Schweizer Zeitungen geht das Papier aus – eine Chance

Publiziert am 15. Oktober 2021 von Matthias Zehnder

Gedruckte Schweizer Zeitungen müssen bis Ende Oktober ihren Umfang reduzieren. Der Grund: Ein Brand in einer Papierfabrik führt dazu, dass die Verlage zu wenig Papier haben. Weil Zeitungspapier in ganz Europa knapp ist, können die Verlage das fehlende Papier nicht einfach durch Importe kompensieren. Ob «Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung» oder «NZZ», «Migros Magazin» oder «Coopzeitung» – sie alle müssen nun den Gürtel enger schnallen. Entsprechend lacht das Internet über die Druckbranche. Zu Unrecht. Denn die digitale Welt unterliegt ähnlichen Problemen – und sie lebt im Irrglauben, dass mehr zu produzieren besser sei. Dabei täte gerade den digitalen Medien etwas Selbstbeschränkung und mehr Konzentration auf das Wesentliche gut. Der grösste Engpass sind nämlich weder die Papiervorräte der Druckereien noch die Chips der Digitalindustrie. Es ist die Aufmerksamkeit oder einfacher: die Zeit der Menschen.

Die Perlen Papier AG ist die letzte Zeitungspapierfabrik der Schweiz: In Perlen, einem kleinen Ort an der Reuss im Kanton Luzern, ziemlich genau in der Mitte zwischen Vierwaldstättersee, Zugersee, Baldeggersee und Sempachersee, produziert die Firma seit 1873 Papier. Seit 2010 steht hier eine Papiermaschine, die laut Angaben der Firma zu den grössten und leistungsfähigsten Papiermaschinen der Welt gehört. Die Maschine produziert rund 360’000 Tonnen Zeitungspapier pro Jahr. Das ist mehr als doppelt so viel Zeitungspapier, wie in der ganzen Schweiz jedes Jahr verbraucht wird. Ein grosser Teil der Produktion wird aber exportiert. Hergestellt wird das Zeitungspapier vor allem aus Altpapier. 

Am Donnerstag letzter Woche brannte es in der Fabrik und zwar in der Aufbereitung des Altpapiers. Betroffen waren laut «Luzerner Zeitung» zwei Papiermaschinen, die per Notstopp angehalten werden mussten. Auf der grösseren der beiden betroffenen Papiermaschinen produziert die Firma Zeitungspapier, auf der kleineren Papier für Zeitschriften. Die Papierherstellung läuft im Normalfall rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Es ist ein Prozess, der sich nicht so einfach anhalten lässt. Nach dem Brand standen die Maschinen drei Tage lang still. Seit Anfang Woche werden die Anlagen sukzessive wieder hochgefahren. Der Ausfall ist trotzdem beträchtlich: Die Zeitungspapiermaschine produziert rund tausend Tonnen Zeitungspapier pro Tag. Das sind jeden Tag tausend mannsgrosse Papierrollen mit einem Gewicht von einer Tonne.

Schweizer Zeitungen müssen den Gürtel enger schnallen

Die Konsequenzen des Brandes sind bemerkenswert. Denn ein Grossteil der Schweizer Medienhäuser bezieht bei Perlen ihr Zeitungspapier. Weil die Fabrik kurzfristig nicht liefern kann und weder die Papierfabrik noch die Zeitungsdruckereien Lagerbestände haben, kommt es zu Versorgungsengpässen. Auch aus dem Ausland lässt sich der Papiermangel nicht kompensieren: In ganz Europa ist das Zeitungspapier knapp. Ein Grund für die Papierknappheit: Altpapier, der wichtigste Rohstoff für Zeitungspapier, ist auf dem ganzen Kontinent schlecht verfügbar. Auch in der Schweiz ist die Altpapier-Sammlung seit Jahren rückläufig. «Diese unglücklichen Umstände führen leider dazu, dass es aktuell nicht möglich ist, das fehlende Papier durch Lagerbestände oder Zukäufe bei weiteren Lieferanten auszugleichen», schreibt Tamedia-Sprecherin Nicole Bänninger auf Anfrage. Tamedia müsse deshalb ihren «Papierverbrauch vorübergehend bis Ende Oktober anpassen».

