Die Schweiz kappt die geistige Landesverteidigung

Publiziert am 4. Oktober 2024 von Matthias Zehnder

Die Schweiz hat, wie alle westlichen Länder, in den letzten Jahren die klassische Verteidigungsfähigkeit abgebaut. Jetzt versucht die Armee händeringend, die militärischen Löcher zu stopfen. Neu muss sie sich dabei nicht mehr nur um Land, See und Luft kümmern, sondern auch um den Weltraum. Der Nationalrat hat deshalb beschlossen, Beyond Gravity, die Weltraumfirma der Rüstungsfirma Ruag, aus Sicherheitsgründen zu behalten. Es könnte ein teures Engagement werden. Und dann gibt es da noch die fünfte Dimension der Auseinandersetzungen: Das ist der Informationsraum. Auf technischer Ebene hat die Schweiz in den letzten Jahren in die Cyberabwehr investiert. Ziel ist der Schutz kritischer Infrastrukturen und Systeme vor Cyberangriffen. Das ist die technische Ebene. Lange vorher beginnt das, was man als «Informationskrieg» bezeichnet: die Abwehr von manipulierten Informationen, Fake News und Desinformation. An Land, auf seinen Seen und in der Luft muss sich die Schweiz zwar besser rüsten, aber sie befindet sich im Frieden. Anders sieht das im Informationsraum aus: Russland und andere Akteure stecken längst mitten im Informationskrieg. Moskau will mit Desinformationskampagnen Zwietracht im Westen streuen. Anders als bei Artillerie und Flugabwehr ist die Schweiz im Informationsraum gut aufgestellt. Doch genau da will der Bundesrat jetzt den Rotstift ansetzen: Er hat «Swissinfo», den Auslanddienst der SRG, die Beiträge gestrichen und empfohlen, den Dienst einzustellen. Die Schweiz kappt mit anderen Worten die geistige Landesverteidigung. Ich frage mich: Warum?

Wenn wir heute den Begriff «geistige Landesverteidigung» hören, zucken wir zusammen. Wir denken an staatsgefällige Filme wie «Füsilier Wipf» oder den Antikommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit den 1970er Jahren wird die geistige Landesverteidigung negativ beurteilt und gleichgesetzt mit einem geistigen Réduit, mit Nationalismus, Engstirnigkeit und Heimattümelei. Die Kritik richtete sich dabei vor allem an die Abteilung «Heer und Haus». Die politische Linke sah darin ein Mittel der gesellschaftlichen Disziplinierung und kritisierte die Verbreitung von Ideologien. 1938 präsentierte sich die Situation freilich ganz anders.

 

Die Schweiz sah sich Ende 1938 nicht nur militärisch in einer heiklen Lage. Deutschland und Italien waren faschistisch regiert und pflegten einen aggressiven Nationalismus. Neun Monate zuvor, am 12. März 1938, hatten deutsche Truppen die Grenze zu Österreich überschritten und waren vielerorts begeistert empfangen worden. Am 13. März 1938 erliess Hitler Gesetze zum vollständigen «Anschluss» Österreichs an Deutschland. Es gab nicht wenige Deutschschweizer, die auch den deutschsprachigen Teil der Schweiz gerne als Teil des deutschen Reichs gesehen hätten – und entsprechend viele Tessiner, die sich gerne dem italienischen Duce angeschlossen hätten.

Eine bemerkenswerte Botschaft

Vor diesem Hintergrund wandte sich der Bundesrat am 9. Dezember 1938 mit einer «Botschaft über die Organisation und die Aufgaben der schweizerischen Kulturwahrung und Kulturwerbung» an die Bundesversammlung. Es ist bis heute ein bemerkenswerter Text. Vor dem Hintergrund des Nationalismus im faschistischen Deutschland und Italien schreibt der Bundesrat: «Wir sind mit dem europäischen Geistesleben und namentlich mit der Kultur unserer Nachbarländer zu enge verbunden, um uns dem Irrtum hinzugeben, dass der gewaltige Umbruch, der sich in der abendländischen Gedankenwelt offenbart, an unsern Landesgrenzen Halt machen würde.»

