Warum die Medien sich dem Schwingsport an die Brust werfen

Publiziert am 26. August 2022 von Matthias Zehnder

Wer in der Schweiz nicht gerade unter einem Stein lebt, hat mitbekommen, dass dieses Wochenende das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest stattfindet. Dabei fällt vor allem die schier unglaubliche Medienpräsenz der Schwinger auf: Verglichen mit den letzten Durchführungen ist die Zahl der Berichte über das Schwingfest geradezu explodiert. Fragt sich: Warum? Am Boom des Sports kann es nicht liegen. Die Zahl der Aktiven war in den letzten Jahren eher rückläufig. Warum also werfen sich die Medien dem Schwingen derart an die Brust? Ist es das Exotische der Älpler in Zwilchhosen? Aber die meisten Schwinger sind schon lange keine Älpler mehr. Ist es eine Frage von Nationalismus und Tradition? Doch Schwingen ist längst ein Spitzensport und hat mit der Tradition nur noch den Namen gemeinsam. Was steckt hinter dem Medienboom der Schwinger? Ich sehe drei Gründe für den grossen Umschwung in den Medien. 

Für alle meine Leserinnen und Leser, die nicht in der Schweiz leben, müssen wir mit einem kleinen Erkläreinschub starten: Schwingen ist eine in der Schweiz gepflegte Variante des Freistilringens. Gekämpft wird auf Sägemehl, die Kämpfenden tragen dabei spezielle Zwilchhosen. Zwilch, auf Deutsch Drillich1, ist ein besonders strapazierfähiges Gewebe, im Fall der Zwilchhosen aus Leinen. Die Kämpfenden packen sich an den Hosen und versuchen, sich gegenseitig auf den Rücken zu legen. In der Schweiz spricht man deshalb auch vom «Hosenlupf». Der Sieger wischt dem Besiegten mit der Hand das Sägemehl vom Rücken, deshalb gibt es den mundartlichen Ausdruck «Er het putzt», also «Er hat geputzt», was so viel bedeutet wie: Er hat gewonnen.

Schwingen gilt als traditioneller Schweizer Nationalsport. Das ist gleich in doppelter Hinsicht übertrieben. Erstens ist Schwingen vor allem in der Deutschschweiz populär und zweitens ist es mit der Tradition nicht ganz so weit her. Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz lässt sich das Schwingen als spezielle Wettkampfform der Alphirtenkultur ab dem 17. Jahrhundert nachweisen. Schon kurz danach wurde es zur typisch schweizerischen Tradition stilisiert. Schon in den Reisebeschreibungen des 18. Jahrhunderts wird es stereotyp zum «alteidgenössischen Hirtenbrauch» stilisiert. Schwingen war also wohl früh, vielleicht ähnlich wie das Alphorn, ein Mittel zur Selbstidentifikation der Schweizer. In einem Land, dessen Landesteile sich von übermächtigen, je gleichsprachigen Nachbarn umzingelt sieht, sind solche Identifikationsmerkmale zur Abgrenzung wichtig.

Das Problem des doppelten Filters

So viel zum Schwingen. Ich persönlich verfolge Schwingen mit einem ähnlich nüchternen Interesse wie Diskuswerfen, Ringen oder Dressurreiten. Das heisst nicht, dass all diese Sportarten nicht ihre Berechtigung hätten. Es gibt Menschen, die lieben Minigolf, andere stehen auf Wasserball, Unihockey oder Synchronschwimmen. Schön ist die Welt so vielfältig, von Biathlon bis Weitsprung. Für die Medien allerdings sind all die Sportarten ein Problem, weil die grosse Mehrheit sich nicht dafür interessiert.

Man spricht dabei vom Problem des doppelten Filters: Für Wasserball interessieren sich nur wenige Menschen und für Horgen interessieren sich auch nur wenige Menschen. Wenn es um den SC Horgen geht, die Wasserballmannschaft aus Horgen, werden beide Filter hintereinander geschaltet und die resultierende Menge von Menschen, die sich dafür interessiert, ist verschwindend klein. Der SC Horgen ist übrigens 30-facher Schweizer Wasserballmeister. Wenn Sie sich weder für Horgen noch für Wasserball interessieren, lässt sie das schlicht kalt. 

