Das Problem des Werteverlusts

Publiziert am 15. Januar 2016 von Matthias Zehnder

Nach den Vorfällen in Köln war in den letzten Tagen immer wieder die Rede davon, dass das Scheitern der Integration von Flüchtlingen und Migranten in unseren Wertekanon die Ursache dafür sei. Das ist gleich doppelt falsch. Denn erstens liegt nicht eine Verletzung unserer Werte vor, sondern eine Verletzung unserer Gesetze. Und zweitens ist das Problem nicht, dass sich Immigranten nicht in unseren Wertekanon integrieren lassen, sondern dass wir keinen Wertekanon mehr haben. Aber der Reihe nach.

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Wenn Immigranten, Asylbewerber oder Flüchtlinge eine Straftat begehen, ist das selten lediglich ein Delikt, sondern wird zum „Angriff auf unsere Werte“ stilisiert. Ob Köln oder Köniz – es tönt überall ähnlich: „In der Silvesternacht fand ein weiterer gezielter Angriff auf unsere Werte statt“, schreibt zum Beispiel das deutsche Magazin „Freiraum“ und SVP-Nationalrat Gregor Rutz erklärt mit Bezug auf die Durchsetzungsinitiative, dass die Schweiz ihre „kulturellen und religiösen Werte mit mehr Entschlossenheit verteidigen“ müsse. Die Frage ist bloss, warum diese Kreise unsere Werte nicht in Gefahr sehen, wenn Schweizer stehlen, prügeln oder vergewaltigen. Denn in der Praxis ist es so: Wenn ein Schweizer ein Handy klaut, begeht er einen Diebstahl. Wenn ein Marokkaner, ein Syrer oder ein Kroate ein Handy klaut, hat er gegen unsere Werte verstossen. Warum? Und warum ruft die politische Rechte nach Werten und nicht nach dem Gesetz?

Weil es viel einfacher ist, die Welt in Gute und Böse zu teilen, in Erwünschte und Unerwünschte, in Hiesige und Fremde, wenn man sich auf Werte statt auf das Gesetz beruft. Im Artikel 8 der Bundesverfassung steht: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Und im Absatz zwei wird das erläutert: „Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.“ Ein kluger, ein wichtiger Text. Wahre Patrioten sollten diesen Abschnitt der Bundesverfassung kennen und befolgen. Oder?

…namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, der Religion. Ja: Vor dem Gesetz sind ein Schweizer aus Herrliberg und ein Syrer aus Damaskus, ein Schläger aus Bümpliz und einer aus Pristina gleichgestellt. Es kommt nicht auf ihre Herkunft an, sondern auf ihre Tat. Und genau das stört die SVP. Mit ihrer Durchsetzungsinitiative will sie das ja auch ändern: Die Durchsetzungsinitiative will einen Ausweisungs-Automatismus einführen und schreibt einen Deliktskatalog in die Verfassung, der Ausweisungen nicht nur bei Verbrechen, sondern auch bei Vergehen vorschreibt. Betroffen davon sind alle Ausländer, unabhängig von ihrem ausländerrechtlichen Status. Der Verstoss gegen den Artikel 8 der Bundesverfassung, dass alle Menschen gleich sind vor dem Gesetz, liegt also darin, dass die Initiative für Ausländer einen Automatismus vorschreibt.

Bis es so weit ist, beruft sich die Rechte gerne auf Werte. Ich frage mich bloss: Was für Werte könnten das sein? Mit Bezug auf die sexuellen Übergriffe der Silvesternacht in Köln war in den letzten Tagen oft davon zu lesen, dass wir Westeuropäer unsere Frauen eben viel respektvoller behandeln als diese „Muslime“. Ist das wirklich so? Gehen unsere Medien respektvoll mit Frauen um, wenn sie bei jeder Gelegenheit möglichst viel nackte Haut zeigen? Ist es respektvoll, wenn sich eine Frau mit grossem Ausschnitt lasziv über eine Kühlerhaube bückt, damit Mann sich für das Auto interessiert? Hat die westliche Gesellschaft mit Pornographisierung und Pornoflut im Internet die Frau nicht längst zum reinen Werkzeug männlicher Lustbefriedigung reduziert?