Den «Papierverbrauch anpassen» heisst im Klartext: Den Umfang der Zeitungstitel reduzieren. Bei Tamedia müssen alle Titel ihren Papierbedarf «vorübergehend um rund zehn Prozent zurückfahren». Dazu werden zuerst Reserveexemplare oder Remissionen reduziert. In einem zweiten Schritt werden Seiten gekürzt, laut Tamedia zuerst Eigenanzeigen, dann Serviceseiten. «Wir versuchen, die vorübergehenden Umfangreduktionen so umzusetzen, dass unsere Leserinnen und Leser möglichst wenig davon spüren und die redaktionellen Inhalte nicht tangiert werden», lässt Tamedia-Sprecherin Bänninger ausrichten. Konkret: Hatten «Tages-Anzeiger» und «Basler Zeitung» vor einer Woche noch 36 Seiten, sind es heute noch 32 Seiten beim «Tages-Anzeiger» und sogar nur noch 28 Seiten bei der «Basler Zeitung».

Fast alle Zeitungen in der Schweiz betroffen

Auch die Zeitungstitel von CH Media sind vom Papiermangel betroffen: Die Umfangreduktion betrage rund 10 Prozent. Bei einem Zeitungsumfang von 40 Seiten wären das vier Zeitungsseiten pro Ausgabe. Eine Stichprobe bei der «bzBasel» zeigt, dass die Zeitung tatsächlich im Wochenvergleich um vier Seiten kleiner ist – der Umfang wurde aber von 32 Seiten auf 28 Seiten reduziert. «Nach Möglichkeit reduzieren wir nicht beim redaktionellen Teil», lässt CH Media mitteilen. Ähnlich sieht es bei der «Neuen Zürcher Zeitung» aus: Auch die NZZ von heute Freitag ist im Wochenvergleich von 32 auf 28 Seiten geschrumpft. Auch die «NZZ» lässt mitteilen, dass sie «leider dazu gezwungen» sei, ab Mittwoch, 13. Oktober 2021 «den Seitenumfang der Ausgaben unter der Woche leicht zu reduzieren.» Die Samstagsausgabe sei von der Seitenreduktion nicht betroffen und das volle Angebot stehe «auf nzz.ch und in der NZZ-App» jederzeit zur Verfügung. Das gilt auch für die anderen Zeitungstitel: Online bleibt die Leistung gleich. Weil aber das E-Paper an die gedruckte Ausgabe geknüpft ist, fallen auch die E-Paper-Ausgaben entsprechend kleiner aus.

Besonders betroffen vom Papiermangel sind die beiden grössten Verbraucher von Zeitungspapier in der Schweiz: Coop und Migros. Bei der Migros fiel diese Woche das französischsprachige Migros Magazin um acht Seiten kleiner aus. Ob auch die Ausgabe von nächster Woche betroffen sein wird, konnte Migros-Sprecher Tristan Cerf noch nicht sagen. Coop produziert mit der Coopzeitung das auflagenstärkste Printprodukt der Schweiz. Nächste Woche fällt die deutschsprachige Coopzeitung gleich 16 Seiten kleiner aus als geplant. Das dürfte schmerzlich sein für den Grossverteiler, fällt damit doch der Werbedruck kleiner aus. Laut Coop-Sprecherin Rebecca Veiga ist die Papierknappheit auch im Werbedruck deutlich spürbar: «Bisher mussten keine Kürzungen vorgenommen werden, da wir auf alternative Papierqualitäten zurückgreifen konnten», erklärt Veiga auf Anfrage. 