Ein grosses Problem für das kleine Land im Zentrum Europas war die informationelle Überlegenheit der Nachbarländer. Der Bundesrat schreibt 1938: «In der modernen Zeit aber hat die Propaganda, dank der Entwicklung ihrer technischen Hilfsmittel, vordem ungeahnte Ausmasse angenommen. Es geht kaum zu weit, wenn wir behaupten, dass der Weltkrieg nicht allein durch die Überlegenheit der Waffen und der wirtschaftlichen Kriegsbereitschaft, als letzten Endes ebensosehr durch die Überlegenheit der Propaganda entschieden worden ist.» Der Bundesrat wusste, dass er der informationellen Überlegenheit der Nachbarstaaten etwas entgegensetzen musste. Das Resultat der Überlegungen war sein Konzept der geistigen Landesverteidigung.

Die geistige Landesverteidigung

Dieses Konzept war der Gegenstand der Botschaft, mit der sich der Bundesrat am 9. Dezember 1938 ans Parlament richtete. «Unser Land hat während der letzten Jahre für seine militärische und wirtschaftliche Verteidigung gewaltige Mittel in vordem unerhörtem Ausmass eingesetzt. Indessen hat die Erkenntnis, dass wir es nicht bei der blossen bewaffneten und wirtschaftlichen Landesverteidigung bewenden lassen dürfen, in wachsender Kraft weiteste Kreise erfasst», schreibt der Bundesrat. In seiner Botschaft skizziert er deshalb diese geistige Landesverteidigung. Federführend bei der Entwicklung der Idee war Bundesrat Philipp Etter. Sein Ziel war es, die schweizerischen Werte und die nationale Unabhängigkeit gegen den aufkommenden Faschismus und Nationalsozialismus zu schützen.

Dem Bundesrat war schon 1938 bewusst, dass Verbote und Abschottung nicht funktionieren, wenn es um Nachrichten und Medien geht. Der Bundesrat schreibt, er betrachte es als unmöglich, der ausländischen Propaganda … durch bloss defensive und negative Massnahmen den Eintritt in unser Land zu verwehren. Die Mittel jener Propaganda sind derart vielgestaltig – denken wir nur an das Radio, an den Film, an das Schrifttum usw. –, dass eine Unterbindung solcher Propaganda, auch wenn diese unerwünscht erscheint, nie restlos gelingen kann. Wir könnten deshalb einer geistigen Landesverteidigung, die im Defensiven und Negativen ihre primäre Aufgabe erblicken wollte, nicht das Wort reden. … Das Wesentliche unserer Abwehr gegen unschweizerisches Gedankengut erblicken wir vielmehr in der positiven Besinnung auf die geistigen Grundlagen unserer schweizerischen Eigenart, unseres schweizerischen Wesens und unseres schweizerischen Staates in den grossen Komponenten seiner Geschichte, seines Volkstums, seines Geistes und seiner Einrichtungen. In der Wahrung schweizerischer Kulturwerte und in der Werbung für diese Werte im In- und Ausland liegt unseres Erachtens der eigentliche Sinn wirklicher geistiger Landesverteidigung.

Kurzwellensender für Information im Ausland

Der Bundesrat war sich 1938 also bewusst, dass die Schweiz dem Trommelfeuer ausländischer Propaganda etwas entgegensetzen musste. Im Inland bestand die geistige Landesverteidigung vor allem aus Kulturförderung. Bei aller Problematik, die eine solche staatliche Kulturförderung beinhaltet, hat der Bundesrat so dafür gesorgt, dass Film, Theater und Literatur in der Schweiz die Jahre der Isolation überstanden und eine eigene, Schweizerische Sprache fanden.

