Sind die Medien schuld an der grünen Welle?

Publiziert am 25. Oktober 2019 von Matthias Zehnder

Für einmal waren sich diese Woche Exponenten von SP, SVP und FDP einig: An der grünen Welle sind die Medien schuld. Die einen beschweren sich über den «Klima-Hype» der Medien, die anderen sehen politische Themen vernachlässigt. Und dann kommt noch dazu, dass die Umfragen der Medien allesamt daneben lagen. Kurz: Am schlechten Abschneiden von SVP, FDP und SP sind die Medien schuld. Ist das so? Können Medien in der Schweiz Wahlen entscheiden? Wer sonst ist verantwortlich für den Boom der Grünen?

Viele bürgerliche Politiker hatten es am letzten Sonntag schwer. Selbst wenn sie gewählt worden sind, sind viele von ihnen hässig auf die Medien. Der Zürcher SVP-Politiker Mauro Tuena zum Beispiel flucht im «Tages-Anzeiger» über linke Journalisten.[1] Luca Urgese, Präsident der Basler FDP, beklagte sich nach dem Absturz seiner Partei bei Medienschaffenden etwas subtiler. Er beschwert sich darüber, dass die Themen der FDP bei den Journalisten nicht auf Gehör stiessen.[2] Ähnlich wie Urgese und Tuena wettern viele Politiker über die Medien. SVP-Präsident Albert Rösti redet vom «Klima Hype», der Basler SVP-Präsident sprach laut «bz» am Wahltag «mit hämischer Anspielung auf die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg abschätzig vom grassierenden ‹Gretli-Fieber›».[3]

Zwei Tage nach den Wahlen rücken die Studien und Umfragen der Medien in den Fokus. SVP-Wahlkampfleiter Albert Rösti ordnet Umfragen im «Mike-Shiva-Bereich» ein und fordert, dass es gebührenfinanzierten Medien wie der SRG verboten werden solle, Wahlumfragen zu machen. Auch Nadine Masshardt, die Wahlkampfleiterin der SP, ist nicht zufrieden mit den Umfragen. Das SRG-Wahlbarometer von Sotomo hatte der Partei ein Minus von 0,6 Prozentpunkten prognostiziert – 1,4 Prozentpunkte waren es am Schluss. «Das war für mich erstaunlich und erschreckend», erklärte Masshardt gegenüber Radio SRF und sagt, die Parteien müssten das «analysieren und entsprechende Schlüsse daraus ziehen». Begründung: Wäre die SP durch die Umfragen gewarnt gewesen, hätte sie stärker mobilisiert.[4]

Kann das sein?

Die Medien haben also die grüne Welle herbeigeschrieben mit ihrem «Klima-Hype», sie haben die «Greta-Manie» ausgelöst, sie haben die Grünen gepusht und die Bürgerlichen abgestraft oder, noch schlimmer, nicht beachtet. Sie haben vor den Wahlen mit falschen Prognosen Stimmung gemacht und nach den Wahlen mit hämischen Kommentaren die Bürgerlichen fertig gemacht. Kurz: Bei Lichte besehen und eigentlich sind die Medien schuld am Wahlerfolg der Grünen.

Kann das sein? Haben die Medien tatsächlich die Klima-Proteste herbeigeschrieben? Ist es in der Schweiz möglich, dass die Stimmbevölkerung sich dermassen von Medien beeinflussen lässt? Schauen wir uns fünf Punkte genauer an.

1. Argument: Die Journalisten sind links

Von den «linken Journalisten» ist immer wieder die Rede. In den vergangenen Jahren haben Studien dieses Vorurteil scheinbar bestätigt. Marketagent.com hat 2018 332 JournalistInnen in der Schweiz befragt. Auf die Frage «Wo stufen Sie sich im politischen Spektrum ein?» haben 45% mit «Links» geantwortet, 32% mit «Mitte» und nur 16% mit «Rechts.[5] Die «BaZ» kritisierte daraufhin: «Die Redaktionen sind kein Abbild der Bevölkerung.»[6] Bloss: Das können sie gar nicht sein. Journalismus ist ein intellektueller Beruf, die meisten JournalistInnen haben studiert. Schon deshalb können Redaktionen die Bevölkerung nicht abbilden. Zudem: Aufgabe des Journalismus ist es, den «Mächtigen» kritische Fragen zu stellen. Die Schweiz ist ein durchwegs bürgerliches Land – wer Bürgerlichen kritische Fragen stellt, gilt schnell einmal als links. In Qualitätsmedien sollte die persönliche Meinung in der Berichterstattung zudem keine Rolle spielen. Aber nehmen wir einmal an, es sei so: Journalisten seien in der Mehrheit links und grün. Warum ist es dann vor vier Jahren zu einem Rechtsruck in der Schweiz gekommen, der dazu führte, dass FDP und SVP im Nationalrat eine Mehrheit besassen? Fazit: Die grüne Welle lässt sich nicht mit linken Journalisten begründen.