Feixen in der digitalen Welt

Das ist doch bemerkenswert: Ein Feuerchen in einer Luzerner Fabrik lässt die Zeitungen im ganzen Land schrumpfen. Auf einen Schlag wird sichtbar, wie verletzlich die Produktionsprozesse der klassischen Medien sind. Anders als bei digitalen Angeboten stecken hinter den gedruckten Zeitungen industrielle Fertigungsprozesse. Im Zentrum einer gedruckten Zeitung steht eine Produktionsanlage, die Druckmaschine, die eingebunden ist in eine Lieferkette und in einen Distributionsprozess. Eine funktionierende Lieferkette ist umso wichtiger, als auch die Druckindustrie kaum mehr Lager hat. Das Papier wird just in time angeliefert und kurze Zeit später bedruckt wieder abtransportiert. Diese Produktionsprozesse wurden in den letzten Jahren optimiert und ausgereizt. Das Resultat: Ein kleiner Brand im Kanton Luzern lässt die Zeitungen im ganzen Land schrumpfen.

In der digitalen Welt hat man sich diese Woche über die geschrumpften Zeitungen lustig gemacht. Ich meine zu Unrecht. Denn die digitale Welt ist genauso von industriellen Fertigungsprozessen und funktionierenden Lieferketten abhängig. Weltweit sind derzeit Halbleiter knapp. Das führt dazu, dass viele Produkte, die Chips enthalten, nicht in ausreichender Zahl produziert werden können – vom Auto über viele Haushaltsgeräte bis zu Mobiltelefonen und Computern. Die Auswirkungen der Lieferprobleme mögen in der digitalen Welt nicht so unmittelbar sein wie in der Welt der gedruckten Zeitungen, sie sind dennoch da.

Vor allem aber ist das Papier, das für die Schweizer Zeitungen zur Schwachstelle geworden ist, eigentlich eine Stärke des Prozesses. Denn es gibt nach wie vor kaum ein stärkeres Kommunikationsmittel als bedrucktes Papier: Hat es die Zeitung (oder der Prospekt) einmal vom Briefkasten auf den Küchentisch geschafft, wirkt das Papier, ob man will oder nicht. Deshalb sind Coopzeitung und Migros Magazin nach wie vor sehr effektive Werbemittel für die beiden Grossverteiler. Ein digitales Medium ist dagegen immer davon abhängig, dass die Nutzer:innen sich aktiv dem Medium zuwenden, es auf dem Handy oder dem Computer aufrufen oder die E-Mail lesen. Das funktioniert dann gut, wenn die Abonnent:innen entweder einen extrem hohen Nutzen davon haben oder wenn sie sich emotional mit dem Medium verbinden, ja sich damit identifizieren. Klassische Tageszeitungen können beides mehr schlecht als recht bieten, deshalb sind sie vorderhand auf die gedruckten Ausgaben angewiesen.

Die Beschränkung kann auch eine Chance sein

Noch ein Aspekt hat in der digitalen Welt zu Witzen geführt: Das Papier führt dazu, dass die Zeitungen beschränkt sind. Nun sind 28 Seiten für eine Tageszeitung, die im Jahr über 500 Franken kostet, wirklich etwas wenig. Die Tatsache, dass das Papier den täglichen Ausstoss beschränkt, ist dagegen positiv. Wer eine gedruckte Zeitung produziert, muss sich auf das Wichtige und das Relevante beschränken. Im Internet gibt es keine solchen Beschränkungen. Artikel können so lang sein, wie sie wollen, auch wenn der Text 20’000 oder 30’000 Zeichen lang wird. In einer Tageszeitung liegt die obere Grenze eines Textes dagegen bei etwa 10’000 Zeichen: Das ergibt eine gut gefüllte Zeitungsseite mit einem Bild. Der Normalfall sind eher zwei Artikel pro Seite mit deutlich weniger Text. Länger ist nicht unbedingt besser: Der beschränkte Raum zwingt dazu, einen Text stärker zu strukturieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Zudem: Eine Papierzeitung hat ein Anfang und ein Ende. Es ist möglich, die Zeitung beim Frühstück durchzublättern und sich einen Überblick zu verschaffen. Die digitale Welt ist dagegen endlos. In meinem wöchentlichen Fragebogeninterview sagte mir Christof Gertsch diese Woche: «Ich schätze alles, was eine gedruckte Tageszeitung ausmacht: Die klare Struktur, der klare Rahmen, die Abgeschlossenheit (im Gegensatz zur Uferlosigkeit des Internets).» Das bringt es gut auf den Punkt. Wir leiden ja heute nicht an einem Mangel an Angeboten, sondern eher am Gegenteil: an der Explosion der Kanäle und der Vervielfältigung der Inhalte. In der Schweiz sind heute Hunderte von Fernsehkanälen und Radiostationen verfügbar und Tausende von Angeboten im Internet. Der wahre «Bottleneck» ist längst nicht mehr das Papier oder der Sendeplatz im UKW-Netz und es sind auch nicht die Chips oder der Speicherplatz. Der wahre Bottleneck liegt bei den Nutzer:innen. Die Zeit, die wir mit Medien verbringen, nimmt zwar kontinuierlich zu – unser Kopf aber bleibt gleich gross. Der wahre Bottleneck ist kurzzeitig die Aufmerksamkeit und langfristig das Gedächtnis der Menschen. 