Schon 1938 beschränkte sich der Bundesrat nicht auf das Inland. Er war sich bewusst, dass die Schweiz auch im Ausland präsent bleiben muss. Er setzte dabei vor auf die Präsenz von Kultur aus der Schweiz im Ausland. Daraus entstand die Kulturorganisation Pro Helvetia. Aber der Bundesrat setzte auch auf Information und setzte da auf Kurzwellen-Sender. Der Bundesrat schreibt:

Auch auf dem Gebiete der Kurzwellensendungen nach Übersee hat der Schweizerische Rundspruch bereits wertvolle Vorarbeit geleistet. Er erkannte schon vor Jahren die dringende Notwendigkeit, mittelst Kurzwellen die kontinentale Isolierung der Schweiz zu durchbrechen und das geistige Band mit den Schweizern in andern Erdteilen enger zu knüpfen. Schon 1935 wurden monatliche Versuchssendungen nach Nord- und Südamerika aufgenommen. 1936 wurden sie zu wöchentlichen Sendungen ausgebaut, und seit Januar 1938 werden sie durch monatliche Versuchssendungen auch nach Afrika, Australien und Asien ergänzt. … Die Programme dieser Sendungen sind inhaltlich auf die Wünsche der Überseeschweizer abgestimmt. … Regelmässig schildern in jeder Sprache kurze Chroniken die Ereignisse in der Heimat seit der letzten Sendung.

20 Millionen für die Propaganda-Abwehr

Aus diesen Kurzwellensendungen im Auftrag der geistigen Landesverteidigung entstand Schweizer Radio International. Ab 1941 kamen zu den Sendungen in den drei Landessprachen Angebote auf Englisch, Spanisch und Portugiesisch und 1963 auf Arabisch. 1964 beteiligte sich der Bund erstmals an der Finanzierung. Ab den 1990er Jahren wurde das Kurzwellenangebot schrittweise abgebaut, seit 2000 ist das internationale Informationsangebot per Internet verfügbar. Heute hat die SRG vom Bund einen Auftrag für ein Informationsangebot für das Ausland. Im Zentrum steht dabei die Internetplattformen Swissinfo.ch, die Inhalte in zehn Sprachen anbietet. Die Bundesbeiträge belaufen sich derzeit auf 19.45 Millionen Franken pro Jahr. Diesen Beitrag will der Bundesrat streichen und empfiehlt der SRG, das Auslandangebot einzustellen. Begründung: Das Informationsangebot im Ausland über die Schweiz sei heute durch diverse Medienkanäle umfassend vorhanden. Was etwa so ist, wie wenn der «Tagi» auf seine USA-Berichterstattung mit dem Hinweis auf die «New York Times» und «MSNBC» verzichten würde. Es kommt im Journalismus nie nur auf das Thema an, sondern immer auch auf die Perspektive – und das Zielpublikum.

Der Streichungsentscheid ist kurzsichtig und zeugt von erstaunlicher Ignoranz. Der Bundesrat wiederholt damit die katastrophalen Fehler, welche die Schweiz schon mit dem Abbau ihrer Befestigungsanlagen gemacht hat. Diese Woche beschrieb Georg Häsler in der NZZ die Not der Armee, die ihr aus dem Abbau ihrer Geländeverstärkungen entstanden ist. «Heute wünschen sich die Schweizer Offiziere bei taktischen Übungen regelmässig ihre Geländeverstärkungen zurück. Selbst bei Szenarien unterhalb der Kriegsschwelle könnten die verbunkerten Geschütze exakt dort punktgenaues Feuer liefern, wo es die Kampfverbände brauchen – etwa, um eine bewaffnete Gruppe zu bekämpfen, die entlang der Gotthardachse eine kritische Infrastruktur besetzt hält», schreibt Häsler.

Dauertrommelfeuer von Propaganda

Genau dasselbe gilt für die Informationsangebote von «Swissinfo». Die westlichen Länder sind einem Dauertrommelfeuer von Propaganda durch Russland und andere Akteure ausgesetzt. Die Wirkung davon lässt sich zum Beispiel im Osten Deutschlands besichtigen. 1938 hätte man von einer «Zersetzung des Wehrwillens» gesprochen. In einem Arbeitspapier schreibt die deutsche Bundeswehr, dass die «Zivilbevölkerung in einem bislang ungekannten Masse mit in den ‹Kampf der Narrative›»  gezogen werde. «Information selbst ist ein Angriffsziel und Mittel der Kriegsführung», schreiben die Expertinnen der Bundeswehr. Die Bevölkerung werde «mittels Informationen beeinflusst». Problematisch sei dabei, dass es den meisten Menschen heute schwer falle, feindliche Propaganda als solche zu erkennen. «Russische ‹Trolle› und ‹Bots› agieren konstant im digitalen Informationsumfeld.»

