
Von Goebbels zu Google? Die algorithmische Gleichschaltung der Medien
Letzte Woche habe ich Ihnen Sebastian Haffner in Erinnerung gerufen. Anhand von fünf Punkten aus seiner Autobiografie habe ich gezeigt, wie sich der Nationalsozialismus durchsetzen konnte – und warum diese Mechanismen auch unsere Gegenwart prägen, besonders im Medienbereich. Das hat bei vielen Leserinnen und Lesern Fragen aufgeworfen. Unsere Gegenwart und die 1930er-Jahre – die sind doch grundverschieden – gerade die Welt der Medien! Sind Sie sicher? Denken Sie daran, wie geschickt die Nationalsozialisten mit ihrer Propaganda die Gefühle der Bevölkerung manipulierten – und wie gezielt sie die damals modernste Medientechnologie einsetzten: das Radio. In jeder guten Stube stand ein Volksempfänger – und Hitlers Stimme plärrte aus dem Lautsprecher. Der Volksempfänger der Gegenwart ist das Smartphone. Eine alles steuernde Partei gibt es nicht mehr. Aber alles steuernde Algorithmen. Das hat Folgen für die Medien – und führt zu einer Situation, die derjenigen der 1930er-Jahre auf verblüffende Weise ähnelt.
Historische Vergleiche sind immer heikel. Die politische und gesellschaftliche Lage nach 1933 in Deutschland unterscheidet sich fundamental von unserer Situation heute. Wir haben keinen Diktator – jedenfalls nicht hier bei uns –, und die Medien sind nicht gleichgeschaltet.
Trotzdem habe ich mir die Mechanik der Medien im Dritten Reich genauer angeschaut – und dabei Parallelen zur Gegenwart gefunden. Nicht in den Inhalten, sondern in der Art und Weise, wie Medien funktionieren, was sie fördern – und wie dabei gute Information verloren geht. Schauen wir es uns genauer an.
1: Zentralisierung und Konzentration
Schon kurz nach der Machtergreifung 1933 überführten die Nationalsozialisten den Reichsverband der Deutschen Presse in die sogenannte Reichspressekammer. Ziel war es, alle Journalistinnen und Journalisten zu erfassen – und zu kontrollieren. Privatmedien wurden entweder übernommen, verboten oder gleichgeschaltet. Innert kürzester Zeit standen die wichtigsten Verlage unter Kontrolle des NS-Regimes oder waren auf Linie gebracht.
So entstand ein einheitliches, propagandistisches Medienbild im Dienste der NS-Ideologie. Die publizistische Vielfalt verschwand. Das Resultat: Gleichschaltung – die erzwungene Angleichung aller gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Bereiche an die Ziele der Nationalsozialisten.

Diese Gleichschaltung war 1933 staatlich erzwungen. Heute gibt es in westlichen Ländern keine staatlich erzwungene Medienlenkung – auch wenn Ähnliches in Ländern wie Ungarn, Russland oder China zu beobachten ist.
In der Schweiz und vielen westlichen Demokratien läuft die Angleichung anders: Sie erfolgt ökonomisch. Aus wirtschaftlichen Gründen findet eine Zentralisierung statt, die ebenfalls zur Verarmung der publizistischen Vielfalt führt. Es gibt nur noch wenige redaktionelle Zentren. Die grossen Medienkonzerne haben sich zu Hubs zusammengeschlossen. Regionalzeitungen werden zu Kopfblättern, die sich oft nur noch in einzelnen Lokalseiten und in der Marke auf der Frontseite unterscheiden.
Weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild: In den USA kontrollieren sechs Konzerne rund 90 % der Medien. Übernahmen und Synergien führen dabei nicht zu mehr Qualität, sondern zu ökonomischem Druck – und damit zu wachsender Abhängigkeit von Werbeeinnahmen, Reichweite und Plattformen.
Wir können also sagen: Sowohl in der NS-Zeit als auch heute werden Medien zentralisiert – damals aus politischen, heute aus wirtschaftlich-technologischen Gründen. In beiden Fällen aber wird die publizistische Vielfalt ausgedünnt. Und das schwächt den demokratischen Diskurs.
