Duden und Co.: Rechtschreibtipps für Profis

Publiziert am 26. Mai 2022 von Matthias Zehnder

Wer viel schreibt, macht viele Fehler. Das ist und bleibt leider so. Als Schreiber kann ich mir noch so Mühe geben, ich sehe meine eigenen Fehler oft nicht, weil ich mich zu sehr auf den Inhalt konzentriere. Früher arbeiteten deshalb auf jeder Zeitungsredaktion Korrektoren. Die sahen mit einem Korrekturdurchlauf etwa 90 Prozent der Fehler – konnten aber oft nicht genau sagen, wovon der Text handelte, weil sie sich nur auf die Orthografie konzentrierten. Mittlerweile haben viele Redaktionen die Korrektoren abgeschafft. Sie begnügen sich mit der Korrektur durch den Computer. Doch die ist oft nur mangelhaft. Darunter leiden auch Sie und ich, wenn wir etwas schreiben. Doch es gibt ein paar Tricks, wie man auch alleine am Computer die richtige Rechtschreibung herausfindet. Ich gebe Ihnen deshalb heute Tipps zu Duden und Co. am Computer.

Eins vorweg: Sprache hat immer mehrere Ebenen. Da gibt es die Wortebene. Dafür ist die Orthografie zuständig, die Lehre von der Rechtschreibung. Diese Ebene lässt sich heute relativ einfach mit einem Computer überprüfen – solange man nicht zu ausgefallen schreibt und keine Dialektwörter verwendet. Doch Sprache besteht nicht nur aus Wörtern, sondern auch noch aus Grammatik. Wann muss ich ein Komma setzen, wann nicht? Folgt nach wegen der Dativ oder der Genetiv? Steht das Verb in der Einzahl oder der Mehrzahl? Diese syntaktische Ebene zu überprüfen, ist für den Computer schon viel schwieriger. Und dann ist da noch der Stil. Ist das gutes Deutsch, wenn man in einem Satz «man» verwendet? Ist es sinnvoll, ein Wort zu wiederholen, oder wäre es besser, das Wort zu variieren? Auf dieser Ebene kann der Computer allenfalls Hinweise geben.

Übrigens: Grundsätzlich dürfen Schreibende auf Deutsch schreiben, wie sie wollen. An die amtliche, deutsche Rechtschreibung sind nur Ämter und Schulen gebunden. Das zeigt sich immer nach einer Reform. Als 1998 die neue deutsche Rechtschreibung verpflichtend eingeführt wurde, scherten konservative Zeitungen aus und weigerten sich, etwa «Geografie» mit «f» statt mit «ph» zu schreiben. Die Folge war (und ist) ein Wirrwarr zwischen neuer und alter deutscher Rechtschreibung. Dabei setzt sich in den allermeisten Fällen nicht etwa die linguistische Logik durch, sondern vielmehr die bildungsbürgerliche Gewohnheit. Aber lassen wir das.

Duden

Anlaufstelle Nummer eins im deutschen Sprachraum ist und bleibt der Duden. Früher lag das gelbschwarze Wörterbuch auf jedem Schreibtisch, heute lässt sich die Rechtschreibung eines einzelnen Worts schneller im Internet nachschlagen. Dafür geben Sie entweder «Duden Wort» bei Google ein, wobei «Wort» für das Wort steht, dessen Schreibung Sie suchen, oder Sie rufen den Duden direkt über diese Adresse auf: https://www.duden.de/ In der Suchmaske geben Sie das Wort ein und Duden zeigt den entsprechenden Wörterbuchartikel. Nachteil der Onlinesuche: Wenn Sie das Wort falsch schreiben, findet Duden nichts. Immerhin wissen Sie dann, dass Sie falsch gelegen sind. Es bleibt Ihnen also nichts anderes übrig, als die richtige Schreibweise zu erraten.
https://www.duden.de/

DWDS

Duden ist insofern besonders, als das Lexikon regelhaften Charakter hat: Duden setzt die Orthografie. Anders ist das bei beobachtenden Lexika wie dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS): Dieses Wörterbuch verzeichnet die deutschen Wörter, wie sie seit 1600 in Gebrauch sind. Das gegenwartssprachliche DWDS-Wörterbuch bietet derzeit Informationen zu Form und Bedeutung von rund 230’000 Wörtern der deutschen Sprache. Für Schreibende ist es interessant, weil es über einen besonders gut ausgebauten Thesaurus (also ein Variantenwörterbuch) verfügt und Ideen gibt, durch welches Synonym man ein Wort ersetzen könnte. Zudem zeigt es typische Verbindungen des gesuchten Worts mit anderen Worten, das hilft beim Schreiben manchmal auch.
https://www.dwds.de/  