Die Experten empfehlen deshalb dringend, dass die Bundeswehr den Cyberraum nicht nur technisch betrachten soll. Die Armee soll sich also nicht nur auf den Schutz vor technischen Cyberangriffen und Hackern konzentrieren, sondern auch den Informationsraum in ihre Überlegungen einbeziehen. Für westliche Staaten ist das eine heikle Angelegenheit: Sie können der Propaganda autokratischer Staaten keine eigene Propaganda entgegensetzen. Aber sie können dafür sorgen, dass sachliche Informationen eine bessere Verbreitung finden und durch eine qualitativ hochwertige Berichterstattung über das eigene Land und seine Positionen und Haltungen für mehr Verständnis und damit für ein besseres internationales Ansehen sorgen.

Ein Medium für die fünfte Schweiz

Genau das ist die Aufgabe von «Swissinfo», dem ehemaligen Schweizer Radio International. «Swissinfo» bedient zwei Zielgruppen: Auslandschweizer und an der Schweiz interessierte Menschen im Ausland. Für die «fünfte Schweiz», also die Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, kuratiert «Swissinfo» in einem täglichen Briefing die wichtigsten Nachrichten aus der Schweizer Medienlandschaft. Die Berichterstattung von «Swissinfo» fokussiert auf die Politik und den Auftrag, die «Swiss abroad» so zu informieren, dass sie an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen können. Das globale Publikum, das sich für die Schweiz interessiert, hält «Swissinfo» fokussiert über fünf Themen auf dem Laufenden: Demokratie, Internationales Genf, Wissenschaft, Aussenpolitik sowie multinationale Unternehmen. Für die Verbreitung der Inhalte arbeitet «Swissinfo» mit anderen Broadcastern zusammen und nutzt ganz unterschiedliche Techniken, vom Newsletter über Podcasts bis zu Reddit.

«Swissinfo» setzt auf sachliche und verlässliche Information über die Schweiz. Mit Erfolg: 2023 hat das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich «Swissinfo» als qualitativ bestes Onlinemedium der Schweiz bewertet. Diese «Schweizer Qualität» in Sachen Information trägt auch formal zum Image der Schweiz bei und führt dazu, dass das Angebot in Krisenzeiten global stark nachgefragt wird.

Bunker mit Einfamilienhäusern verglichen

Man könnte meinen, dass «Swissinfo» als Enkelin der geistigen Landesverteidigung gerade bei konservativen Politikern ein gern gesehener Teil der Schweizer Wehrfähigkeit darstellt. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Es ist mir unerklärlich, wie man so kurzsichtig gegen die Interessen des Landes handeln kann. Wir können jeden Tag beobachten, welche verheerende Wirkung Desinformation und Propaganda haben.

An der Medienkonferenz zum Sparpaket des Bundes erklärte Medienminister Albert Rösti, der Beitrag an «Swissinfo» sei «eine der Massnahmen, wo mit Einzelsubventionen Inneffizienzen geschaffen werden». Ihm sei es wichtiger, dass die indirekte Presseförderung nicht gestrichen werde. Das allerdings ist Bunker mit Einfamilienhäusern verglichen: Die Finanzierung einer Informationsleistung für das Ausland im Sinne einer informationellen Landesverteidigung ist keine Subvention, sondern ein ureigener Teil der Bundesaufgaben. Der Bundesrat käme ja auch nicht auf die Idee, das Budget der Cyberabwehr als Subvention zu bezeichnen. Warum mit der Finanzierung eines Auslandinformationsdienstes «Inneffizienzen geschaffen» worden sein sollen, ist mir ebenso schleierhaft. In der freien Marktwirtschaft können unnötige Subventionen tatsächlich zu Ineffizienz führen, weil das Unternehmen keine Anreize mehr hat, das über den Markt erwirtschaftete Geld effizient einzusetzen. Für einen Auslandinformationsdienst gibt es aber gar keinen Markt, auf dem sich Geld erwirtschaften liesse, deshalb kann bei «Swissinfo» auch nicht davon die Rede sein, dass Subventionen Ineffizienzen schaffen. Es gibt nur einen Nutzermarkt und da ist «Swissinfo», gerade auch gemessen an den eingesetzten Mitteln, sehr erfolgreich.