2. Die grosse Gleichschaltung
Ab 1933 haben die Nationalsozialisten die veröffentlichte Meinung mit staatlicher Macht gleichgeschaltet. Die Presse wurde der Reichspressekammer unterstellt, Rundfunk und Film steuerte Propagandaminister Joseph Goebbels direkt über sein Ministerium. So vereinheitlichten Staat und Partei den medialen Diskurs, schalteten oppositionelle Stimmen aus und kontrollierten die öffentliche Meinung.
Eine solche Gleichschaltung gibt es heute in westlichen Demokratien nicht – und schon gar nicht weltweit. Doch weil fast alle digitalen Medienplattformen nach denselben Prinzipien funktionieren, entsteht eine neue Art von Gleichrichtung: algorithmisch, nicht autoritär.
Dahinter steht keine böse Absicht oder eine grosse Macht. Schuld ist die Logik: Denn die Algorithmen, die steuern, welche Inhalte wir online sehen, verfolgen alle dasselbe Ziel: Sie wollen die Nutzerinnen und Nutzer möglichst lange auf der Plattform halten – und dafür sorgen, dass sie sich möglichst stark engagieren.
Genau das führt zu einer strukturellen Gleichrichtung:
- Emotionalisierte, polarisierende Inhalte werden bevorzugt ausgespielt – weil sie Engagement erzeugen.
- Nuancen, Komplexität und Widerspruch werden systematisch benachteiligt – weil sie algorithmisch weniger effizient sind.
- Alle Medien haben damit begonnen, sich dieser Logik anzupassen, um im überfüllten Internet sichtbar zu bleiben.
Die Folge: Wir haben heute zwar eine enorme Vielfalt an Formaten. Doch die Inhalte, die sich durchsetzen, folgen immer häufiger demselben Muster: kurz, emotional, eindeutig und konfliktgeladen.
Es gibt heute keine Staatsmacht, die weltweit Medien gleichschaltet. Aber die ökonomischen und technischen Logiken digitaler Plattformen erzeugen eine funktionale Gleichschaltung: Medieninhalte werden in eine Form gepresst, die Reichweite belohnt und Widerspruch bestraft – nicht durch Zensur, sondern durch Unsichtbarkeit.
3: Inszenierung von Feindbildern
Der Nationalsozialismus arbeitete ideologisch mit einfachen, klaren Feindbildern: «Volksgemeinschaft» gegen «Volksfeinde», Arier gegen «Untermenschen», «gesunde» deutsche Kunst gegen «entartete» Künstler, Germanen gegen Juden. Die gleichgeschalteten Medien spielten dabei eine zentrale Rolle: Sie dämonisierten diese Feinde, um gesellschaftliche Einheit durch Ausgrenzung herzustellen.
Joseph Goebbels sprach vom «Kampf um die Köpfe» und vom «Vernichtungsfeldzug gegen die inneren Feinde». Feindbilder waren das funktionale Zentrum der NS-Kommunikation.
Die Feindbild-Kommunikation, wie wir sie heute im Internet erleben, erinnert daran – allerdings nicht staatlich diktiert, sondern plattformgetrieben und nutzergeneriert. Dahinter steht jedoch eine ähnliche Logik: Auch die digitale Öffentlichkeit bevorzugt einfache, klare Feindbilder, weil die sich gut eignen für kurze, emotionale, konfliktgeladene Postings.
Ich denke etwa an
- Verschwörungstheorien von links und rechts, die nach dem Muster funktionieren: «Wir, die Erwachten» gegen «sie, das System, die Medien, die Eliten».
- Hasskampagnen gegen bestimmte Gruppen: Migranten, queere Menschen, Feministinnen – und immer häufiger auch gegen Journalistinnen und Journalisten.
- Populistische Erzählungen, die mit Feindbildern mobilisieren: «Das Volk» gegen «die abgehobenen Eliten».
