Was bei einem Blackout passiert. Reportage und Kommentar

Publiziert am 9. September 2022 von Matthias Zehnder

Holz sei das neue Klopapier, schrieb der «Spiegel» diese Woche: Viele Menschen haben Angst vor Energieknappheit und decken sich mit Holz und Kerzen ein. Doch was würde passieren, wenn die Energie in Europa wirklich knapp würde? Ein Szenario wird dann wahrscheinlicher: Das Stromnetz verliert an Stabilität. Die lokale Überlastung eines Netzknotens kann zu einem grossflächigen Blackout führen, also zu einem totalen Stromausfall in der ganzen Region oder sogar im ganzen Land. Was passiert dann? Wie würde ich einen Blackout erleben? Können wir uns irgendwie vorbereiten? Bringen Kerzen und Kurbelradio dann etwas? Ich habe recherchiert und das Szenario für mich persönlich durchgespielt. Meine «Reportage» und den Kommentar dazu finden Sie hier.

06:00 Uhr

Es ist sechs Uhr morgens. Mein Handy spielt leise eine Weck-Melodie. Es kommt nicht weit: Ich bin, wie meistens, vor dem Wecker aufgewacht. Früher hätte ich einen Bombenangriff verschlafen, heute bräuchte ich eigentlich keinen Wecker mehr. Aber egal. Ich packe mein Handy und tappe ins Bad. Ich mache, wie immer, kein Licht. Ich bin zwar aufgestanden, aber so ganz wach bin ich dann doch noch nicht. Ich schlüpfe in meine Jogging-Klamotten, stecke die AirPods in die Ohren und setze mein Liverpool-FC-Cap auf. Die Turnschuhe ziehe ich erst unter der Haustür an. Draussen dämmert der Morgen. Ich liebe diese Stimmung. Es ist nicht mehr dunkel, aber auch noch nicht hell. Die Strassenlampen brennen nicht. Die Dämmerung wirkt so noch schöner.

Ich drehe meine übliche Runde. So früh am Morgen möchte ich noch keine Entscheide fällen. Dazu höre ich einige Podcasts: Nachrichtensendungen vom Vortag, ein Kulturmagazin und ein Morgenmagazin. Das fällt heute aber aus. Da hat wohl jemand im Podcast-Team geschlampt. Ich biege auf das grosse Feld ein. Von da aus sieht man über die ganze Stadt, am Horizont blinken die Positionslichter der Hochhäuser. Heute nicht. Heute ist alles dunkel. Vielleicht liegt eine Nebelbank zwischen mir und der Stadt. Ich konzentriere mich auf meine Füsse. Schrittübungen, mal versetzt, mal auf Zehenspitzen.

06:49 Uhr

Nach einer Dreiviertelstunde bin ich zurück vor meiner Haustüre. Jetzt noch dehnen und ab unter die Dusche. Bloss seltsam, dass das Wasser heute nicht richtig warm ist. Vielleicht haben sich Solaranlage und Heizung missverstanden. Ich mache mir geistig eine Notiz und will später die Heizung überprüfen. Rasiere ich mich halt mit lauwarmem Wasser.

07:18 Uhr

In der Küche fällt mir auf, dass die Uhr über dem Backofen schwarz ist. Und die Kaffeemaschine macht keinen Wank. Ist es die Sicherung? Ich drücke den Lichtschalter. Kein Licht. Definitiv die Sicherung. Aber der Backofen ist doch separat gesichert? Ich schau mal nach. Im Keller ist auch kein Licht.

Ich leuchte mit dem Handy den Sicherungskasten an. Alle Sicherungsschalter sind oben. Daran kann es nicht liegen. Der Router blinkt auch nicht. Jetzt werde ich langsam nervös. Die Heizung? Fehlanzeige. Wir heizen mit Gas, aber ohne Strom geht da gar nichts.[1] Der Boiler zeigt nur noch 40 Grad. Der Strom muss irgendwann in der Nacht ausgefallen sein. Hat ein Marder unsere Stromleitung angefressen?