Schwingen ist eine Randsportart

Die Schweiz ist ein Fussballland, allenfalls in einzelnen Regionen mag Eishockey dem Fussball das Wasser reichen. Oder das Eis. Kampfsportarten laufen unter ferner liefen. Als Sportart gehört auch Schwingen dazu. Auf SRF gibt es Rubriken für die beliebtesten Sportarten. Die Reihenfolge entspricht dem Publikumsinteresse: Fussball, Eishockey, Tennis, Ski, Leichtathletik, Motorsport. Dann folgt die Rubrik «Mehr Sport» – ein Euphemismus für «unter ferner liefen». Hier finden sich Golf, Radrennen, Volleyball, Tischtennis – und Schwingen. Das zeigt: Wenn nicht gerade das «Eidgenössische» ansteht, ist Schwingen eine Randsportart.

Schwingfeste ziehen zwar Tausende von Menschen an, doch an der Basis harzt es. Das schreibt jedenfalls die Zeitung «Schweiz am Wochenende»: Seit Jahren verlieren die grossen Schwingverbände an Schwingern. Das liege nicht an Corona. Die Zahlen seien schon vor der Pandemie stetig gesunken. Die Schwinger selbst nennen dafür zwei Gründe: Zum einen ist Schwingen ein Sport, in dem es viele Verletzungen gibt. Dazu kommt, dass Jungschwinger erst im Alter von acht Jahren wettkampfmässig schwingen dürfen. Fussball ist schon früher möglich und offenbar weniger gefährlich. 

Schwingen also ist eine Randsportart mit Nachwuchsproblemen. Warum stürzen sich die Medien trotzdem dermassen auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF)? Schauen wir uns das kurz in Zahlen an. Zwischen dem Eidgenössischen in Burgdorf 2013 und dem ESAF in Estavayer-le-Lac zählt die Schweizer Mediendatenbank 340 Berichte über das ESAF. Zwischen 2016 und dem Eidgenössischen in Zug sind es 1561 Berichte. Zwischen dem Schwingfest in Zug und dem ESAF dieses Wochenende in Pratteln sind es bereits über 2800. In der Grafik sieht die Kurve aus wie ein Hockey-Stick – ein Zeichen für ein exponentielles Wachstum. Nun kann man die Zahlen hinterfragen, das ist keine wasserdichte wissenschaftliche Studie. Aber in der Tendenz dürften sie zutreffen – und vor allem stimmen sie mit dem subjektiven Eindruck überein: So viel Schwingen war nie. Warum? 

Ich habe drei Erklärungsversuche.

Erste Erklärung: Schwingen als Lückenbüsser

In den letzten Jahren ist die traditionelle Hackordnung der Sportarten durcheinandergeraten, weil immer mehr Übertragungsrechte hinter der Paywall verschwinden: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen darf in den meisten Ländern nur noch Zusammenfassungen von Fussballspielen und Eishockeymatches übertragen. Dass in der Schweiz jedes Wochenende auf SRF ein Fussballspiel im Free-TV zu sehen ist, das ist international gesehen schon grosszügig. In England zum Beispiel gibt es bei der BBC nur noch Zusammenfassungen – wenn auch hervorragend präsentiert in «Match of the Day» mit Gary Lineker. 

Fussball ist also im Free-TV und damit bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht mehr verfügbar. Das führt dazu, dass Randsportarten in den Fokus rücken: Liveübertragungen von Radrennen, der Leichtathletik-Europameisterschaften oder von Dressurreiten werden plötzlich mit ähnlich dramatischen Clips angekündigt wie bisher die heissen Duelle in der laufenden Fussballmeisterschaft. Schwingen profitiert als Lückenbüsser von der Popularität des Fussballs.