Die Algorithmen der Plattformen belohnen solche Inhalte, weil sie starke Reaktionen auslösen: Wut, Empörung, Zustimmung, Ablehnung – affektive Resonanz. Und was affektiv stark ist, wird verstärkt ausgespielt.
Je konfliktgeladener, desto sichtbarer. Je differenzierter, desto unsichtbarer.
So florieren Schwarz-Weiss-Weltbilder – und mit ihnen eine neue Form der Gleichschaltung: nicht durch Zensur, sondern durch selektive algorithmische Verstärkung.
4. Massenbeeinflussung durch Technologie
Das modernste Medium der 1930er-Jahre war das Radio: es war schnell, direkt und emotional. Die Nationalsozialisten erkannten früh sein Potenzial zur Massenbindung. Propagandaminister Goebbels nannte es das «entscheidende achtunggebietende Mittel» der NS-Propaganda.
Im August 1933 lancierten die Nazis deshalb den «Volksempfänger»: ein einfaches, günstiges Radiogerät. Alle Rundfunkfirmen im Deutschen Reich mussten das Gerät nach einheitlichen Vorgaben bauen. Die Standardisierung und Serienfertigung machte den Empfänger für fast jeden Haushalt erschwinglich.
So sorgte Goebbels dafür, dass Millionen Deutsche die Reden Hitlers, inszenierte Kultursendungen, nationalsozialistische Indoktrination und antisemitische Hetze hören konnten – zentral produziert, psychologisch wirksam gestaltet, emotional aufgeladen. Die Dauerberieselung sollte für politische Gleichrichtung sorgen.
Der «Volksempfänger» der Gegenwart ist das Smartphone – und für die emotionale Dauerberieselung sorgen die sozialen Medien. Das ist nicht zentral gesteuert, aber dennoch manipulativ. Im Zentrum steht nicht mehr die «Volksgemeinschaft», sondern das «Wir» der Gleichgesinnten in digitalen Echokammern.
Die Manipulation erfolgt über drei Technologien:
- Microtargeting ermöglicht eine psychologisch segmentierte Ansprache: Jeder Mensch bekommt seine eigene, personalisierte Version der Wirklichkeit zu sehen.
- Deepfakes und KI-generierte Medien produzieren täuschend echte, aber künstliche Texte, Bilder, Videos und Tonbeiträge – das Resultat ist Desinformation.
- Virale Effekte lassen emotionale Inhalte lawinenartig zirkulieren: Was Angst, Wut oder Mitleid auslöst, verbreitet sich am schnellsten – ungeprüft und ungebremst.
Hinter all dem steckt – wenigstens bei uns – kein Goebbels und kein Hitler. Und doch sind die Wirkungen vergleichbar: Eine neue Technologie schafft dichte Erfahrungsräume, in denen Information und Weltdeutung untrennbar verwoben sind. Aus Information wird Manipulation.
5: Emotion statt Information
Die nationalsozialistische Propaganda setzte vor allem auf grosse Gefühle. Für Goebbels war Kommunikation eine «ästhetische Mobilmachung»: Information war nie neutral, sondern immer eingebettet in ein affektives Framing. Ziel war nicht Aufklärung, sondern Ergriffenheit.
Die Sprache war pathetisch, rhythmisch, ritualisiert, oft religiös aufgeladen:
- Hitler wurde als Heilsbringer inszeniert, der Deutschland wieder gross machen sollte – zur Grossmacht.
- Fackelzüge, Marschmusik und Fahnenmeere sorgten an Grossanlässen für einen patriotischen Pulsschlag.
- Erzählungen über Verrat, Schuld, Opfer und Erlösung nährten den Erlösertopos.
So wurde Information emotional aufgeladen. Die Folge:
- Gefühle statt Argumente: Die Bevölkerung diskutierte nicht, sie wurde mobilisiert.
- Zustimmung statt Zweifel: Kritik, ja selbst Nachdenken, galt als zersetzend.

Und heute?