2. Argument: Linke Medien beeinflussen die Jugend

In eine ähnliche Kerbe hauen Kritiker, die die Klimaproteste auf die «linke» Berichterstattung in den Medien zurückführen. Die Präsenz von Klimathemen und von Greta in Zeitungen, Radio und Fernsehen hätten zu einem Hype geführt, der letztlich die Klimademonstrationen und die Grüne Welle verursacht habe. Dieses Argument lässt sich relativ einfach entkräften: Die Klimaproteste sind eine Bewegung von Jugendlichen und grün haben vor allem die Jungen gewählt. Das zeigt die Nachwahlbefragung der SRG: Die Gewinner der Wahlen vom Sonntag wurden vor allem von Erstwählern und von bisherigen Nichtwählern gewählt. Bei den jungen Wählerinnen und Wählern ist die Grüne Partei sogar die stärkste Partei. Das bedeutet auch: Die Grünen wurden von jener Altersgruppe gewählt, die fast keine traditionellen Medien mehr konsumiert.[7] Die klassischen Medien können die grüne Welle also gar nicht verursacht haben.

3. Argument: Linke urbane Journalisten produzieren linke Städte

Auch in Basel ist dieses Argument häufig zu hören: Die rot-grüne Stadt ist eine Folge der linken «Journaille». Gerade in Basel zieht dieses Argument aber ganz und gar nicht, hat doch die «BaZ» nach der Übernahme durch Christoph Blocher unter Markus Somm geradezu wütend gegen die «rotgrüne Mehrheit» angeschrieben und gegen die Regierung gewettert, wo sie nur konnte. Politisches Resultat: gleich Null. Auch die aktuellen Wahlen wurden von der «BaZ» mit gehörig Schlagseite begleitet. Hätte die Zeitung eine politische Wirkung, wäre die bürgerliche Regierungsratskandidatin Nadine Gautschi locker gewählt worden. Eingetreten ist aber das Gegenteil. Das hat nicht mit der Übermacht von linken Medien zu tun (die «bz» ist in Basel nur etwa halb so gross wie die «BaZ» und auch nicht wirklich links), es hat damit zu tun, dass Medien nicht (mehr) so simpel auf die Politik einwirken. Eigentlich glauben nur noch Politiker an die Macht der Medien – und deshalb wirken Medien heute nur noch im Grossrats- und im Landratssaal.

4. Argument: Die Medien haben die Klimakrise herbeigeschriebene

Davon ist immer wieder die Rede: Die Klimakrise gibt es, weil die Medien ständig über Greta und die Eisbären berichten. Schön wärs. Doch das Gegenteil ist der Fall. Und das ist auch der grosse Unterschied zu den Wahlen von vor vier Jahren: Die Flüchtlingskrise haben die meisten Menschen nur aus den Medien gekannt. Im persönlichen Alltag, auf der Strasse, in der Stadt haben die meisten Menschen die Flüchtlingskrise nicht erlebt. Bei der Klimakrise ist das ganz anders. Extremwetter, Stürme, Überschwemmungen, Murgänge – das alles ist in der Schweiz erlebbar. Wer öfter in den Bergen Ferien macht, stellt erschreckt fest, wie rasch sich der Morteratsch-Gletscher, der Aletsch-Gletscher oder der Grindelwald-Gletscher zurückziehen. Für die Berggebiete sind das längst nicht mehr nur ästhetische Probleme. «Weil der Aletschgletscher schmilzt, verliert der Hang zwischen Moosfluh und Gletscherrand seine Stabilität und rutscht nach unten.» Das schreibt nicht etwa irgendein «linkes» Medium, sondern die Gemeinde Riederalp auf ihrer Homepage.[8] Vom Hangrutsch ist auch die Bergstation der Moosfluhbahn betroffen, sie musste aus Sicherheitsgründen deshalb auch schon den Betrieb unterbrechen. Anders als die Flüchtlingskrise wird die Klimakrise also im Alltag von immer mehr Menschen erlebbar. Das Thema wird deshalb nicht so schnell wieder von der Agenda verschwinden, wie sich das die SVP erhofft. Im Gegenteil: Auch im Alltag der Bauern dürfte die Klimakrise eine zunehmend grössere Rolle spielen – und das könnte angesichts des derzeitigen Totalverweigerungskurses der SVP zu einem Problem der Partei mit ihrer Basis führen. Daran den Medien die Schuld zu geben, geht nun beim besten Willen nicht.