Zweite Erklärung: Schwingen als selbst erfüllender Trend

Es gibt diesen Zirkelschluss der Medien:

  • Medien sind klickgesteuert.
  • Klicks gibt, was im Trend ist.
  • Im Trend ist, was alle bringen.
  • Alle bringen, was Klicks bringt. 

Wenn diese Maschine einmal angeworfen ist, dann hebt sie ab. Weil Aufmerksamkeit und Klicks eine so grosse Rolle spielen im Internet, verhalten sich Medien wie Fische oder Stare in einem Schwarm. Es ist nicht ganz klar, was sie steuert, sie bewegen sich aber alle gemeinsam in eine ähnliche Richtung. Gegen den Strom zu schwimmen (oder zu fliegen) lohnt sich weder für Fische oder Stare noch für Medien: Wer auf antizyklische Themen setzt, verliert die Aufmerksamkeit der Masse und damit Umsatz und Ertrag. Diesen Medien geht es dann wie einem Fisch, der aus seinem Schwarm ausbringt: Der wird nämlich schlicht gefressen.

Dritte Erklärung: Mit dem Schwingen besinnt sich die Schweiz auf sich selbst

Bei aller Schwarmtheorie: Was setzt den Trend in Bewegung? Eine Vermutung: Es könnte Nationalismus sein. Mit dem Schwingen besinnt sich die Schweiz auf ihre eigene Geschichte, ihre Traditionen, ihr Brauchtum. Doch das, was an einem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest abgeht, hat mit Tradition und Brauchtum nur noch wenig gemein. Das ESAF ist einfach ein riesiges Fest, dessen Hauptproblem im Herankarren von genügend Würsten besteht. Die «NZZ» bezeichnet das ESAF denn auch als «gigantische Party». Schwingen werde mittlerweile derart kommerzialisiert, dass «alteingesessene Fans längst von Gigantismus» sprechen. 

Auch der Sport selbst habe nur noch wenig mit der Tradition zu tun. Die «NZZ» schreibt: «Es wird suggeriert, dass im Sägemehl Zimmerleute gegen Landwirte, Metzger gegen Lastwagenchauffeure oder Maurer gegen Käser kämpfen. Das ist Augenwischerei». Die besten Schwinger seien längst Spitzensportler: «Wie Berufssportler setzen sie auf spezifisches Athletiktraining, Ernährungsplanung und professionelle Regeneration.» Schwingen, findet die «NZZ» sei nicht mehr Folklore, sondern längst ein Spitzensport.

Eine gigantische Party rund um einen Spitzensportanlass – das tönt nicht nach Nationalismus und Feiern der Schweiz als Heimat, sondern eher nach einem Missbrauch einer Tradition. Und trifft genau deshalb vielleicht zu. Ich persönlich würde ja immer von einem Missbrauch reden, wenn der Nationalismus eine Tradition für seine Zwecke einspannt. Auch und gerade in der Schweiz, wo das Wort «Nation» bei Lichte besehen keinen Sinn macht, weil die Schweiz ein mehrsprachiges und vielkulturelles Land ist. Die Schweiz hat so viele Identitäten, dass der Künstler Ben Vautier an der Weltausstellung in Sevilla zum Schluss kam: «La Suisse n’existe pas» und Schriftsteller Charles Lewinsky von den «Schweizen» spricht. So gesehen ist es vielleicht eher so, dass Menschen, die sich politisch als rechte Schweizer verstehen, eine Sportart gekapert haben. 

Dritte Erklärung, bösartige Version: Die Medien werfen sich der Rechten an die Brust

Sicher ist: Das Schwingen ist im Ruf einer, sagen wir es vorsichtig: gewissen Nähe zur politischen Rechten. In der Schweiz meint das insbesondere die nationalkonservative SVP. Und hier kommt eine bösartige Version der dritten Erklärung ins Spiel: Indem die Medien sich dem Schwingen an die Brust werfen, versuchen sie, die Nähe zu einem Publikumssegment herzustellen, das Medien gemeinhin als links verschmäht. Anders gesagt: Indem die Medien das Schwingen umarmen, werfen sie sich der Rechten an die Brust.

