Gieri Cavelty: «Früher war alles später.»
«Blick» und «SonntagsBlick» – das ist die Kunst, es kurz zu halten. So ist es kein Wunder, dass Gieri Cavelty, Chefredaktor des «SonntagsBlicks», im Fragebogeninterview über seinen persönlichen Mediengebrauch wenig Worte verliert. Das macht seine Antworten aber nicht weniger gehaltvoll: Cavelty sagt, was er selber liest, welchen Podcast er am liebsten hört, wie lange es noch gedruckte Tageszeitungen gibt und was Donald Trump und Fake News gemeinsam haben.
Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?
Sonntags: «SoBli», «FAS», «NZZaS»
Werktags frühstücke ich im Zug zwischen Bern und Zürich. Ich habe also Zeit für «Blick», «Tages-Anzeiger», «NZZ», «Aargauer Zeitung», «FAZ».
Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?
Ich habe höchstens fünf Gedanken pro Tag. Die behalte ich in der Regel für die Redaktionssitzungen zurück.
Es passiert etwas ganz Schlimmes wie 9/11. Wie informierst Du Dich?
Onlineportale, Agenturticker, Twitter.
Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?
Früher war alles später.
Haben geschriebene Worte noch Zukunft?
Selbstverständlich.
Was muss man unbedingt gelesen haben?
Die AGB, das Kleingedruckte sowie Bücher und Artikel, die einem neue Zugänge zur Welt eröffnen.
Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?
Weglegen! Es gibt zu viele gute Bücher.
Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?
In Gesprächen und beim Streifzug durch die Buchhandlung.
Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?
Bis zum 15. September 2041.
Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?
Es gibt da sowohl 0 wie 1, also schwarz und weiss.
Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?
Fake News sind grundsätzlich eine Gefahr, also auch für die Medien.
Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?
Live erscheint mir eine Nachrichtensendung immer noch am schnellsten.
Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?
Wissenschaftsmagazin, SRF-Kultur.
Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 56 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?
Habe ich gar nicht mitgekriegt, sorry.
Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?
Das menschliche Denken lässt sich nicht automatisieren.
Siehst Du für professionellen Journalismus noch eine Zukunft?
Klar.
Schreibst Du manchmal noch von Hand?
Mit den Knien vertippe ich mich regelmässig.
Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?
Siehe Fake News.
Wem glaubst Du?
Menschen, die kein kaltes Herz haben.
Dein letztes Wort?
Mal schauen. Geht ja hoffentlich noch eine Weile.
Gieri Cavelty
Gieri Cavelty (43) hat Geschichte und Deutsche Literatur studiert. Er arbeitete als Lokaljournalist, Literaturkritiker, Bundeshauskorrespondent, 2011 bis 2016 leitete er den überregionalen Mantelteil der Aargauer Zeitung. Seit 2017 ist er Chefredaktor des «SonntagsBlick». Er lebt mit Frau und Kindern in Bern.
www.blick.ch
Basel, 15. Januar 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Ein Kommentar zu "Gieri Cavelty: «Früher war alles später.»"
… und später war alles gar nicht?!