5. Argument: Das ist nur der Zeitgeist

Wenn der Zeitgeist grün ist, stellt sich die Frage, wer den Zeitgeist prägt. Goethe lässt Faust noch polemisch sagen: «Was ihr den Geist der Zeiten heisst / Das ist im Grund der Herren eigner Geist».[9] In einer global vernetzten Welt kann nicht mehr von ein paar Herren die Rede sein. Offenbar gibt es so etwas wie einen «Geist der Zeiten». Google kann ihn sogar messen: Der Dienst «Google Trends» gibt Auskunft darüber, wie oft ein bestimmtes Suchwort in einer Region in der Vergangenheit abgefragt wurde. «Klimawandel» führt zu einer Überraschung: Schon 2007 und 2009 kam es zu Such-Höhepunkten in der Schweiz. Seit 2016 steigt die Verwendung des Suchbegriffs aber kontinuierlich an.[10] Übrigens nicht nur in der Schweiz. Die Kurve ist das Abbild für eine Stimmung, die sich auf der ganzen Welt verbreitet hat: Der Klimawandel lässt sich nicht mehr wegdiskutieren. Was früher noch Prognosen und Warnungen von Wissenschaftlern waren, findet heute statt. Nein: Daran sind nicht die Medien schuld. Das haben sich die Menschen schon selber eingebrockt.

Basel, 25. Oktober 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen:

[1] Vgl. «Tages-Anzeiger» vom 21.10.2019: https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/das-grosse-zittern-von-mauro-tuena/story/25224570

[2] Zum Beispiel im «Regionaljournal Basel» von Radio SRF am 21.10.2019: https://www.srf.ch/news/schweiz/wahlen-2019/wahlen-2019-kantone/wahlen-2019-basel-stadt/wahlen-2019-buergerliche-in-basel-so-geschwaecht-wie-nie

[3] So schreibt es die «bzBasel» am 23.10.2019 hier: https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/er-ist-der-neue-starke-mann-der-basler-svp-zumindest-sieht-sich-pascal-brenneisen-so-135850520

[4] Vgl. «Echo der Zeit» auf Radio SRF vom 22.10.2019: https://www.srf.ch/sendungen/echo-der-zeit/groesste-uebernahme-im-schweizer-telekommarkt-vom-tisch

[5] Vgl. Marketagent.com: «Der Schweizer Journalismus unter der Lupe. Journalisten-Studie 2018»; Seite 8: http://www.marketagent.com/webfiles/MarketagentCustomer/pdf/79f1ca3f-c09b-4024-a77a-f7a721f4f6d8.pdf

[6] Vgl. «Basler Zeitung» vom 6. Juni 2018: «Journalisten sind grün und links»; https://www.bazonline.ch/leben/gesellschaft/journalisten-sind-gruen-und-links/story/17603575

[7] Siehe mein Kommentar über die Nachrichtenabstinenz: https://www.matthiaszehnder.ch/wochenkommentar/das-problem-der-nachrichten-abstinenz/

[8] Vgl. Information der Gemeinde Riederalp https://www.gemeinde-riederalp.ch/aktuelles/hangrutsch

[9] Vgl. J.W. Goethe: «Faust», siehe hier: http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/goethe_faust01_1808?p=51

[10] Vgl. Google Trends: https://trends.google.com/trends/explore?date=all&geo=CH&q=Klimawandel

5 Kommentare zu "Sind die Medien schuld an der grünen Welle?"

  1. Die Frage „Wer ist schuld?“ ist in der Regel rückwärts orientiert und ohne Perspektive. Sie kann zudem typisch für eine Politik sein, die andere für die eigenen Probleme verantwortlich machen will. Etwa in der Art, wie Populisten von links und von rechts ihre Sündenbock-Politik betreiben und an den realen Chancen und Herausforderungen vorbei reden und schreiben. Höchste Zeit, dass die Grünen vorwärts machen. Aber wie lange geht es wohl noch, bis die Mehrheit, die in der Demokratie bestimmt, was recht ist, auch das Richtige will, kann und tut?

  2. Sehr geehrter Herr Zehnder

    Sie schreiben in Ihrem Wochenkommentar: „Eigentlich glauben nur noch Politiker an die Macht der Medien – und deshalb wirken Medien heute nur noch im Grossrats- und im Landratssaal.“

    Kann man das denn so pauschal sagen? Wenn Medien denn nur noch ein „echochamber“ unter Politiker und Journalisten sind, wozu nutzen Sie dann noch? Wenn Sie niemanden mehr erreichen, dann sind sie wohl längst obsolet? Ich finde Ihren Kommentar interessant, aber ich glaube nicht (oder hoffe nicht), dass Medien gar keine Wirkung mehr erzielen.