Das mag bewusst geschehen im Sinne einer Strategie oder unbewusst aus einem Kompensationsbedürfnis heraus – sicher ist: Es wird so oder so nichts nützen. Abgesehen von einigen weltanschaulich gefärbten Postillen sind die meisten Medien in der Schweiz nicht ideologisch links. So wie Satire sich von unten nach oben richtet, haben die Medien die Aufgaben, den Mächtigen auf die Finger zu schauen – und die sind in der Schweiz nun einmal bürgerlich. Der Versuch, sich mit den Rechten gut zu stellen, indem die Medien ihre Sportstars feiern, dürfte deshalb nichts einbringen. Ausser ein schales Gefühl und die Frage: Warum nimmt Schwingen in den Schweizer Medien plötzlich so viel Raum ein?

Basel, 26. August 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Anmerkung

  1. Ein Leser hat mit darauf aufmerksam gemacht, dass das so nicht stimmt: «Zwilch» kommt von «zwei» (Fäden), auf Deutsch «Zwillich», «Drilch» kommt von «drei» (Fäden), auf Deutsch «Drillich». Ich oute mich hier also nicht nur als Schwing-, sondern auch als Stoffbanause und verweise demütig auf Wikipedia.

Quellen

Bild: © KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Aschwanden, Erich (2022): ESAF: Schwinger und Politik auf Distanz. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/schweiz/esaf-schwinger-und-politik-auf-distanz-auch-am-eidgenoessischen-ld.1698408; 26.8.2022].

Krapf, Christof (2022): Eidgenössisches: Soll Schwingen Spitzensport oder Folklore sein? In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/meinung/eidgenoessisches-soll-schwingen-spitzensport-oder-folklore-sein-ld.1698765; 26.8.2022].

Morger, Lars (2022): Den Boom gibt es nur in der Öffentlichkeit. In: Schweiz am Wochenende , 6. 8. 2022. S. 28. [; 26.8.2022].

Oppliger, Marco und Bürki, Martin (2022): Fakten zum Nationalsport: Das müssen Sie über das Schwingen wissen. In: Basler Zeitung. [https://www.bazonline.ch/das-muessen-sie-ueber-das-schwingen-wissen-766293476250; 26.8.2022].

Schweiz Aktuell Radio (2022): Ein Muni für den Sieger: Tierschützer kritisieren Brauchtum. In: Schweizer Radio Und Fernsehen (SRF). [https://www.srf.ch/news/schweiz/esaf-und-lebendpreise-ein-muni-fuer-den-sieger-tierschuetzer-kritisieren-brauchtum; 26.8.2022].

SRF Radio (2022): Datenanalyse zum Schwingsport: Wenns um den Muni geht, haben es die Gäste schwerer. In: Schweizer Radio Und Fernsehen (SRF). [https://www.srf.ch/news/schweiz/datenanalyse-zum-schwingsport-wenns-um-den-muni-geht-haben-es-die-gaeste-schwerer; 26.8.2022].

Treichler, Hans Peter (2010): Nationalspiele der Schweiz. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016328/2010-10-21/; 26.8.2022].

