Profitipps für die Nutzung von Wikipedia

Publiziert am 19. Mai 2022 von Matthias Zehnder

Als ich Anfang der 90er Jahre meinen ersten Internetanschluss in Betrieb nahm, war das ein Erlebnis: Plötzlich konnte man von der Schweiz aus auf Informationen amerikanischer Universitäten zugreifen, mit Forschern auf der anderen Seite des Atlantiks (oder des Ärmelkanals) Kontakt aufnehmen und deren Arbeiten lesen. Das Internet, das war klar, ist ein Netzwerk des Wissens. Dann kann die Kommerzialisierung des Netzes und plötzlich machte das Wissen nur noch einen kleinen Teil im Netz aus. Das heisst aber nicht, dass das Wissen nicht mehr da ist. Im Gegenteil: Das Internet ist immer noch eine phänomenale Quelle für Wissen. Bestes Beispiel dafür sind die online verfügbaren Lexika, allen voran Wikipedia: Das Lexikon bietet deutlich mehr als die blossen Stichworteinträge. Ich gebe Ihnen deshalb heute fünf Profitipps für die Nutzung von Wikipedia und verrate Ihnen, wie ich das Onlinelexikon nutze.

Natürlich kennen Sie die Wikipedia. Es gibt Benutzer:innen, die sich fast schon verächtlich über Wikipedia äussern. Ich weiss nicht, woher die Verachtung für das grösste Lexikon der Welt kommt. Ich vermute, es hat etwas mit der einfachen Verfügbarkeit und der Bekanntheit zu tun – und damit, dass Wikipedia in vielen Schulen nicht als Quelle bei schriftlichen Arbeiten verwendet werden darf. Das ändert aber nichts daran, dass Wikipedia eine phänomenale Wissenssammlung bietet, die erst noch frei verfügbar ist. Nützlich ist Wikipedia insbesondere dann, wenn sie nicht nur den eigentlichen Lexikonartikel lesen. 

Andere Sprachversionen

Die meisten Artikel von Wikipedia liegen in mehreren oder sogar vielen Sprachen vor. Interessanterweise weisen die Lexikoneinträge zum selben Stichwort von Sprache zu Sprache zum Teil erhebliche Unterschiede auf. Es kann sich deshalb lohnen, ein Stichwort in mehreren Sprachen zu konsultieren. Die Sprache können Sie ganz einfach wechseln: Auf dem Computer finden Sie links unter dem Wikipedia-Logo eine Spalte mit den Werkzeugen von Wikipedia. Ganz unten finden Sie den Eintrag «In anderen Sprachen». Hier sind die Sprachen aufgelistet, in denen derselbe Artikel auch verfügbar ist. Ein Klick auf die Sprache lädt den Artikel in der jeweiligen Sprache. Auf dem Handy finden Sie den Sprachen-Link unten in der Bedienleiste. Es ist ein Symbol, das ein «A» und ein chinesisches Schriftzeichen miteinander verbindet.

Eine andere Sprachversion zu wählen, ist übrigens auch ein Trick für die Übersetzung eines Fachworts in eine andere Sprache. So finden Sie auf Mausklick heraus, dass die Zeit der Aufklärung auf Englisch «Age of Enlightenment» und auf «Siècle des Lumières» heisst – wenn Sie nur nach «Aufklärung auf Englisch» suchen, finden Sie dagegen auch Übersetzungen wie «clarification», «clearing up» oder «sex education».

Die Wikipedia-Artikel sehen in den anderen Sprachen nicht nur anders aus, sie setzen oft auch andere Schwerpunkte, sind anders Illustriert und stellen andere Menschen, also andere Schriftsteller, Musiker oder Maler ins Zentrum. Und ganz abgesehen davon: Manchmal sind gerade komplizierte Sachverhalte auf Englisch einfacher verständlich als auf Deutsch, weil man auf Englisch keine Schachtelsätze bilden kann (alter Trick von Philosophiestudenten für die Lektüre von Kant-Texten…).

Konsultieren Sie die Quellen

«Ad Fontes», also «zu den Quellen», lautete das Motto der Humanisten in der Frühen Neuzeit. Die Reformation hat sich das Motto später zur Pflicht gemacht. Dieses Motto können Sie auch auf Wikipedia anwenden: Anders als die meisten Lexika gibt Wikipedia immer auch die Quellen zu einem Lexikoneintrag an. Und die sind manchmal interessanter als der eigentliche Lexikonartikel. Vor allem aber helfen sie weiter, wenn man mehr zu einem Thema wissen will. Ein guter Wikipedia-Artikel ist deshalb auch ein guter Anfang für die Beschäftigung mit einem Thema. Ganz besonders

Schauen Sie sich die Weblinks an

Ähnliches gilt für die Links, die Wikipedia zu einem Artikel anbietet. Während in den Quellen das Material aufgeführt ist, das als Grundlage für den Artikel genommen werden kann, führen die Links weiter etwa auf die Internetangebote der besprochenen Firma, auf Produktionen, Filme und andere Netzinhalte. Anders als Links, die man mit Google findet, sind diese Adressen quasi handverlesen und eignen sich gut für eine weiterführende Beschäftigung mit dem Thema.

Schauen Sie sich den Versionsverlauf an

Besonders bei aktuellen und umstrittenen Themen empfiehlt sich ein Blick in den Versionsverlauf des Artikels. Hier dokumentiert Wikipedia die ganze Entstehungsgeschichte des Lexikoneintrags. Spannend zu sehen ist, ob es Informationen gibt, die immer wieder gelöscht werden oder ob es besonders strittige Punkte gibt. Auch diese Angaben können ein Ausgangspunkt für eine weiterführende Recherche sein.

Wikipedia nach Themen

Was viele Benutzer:innen nicht wissen: In Wikipedia kann man nicht nur einen ganz bestimmten Artikel suchen, man kann in Wikipedia auch blättern. Nicht wie in einem Lexikon von A bis Z, das würde bei der grossen Zahl von Einträgen wenig Sinn machen. Aber wie in einem thematisch geordneten Buch: Wikipedia kann man nämlich nach Themen durchblättern (oder durchbrowsen). Dafür hält Wikipedia ein «Themenportal» bereit. Sie finden den Link dazu oben links unter dem Wikipedialogo oder über den Link unten. Hier können Sie die Wikipediaartikel nach Themen aufrufen: Geografie, Geschichte, Religion, Gesellschaft, Sport, Technik, Kunst und Kultur und Wissenschaft. Wenn Sie sich schon für einen Artikel interessiert haben, können Sie auch über en Artikel in die Themenwelt wechseln. Die Themen, mit denen ein Artikel verbunden ist, finden Sie jeweils ganz am Schluss des Lexikonartikels.
https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Wikipedia_nach_Themen

Basel, 19. Mai 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

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