    Oder anders rum: Ist dies der Fall, haben Sie denn eine Idee, wie die traditionellen Medien wieder mehr Publikum finden können – und damit auch Einfluss? Denn Medien müssten ja eigentlich einen Einfluss haben. Nicht, indem sie in einer bestimmten politischen Richtung lenken, sondern weil sie in einer Demokratie neutral und qualitativ hochstehend informieren sollten.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Beachtung dieses Kommentares.

    Freundliche Grüsse

    Jocelyn Daloz

    1. Lieber Jocelyn Daloz, der Satz ist natürlich etwas überspitzt. Und Sie stellen eine grosse Frage, auf die ich höchstens eine kurze Antwort skizzieren kann. Zuerst zur Ausgangslage: Nehmen wir mal die Zahlen, nehmen wir die verkaufte Auflage der Zeitungen in Basel. Die BaZ hat 2009 bis 2019 die verkaufte Auflage mehr als halbiert (von 88’187 verkauften Exemplaren 2009 auf 40’422 verkaufte 2019, Quelle: Wemf). Für die bz gibt es keine so langen Zahlenreihen, sie steht heute noch bei 21632 verkauften Exemplaren. Die beiden Zeitungen verkaufen etwa ein Fünftel bis ein Viertel ihrer Auflage in der Stadt. Sind wir grosszügig, gehen wir von einem Viertel aus: Etwa 10’000 BaZ und 5000 bz. Die Stadt Basel hat rund 90’000 Haushalte. Ergo: Maximal jeder sechste Haushalt kommt mit einer Kaufzeitung in Berührung. Vermutlich sind es eher weniger. Das betrifft nicht nur Kaufzeitungen, auch 20 Minuten verliert. Der ritualisierte Medienkonsum geht zurück. Die Frage kann deshalb nicht lauten: Wie kriege ich die Menschen in meinen Kanal? Die Frage muss lauten: Wie kriege ich meine Inhalte zu den Menschen? Das heisst: Ich muss mich fragen: Wo halten sich die Menschen (medial) auf, so dass ich sie erreichen kann? Wie kann ich da vorkommen? Welche Inhalte kann ich da anbieten, die für diese Menschen relevant sind? Im Regionalen haben Medien einen grossen Vorteil: Der gemeinsame Nenner der Menschen ist der regionale Raum. Also ist eine Strategie, im (physischen) Raum stattzufinden. Das ist übrigens der Grund, warum Bajour, das neue Onlinemedium für Basel, mit einer Veranstaltungsreihe gestartet ist. Das Problem daran ist: Die traditionellen Verleger verdienen ihr Geld, indem sie „Kanalleistungen“ verkaufen (sprich: Werbung), die Kanäle sind aber immer weniger relevant, sie müssen ihre Inhalte anders zu den Leuten tragen. Offenbar ist der Leidensdruck immer noch zu klein, um das Kanaldenken über Bord zu werfen (Ausnahme: die Lancierung von Watson). Und: Die althergebrachten Inhalte und die Art, wie man über Politik schreibt, erreicht immer weniger Menschen. Also müsste man auch da ansetzen. Mehr gerne ein andermal 😉