Wir leben zwar in einer ganz anderen Medienwelt. Doch das Ergebnis ist verblüffend ähnlich: Emotion überlagert Information.
Denn digitale Plattformen fördern, was affektiv stark wirkt: Je emotionaler ein Inhalt, desto höher seine Sichtbarkeit.
- Empörung ist die neue Währung: Inhalte, die Wut oder moralische Entrüstung hervorrufen, werden bevorzugt ausgespielt.
- Emotional Framing ersetzt Kontext: Überspitzte, affektiv aufgeladene Schlagzeilen setzen sich durch. Differenzierte Information bleibt auf der Strecke.
- Kurz, heftig, visuell: Memes, Clips, Bildmontagen – sie verdichten Inhalte auf pure Reaktion.
Emotion schlägt Information. Gefühl ersetzt Argument. Betroffenheit verdrängt Analyse.
In fünf Punkten funktioniert unser heutiges Mediensystem nach denselben Mechanismen, die auch das Mediensystem der Nationalsozialisten geprägt haben:
- Zentralisierung und Konzentration – heute durch Fusionen und globale Tech-Konzerne.
- Gleichschaltung – heute algorithmisch, weil alle Plattformen nach denselben Logiken funktionieren.
- Feindbilder – heute verstärkt durch Algorithmen, die hohe Interaktionen belohnen.
- Technologische Massenbeeinflussung – damals der Volksempfänger, heute das Smartphone.
- Emotion statt Information – heute systematisch gefördert durch Plattformmechaniken.
Das grosse Problem ist also die Algorithmisierung der Medien: Programme im Hintergrund steuern, welche Inhalte sichtbar werden – je nach emotionaler Resonanz und Engagementpotenzial. Das gilt nicht nur für soziale Plattformen, sondern zunehmend auch für jene Newsportale, die sich nach den Klickzahlen richten.
Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zu 1933: Wir haben die Freiheit, uns diesen Mechanismen zu entziehen.
Ich habe Ihnen dazu drei Empfehlungen:
- Entziehen Sie sich der Plattformlogik. Abonnieren Sie gezielt einzelne Medien oder folgen Sie Medienschaffenden direkt – zum Beispiel per Newsletter. Der landet in Ihrem Postfach, nicht in einer algorithmisch gefilterten Timeline.
- Tauschen Sie Klickhäppchen gegen Tiefe. Lesen Sie ein Buch, vertiefen Sie sich in längere Texte. Genau deshalb empfehle ich jede Woche ein Sachbuch.
- Suchen Sie echte Begegnungen. Im Gespräch mit anderen Menschen – beim Kaffee, bei einem Spaziergang – funkt Ihnen kein Algorithmus dazwischen.
Wir sind den Mechanismen nicht hilflos ausgeliefert. Aber wir müssen sie erkennen – und uns entscheiden, ob wir ihnen folgen wollen. Oder nicht.
Basel, 27.06.2025, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen:
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6 Kommentare zu "Von Goebbels zu Google? Die algorithmische Gleichschaltung der Medien"
Auch betreffend Medien bin ich hoffnungsstur in einer anderen Welt für eine andere Welt unterwegs. Mehr oder weniger grosse und wie auch immer gleichgeschaltete Mehrheiten gab es und wird es wahrscheinlich immer geben. Und je dümmer sie sind, desto schwieriger wird es für die Qualität der Demokratie und der Gesellschaft.
Steuern wir die Technologie oder steuert die Technologie uns? Diese Frage darf man sich durchaus stellen, wenn man sich vor Augen hält, dass grosse technologische Veränderungen immer auch grosse kulturelle, machtpolitische und gesellschaftliche Veränderungen nach sich zogen. Letztlich können wir der Versuchung neue Technologien anzuwenden nicht widerstehen. Wenn auch manchmal verzögert durch Moratorien (wie z.B. bei der Stammzellenmutation) oder in nur vereinzelten Anwendungen (wie z.B. bei der Atombombe).