07:23 Uhr

Ich ziehe das Handy und starte den Webbrowser. Keine Verbindung. Kunststück: Das WLAN ist auch weg. Und das Handy hat kein Signal. Vielleicht, weil ich im Keller bin? Ich gehe nach oben. Weiterhin kein Signal. Funktioniert das Festnetztelefon? Das Display leuchtet. Aber nur, weil es eine Fehlermeldung anzeigt: kein Netz. Ohne Router im Keller kann ich auch nicht telefonieren. Telefonleitungen gibt es schon lange nicht mehr, technisch läuft die Festnetztelefonie längst über das Internet. Und das ist tot. Mein Router hat keinen Strom, aber auch alle Zwischenstationen in der Stadt sind lahmgelegt. Kein Internet. Und auch kein Handysignal. Irgendwo im Keller haben wir doch noch ein Transistorradio. Aber keine Batterien. Ob die überhaupt noch senden? Ich finde es nicht heraus. Vielleicht wäre ein Kurbelradio doch eine gute Idee gewesen.

07:41 Uhr

Nach kurzer Diskussion mit meiner Frau beschliesse ich, trotz Stromausfall ins Büro zu fahren. Vielleicht hat es da ja Strom oder das Netz funktioniert wieder, bis ich da bin. Und sonst arbeite ich an meinem Notebook, das hat ja einen Akku. Auf den Strassen herrscht Chaos. Die Ampeln funktionieren nicht, an den Kreuzungen drängelt sich der Berufsverkehr. Zum Glück bin ich mit dem Fahrrad unterwegs. Alle Läden sind dunkel, bei vielen sind auch die Rollos unten geblieben. Im Quartierladen eines Grossverteilers steht ein Lieferwagen vor der Türe. Immerhin funktioniert die Logistik, denke ich mir. Bis ich sehe, dass die Mitarbeitenden den Wagen nicht entladen, sondern beladen: Sie tragen korbweise Packungen aus dem Laden und werfen sie auf die Ladefläche. Der Stromausfall hat die Kühlkette unterbrochen: Die Kühlregale sind nicht isoliert und haben sich schon in der Nacht aufgewärmt. Hackfleisch, Fisch und Meeresfrüchte müssen sofort entsorgt werden. Auch gekühlte Fertiggerichte dürfen nicht mehr verkauft werden. Die Tiefkühlware ist wohl etwas besser geschützt, weil Kühltruhen und Kühlräume besser isoliert sind. Aber lange wird es nicht dauern, bis der Laden sich auch um die TK-Ware kümmern muss.[2]

07:58 Uhr

In der dunklen Stadt leuchtet das Universitätsspital geradezu unwirklich hell: Notstromaggregate sorgen dafür, dass der Spitalbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Bloss die Fahrstühle und die Klimageräte sind deaktiviert und in den Büros arbeitet die Heizung nicht mehr. Die Patientinnen und Patienten merken davon aber nichts und in den Operationssälen arbeiten die Chirurgen fast wie gewohnt. Ein anderes Bild zeigt sich in den Bürotürmen der Stadt: Die bleiben dunkel. Büros sind auf Kommunikationsverbindungen angewiesen, – ohne Internet und Telefonie können die Angestellten da schlicht nicht arbeiten.

08:14 Uhr

Das Mobilfunknetz in der Stadt ist weiterhin tot. Die Mobilfunkantennen sind zwar alle mit Akkus ausgestattet, die können aber nur einen Stromausfall von etwa einer Stunde überbrücken. Selbst wenn die Antennen funktionieren würden, – das Netzwerk dahinter ist lahmgelegt. Die Router und Switches, die das Internet, die Mobiltelefonie und die Festnetzkommunikation schalten, sind alle ohne Strom.[3] Ich kann weder mit meiner Frau noch mit meinen Kunden kommunizieren.

08:22 Uhr

Der öffentliche Verkehr ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Es fahren nur noch die Autobusse. Trams, Trolleybusse und die Bahn stehen still. Die Bahnschranken bleiben oben. Die Autofahrer kümmern sich nicht darum, weil die Bahn ja nicht mehr fährt. Nahe der deutschen Grenze kommt es deswegen zu einer Beinahe-Kollision zwischen einer Diesellok und einem Lieferwagen.

08:46 Uhr

Im Büro angekommen, klappe ich mein Notebook auf. Der grosse Bildschirm bleibt heute schwarz. Auch im Büro hat der Computer kein Internet. Schreiben kann ich auch ohne. Meistens jedenfalls. Bloss die Rechtschreibprüfung funktioniert nicht. Den Duden gibt es nur mit Netz. Fragt sich, was ich mit dem Text mache, den ich da schreibe. Veröffentlichen kann ich ihn nicht: Das Internet ist ja tot. Ich kann ihn auch niemandem schicken. Ausdrucken geht auch nicht. Also speichere ich meine Arbeit lediglich ab, zur Sicherheit nicht nur auf dem Notebook, sondern auch auf einem Speicherstick. Man weiss ja nie.