Der Zweck des Staates erschöpft sich nicht in materieller Wohlfahrt

Das alles ist nicht so kompliziert, dass es der Bundesrat übersehen könnte. Warum streicht er die Mittel trotzdem? Ich bin, ehrlich gesagt, ratlos. Auch deshalb, weil es den Interessen des Landes diametral widerspricht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es eine Massnahme ist, die im Inland zu wenig Widerspruch führen wird, weil wenig Wählerinnen und Wähler direkt davon betroffen sind. Oder dass die Aversion gegen die SRG grösser ist als das Interesse an einer sinnvollen Verteidigung des Landes im Informationsraum. Was geradezu defätistisch wäre und mich noch ratloser zurücklässt.

Was bleibt zu sagen? 1938 schrieb der Bundesrat in seiner Botschaft ans Parlament: Der Zweck des Staates erschöpft sich nicht darin, die materielle Wohlfahrt seiner Bürger durch die Gesetzgebung, durch die Rechtspflege und durch soziale Einrichtungen zu fördern und diese materielle Wohlfahrt durch die militärische Landesverteidigung gegen jeden Angriff von aussen sicherzustellen. Eine solche materialistische Auffassung vom Staat müsste auf die Dauer die Gefahr in sich schliessen, namentlich in Zeiten wirtschaftlichen Niederganges oder wirtschaftlicher Notlage den Bestand einzelner, bestimmter Staaten in Frage zu stellen. Jeder Staat lebt vielmehr aus der Kraft der geistigen Grundlagen, die ihn geboren und im Laufe seiner Geschichte organisch weiter gestaltet haben. Der Staat wird getragen von der Gemeinschaft des Willens und des Geistes, von einer einigenden, alles Trennende und Differenzierende überschattenden Idee, die in der Staatsform ihren wesensgleichen, organischen Ausdruck und ihre natürliche Erfüllung findet.

Der Staat wird getragen von der Gemeinschaft des Willens und des Geistes – nein, das ist nicht mehr unsere Sprache. Aber es trifft das Problem gut. Heute würden wir nicht mehr von einer Gemeinschaft des Willens und des Geistes sprechen, sondern wohl eher von einer Wertegemeinschaft und einer solidarischen Gesellschaft. Genau diese Gesellschaft zu untergraben ist das Ziel von Desinformation und Fake News. Dass der Bundesrat ein probates Mittel gegen diese Desinformation und Propaganda schulterzuckend streichen will, macht mich ratlos. Und wütend.

Basel 4. Oktober 2024, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Max Kraft
Ein Mitarbeiter des Kurzwellensendezentrums Schwarzenburg, also des Vorgängers von Swissinfo, bei der Aufnahme einer Sendung, aufgenommen im Jahr 1955.

Aregger, Alexandra und Schlapbach, Quentin (2024): Bundesrat will Swissinfo-Millionen streichen. In: Basler Zeitung. [https://www.bazonline.ch/srg-bundesrat-will-swissinfo-millionen-streichen-753285192040; 4.10.2024].

Berner, Selina (2024): Satelliten und Sicherheit: Die Rolle der Schweiz im militarisierten All. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/schweiz/das-all-der-neue-militarisierte-raum-ld.1850712; 4.10.2024].

Bundesrat (1938): Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Organisation und die Aufgaben der schweizerischen Kulturwahrung und Kulturwerbung. (Vom 9. Dezember 1938.). In: Fedlex. [https://fedlex.data.admin.ch/eli/fga/1938/2_985__; 4.10.2024].

Busch, Carolin und Düe, Nadine (2017): Informationskriege: Eine Herausforderung für die Bundeswehr. In: Bundesakademie Für Sicherheitspolitik. [https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2017/informationskriege-eine-herausforderung-fuer-die-bundeswehr; 4.10.2024].