4 Kommentare zu "Warum die Medien sich dem Schwingsport an die Brust werfen"

  1. Möchte mich zu Ihrer Dritten Erklärung äussern, welche wirklich eine bösartige Version ist, dass sich «Die Medien «der Rechten» an die Brust werfen».
    Da gibt es zwei störende Punkte:
    ERSTENS:……..
    War Freitags am ESAF’22 in Pratteln. Es soll sich dort eine «Rechte Klientel» tummeln. Habe es ganz anders erlebt: Am Nachmittagsumzug traten neben vielen Schweizer Trachten (ist dies was «Böses» am CH-Schwingfest) auch Extra-Gruppierungen mit ausländischen Trachten auf. Balkan, Türkei, Fernost, Afrika – alles dabei. Am Bahnhof dudelte türkischer Rap als «Empfang» aus einem Ghettoblaster.
    Einige der (durchwegs!) türkisch betriebenen Cafes/Restaurants/Kebab-Stuben am Wegesrand zum Festgelände (Bahnhof – Festplatz) boten nebst Bratwurst auch türk. Tee, Kaffee oder eben Kebab an.
    Muss dies schon explizit erwähnt werden, wenn man in der Schweiz einen schweizerischen Traditions-(Sport)-Anlass durchführt? Muss man sich deswegen schon rechtfertigen? Ich glaube ja, sonst ist es ja wie im Wochenkommentar bereits und schwupp ein «Rechten»-Anlass (….welchem sich die Medien auch noch an «die Brust» werfen…..).
    So kann nur jemand schreiben, der sich nicht die Zeit nahm um so ein ESAF – zumindest die Pratteler Ausgaben – mit eigenen Augen zu begutachten, für das man (mit all den Vor-Rahmen-Darbietungen) ja schon die ganze Woche Gelegenheit gehabt hätte.
    Der Festumzug, die Besuchermassen schreiten an Mietwohnblocks vorbei, an denen Balkonen der Albanische Doppeladler hängt. Sie kommen an Schrebergärten vorbei, wo Flaggen aller Herren Länder gehisst sind. Und sie werden von Schweizer Soldaten mit Migrationshintergrund medizinisch verarztet (ebenfalls erlebt).
    Das sich trotzdem mehrheitlich Schweizer auf dem Festgelände befinden, das trotzdem mehrheitlich Schweizer Musikgruppen (Freitag-Abend-Konzert) auftreten, das Alphorne und (Freuden-) Juchzer ertönen und traditionelle «Tricheln» bimmeln muss, soll und DARF NICHT in «die Rechte Ecke» geschoben werden! Dies ist eine Pauschalbeleidung ans ESAF, die vielen freudigen und begeisterten Besucher, welche weite Wege auf sich nahmen, die tausend freiwilligen «Hälfer» in ihren roten Shirts, dem aufgeboten und freundlichen SBB-Zusatz-Bahnhofs-Personal, welches aus der ganzen Schweiz nach Pratteln rekrutiert wurde und am Bahnhof bis spät um 24 Uhr und schon ab 06.00 wieder Wache hält, die Gäste empfängt und geduldig Informationen erteilt, den gutmeinenden Sponsoren-Firmen, den freudigen Pratteler Schuljugend mit ihren motivierten Lehrpersonen, welchen man in ihren Gelben Shirts allüberall begnete….
    Es ist einfach nur Quatsch, lächerlich und zeugt von tiefem ideologischem Links-Rechts-Schützengraben-Denken.
    und ZWEITENS:…….
    «Ein schales Gefühl» steigt in einem auf mit der bangen Frage: «Warum nimmt Schwingen in den Schweizer Medien plötzlich so viel Raum ein?» Wenn man natürlich Schwingen (fälschlicherweise) mit «den Rechten» gleichsetzt, wird es einem wohl noch banger: «Oh mein Gott, Schweizer Medien geben «den Rechten» so viel Raum…»
    Auch hier totaler Holzweg: Das ESAF’22 in Pratteln ist einer der wichtigsten Anlässe in der gesellschaftlichen und sportlichen Welt der Schweiz: Es wird von 400’000 Besucher besucht, es stehen 6000 freiwillige Helfer dem Anlass gutgesinnt zur Seite, das ESAF Budget in Pratteln beträgt 42 Millionen Franken, der Gabentempel beherbergt Sachpreise von 1 Million Franken (ohne «Muni» – der hat einen «Wert» von 30’000 Franken) und auch die 250’000 Liter gezapftem Bier zeigen eindrücklich die Dimensionen auf (alles in absolut friedlichem Rahmen ohne jeglichen Ausschreitungen – im Gegensatz zu den wöchentlichen Fussball-Tumult-Polizei-Einsätzen – auch dies sollte zu Denken geben über Beteiligte und Publikum, doch dies wäre wieder ein anderes Thema….).