Im Bezug auf die Kommunikationstechnologien, muss man wohl den Buchdruck als Anfang von Massenkommunikation in dem Sinne, dass es möglich war von Einem zu vielen (in gedruckter Form) zu kommunizieren. Der Buchdruck ermöglichte, dass die Bibel nicht mehr am Sonntag in lateinischer Sprache alleine durch den Pfarrer interpretiert werden konnte, sondern dank plötzlich verfügbaren Übersetzungen in Landessprachen durch jeden der dies wollte. Der Buchdruck bildete die technologische Grundlage für die darauffolgende Reformation und für ein danach proklamiertes Recht für Bildung für alle. Alle betroffenen Länder gingen auf ihre eigene Art mit dieser Revolution um, doch kein Land konnte sich den folgen dieser Veränderungen entziehen.
Ihren Ausführungen in Bezug auf die parallelen mit dem Aufkommen des Radios und später des TV stimme ich vollumfänglich zu. Beide Technologien bildeten die Grundlage für grosse gesellschaftliche Veränderungen.
Der allerdings monumentale Unterschied zu den heute verfügbaren Technologien ist, dass wir jetzt nicht nur «broadcasten» (one to many), sondern dass die Punkt zu Punkt Verbindung jedem ermöglicht Gruppen um sich zu scharen und mit jedem direkt zu kommunizieren. Mensch die sich noch nie für Politik interessierten lassen sich plötzlich für MAGA oder irgendeine andere politische Religion einspannen. Plötzlich werden zuvor unschuldig wahrgenommene Aussagen und Handlungen aus einem politischen Blickwinkel beurteilt. Der gesunde Umgang mit all den neuen Möglichkeiten manipuliert zu werden oder selbst zu manipulieren muss von den Gesellschaften erst noch verarbeitet werden. Neues Bewusstsein, neue Gesetzt, neue Wege zu neuen Zielen können und müssen wohl definiert werden. Wenn dereinst digitale ID’s allen zur Verfügung stehen, wird die Forderung nach einfach zu handhabenden online Petitionen und Abstimmungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Da wird dann die Schweiz mit ihrer direkten Demokratie in ihrer heutigen Form auch nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit sein. Der Weg scheint aber der Richtige, bzw. der einzig folgerichtige.
Der Weg dahin wird wie immer nicht einfach sein. Wir stehen ganz am Anfang einer Entwicklung die technologisch darin gipfeln könnte, dass unsere Hirne (Neuralink) direkt an das Netz und damit direkt mit jedem sich im Netz befindlichen Verbunden werden könnten. Eine Möglichkeit dies zu verhindern wäre, wenn grosse eine Mehrheit sich dafür entscheidet dies nicht zu wollen. Vielleicht wird uns aber die KI davon überzeugen, dass die Vorteile bei weitem überwiegen und die kleinen Opfer an Privatsphäre wert sind…
Massenbeeinflussung, Emotion statt Information und Gleichschaltung beobachte ICH bei den Massenmedien und dem Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk europaweit.
Man denke an die dunkle Corona-Zeit und deren Medien-Mauscheleien (Riniger-Bundesrat-Berset-Standleitung), die Schwärzungen, das nicht Hinterfragen absurder EU-Corona-Bestimmungen (Freifrau von und zu von der Leyen hat noch diverse Verfahren am Halse) oder auch beim Mitmachen bewusster Verunglimpfung Ungeimpfter war der ÖRR vorne dabei (Pushen von Ideen wie Kennzeichnung derer – evtl. mit Armbinden!!! Das einseitige Veröffentlichen (u.a. auf SRG/SRF-Seiten) von Leserkommentaren (pro Staatslinientreue, Anderes = delete….)… Vorbei aber nicht vergessen.