Westeuropa steht vor der grossen Herausforderung, Tausende von Flüchtlingen und Migranten integrieren zu müssen. Bloss: Unsere Gesellschaft verfügt in weiten Teilen gar nicht mehr über ein Wertesystem. Wir predigen Wasser und saufen Wein. Die zweite und die dritte Todsünde sind Habgier und Wollust, Avaritia und Luxuria. Wir wissen das alle und haben es in der einen oder anderen Form gelernt. Zwischen unserem Wissen und unserem Handeln klaffen aber Welten. Die Abzockerinitiative konnte nicht verhindern, dass die Gehälter unserer Manager weiterhin wachsen. Fussballstars machen es vor, dass Erfolg sich in Millionengagen, dicken Autos (und Frauen) ausdrückt. Medien und Werbung rücken die Bilder von in diesem Sinne erfolgreichen Männern in unser Bewusstsein. Nein, mit unseren traditionellen Werten hat das alles nicht mehr viel zu tun.

Wie ist es denn so weit gekommen? Warum haben wir all diese Werte verraten, für die Luther, Oekolampad und Zwingli, Gotthelf und Pestalozzi, Lessing und Kant stehen? Ich bin dieser Tage wieder einmal auf „Haben oder Sein“ von Erich Fromm gestossen und darin auf den Satz: „Egoismus, Selbstsucht und Habgier –Eigenschaften, die das System fördern muss, um existieren zu können.“ Ohne grenzenlosen Konsum funktioniert die Konsumgesellschaft nicht. Die vergangenen Jahre der fast schrankenlosen Ökonomisierung haben dazu geführt, dass wir uns ganz selbstverständlich nicht mehr nach der Frage richten: „Was ist gut für den Menschen?“, sondern nach der Frage: „Was ist gut für das Wachstum der Wirtschaft?“ Erich Fromm unterscheidet deshalb zwischen einer Gesellschaft, die den Menschen zum Mittelpunkt hat und einer Gesellschaft, die sich um Dinge dreht. Er schreibt: „Die Haben-Orientierung ist charakteristisch für den Menschen der westlichen Industriegesellschaft, in welcher die Gier nach Geld, Ruhm und Macht zum beherrschenden Thema des Lebens wurde.“

Unsere Gesellschaft richtet sich also nicht mehr nach ihren traditionellen Werten, sie richtet sich nach Habgier („Geiz ist geil“) und Wollust („Ich bin doch nicht blöd!“). Erwachsene, die noch andere Werte mitbekommen haben, mögen fähig sein, zwischen dem System der Wirtschaft und ihrem eigenen Wertesystem zu unterscheiden. Wer nicht in den 50er oder 60er Jahren hier aufgewachsen ist, sieht nur noch die Glamourwelt von „Habgier und Wollust“. Betroffen davon sind aber nicht nur Immigranten, sondern auch unsere eigenen Kinder. Denn wir müssen nicht nur jene in unsere Gesellschaft integrieren, die hierher einwandern, sondern auch die, die neu in die Gesellschaft hineingeboren werden. Deshalb ist die Aufgabe der Integration keine neue Aufgabe, sie hat schon unsere Vorväter beschäftigt. Im Basler Rathaus steht denn auch schon seit Jahrhunderten das einzige erfolgversprechende Rezept für Integration in einen Wertekanon: „Wohl vorgehen macht wohl folgen“ (im Innenhof an der Stirnseite links). Oder modern ausgedrückt: „monkey see – monkey do“. Wir können von Kindern und Ausländern nichts verlangen, was wir ihnen nicht selber vorleben.

„wohl vorgehen“ also. Was heisst das konkret? Die Tugenden, die Habgier und Wollust entsprechen, sind die Mildtätigkeit (Caritas) und die Keuschheit (Castitas). Damit lassen sich weder Wahlen noch Einschaltquoten zu gewinnen. Aber vielleicht die Herzen der Menschen.

10 Kommentare zu "Das Problem des Werteverlusts"

  1. Ein höchst intelligentes Kommentar. SVP, Blocher, Köppel, und Helfers-Helfer sähen bei jeder Gelegenheit Hass, und ernten vielleicht die von ihnen ersuchte Freiheit, unsere Verfassung immer mehr auszuhöhlen. Die Freiheit, eigenes Macht- und Geldgier ungebremst zu befriedigen, ist nicht weit weg. Dort werden wir die grössten Gefahren wittern.
    Aber: IS und gesetzlose Asylante sind in vielen Bereichen die besten Freunde unserer eigenen Verfassungsgegner.
    Gehen wir davon aus, dass die SVP langfristig mehr im Visier hat, als Asylanten und Secundos; sie hat in der letzten Zeit immer konsequent versucht, die gewählten Instanzen der Volksvertretung (das Parlament, die belächelte ‚Classe Politique‘) zu diskreditieren, und, beim Versuch, nach Initiativen zu regieren, zu entmachten.