Statt immer mehr und immer längere Texte wünsche ich mir deshalb Angebote, die sich auf das Wesentliche beschränken. Die wichtigsten Nachrichten, die nützlichsten Informationen, die bedenkenswertesten Kommentare. Mehr zu sagen als nötig, ist einfach. Sich auf das Wesentliche zu beschränken, erfordert Mut, Wissen und Zeit. Eine dünnere Zeitung könnte deshalb auch eine Chance sein. Voraussetzung ist nur, dass die Zeitung gut ist. So gut, dass man sie von vorn bis hinten lesen muss.

Basel, 15. Oktober 2021, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: © KEYSTONE/Christian Beutler

Heim, Matthias (2021): Papiernotstand: Schweizer Zeitungen sind ab heute dünner. In: «Rendez-vous». Schweizer Radio Und Fernsehen (SRF) . [https://www.srf.ch/news/schweiz/papiernotstand-schweizer-zeitungen-sind-ab-heute-duenner; 15.10.2021].

Hürlimann, Beat (2021): Brand In Papierfabrik Mit Folgen: Schweizer Zeitungen Reduzieren Seitenumfänge. In: Horizont.net. [https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/brand-in-papierfabrik-mit-folgen-schweizer-zeitungen-reduzieren-zeitungsumfaenge-195024; 15.10.2021].

Minetti, Maurizio (2021): Brand verschärft die Situation. In: «Luzerner Zeitung», 12. 10. 2021. S. 9. [; 15.10.2021].

Müller, Giorgio V. und Hermann, Rudolf (2021): Weshalb ein dreitägiger Produktionsausfall in einer Papierfabrik ausreicht, um in der Schweiz das Zeitungspapier knapp werden zu lassen. In: «Neue Zürcher Zeitung». [https://www.nzz.ch/wirtschaft/trotz-ueberangebot-ist-zeitungspapier-knapp-ld.1649983; 14.10.2021].

Verband Schweizerischer Papier-, Karton- und Folienhersteller (SPKF) Jahresbericht 2020. [https://spkf.ch/wp-content/uploads/2021/06/SPKF-Jahresbericht-2020-1.pdf; 15.10.2021].

Verein Recycling Papier + Karton Statistischer Jahresbericht 2020. [https://www.altpapier.ch/files/statistischer_Jahresbericht_RPK_2020.pdf; 15.10.2021].

Zehnder, Matthias (2021): Christof Gertsch: Christof Gertsch: «Ich sehe so viel Energie, so viele Ideen». In: MatthiasZehnder.ch. [https://www.matthiaszehnder.ch/menschenmedien/christof-gertsch/; 15.10.2021].