Man muss jedoch nicht soweit zurückgehen: Beeinflussung auch diese und letzte Woche wieder «en masse»: Roger Schawinski – Medienpionier, Buchautor und Legende wurde zu seinem 80. Geburtstag, welcher er dieser Tage feiert, beim Schweizer Radio SRF zu der Sendung «Tagesgespräch» eingeladen. Darin wurde er gefragt: «Er habe ja (noch mit seien 80 Jahren) viel Kampfeslust: Einerseits mit «Radio Grischa» in Graubünden und anderseits gegen die SRG-SRF-UKW-Abschaltung.» Daraufhin sagte Schawinski zur SRG-SRF-UKW-Abschaltung: «Ja, das finde ich falsch, zudem habe damit ja Radio SRG/SRF rund 250’000 Hörer/innen einfach so verloren». Als Schawinski dann einen Tag diese Sendung am Radio hörte, IST DIESER SATZ RAUSGESCHNITTEN GEWESEN. Ein (weiterer) massenbeeinflussungs- und gleichschaltungs-Skandal an «unserem» (dank «unserer» Zwangsgebührenfinanzierung) Radio waren sich Roger Schawinski und der bekannte Journalist und DOK-Filmer Thomas Haemmerli einig. Schawinski zog zu SRG und solchen Machenschaften den Schluss, dass offenbar die SRG-Hörer/innen nicht darüber informiert werden sollten, schon gar nicht mit dieser (hohen) Zahl. Und unisono fragten sich danach verbittert die beiden Medien-Titanen «WAS ist das bloss für eine Art von Journalismus»….???
Die Sendung «Tagesgespräch» auf SRF 1 wird den Hörer/innen als «Live-Sendung» suggeriert, doch in Wahrheit wird tagelang daran herumgeschnipselt. Welch ein (weiterer) Vertrauensbruch.
Nachzuhören in der Sendung «Doppelpunkt» von «Radio 1» hier:
https://2021.radio1.ch/assets/podcasts/doppelpunkt/radio1-doppelpunkt-20250615-1103.mp3
Die «Alternativen Medien» werden oft heruntergestuft, währenddessen der «Öffentliche Rundfunk» überhöht wird. Doch was wären wir ohne «MANOVA» mit anderen Sichtweisen, ohne «ZEITPUNKT» gegen den Strom…
Oder ohne den mutigen Alleinunternehmer Lukas Hässig, dem Journalisten, welcher eine der grössten Wirtschaftsaffären der Schweiz praktisch im Alleingang aufdeckte. Er enthüllte in seinem Online-Magazin «Inside Paradeplatz» die krummen Touren von Raiffeisen-Banker Pierin Vincenz und seinen Spezis. Vincenz wurde darauf hin in erster Instanz zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
DAS ist Journalismus, das ist Mut, das ist ungeheuerlich stark. Ebenso ungeheuerlich ist die Reaktion von Politik und Medien auf den Fall. Die Reaktion was SCHWEIGEN.
Morgens um acht marschierten sechs Polizisten und ein Staatsanwalt ins Büro des Wirtschaftsjournalisten-one-man-show Lukas Hässig und beschlagnahmten Computer, Handy und Dokumente. Dann ging es in die Wohnung des Journalisten, wo die Razzia weiterging….
Als ich von der Razzia bei Hässig erfuhr, dachte ich mir: Was für eine Schweinerei. Hier wird die Justiz eingesetzt, um einen kritischen Journalisten zum Verstummen zu bringen. Das wird einen gewaltigen Aufschrei im Land nach sich ziehen, dachte ich.
Ich habe mich schwer getäuscht. Die Attacke wurde mit Schweigen zur Kenntnis genommen. Wo war zum Beispiel SP-Nationalrätin J. Badran, die sonst bei jeder Gelegenheit betont, wie wichtig Qualitätsjournalismus für unsere Gesellschaft sei. Und wie man ihn ja immer noch mehr steuersubventionieren solle (dann würde alles besser…) Nirgendwo war sie. Sie schwieg, als ein nachweislicher Qualitäts-Journalist von der Justiz in die Mangel genommen wurde.
Wo war zum Beispiel Gerhard Pfister von der «Die Mitte» – Partei, die/der sonst bei jeder Gelegenheit betont, wie wichtig unabhängiger Journalismus für unsere Demokratie sei? Nirgendwo war er. Er schwieg, als die Polizei bei einem unabhängigen Journalisten mit einer Razzia einfiel….