    Sie ist also eine bewusste Bedrohung des Rechtstaats. Sie ist zu ahnden und zu blockieren, nötigenfalls auch durch Gesetz und Gericht. Gleichzeitig ist eine Stossrichtung des Bundesrats zu einer staatspolitischen und ethischen Sensibilisierung der Bevölkerung immer mehr wünschenswert. Ihr Beitrag zeigt, wie argumentiert werden soll. Danke für Ihren weisen und grundierten Einsatz.

  2. Nachdem ich in der gestern ungebeten zugesandten „Weltwoche“ geblättert und gelesen habe, holt mich dieser Wochenkommentar genau in meiner Stimmungslage ab. Ja, Werte sind mir auch wichtig. Christliche Werte, menschliche Werte. Sicher aber nicht diese diffusen Schweizer Werte die Blocher, Köppel, Mörgeli, … ständig proklamieren.

    Ich kann in diesem Heft kaum erstrebenswerte Werte ausmachen, vor allem nicht, wenn ein Heft lang Flüchtlinge, Ausländer, Secondos, Mitglieder des Bundesrats, Richter, Fernsehdirektoren und einige andere mehr schlecht gemacht und verhöhnt werden.

    „Volksverhetzung“ ist der Begriff, der mir dabei so durch den Kopf geht. Ein Begriff aus fremdem Recht – dem deutschen Strafrecht.

  3. Teilsein und Teilhaben.
    Die Welt ist ein Teil von mir, und ich bin ein Teil der Welt.
    Wer ein Nichts geworden ist, soll ein Teil sein können.
    Wer nichts mehr hat, soll wieder teilhaben können.
    Teilsein und Teilhaben lassen.
    Teilhaben und Teilsein.

  4. Ja,ja, der gute Erich Fromm. Vieles was er schrieb war interessant, vor allem im Spannungsfeld der Ethik, Religion, Philosophie und seine Beobachtungen in der Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft (da hatte er seinerzeit seinen Lebensmittelpunkt). Eines ist aber definitif überholt: „Haben oder Sein“ hat sich in den unterdessen 40 Jahren seit Erscheinung komplett überholt (bei aller „Richtigkeit“ der darin gemachten Analyse). Unsere Gesellschaft hat mit dem im Buch beschriebenen Materialismus nicht mehr viel zu tun, die Materie als solche hat keine Bedeutung mehr. Die heutige Gesellschaft ist eine reine Umsatzgesellschaft, die Definition des Seins leitet sich ab von der Möglichkeit, jeglichen Impuls möglichst schnell zu befriedigen. Die Materie dient nur noch als mediales Transportmittel der Tätigkeit, der Besitz einer Sache auch im Hinblick auf Dauer und qualitativen Prestigegewinn ist vorbei. Es ist nur noch die momentane, meist mit aufwendigem Werbebudget behaftete symbolische Fetischierung, die über die Begehrlichkeit entscheidet. Sinn- und Befriedigungsstiftend ist die Potenz des Einzelnen, sich möglichst schnell und möglichst viel ermöglichen zu können, die Sache selbst hat bezüglich Werthaltigkeit ausgedient. Auch dies kann dem Werteverfall zugerechnet werden. Während das Wort „Vermögen“ früher mal eine quantitative Aussage über die Möglichkeit etwas zu kaufen ausgesagt hat, scheint die heutige Definition sehr viel „Seinsorientierter“ zu sein, „ich verbrauche“, also bin ich. So gesehen könnte es eine interessante philosophische Spekulation werden, inwieweit die Aufhebung der Goldbindung des Dollars (ein paar Jahre vor „Haben oder Sein“) den Höhepunkt der „Haben-Gesellschaft“ markiert, und mit Aufgabe eines materiellen Gegenwertes zum Geld die grundsätzliche Entwertung der Materie eingeleitet wurde. Die Parallelität der qualitativen Entwicklung innerhalb der Produkte der Konsumgüterindustrie zeigen jedenfalls ein ähnliches Bild, ganz zu schweigen von allen „Werten“, welche über Börsen und Futuremärkte gehandelt werden. Selbst die Definition der Arbeit hat sich weit von der Möglichkeit der Erschaffung eines materiellen Wertes wegbewegt, die grosse Masse der heutigen Arbeinehmer sind „Beschäftigte“. Nun gut, da habe ich mich wohl ein wenig weit weg vom Zehnder-Text bewegt, offensichtlich war der sehr anregend, danke.

