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Gewinn ist nicht genug!
Wer den Politikern im Bundesparlament zuhört, bekommt immer wieder ähnliche Grundsätze zu hören. Etwa: Staatsschulden schaden der Zukunft unserer Kinder! Oder: Welthandel nutzt allen Menschen. Digitalisierung macht uns reicher. Globalisierung schafft Wohlstand. Mehr Markt ist immer besser, auch in der Krise. Die Sätze sind der Refrain jedes Wirtschaftspolitikers (und die meisten Politiker in der Schweiz sind auch Wirtschaftspolitiker). Wir hören die Sätze kaum mehr – wir glauben sie ohnehin seit langen. Aber stimmen sie auch? Rudolf Hickel, Johann-Günther König und Hermannus Pfeiffer gehen diesen Glaubenssätzen der Wirtschaftspolitiker in diesem Buch auf den Grund. Die drei sind keine linken Weltverbesserer. Hickel war Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Bremen, König war Manager eines Grossunternehmens und Pfeiffer ist Inhaber des Pressebüros Finanzdienstleistungen. Sie sagen: Das sind Mythen. In diesem Buch gehen sie 21 solcher Mythen auf den Grund. «Der Glaube an die wirtschaftlichen Selbstheilungskräfte des Marktes hat sich auch in der Corona-Krise als das entpuppt, was er seit jeher ist: eben nur ein Glaube», schreiben die drei Autoren. Die Umweltkrise sei seit Jahrzehnten der Beweis dafür, welche Folgen die «Entfesselung von Destruktivkräften durch sich selbst überlassene, profitwirtschaftlich getriebene Märkte» habe. Dennoch wollen Politik und Wirtschaft weiterhin die Schäden, welche die Marktwirtschaft angerichtet hat, mit mehr Marktwirtschaft beseitigen.
Unter den Mythen, die die drei Autoren dekonstruieren, befinden sich folgende zehn Glaubenssätze – einige davon kommen Ihnen sicher bekannt vor:
- Umweltpolitik vernichtet Arbeitsplätze
- Corona hat mit der Krise des Wirtschaftssystems nichts zu tun
- Freihandel nützt allen und Globalisierung produziert Reichtum
- Mindestlöhne vernichten Arbeitsplätze
- Marktwirtschaft ist alternativlos
- Manager, die viel leisten, müssen auch gut verdienen, sonst wandern sie ab
- Steuern bremsen das Wirtschaftswachstum
- Lobbyismus ist legitim
- Digitalisierung macht uns alle reicher und klüger
- Die Schuldenbremse garantiert solide Staatsfinanzen und nützt den kommenden Generationen
Die Autoren schreiben, dass sie mit ihrem Buch «nicht die alten wirtschaftstheoretischen Schlachten neu beleben» wollen. Es gehe ums Bessermachen, basierend auf «unserer langjährigen Erfahrung im Streit um die wirtschaftswissenschaftliche Wahrheit». Ziel ist es, eine ökonomische Praxis zu entwickeln, die uns allen gesellschaftlich nicht mehr schadet. Spannend.
Rudolf Hickel, Johann-Günther König, Hermannus Pfeiffer: Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen. Rowohlt, 320 Seiten, 21.50 Franken; ISBN 978-3-499-00533-6
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783499005336
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