09:00 Uhr

Im Büro habe ich auch ein kleines Radio. Es empfängt tatsächlich die Nachrichten von Radio SRF. Die wichtigen UKW-Sender in der Schweiz sind mit Notstromversorgung ausgestattet. Die Nachrichtensprecherin berichtet von dem grossflächigen Blackout in der Schweiz. Ein Unwetter hat in Norditalien eine wichtige Stromleitung unterbrochen. Das hat eine Kettenreaktion im europäischen Stromnetz ausgelöst. Weil der Strom ohnehin knapp ist, ist es zu einem Blackout gekommen. Es folgen einige Verhaltenshinweise und das Versprechen, der Bund sei zuversichtlich, dass die Schweiz bald wieder Strom haben werde. Mehr Nachrichten gibt es nicht. Offensichtlich haben auch die beim Radio kein Internet und damit keinen Zugriff auf Nachrichtenagenturen und keinen Kontakt mehr zu ihren Journalistinnen und Journalisten. Später erfahre ich, dass die Informationen über den Blackout per Kurier ins Radiostudio geschickt worden sind.

12:00 Uhr

Im Münster kommt es zu einem spontanen Gottesdienst. Das Kirchenschiff ist mit Kerzen erleuchtet. Das sieht eigentlich hübsch aus. Die Glocken der Kirche allerdings bleiben stumm: Ohne Strom kann auch die Kirche nicht mehr läuten. Das Museum nebenan bleibt geschlossen. Die Türe ist so gross und schwer, dass sie von einem Automaten geöffnet wird. Jetzt blockiert der Mechanismus die Tür. Ganz anders die Schule: Im Schulhaus gegenüber scheint der Unterricht ganz normal zu funktionieren. Lehrerinnen und Lehrer stehen an der Wandtafel, reden mit ihren Schulklassen oder lassen eine Prüfung schreiben. Strom braucht es dazu, mindestens vorübergehend, offenbar nicht. Im Gegensatz zu mir. Ich komme nicht weit ohne Strom und entsprechend ohne Internet. Ich gebe auf.

15:48 Uhr

Auf dem Rückweg nach Hause fällt mir ein Polizeiauto am Strassenrand auf. Es ist ein Tesla. Vielleicht ist der Akku leer.[4] Da hat wohl jemand die Dauer des Stromausfalls unterschätzt. In der Tempo-30-Zone werde ich von einem Autofahrer viel zu schnell überholt. Doch kurz danach steigt er auf die Bremse: Er ist geblitzt worden. Die mobile Radaranlage ist offenbar mit einem leistungsfähigen Akku ausgestattet. Ganz im Gegensatz zur Alarmanlage des Schmuckladens an der Hauptstrasse. Das Alarmsystem und die Überwachungskameras sind ausser Gefecht gesetzt. Der Besitzer scheint nicht auf die Vernunft der Menschen zu bauen und hat einen Wachmann vor den Laden gestellt. Immerhin kann man da nicht einfach reinspazieren und den Schmuck mitlaufen lassen.

16.11 Uhr

Vor dem Quartierladen des Grossverteilers hat sich eine Menschentraube gebildet. Ich erkenne einen Nachbarn und frage ihn, was los sei. Er sagt mir, dass im Laden nichts mehr verkauft werde. Ohne Strom funktionieren natürlich die Kartenterminals und das Bezahlen per Mobiltelefon nicht mehr. Also hätten die Leute zur Bargeldreserve gegriffen, die sie, wie empfohlen, angelegt hatten. Weil es sich dabei aber in den meisten Fällen um grosse Banknoten handelte, sei dem Laden schon nach kurzer Zeit das Wechselgeld ausgegangen, deshalb sei der Verkauf jetzt gestoppt.

