miesen Tricks unserer FÄLSCHERWERKSTÄTTEN, man kann (vor allem die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten) es nicht mehr anders nennen, nicht ein.
Getrieben von Beeinflussung, von Manipulationsmacht sehen sich die ÖRR-Journalisten. Und verspielen so Tag für Tag mehr Glaubwürdigkeit. Schon im Kinderprogramm wurde über die USA-Wahl vorinformiert. Die Kleinen sahen eine nette Harris und ein abgedunkelter (Mugshot) Trump-Helgen. Natürlich wurde der ersteren 4/5 der Sendezeit eingeräumt (die Kindermoderatorin übte ca. 3 Minuten lang den Vornamen Kamala (nicht Kaamala, nicht Kämela, sondern Kamaaala – mit Betonung auf das zweite «a») auszusprechen, denn die in Zukunft wichtigste Frau der Welt richtig auszusprechen können sei in Zukunft das wichtigste)…. Die (grösseren) Jungen sehen die Realität in Schulstunden, Berufsschulen und Universitäten – und sehen sie medial so verzerrt und falsch wiedergegeben – wie soll da Glauben aufgebaut oder wiederhergestellt werden. Der Bürger sieht hier das TV, da die Reality. Dazwischen klafft ein Graben. Der Rentner hier den «Regierungslinie-Gleichschritt-Sprachrohr-ZDF-Kommentar», da das Leben im Mietsblock. Welten. Planeten. Kopfschütteln.
70% der Journalisten sind links eingestellt, wählen links und ticken links. Dies das Resultat einer vorliegenden Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Auch in der Schweiz herrschen also kaum bessere Zustände.
Auch wenn alle Rechts wären, wäre das für das mediale Produkt genau so verheerend.
MZ stellt sich die Frage: «War es früher anders? War es früher besser? Im Zeitalter der Parteizeitungen war die personelle Rückkoppelung wohl stärker. Weil es damals sehr viele verschiedene Parteizeitungen gab, war die thematische Rückkoppelung insgesamt aber wohl weniger wirkungsvoll.»
Es waren Parteizeitungen. Sie nahmen Partei. Und waren als solche deklariert.
Dann wurden die Forumszeitungen erfunden. Sie sollten allem und allen eine Plattform bieten. Diese Plattformen, ob Print, Funk, Fernseh haben heute linke Schlagseite. Und verkommen zur Gewerkschaftspostille (Blick), SP-Sichtweise-Blatt (Tamedia) und Juso-Gazette (WoZ, Republik, Bajour).
Insofern war es früher besser. Besser gelesen, besser gesehen, besser informiert.
Man sägt so den Ast selbst ab, auf dem man sitzt. Und bewirkt politisch (man sieht es ja schweiz- europa- und weltweit) mit diesem totalen medialen Schande-Irrweg das Gegenteil. Tja – Alles schade. Sehr schade und mehr….
Ausgezeichneter Text von Thomas Zweidler. Der Inhalt könnte nicht besser formuliert werden.
Matthias Zehnders Analyse zum Rückkoppelungseffekt zwischen Medien und Wirklichkeit bringt erhellend ans Licht, was mir nur einigermassen und nicht so umfassend klar war. – Des weiteren erlaube ich mir einen Rückkoppelungseffekt festzustellen, den es offensichtlich immer weniger zu geben scheint, denn: In den letzten etwa 50 Jahren hat die Welt durch immer noch mehr Medien immer noch mehr erfahren können, aber kaum etwas daraus gelernt. Was wird das wohl werden, wenn der Damm des Bewusstseins bricht und die Welt von der Wahrheit überflutet wird?