Wo waren SP-Molina, Meyer, Wermuth… Wahrscheinlich gerade wieder bei einer linientreuen SRG-Arena-Aufzeichnung, in einem SRG-Club wo sie Dauergäste sind oder sogar schon wohnen, so viel kommen die linken Protagonisten im linken SRG vor…
Sagen wir es kurz so:
Die Reaktion der Politik auf den ungeheuerlichen Fall Hässig war nicht schwach. Sie war äusserst schwach…
Und die Medien? Auch hier das abscheuliche Fazit: Solidarität der Medienschaffenden mit einem (anderen, freien, mutigen) Medienschaffenden GIBT ES NICHT. Wenn ein verdienter Investigativ-Journalist wie Lukas Hässig ins Visier der Verfolgungsbehörde gerät, ist das nicht einmal ein Schulterzucken wert. Nicht einmal eine Meldung. NEIDHAMMEL-BRANCHE….
Die Reaktion der Verlags- und Journalistenverbände war nicht schwach. Sie war erbärmlich schwach…. Denn im Fall Hässig habe ich mit einem (medialen und politischen) Aufschrei im Land gerechnet. Ich habe mich schwer getäuscht….
Der PROVOKANTE Titel dies dieswöchigen Wochenkommentars heisst ja:
«Von Goebbels zu Google? Die algorithmische Gleichschaltung der Medien»
Ich möchte ihn abändern. Auch PROVOKANT. Denn diese Gefahr lauert eben auch bei uns:
«Von Goebbels bis zum öffentlich-rechtlichen-Rundfunk (europaweit). Die Gleichschaltung der Landesrundfunkanstalten als Sprachrohre der Regierenden und der Mehrheit… Und GUT gibt es die ALTERNATIVEN Medien heute dazu. Danke Internet und Technik»
Ein bisschen ein langer Titel… Aber wenn man so horcht, glubscht, liest und lauscht ist schon was Wahres dran…. Ganz wichtig, auch dies zu wissen!
Im bestehenden, superteuren Schulsystem kann Erziehung aus herrschaftlicher Sicht dann als gelungen gesehen werden, wenn die Mehrheit, die in der zu viel zivilisierten Politik und Wirtschaft das Sagen hat, ohne es zu merken nur das wissen will, was sie wissen soll. Und so geht das sinn- und zweckgemäss auch mit den Medien.
Ich finde es nicht nur mühsam, sondern ganz einfach unfair, wie Herr Zweidler so gut wie nie auf das Thema des Wochenkommentars eingeht, sondern schlicht daran vorbeischreibt und hier seine rechten bis rechtsextremen Ansichten kundtut. Das ist nicht interessant: wenn ich solche Ansichten suche, dann gehe ich direkt zur Quelle, zu Roger Köppel, da habe ich den „O-Ton“, das Original, ungefiltert. In jeder Diskussion, in jedem Parlament gibt es Spielregeln, hier würde ich sagen: Bleiben Sie bitte bei der Sache, äussern Sie sich zum Thema!
Herr Zweidler, sie untertreffen sich masslos. Ihre Diffamierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist sachlich völliger Mumpitz. Sie können in der Schweiz ja sogar die Löschung eines Kommentars auf SRF bis vor Bundesgericht beklagen. Im Gegensatz dazu haben Sie keine Chance, schon nur rechtlich gegen X oder Facebook vorzugehen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk heisst so, weil er in einen öffentlich-rechtlichen Rahmen eingebunden ist. Zum Beispiel mit der Pflicht zur sachgerechten Berichterstattung und zur Ausgewogenheit.Ausgewoghenheit und sachgerechte Berichterstattung stört vor allem die politischen Ränder, weil die das nicht sind.
Und noch zwei Hinweise in Sachen Netiquette (also Verstösse gegen die Online-Höflichkeit): Kommentare, die länger sind als 1000 Zeichen, sind keine Kommentare sondern Gegenreden. Aufforderungen, andere Websites zu besuchen, sind unanständig.