16:32 Uhr

Zu Hause räumen auch wir erst mal den Tiefkühler und den Kühlschrank aus. Die meisten Produkte müssen wir entsorgen. Dann kochen wir Pasta, gleich auch für die Nachbarn. Ihr Induktionsherd ist lahmgelegt. Unser Gasherd funktioniert, wir müssen lediglich die Flamme von Hand anzünden. Wir fragen uns, wie lange wir noch Wasser haben. Wir wohnen auf einem Hügel bei Basel. Der Wasserturm im Quartier stellt sicher, dass wir über genügend Wasserdruck in der Leitung verfügen. Aber irgendwie muss das Wasser ja in den Turm gepumpt werden.[5] Immerhin haben wir Wein im Keller. Wir trinken mit den Nachbarn ein Glas zur Pasta. Das Handy bleibt dabei stumm. Wir wissen alle nicht, wie es unseren Kindern geht. Sie haben keine Möglichkeit, uns zu kontaktieren. Man sollte meinen, ein paar Stunden ohne Telekommunikation, das sei eine Erleichterung. Wir fühlen uns aber taub und stumm zugleich. An Homeoffice ist nicht zu denken. Auch ein Prepper in der Nachbarschaft, der sogar ein kleines Notstromaggregat im Keller hat, ist abgeschnitten von der Welt. In einem Netzwerk bringt es nichts, wenn nur ein einzelner Knoten funktioniert, ganz egal, ob es sich um das Telefonnetz, das Internet oder eine Computeranwendung handelt.

21:18 Uhr

Für den Fall, dass das Handynetz in der Nacht wieder funktioniert, laden wir unsere Mobiltelefone im Auto auf. Die Autobatterie reicht locker dazu aus, die kleinen Geräte mit etwas Strom zu versorgen. Vor dem Schlafengehen möchte ich bei Kerzenlicht noch lesen. Bücher brauchen schliesslich keinen Strom. Doch das Licht der Kerzen flackert, ich kann kaum entziffern, was auf den Seiten steht. Ich klappe das Buch bald wieder zu. Wenigstens Schlafen geht auch ohne Strom.

Kommentar

Es ist schwierig zu sagen, wie gross die Gefahr eines nationalen Blackouts ist. Sicher ist: Die Gefahr wird grösser. Die Strommangellage, über die wir derzeit viel reden, ist etwas anderes als ein Blackout. Im ersten Fall wird die Energie langsam knapp, im zweiten Fall kommt es, auch wenn genügend Energie vorhanden ist, zu einem Totalausfall des Stromnetzes, zum Beispiel aufgrund einer lokalen Überlastung, die sich auf das ganze Netz überträgt.

Ich schreibe hier darüber, weil mir scheint, dass den meisten Menschen nicht bewusst ist, wie gross ihre Abhängigkeit von einem jederzeit funktionierenden Stromnetz ist. Viele Leute haben das Gefühl, dass ein paar Konservendosen und etwas Mineralwasser im Keller die Lücke schon überbrücken würden. Dass bei einem Stromausfall auch die Gasheizung nicht mehr funktionieren würde, das Handy auch bei vollem Akku kein Netz mehr hätte und kein Computer mehr auf das Internet zugreifen könnte, ist vielen Menschen nicht bewusst. Auch wenn Sie jetzt sagen, dass Sie einen Tag auf Strom verzichten könnten, – viele andere Menschen können es nicht und sie haben dabei keine Wahl. Ich kann meine Texte zum Beispiel nicht per Kurier verteilen – und es lassen sich nicht alle Kühlschränke mit einem Notstromaggregat betreiben.

Bei der Beschäftigung mit dem Thema sind mir insbesondere drei Dinge aufgefallen:

1) Offenbar beschäftigen sich viele Firmen lieber nicht mit einem Blackout-Szenario. Coop etwa schrieb, man wolle keine fiktiven Szenarien unterstützen oder Spekulationen anheizen und zählte dann auf, wo Coop überall Strom spart. Das ist ja interessant und eindrücklich und so, aber ein ganz anders Thema. Auch andere Stellen und Firmen wichen der Frage aus oder versuchten zu beruhigen. Man gehe davon aus, dass der Strom schon fliessen werde. Doch genau davon kann man bei einem Blackout nicht ausgehen, Fragen und Probleme verschwinden nicht, wenn man die Augen schliesst. Das sollten wir alle spätestens seit der Corona-Krise wissen.

2) Vorbildlich reagierte die Swisscom: Klar und deutlich sagt die Firma, dass die Verfügbarkeit von Fest- sowie Mobilfunk-Services in der Schweiz bei einem Stromausfall auf etwa eine Stunde beschränkt sind. Danach läuft nicht mehr viel. Es ist entscheidend, dass die Bevölkerung das weiss. Strom ist nicht einfach bequem oder gar ein kleiner Luxus. Elektrizität bildet das Rückgrat unserer Gesellschaft. Dazu müssen wir stehen. Deshalb müssen Firmen, Institutionen und der Staat den Bürgerinnen und Bürgern klaren Wein einschenken und rechtzeitig Lösungen entwickeln. Und zwar für die Stabilität des Netzes als Ganzes. Wie können zum Beispiel die Notstromaggregate in den Firmen im ganzen Netz helfen? Wie lassen sich die Akkus von E-Autos als Stromspeicher nutzen? Wie können wir unsere Kommunikationsnetze und unsere Arbeitsabläufe sicherer machen? Und vor allem: Was passiert im Ernstfall?