ZDL

Wenn Sie noch etwas mehr über Sprache wissen möchten, empfiehlt sich die Website des  Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL). Das ist ein lexikographisches Grossprojekt mit dem Ziel, ein digitales Informationssystem zu entwickeln und zu betreiben, das den deutschen Wortschatz und seine fortwährenden Veränderungen umfassend und verlässlich beschreibt. Das ZDL wird durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Das ZDL bietet Zugriff nicht nur auf das DWDS, sondern auch auf andere Lexika und Wörterbücher, darunter eine digitale Wortgeschichte mit Informationen über Herkunft und Entwicklung der Wörter, das Schweizerische Idiotikon, also das Dialektlexikon der Schweiz, ein Neologismenwörterbuch mit neuen Wortbildungen und die Grimmschen Wörterbücher. Diese Lexika und Wörterbücher eignen sich also nicht nur als Nachschlagewerke, sondern auch zur sprachlichen Inspiration. Alle Angebote sind übrigens kostenlos.
https://www.zdl.org/

Pons

Der Gerechtigkeit halber sei erwähnt, dass es neben dem Duden und den Universitäten weitere private Anbieter von Onlinewörterbüchern gibt. Der Prominenteste unter den Privaten ist die Marke Pons: Der Klettverlag bietet unter dieser Marke seine Wörterbücher an und macht sie auch im Internet verfügbar. Online abrufbar sind Rechtschreibung und Wörterbucheinträge, Beispiele für den Wortgebrauch und auf Knopfdruck die Übersetzung in eine andere Sprache. Besonders nützlich in Zweifelsfällen sind die Konjugationstabellen, die Pons verfügbar macht: Online lassen sich 11’600 Verben prüfen – so lernt man die eigene Sprache kennen wie eine Fremdsprache.
https://de.pons.com/

Tipp: Rechtschreibprüfung für Profis

Für professionelle oder anderweitige Vielschreiber ist es allenfalls interessant und inspirierend, mal in die Onlinewörterbücher zu schauen. Als Hilfsmittel zur Textkorrektur eignen sich die Wörterbücher kaum. Natürlich hat Microsoft Word eine Text- und Grammatikprüfung eingebaut, aber diese Prüfung ist, sagen wir: verbesserungswürdig. Ich setze deshalb auf ein kostenpflichtiges Angebot von Duden: Duden Mentor ermöglicht die elektronische Prüfung von Texten entweder online oder über ein PlugIn direkt im Word. Online bedeutet: Man kopiert den Text in die Zwischenablage und fügt ihn auf der Website von Duden Mentor in ein Feld ein, dann werden die Fehler sofort angezeigt. Das Dudenprogramm prüft dabei Rechtschreibung, Satzzeichensetzung und Grammatik, also zum Beispiel die Kongruenz von Numerus und Kasus oder die Kommasetzung, und es kennt auch die Schreibweise von erstaunlich vielen Eigennamen. Ohne dieses Werkzeug würden meine Texte (noch) mehr Fehler aufweisen. Einziger Nachteil: Duden Mentor ist allergisch auf Wortwiederholungen. Doch manchmal ist es schlicht sinnvoller, ein Wort zu wiederholen, als durch mehr oder weniger sinnvolle Synonyme de Verständlichkeit des Textes herabzusetzen.
https://mentor.duden.de/ 

Ach, und noch ein allerletzter Tipp: Ausdrucken hilft immer. Am Bildschirm sieht man nur die Hälfte der Fehler. Höchstens. Ausdrucken und laut vorlesen. Oder jemanden anderen lesen lassen. Aber da wären wir wieder bei der Korrektorin, die ich weiterhin schmerzlich vermisse.

Also: schreiben Sie gut.

Basel, 26. Mai 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

2 Kommentare zu "Duden und Co.: Rechtschreibtipps für Profis"

  1. Wenn es um Erklärungen zu Rechtschreibung, Grammatik und Stil geht, ist der Blog von Dr. Stephan Bopp bei LEO eine fantastische Adresse (https://blog.leo.org). Der Linguist Bopp hat auf jede Frage eine verständliche Antwort und illustriert diese mit Beispielen aus dem Alltag. Auch wenn man gar keine konkrete Frage hat, animiert der Blog zum Stöbern.

  2. Der Hinweis auf Dr. Bopp ist sehr wertvoll: Einzig hier finde ich den Hinweis, dass der „Tolpatsch“ eben nichts mit „toll“ zu tun hat, sondern aus dem Ungarischen kommt. Das DWDS führt einen immerhin zu Jacob und Wilhelm Grimm, mit entsprechenden Zitaten. Ich gestehe: ich habe noch heute Mühe mit dieser (in meinen Augen etwas seltsamen) Rechtschreibreform; da bin und bleibe ich ein hoffnungsloser Fall von Bildungsbürger. Aber die sterben ja irgendwann auch mal aus, dann gibt es weniger Gemotze…!

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