Häsler, Georg (2024): Mehr militärische Schlagkraft dank künstlicher Intelligenz. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/pro/ki-im-militaer-taktische-revolution-fuer-veraltete-waffen-ld.1848512; 4.10.2024].

Jorio, Marco (2006): Geistige Landesverteidigung. In: Hls-dhs-dss.ch. [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017426/2006-11-23/; 4.10.2024].

von Matt, Othmar (2024): Die Armee korrigiert ihre Sünden aus der Vergangenheit. In: bzBasel. [https://www.bzbasel.ch/schweiz/sicherheit-die-armee-korrigiert-ihre-suenden-aus-der-vergangenheit-und-setzt-auf-panzer-sensoren-und-satelliten-ld.2664838; 4.10.2024].

Schade, Edzard (2011): Schweizer Radio International. In: Hls-dhs-dss.ch. [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010480/2011-11-30/; 4.10.2024].

Tribelhorn, Marc (2013): Ein Volk von Murmeltieren. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/schweiz/ein-volk-von-murmeltieren-ld.852734; 4.10.2024].

3 Kommentare zu "Die Schweiz kappt die geistige Landesverteidigung"

  1. Bin sehr skeptisch, wenn ausgerechnet eher das linke Parteienspektrum, welche bei der SRG tendenziell wohlwollender behandelt wird (SRG-Hätschelkinder SP, Juso, Wermuth, Meyer & Co. usw… = weiss jeder) und welches (demzufolge) der SRG gut gesinnt ist und allüberall zu Abbau bereit ist (besonders bei der „Landesverteidigung“/Armee!!), bloss bei „ihrem Parteiorgan“, der SRG nicht, gerade bei einer Einsparung wie derer von „SwissInfo“ den Begriff „Landesverteidigung“ aus der Mottenkiste kramt, welcher ansonsten in diesen linken Kreisen so was von „igitt“ ist, verpönt ist, zu meiden sei (an Parteitagen strikt und im Alltag sowieso) analog Begriffe wie «Heimat», «Patriotismus» usw… als giftig gelten und unstatthaft in Linken-Kreisen daherkommen.
    Glasklar durschaubarer Fall (wiedereinmal).
    Auch ohne Partei-Optik: Es gilt wie überall: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit…“
    Schweizer Radio International auf Kurzwelle hatte Berechtigung: Es gab nix Internet, nix Sozial-Media, nix Online & Co. Der Kurzwellensender Schwarzenburg funkte in die Welt. Nach West, Ost, Nord und Süd. Es gab keine andere Welle zur Heimat. Die Auslandschweizer horchten (je nach Wetterlage besser oder schlechter) vor ihren Transistoren in Afrika, Australien oder Amerika.
    Im HEUTE (=2024) kann man in Japan «Radio Basilisk» lauschen, in Tansania «Radio Munot», in Australien locker «Radio X», im «Swiss-Club» in Arizona dudelt «RTS La Premiere», da der Patron aus Lausanne kommt…. Und die gefühlten 77 Radioprogramme sowie die uferlosen You-Tube-Formate der SRG sowieso. Ein Bündner kann in Alaska sein «SRG-RTR» auf Rätoromanisch hören, ein Basler sein «Regionaljournal BS/BL» in Mokil Village auf den Föderierte Staaten von Mikronesien.
    Ein Telefonkupferdraht oder WLAN oder ein Mobilnetz (welches in Afrika bald besser ausgebaut ist als Hierzulande) reicht und der Rest macht das INTERNET möglich.
    Ich höre schon das Rufen: Aber SwissInfo „bereitet“ die News aus der Schweiz auslandschweizergerecht auf…. Oder: Es ist eine CH-Repräsentanz gegenüber der ganzen Welt…
    Im Heute: Vorgekaute, auslands-gerecht präparierte Info-Happen über die Schweiz will niemand (ausser Ü77) mehr. Und die „Repräsentanz“ ist ein wenig zu Hold und Schwülstig im 2024….
    Heute wird O-Ton, Live und möglichst direkt informiert. Ein Schweiz-Fan in Helsinki hört (direkt) Radio Eviva, weil der CH-Volksmusik so sehr liebt, und weicht nicht auf die (nicht existierende) Volksmusik-Stunde von SwissInfo aus. Eine Berlinerin, welche sich in Zürich verliebte, hört auch in Kreuzberg lieber direkt „TeleZüri“ oder „Radio 1/24“ mit Original-Züri-Groove…
    Es ist so: Auch ich informiere mich (z.B. über die US-Wahl) lieber direkt, gucke CNN, gucke Fox, gucke ABC und bilde mir meine Meinung anstelle der Konsumation eines öffentlich-rechtlichen-halbstaatlichen US-Auslandsinformationsdienstes…
    Das selbe umgekehrt. An US-Highschools wird (spärlich aber die Regel bestätigen die Ausnahmen…) die Schweiz durchgenommen: Am Beamer zeigt der Teacher die „Fasnacht zu Basel“ von «TeleBasel», vergleicht sie (sucht die Unterschiede) zur wilden, rüüdigen Fasnacht von Luzern, welche er über «Tele1» in die Schule holt, für Berg-Impressionen wird «TV-Oberwallis» medial angezapft, inkl. O-Werbung (unterhaltende Walliser-Werbung) und O-Wetter (mit Live-Cam)…. Was will man mehr?!?….
    Das Finale Argument (für mich/uns als BundesSTEUERzahler und ZwangsGebühren-Medien-Abgabe-Serafe-Zahler (=Melkkuh): ES IST SCHLICHT ZU TEUER: Die 18,9 Millionen Franken Fördergelder pro Jahr vom Bund für SwissInfo sollen gestrichen werden….
    «Find i’ guet» = DENN:
    Macht man die Auslegeordnung im hier und jetzt; Listet man Plus und Minus; Kosten und Nutzen auf kann man nur zum SPARfazit kommen. Denn die Schwarzenburg-Kurzwellen (tönende Dachkänel-) Zeiten/Romantik hatte ihre Zeit, ist aber heut (wie bei vielem) schlicht und einfach vorbei…