3) Wir leben in einer vernetzten Gesellschaft. Und die läuft nicht ohne Strom. Wer sagt, früher sei es ja auch ohne Internet gegangen, verkennt die Wichtigkeit der Kommunikationstechnik total. Ohne Netz kann wohl etwa die Hälfte der Schweizer Angestellten nicht arbeiten. Auch Handwerker sind heute auf das Internet angewiesen. Die Telefonnetze funktionieren nicht mehr, auch der Polizeinotruf nicht. Ganz zu schweigen vom Zahlungsverkehr und den Bancomaten. Vor diesem Hintergrund ist es geradezu lächerlich, die Menschen mit der Aufforderung zu beruhigen, sie sollten sich Kerzen kaufen und Bargeld bereitlegen. Selbst Kurbelakku oder Notstromaggregate nützen nichts, wenn die Netze nicht funktionieren. Wir müssen als Gesellschaft in die Stabilität der Strom- und der Kommunikationsnetze investieren. Das heisst übrigens auch: Wir brauchen endlich ein Stromabkommen mit Europa. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass uns irgendwann das Licht ausgeht, ist grösser geworden.

Basel, 9. September 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen/Anmerkungen

Bild: © KEYSTONE/Wolfgang Filser

[1] Laut Auskunft der IWB, der städtischen Werke von Basel, würde das Gasnetz auch bei einem grossflächigen Stromausfall funktionieren. Das nützt ber nichts: Auch eine Gasheizung braucht Strom.

[2] Grossverteiler Coop wollte die Frage, was bei einem Blackout passiert, nicht beantworten. Das kantonale Lebensmittelinspektorat hat die Frage dagegen prompt beantwortet un d schreibt: «Ein Stromausfall würde nicht als Erstes Tiefkühlartikel, sondern Frischprodukte wie Fisch, Fleisch, gekühlte Fertigprodukte etc. betreffen. Der Temperaturanstieg läuft schneller ab und die Vermehrung von Verderbniserregern und/oder krankmachenden Bakterien beginnt nach kurzer Zeit. Nach wenigen Stunden Stromausfall, und falls diese Lebensmittel in der Zwischenzeit nicht umgelagert werden konnten, wären Warenentsorgungen vorstellbar, da die Lebensmittelsicherheit nicht mehr gewährleistet wäre.»

Und was ist mit den Tiefkühlprodukten? Der Lebensmittelinspektor schreibt: «Aus rechtlicher Sicht müssen Tiefkühlprodukte bei -18°C oder kälter aufbewahrt werden. Während Transporten und beim Abtauen der Tiefkühlgeräte darf die Produkttemperatur in den Randschichten kurzfristig auf -15°C erhöht werden.

Eine noch höhere Temperatur führt jedoch nicht sofort zu einer umfassenden Warenvernichtung. Der Auftauvorgang ist ein gängiger Prozess in der Lebensmittelbranche. Es wäre daher denkbar,  gewisse aufgetaute Produkte mit angepasster Kennzeichnung und Haltbarkeit weiter zu verkaufen, oder umgehend zu verarbeiten (z.B. in der hauseigenen Metzgerei, oder im Restaurant), sofern die erforderliche Kühltemperatur von max. 5°C nicht überschritten wurde und die Stromversorgung wieder hergestellt werden konnte. »

[3] Swisscom schreibt dazu: «Dank seiner stromautonomen Auslegung kann das Swisscom-Netz bei einem schweizweiten Blackout bzw. Stromunterbruch (Blackout) allen Kunden während mindestens 1 Stunde die Verfügbarkeit von Fest- sowie Mobilfunk-Services sicherstellen. Dauert der Stromunterbruch länger als 1 Stunde, sind Festnetz-Services für alle Kunden, die über einen direkten Link ins Swisscom Central Office verfügen, sichergestellt. (Sie müssen wie von Ihnen beschrieben lokal über eine Notstromversorgung verfügen, damit der Router & das Festnetztelefon noch funktionieren.) Einen direkten Link haben alle FTTH-Kunden sowie Kunden, die direkt mit der Zentrale verbunden sind – ohne zwischengeschaltete Netzgeräte in Strassenschächten.
Dauert der Stromunterbruch länger als 4 Stunden, besteht auch bei diesen Kunden keine Verbindung mehr.»