    Die Medien sind gut beraten, ausführlich über diesen Anlass zu berichten – auch wenn es dort (darf man dies überhaupt noch schreiben) «sehr Schweizerisch» zu und her geht, der «Ruck nach Rechts» können sich in diesem Zusammenhang wirklich nur ganz linkslastige, ideologische und, ja fast schon «Heimatland-Hasser», zusammenreimen.
    SRF hat – wie beruhigend – immer noch sehr sehr sehr «linke Schlagseite». Der langjährige SRF-Kassensturz-Moderator Ueli Schmetzer aus Bern, welcher als «SRG-Kind» (wie er sich selbst in einem Interview beschrieb) nun aus dem Fernsehdienst ausschied stellt sich subito bei den Kantonswahlen als SP-Kandidat (=prominentes Zugpferd) auf.
    Beim Zusehen von «10vor10»-Mann Arthur Honegger weiss man schon nach 5 Minuten, wie er politisch tickt. Muss er zwangsweise mal einen positiven Bericht über die SVP ankündigen (was bei SRF gefühlt bloss all Schaltjahr vorkommt) verschmälern sich seine Augen zu Schiessscharten, die dünnen Lippen werden noch dünner und seine Stirne kraus.
    Die Linkslastigkeit der SRF-Mitarbeiter wurde an der «Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften» neulich sogar akademisch bestätigt und statistisch bewiesen.
    Wäre SRF eine «BaZ» (Basler Zeitung), könnte man es (wie ich letzthin) einfach abbestellen. Da die ganze SRG aber mit unser allen Zwangsgebühren finanziert wird, und dies nicht zu knapp, macht die Sache umso trauriger.
    Doch die hoffnaung das diese ganze Misere bald korrigiert wird, steigt. Wie kürzlich in der «BZ» geschrieben, wächst der «Unmut» bei Politikern über diese Art der Berichterstattung und der Gebühren; Ungerechtigkeits- und Willkür-Gründe gibt es dafür genug:
    Das Drei-Mann-Unternehmen «Qoneo AG» in Basel (St. Alban-Anlage) , Autohandel/Werkstatt, muss jährlich satte 5’000 Franken Radio- und Fernsehgebühren bezahlen. Nicht nur haben die drei Mitarbeiter keine Zeit, «Gredig-direkt» zu schauen; in ihrer Werkstatt ist auch kein einziges TV-Gerät.
    Privathaushalte werden mit über 300 Fr (weltheite höchstgebühr) zur kasse gebeten.
    Im Gegenzug: In Frankreich werden, um den gestiegenen Lebensunterhaltskosten entgegenzuwirken und die Kaufkraft der Bürger zu erhöhen die Rundfunkgebühren abgeschafft!
    Und rund 80% der Deutschen wünschen sich auch eine Abschaffung! (Quelle: Springer-Verlag).
    In England sollen die Gebühren bis 2027 abgeschafft werden.
    Die SRG verfügt über mehr als 1,5 Milliarden Franken Einnahmen und leistet sich 17 Radio und 7 TV Programme sowie viele uferlos viele Onlineportale mit insgesamt rund 6900 Beschäftigten.
    Grundsatzfrage: Ist es Staatsaufgabe, die Bürger mit Samstagabend-Shows zu unterhalten?
    SRG-Chef Gilles Marchand bekommt jährlich rund 540000 Franken, hemmungslos, SRF-Chefin Nathalie Wappler 450000 Franken. Ihre Leistung: Zulangen beim eigenen Lohn und «alles andere abbauen». Im Schnitt kassieren die sieben Mitglieder der Geschäftsleitung 390000 Franken. Und ab 2023 werden die Saläre massiv angehoben. (Bundesratslohn in Vergleich: 255000 Fr). Wahnsinn.
    Ich hoffe, dass ich mit meinen paar bescheidenen Zeilen zum dieswöchigen Wochenkommentar den nötigen Ausgleich schaffen konnte.