  5. Danke Herr Zehnder, Dieser Wochenkommentar gefällt mir und hebt sich wohltuend von vielen Zeitungskommentaren zu den Ereignissen in Köln ab, auch von demjenigen von Hern Gujer in der NZZ von diesem Wochenende. Die Bezugnahme auf Erich Fromm „Haben und Sein“ finde ich tatsächlich auch etwas überholt , aber den Hinweis auf die Aushebelung von Artikel 8 in unserer Bundesverfassung kann man nicht genügend betonen. Die Verstösse gegen das Gesetz , wie sie in Köln und andernorts stattfanden, müssen geahndet werden, so wie es das Gesetz vorschreibt. Aber nicht zu ingnorieren ist, dass diese Gesetzesverstösse passieren in westlichen Gesellschaften, welche die eigenen Gesetze selber zunehmend ignorieren. Es geht noch um viel mehr als den Wertezerfall, es geht auch um den Verlust der durch das Gesetz garantierten sozialen Verantwortung. Wenn das Gesetz in diesem Sinne ausgehebelt wird, ist das dramatisch und dieses Problem bringen uns nicht nur die Migranten, es wuchert im Innern unserer ach so wunderbaren Schweiz!

  6. Es ist sonst nicht so meine Art, Leserbriefe zu verfassen. Aber Ihr Text ist mal wieder eine „Schreibe aus dem Lehrbuch der Nichtbetroffenen“. Vom Basler Feldherrenhügel hinunter, gut gesichert, Kind und Kegel sicher (mindestens) auf Privatschule, nach oblig. Schulzeit Ausbildung in College in England, unter Seinesgleichen, danach Studium und im Ausgang geht’s ins Singerhaus zur gut gesicherten Studentenparty. Frau sicher im PR-Bereich oder im sozialen Bereich usw usw…. Ich nehm jetzt das mal an, ich weiss es nicht, aber so sieht es von aussen aus bei Ihnen. Vielleicht trifft sogar das eine oder andere zu, dann Bingo für mich. Sie hochsozial, Gesetze einhalten oder noch mehr als einhalten (bald die einzigen in Europa), Straftäter jeglicher Art nicht ausschaffen (Täterschutz vor Opferschutz), da heisst es aufwachen auf dem Speckhügel. 73 % der Flüchtlinge letzten Jahres waren junge Männer, welche in Europa eintrafen. Männer, die reisefähig sind, Männer die stark sind, Männer, die die Frauen und Kinder zurückliessen, Männer, die in diesen Ländern zum Aufbau dringend gebraucht werden. Männer aber auch, die in der Blüte stehen, auch in der sexuellen. Daher u.a. auch die Übergriffe auf Frauen jeglicher Art (vorzugsweise Jüngere). Genau Ihre ehemalige Art Zeitung zu machen, dieses Schönreden, auch das Weglassen von Tatsachen, das Heimlichschreiben, bringt kurzfristig etwas, nämlich das alle ruhiggestellt sind. Wenn aber dann die Wahrheit ans Licht kommt, treibt es viele Leser in Wut und, meist, auf die andere Seite, welche, auch darüber darf man differenziert schreiben, nicht a priori in allem schlecht sein muss, so wie die eher linkere Bandbreite des Politikspektrums nicht a priori gut sein muss. Sobald Zeitungen, Parteien, Organisationen Fakten auf den Tisch legen, wird von Ihnen in irgendeiner Weise (Unterton, zwischen den Zeilen usw…) leicht das Wort Hetze in den Mund genommen. Die Realität ist aber leider keine Hetze. Die Realität ist einfach die „Realität“. Und die wird sich immer wie mehr durchsetzen. Vorbei die Zeiten, als Chefredaktoren die Massen lenken konnten (4. Gewalt), vorbei als Musikredaktoren Musikgeschmäcker ganzer Generationen steuern konnten, weil sie bestimmten, was zu den Prime-Times auf den Plattenteller gelegt wurde. Daran scheiterte Heeb mit seinem Radio Basel Projekt – die goldene Zeit für Ihn als Star von Radio 1 und Meinungsmacher in BS ist vorbei, das vergass er, das musste er erfahren. Hart, bis zum bitteren Ende. Aber auch von BZ Kuscheljournalismus oder BaZ Härtejournalismus ist im alten Stil ist die Zeit vorbei. Heute holen sich die Menschen ihre Infos von Überall. Von Internetauftritt TeleBasel, ein wenig von Homepage Blick, und wenn man die ganzheitliche Sicht auf Basel haben will, kommt man nicht an der BAZ UND AN DER BZ vorbei. Liest man beide, hat man in etwa ein Abbild der Wirklichkeit. Es ist teilweise Richtig, an der BaZ herumzunörgeln, wenn man z.B. das aufgebauschte Wessels Bashing anschaut. Es ist aber auch Richtig, an der BZ heurmzunörgeln. Wie sie z.B. den Auftritt von Blocher auf dem Schlosshof in Dornach kommunizierte, war ebenfalls sehr tendenziös. „Blocher funktioniert wie eine Schiessbudenfigur“ oder „in Saal ein tumbes Raunen“ zeugt ja auch nicht gerade von Ausgewogenheit, wenn Sie ehrlich sind.
    Ich habe gehört, Sie haben nun irgendwie mit Jouranlisten/Medienausbildung zu tun. Ich wünsche mir sehr, dass sie in ihrer neuen Aufgabe sauber bleiben und den Zukünftigen mitgeben: Es gibt Zeitungen, die sehen alles im eher rechten Licht, das ist legitim. Es gibt Zeitungen, die sehen alles eher im linken Licht, das ist legitim. Und es gibt Gefässe, die versuchen „neutral“ zu berichten. Meistens bleibt es beim Versuch, den Neutral ist schwierig und in der heutigen Zeit meist auch langweilig, aber natürlich im Grundsatz auch nicht schlecht.
    Alles Gute Ihr Thomas Zweidler

