KI-Denkfehler #13: KI kann Kultur

Publiziert am 14. Oktober 2025 von Matthias Zehnder

Viele Menschen glauben, Künstliche Intelligenz könne Kultur schaffen. Sie sehen, wie KI-Systeme Texte schreiben, Musik komponieren, Bilder kreieren oder Filme schneiden. Daraus ziehen sie den Schluss, dass Maschinen nun auch Kunst, Sprache und Kultur beherrschen. Doch das ist ein Denkfehler: Eine KI kann Stil imitieren, aber keine Bedeutung schaffen. Kultur kleidet Inhalte und Anliegen in neue Formen. Sie entsteht aus Werten, Konflikten und der Auseinandersetzung mit der Welt. Die KI verwaltet dagegen nur Wahrscheinlichkeiten: Sie beherrscht die Form ohne Anliegen und Inhalt. Eine Maschine kann also formal ein Gedicht schreiben, aber sie weiss nicht, was es bedeutet und warum es uns berührt.

Drei Denkfehler im Detail

1. «KI versteht Kunst.»

Nein. KI erkennt Muster in Daten, aber keine Sinnzusammenhänge.

Wenn eine Maschine im Stil von Goethe dichtet oder im Klang von Bach komponiert, dann tut sie das, weil sie die statistische Regelmässigkeiten von Goethe oder Bach erkennt und reproduziert. Doch Kunst lebt nicht von Korrelationen, sondern von Intentionen: Sie ist Ausdruck eines inneren Erlebens, einer Haltung, eines Konflikts. Genau das fehlt der Maschine.

2. «KI kann kulturelle Vielfalt abbilden.»

Nein. KI reproduziert, was in den Trainingsdaten steckt, inklusive aller Fehler und Vorurteile.

Die Algorithmen orientieren sich an der Mehrheit, nicht am Rand. Sie verstärken, was häufig ist, und schwächen, was abweicht. Kultur aber lebt von Reibung, vom Widerstand, vom Streit über Werte und deren Deutung. Sie entsteht durch die Auseinandersetzung mit dem Abweichenden, nicht durch Abbilden des Durchschnitts.

3. «KI schafft Neues aus sich selbst.»

Nein. KI kombiniert Bestehendes, ohne Ursprung oder Kontext.

Was wie originell wirkt, ist eine statistische Collage aus dem, was andere geschaffen haben. Kultur aber ist das Resultat menschlicher Erfahrung und Erinnerung. Sie entsteht durch Resonanz, also im Widerhall mit der Gesellschaft, aus der Spannung zwischen einem empfindenden Menschen und seiner Umwelt.

Das bedeutet: Die KI kann wohl imitieren und simulieren, sie kann aber nichts wirklich Neues schaffen.   Vor allem aber: Kultur lebt nicht von der Form allein. Kunstwerke sind immer Ausdruck einer Intention, einer Absicht, eines inneren Wunsches, Leidens, Hoffens oder Sehnens. Kultur ist immer Ausdruck eines Sinns. Darum bleibt Kultur zutiefst menschlich.

Basel, 14.10.2025, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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