    1. Abgesehen von Ihrem üblichen SRG=Links-Bashing – was sind jetzt genau Ihre Argumente?
      1) Internet > alle können auf Schweizer Inhalte zugreifen
      2) will niemand (ausser Ü77)
      3) ist schlicht zu teuer
      Ad 1): Das ist das alte Missverständnis, dass technische = mediale Erreichbarkeit sei. So gesehen müsste nie mehr ein Medium über eine wissenschaftliche Entdeckung berichten, weil alles schon in wissenschaftlichen Zeitschriften per Internet verfügbar ist. Sie vernachlässigen mit anderen Worten die Perspektive und damit das Zielpublikum.
      Ad 2) Dann sagen Sie mir bitte, warum zB der Newsletter von Swissinfo eine halbe Million Abonnenten hat und jeden Monat um 1500 Abonnenten zulegt. Oder die Website bis zu 12 Mio Visits im Monat aufweist.
      3) Ein Preis muss sich immer am Ziel messen. Wenn Sie Swissinfo mit Radio Eviva gleichsetzen, ist es zu teuer. Wenn sie Swissinfo als Beitrag der Schweiz zur Abwehr von (russischer) Propaganda verstehen, ist es extrem günstig.

      Ihre Rückmeldung ist genau das, was ich nicht verstehe: Sie lassen sich keinen Millimeter auf die Argumente und Überlegungen in Sachen informationelle Landesverteidigung ein, weil SRG und Zwangsgebühren für Sie aus einem unerfindlichen Grund ein rotes Tuch sind. Und überlassen das informationelle Kampffeld damit kampflos (und defätistisch) den Propagandamaschinen der «Feinde des Westens», wenn Sie es dramatisch ausgedrückt haben wollen. Das ist kurzsichtig und wird uns auf lange Sicht sehr teuer zu stehen kommen.

  2. Die geistige Landesverteidigung mag im letzten Jahrhundert exzellent begründet und wirksam gewesen sein. Heute, wo wir in einer Welt leben, die von Gier, Herrsch- und Vergnügungssucht sowie von Zerstörungswut geprägt ist, braucht noch viel mehr als eine Verteidigung des Landes eine Verteidigung des Geistes.

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