    1. Es ist sonst auch nicht meine Art, hier Kommentare zu kommentieren, aber das kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen.
      1. Private Situation: Was Sie schreiben, ist völliger Quark. Abgesehen davon, dass ich weder auf einem Feldherrenhügel wohne, noch Kinder in privaten Schulen oder englischen Colleges habe – Ihre folgenden Argumente werden nicht glaubwürdiger, wenn Sie mich zuerst zu diskreditieren versuchen.
      2. Straftäter jeglicher Art nicht ausschaffen (Täterschutz vor Opferschutz): Abgesehen davon, dass ich nichts davon geschrieben habe: Es ist nicht so, dass jene, die das Gehirn einschalten, statt einfach zu Lynchjustiz zu greifen, automatisch gegen Opferschutz und gegen Strafen sind.
      3. Sie bezichtigen mich und meine ehemalige Zeitung des Schönredens, des Weglassens, des Heimlichschreibens. Bitte nennen Sie ein konkretes Beispiel, sonst ist das ein ebenso agitatorischer Vorwurf wie die Bezichtigung der „Lügenpresse“.
      4. Die Realität als solche gibt es nicht. Es gibt nur wahrgenommene Realität. Und diese Wahrnehmung tendiert in den letzten Jahren zu Verzerrungen.
      5. Dass Chefredaktoren die Massen lenken wollen, ist ein Märchen. Chefredaktoren wollen in erster Linie gute Zahlen: gute Anteile im Lesermarkt und im Anzeigenmarkt. Die holt man mit Leistungen, nicht mit „Lenkungen“.
      6. bz-Kuscheljournalismus: Was für ein Blödsinn.
      7. Ganzheitlicher Blick auf Basel: Da haben Sie absolut recht und das gilt nicht nur für Basel. Je mehr Medien, desto besser. Das Problem ist dabei: Die traditionellen Zeitungen sind alle im Sinkflug, weil die Abonnenten immer weniger bereit sind, für eine Leistung, die im Vergleich zu früher eher besser geworden ist, etwas zu bezahlen. Die Folge: Immer knappere Mittel, es wird immer mehr weggelassen, das Bild wird immer lückenhafter. Es ist eine Todesspirale.
      8. Journalistenausbildung: Nein, ich habe einen Lehrauftrag am medienwissenschaftlichen Seminar der Universität Basel, da geht es um Medienökonomie und um die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Das ist etwas komplexer als ein simples rechts-links-Bild, da geht es um die wissenschaftliche Aufarbeitung von ökonomisch-inhaltlichen Wirkmechanismen. Die sind in der heutigen Medienlandschaft viel wirkmächtiger als die Links-Rechts-Haltung.

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