  3. Welch ein fulminanter Wochenkommentar. Da merkt man, dass Dr. Zehner Fachspezialist ist, was das Aufschlüsseln von Medien-Verhalten, -Konsum, -Wirkung im Bezug zu den vergangenen Wahlen ist.
    Nur noch eine Anregung, quasi als (politischer) Nachtrag, von mir:
    Sie schreiben (u.a.): Die FDP, SP und SVP suchen für ihr schlechtes Abschneiden bei den Wahlen die Gründe bei den Medien sowie bei ihrem fehlenden Fokus auf Grüne Themen. Das mag so sein.
    Vergessen haben Sie / vermissen tu´ ich bei der Aufzählung die CVP!!!
    Denn diese Partei hatte mit „Umweltpolitik“ in den letzten 4 Jahren wenig bis nichts zu tun. So schrieb Patrick Toggweiler im (Jugend-) Internet-Nachrichtenprotal „Watson“ unter dem Titel: „Der Klimawandel macht Dir Angst? Dann guck mal, wen du nicht wählen solltest“ richtigerweise, dass die CVP im Nationalrat 2018 nur 47% umweltfreundlich stimmte. (Im Gegensatz zu der BDP, welche 63%, im Gegensatz zu einer SP, welche 98% und im Gegensatz zu den Grünen, welche ein 99% umweltfreundliches Stimmverhalten 2018 im Nationalrat an den Tag legten. / Quelle „Watson“ by Infogram)
    Deshalb gehört diese Partei, welche zwar ihr Resultat schönredet, auch zu den Verlierern. Im Nationalrat verlor sie 3 Sitze und kommt noch auf 25 Sitze und wurde, historisch, von den Grünen mit 28 Sitzen überholt. D.h. die CVP nur noch die fünftgrösste Partei der Schweiz.
    Auch in unserer (umweltsensibilisierten) Region Basel sieht ihr Umweltverhalten nicht besser aus:
    Von Basel-Stadt müssen wir nicht reden, dort wurde die CVP letzten Sonntag regelrecht „pulverisiert“, wie Chefredaktor Patrick Marcolli am 21. 10. 2019 in seiner BZ festhielt. Fazit: BS = CVP = Inexistent.
    In Baselland konnte der Nationalratssitz gehalten werden. Wobei dessen Inhaberin, CVP-NR Schneider-Schneiter ebenfalls wenig mit „Grün“ zu tun hat. Bein Euro-Airport kennt sie nur eines: Ausbau, Ausbau, Ausbau. Bei Allianzen, welche den Flugverkehr vorantreiben wollen, ist sie stets mit dabei. Auch wollte/will sie unsere Hochleistungsstrassen noch hochleistiger machen sowie die Autobahnen privatisieren, damit schneller und unbürokratischer ausgebaut werden kann.
    Wieso wurde Sie mit solch „Anti-Grünen“-Ausserungen vor der Abwahl verschont. Der Grund heisst Raffinesse, Kalkül und (legalem) Tricksen.
    Ihre Losung: Listenverbindungen. Schon 2015 hatten die Ungewählten wie ein Christoph Buser von der FDP 18169 Stimmen. Eine Kathrin Schweizer von der SP 15895 Stimmen. Ein Straumann Dominik von der SVP erhielt vom Volk 24082 Stimmen. Ein Patrick Schäfli von der SVP kam auf 22643 Stimmen. Eine Wunderer Jaqueline von der SVP konnte 22436 Stimmen verbuchen. Eine Mall Caroline von der SVP machte 21607 Stimmen. Für ein Weibel Hanspeter von der SVP wurden 21586 Stimmen gezählt.
    Doch die CVP-NR zog trotzdem mit nur 15631 Bürgerstimmen aus Ihrem Heimatkanton in den Nationalrat als Vertreterin von Baselland. Eine Listenverbindung mit der BDP machte es damals möglich.
    Die jetzige, so wichtige Klimawahl überlebte sie mit noch weniger Bürgerstimmen. Denn heute, 2019 erzielte Schneider-Schneiter noch ein schlechteres Resultat und zieht mit 13´707 Stimmchen(!) für weitere 4 Jahre nach Bern. Auch 2019 wieder viele Ungwählte, welche deutlich mehr Stimmen erzielten: Ein Balz Stückelberger von der FDP mit 14´224 Stimmen, ebenfalls Saskia Schenker von der FDP mit 15´324 Stimmen; dann von der SVP jede Menge: Ein Dominik Straumann mit 17´189 Stimmen, eine Caroline Mall mit 15´693 Stimmen, ein Reto Tschudin mit 15´550 Stimmen, eine Jacqueline Wunderer mit 15´516 Stimmen, ein Andreas Spindler mit 14´051 Stimmen. Aber auch in der SP – Mehr Stimmen, doch Ungewählt: Eine Miriam Locher mit 13´864 Stimmen oder sogar/auch bei den Grünen: Eine Florence Brenzikofer mit 15´902 Stimmen.
    Möglich machte es ihr diesmal eine Listenverbindung u.a mit der GLP. Kurz vor den Wahlen auf Grün, danach wieder Wirtschaft und globaler Handel „first“ / vor allem anderen.
    (Noch ein Nebensatz: Listenverbindungen verzerren die Wahlergebnisse (ergeben Zerrbilder) und machen den Politfrust, Das“ Nicht-Wählen-Gehen“ grösser.)
    Soweit mein Nachtrag zum dieswöchigen Wochenkommentar. Wenn die FDP, die SP, die SVP zu den „ungrünen Parteien“ geschlagen werden, sollte in dieser Aufzählung die CVP nicht fehlen. Denn, wie oben aufgeführt, Grün, Umwelt- sowie Klimagerecht geht anders.
    Und (insbesondere bei der CVP gilt): Scheinheilig ist nicht heilig.

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