[4] Die Kantonspolizei Basel-Stadt, die eine ganze Reihe von Tesla-Streifenwagen im Betrieb hat, schreibt dazu: «Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der IWB die Stromversorgung zum Laden sicherstellen können und sind auf kurze Unterbrüche eingestellt.»

[5] Die IWB schreiben dazu, dass die Trinkwasserversorgung in Basel gewährleisten sei, so lange die Pumpwerke der Trinkwasserproduktionsanlagen in Betrieb seien. Zum Befüllen der Reservoire brauche es Pumpen, die auf Strom angewiesen sind. Diese Pumpen würden im Notfall mit Notstromaggregaten betrieben.

2 Kommentare zu "Was bei einem Blackout passiert. Reportage und Kommentar"

  1. Eine abenteuerlich fiktive Reportage. Hoffentlich bleibt sie fiktiv!
    Blackout z.B. in BS (Basel-Stadt)?
    Solange der ultralinksgrüne Kanton BS (Basel-Stadt) auch diesen Winter 2 „Kunstis“ (Kunsteisbahnen) betreibt, bald jede Schule mit Schwimmhallen ausgerüstet, der „Zolli“ (Zoo) bei 35 Grad Aussentemperatur runtergekühlte Pinguine hält; oder andersrum bei 5 Grad minus Tropenfische im Vivarium schwimmen lässt, 1000m2 grosse leere Messehallen heizt, man in der „St-Jakobs-Halle“ eine Gegenstromanlage für den Paddelsport fliessen lässt, weiter Tinnitus-Megawatt-Konzerte stattfinden und wenn an der „Mäss“ (Herbstmesse – grösster Jahrmarkt der Schweiz) 1001 Glühbirnen leuchten, Starkstrom-Bahnen weiter ihre Runden drehen und Grills und Fritteusen glühen – muss man sich über den „Black-out“ wohl keine Gedanken machen….
    Viele suchen das „Heil“ wohl wieder in der „EU“, wie auch der letzte Satz des Wochenkommentars «Wir brauchen endlich ein Stromabkommen mit Europa» zeigt.
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    Es ist blauäugig zu glauben, dass sich das Problem der drohenden Strommangellage mit einem Stromabkommen mit der „EU“ lösen lässt. Wie die aktuellen Konflikte deutlich vor Augen führen, muss die Schweiz selbst eine unabhängige und kostengünstige Energieversorgung sicherstellen!
    =
    Denn sogar Frankreichs Energieversorgung ist gefährdet, die maroden Kernkraftwerke sind am Limit. In Frankreich könnte es zumindest lokal bald notwendig werden, zeitweise den Strom abzustellen. Dies zwingt die Franzosen, zuerst selbst fürs eigene Land und Volk zu schauen; somit erhält auch das strombettelnde Deutschland nichts. Bei Wolken und unter Schneedecken funktionieren halt auch die Germanischen (Flatterstrom-) Solarpanels nicht. Frau L. Truss in GB schaut ebenfalls zuerst, dass die 330 (leeren) Zimmer im Buckingham Palace warm bleiben. Und das darbende Italien – mit der wohl neuen nationalistischen Regierung – ist ebenfalls nicht scharf an die «reichen» Tedeschis auch nur 1 Kwh weiterzuleiten. Die Pizzaöfen sollen warm bleiben und ein guter Sugo muss auch 2023 mindestens 3 Stunden vor sich hin köcheln.
    =
    Auf die „EU“, deren Länder selbst nicht genug Strom haben, ist auch hier kein Verlass.

  2. Ein temporärer Stromausfall oder ein genereller Mangel an Elektrizität: Horrorszenarien. Eine generelle Energiekrise: Symptom einer kranken Welt. Die sich mit immer noch mehr Wachstum am Leben halten will. Es ist definitiv der falsche Weg. Wenn nicht allen gemeinsam eine fundamental kolossale Umstellung gelingt, die bestmöglich alles umfasst, wird vieles zusammenkrachen. Und für einen grossen Teil der Menschheit wird nichts mehr gehn.

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