4 Kommentare zu "Schweizer Zeitungen geht das Papier aus – eine Chance"

  1. Text, Bilder, Leerraum, Zeitung, Papier, Zeitungspapier …gehört irgendwie alles zusammen… findet auch Christine Richard, wenn Sie schreibt (auszugsweise): „Ein Leben ohne gedruckte Zeitung ist möglich. Aber sinnlos. Zumindest für einen Hund, der morgens neben seinem Frauchen oder Herrchen zum Briefkasten läuft, um dort selig die Tageszeitung in Empfang zu nehmen.
    (…) Wem je der Anblick eines zeitungtragenden Hundes gegeben war, der wird dieses Bild vollendeter Konzentration nie vergessen….
    (…) Wer eine Zeitung auf Papier liebt, muss nicht unbedingt ein Hundefreund sein. Es genügt vollauf, seinen Lebenspartner zu lieben. Was gibt es Netteres als sich die Zeitung zu teilen? Ich lese immer zuerst das Feuilleton und mein Gegenüber den Wirtschaftsteil.
    (…) Gedruckte Zeitungen sind gut für die Digital Life Balance. Du hängst nicht immer am Bildschirm herum. Du hast etwas in der Hand, Papier das man anfassen und auch in der Öffentlichkeit sehen kann. Du sitzt im Cafe und siehst, welches Blatt die anderen lesen. Du bist in den Ferien und stösst auf dir unbekannte Zeitungen die das Alltagsleben der Region erschliessen. Du fährst im Tram und freust dich, wenn jemand die gleiche Zeitung liest wie du.
    (…) Anders, wenn jemand auf dem Handy „daddelt“: Du kannst nicht wissen, ob er gerade Mails checkt, Minecraft spielt oder in der Zeitungs-App scrollt.
    Ich schätze alle, die Zeitung lesen. Sie wirken interessiert, gebildet, souverän, konzentrationsfähig und tiefenentspannt. Leute beim Lesen zu sehen, das beruhigt.
    (…) Ich lese die Front und bin bei der Zeitung sofort orientiert, was wichtig ist, vom Weltgeschehen bis zum lokalen Ereignis. Ich schlage die Doppelseiten auf und freue mich an einer überraschenden Gestaltung. Ich vertiefe mich ausgiebig in einen langen Hintergrundsbericht, was ich auf dem Handy oder Laptop nie tun würde.
    (…) Ich blättere weiter und habe die gesamte Bandbreite vor mir liegen. Ich klicke nicht nur an, was mich persönlich interessiert, sondern lese kurz und quer, was alle angeht. Ich fühle mich verbunden.
    (…) Die Zeitung ist ein Stück Heimat auf Papier zum Mitnehmen. Das Internet dagegen ist eine digitale Ruhestätte, wo die ganze Welt begraben liegt. Ich kann sie per Klick erwecken oder sterben lassen.
    (…) Anders die Papier-Zeitung Sie bleibt. Sie schaut mich vorwurfsvoll an und will genutzt werden. Ich kann sie aufheben und Tage später och etwas nachlesen…..“
    empfindet Christine Richard (auszugsweise) vor einiger Zeit in ihrer letzten „BaZ“-Kolumne.
    Worte, denen nichts hinzuzufügen ist. Geblieben ist mir vom Text „…. ich lese weiter und habe die gesamte Bandbreite vor mir liegen!!“ und „ich lese kreuz und quer, was alle angeht!!“ sowie „ich fühle mich verbunden!!“.
    Waren deshalb frühere Zeitgenossen richtiger, (all-)umfassender, verbundener, gesamtheitlicher und schlussendlich besser informiert und handelten demensprechend vernünftiger in Beruf, Familie, Politik, Verkehr und Gesellschaft?
    Danke – liebe Papier-Zeitungspapierkolumne fürs schenken dieser grossartigen Anregungen.

  2. Mein Unmut ist gross, und meine Hoffnung klein. Trotzdem: Finde schlicht und einfach alles gut, was dazu führen kann, dass nicht immer noch mehr Medien – ob digitalisiert oder papierisiert – immer noch mehr aufheulen und/oder absahnen können wollen.

  3. Bereits Goethe schrieb an Schiller: „Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich mich kürzer gefasst“. Der Engpass dürfte also nicht nur bei der verfügbaren Zeit der Leser:innen liegen, sondern auch bei der immer knapper verfügbaren Zeit der Journalisten und Redaktorinnen: Längere Texte brauchen eben weniger Zeit als prägnante.

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