    1. Ach, Herr Zweidler. Nur die gröbsten Berichtigungen:
      1. Ich rede vom Schwingen, nicht vom ESAF. Das ESAF ist bloss der Anlass. Es geht auch nicht darum, Scwhingen oder das ESAF gut oder schlecht zu finden. Es geht um die Beobachtung, dass Schwingen medial einen extremen Aufschwung genommen hat, um nicht gerade von einem Hype zu reden.
      2. Setze ich Schwingen nicht mit rechts gleich. Es ist eine der Hypothesen, dass Schwingen aus quasi nationalistischen Gründen im Trend ist.
      3. Es geht nicht darum, dass sich die Medien am ESAF der Rechten an die Brust werfen, sondern dass die Medien mit der intensiven Berichterstattung über Schwingen sich möglicherweise der Rechten an die Brust werfen will.
      4. Bitte unterscheiden Sie zwischen Linkslastigkeit von Medien und der von Ihnen und anderen immer wieder angeführten Linkslastigkeit von Journalisten. Wenn Sie Journalisten befragen und drei Sportreporter sagen, dass sie grün wählen, ist das völlig schnurz. Es kommt mit anderen Worten nicht auf die Haltung der Journalisten an, sondern darauf, ob ihre Haltung ihre Arbeit beeinflusst. Zudem habe ich nicht von den Journalisten, sondern von den Medien geredet. Zeitungen wie die die BaZ, der Tagi, die bzBasel haben keine ideologische Ausrichtung. SRF hat ebenfalls keine ideologische Ausrichtung, ist sogar ganz explizit der Gleichbehandlung und Neutralität verpflichtet. Aber nicht unbedingt in jedem Satz und in jeder Sendung, sondern über das Ganze gesehen. Wenn Sie der Honegger stört, dann hören Sie doch Echo der Zeit. Es ist nicht der Honegger, der die Nachrichten macht, sondern ein ganzes, grosses Team.
      5. Wenn Sie schon die alte Platte mit den Löhnen bringen wollen, dann bitte mit korrekten Zahlen. Das Bruttojahreseinkommen einer Bundesrätin oder eines Bundesrats beträgt 454’581 Franken (Stand 1. Januar 2021). Darüber, was die Wappler verdient, gibt es meines Wissens nur Spekulationen. Die Löhne sind nicht hirnrissig, sondern normal für Direktionsetagen in so grossen Unternehmen. Sie könnten ja auch andere Löhne zitieren. Postfinance-CEO Hansruedi Köng verdiente 2020 immerhin 832’046 Franken. Ob das richtig ist, ist eine andere Frage, aber es zeigt, dass zum Beispiel der Lohn von Frau Wappler jetzt nicht alleinige Spitze ist, sondern eher durchschnittlich für diese Funktion.
      6. Hören Sie mal auf über die SRG zu schimpfen, wie wenn die SRG dem Volk aufgedrückt worden wäre. 2018 haben 71,6 Prozent der Stimmenden und sämtliche Kantone die NoBillag-Initiative abgelehnt. Nach einer so hohen Ablehnung einer Initiative wäre es anständig, mal Ruhe einkehren zu lassen. Als guter Demokrat sollten Sie das anerkennen. Sie können dann immer noch das Programm kritisieren, aber dieses Gemosere von Staatsdiktat ist völlig fehl am Platz.

      1. Die Zahlen (Gehaltszahlen, Beschäftigtenzahlen, Anzahl Programme) meines Kommentars habe ich allesamt vom bekannten Journalisten Kurt W. Zimmermann welcher in mehreren Ausgaben der Weltwoche des Jahres 2022 sich in das SRG-Thema vertiefte. Zimmermann darf als seriös betrachtet werden, schreibt er doch neben der Weltwoche auch in der Sonntags Zeitung und im Wirtschaftsmagazin Bilanz.
        Auch die Initiative „200 Fr Mediengebühren sind genug“ hantiert mit solchen Zahlen. Ein Initiativ-Komitee mit falschen Angaben würde schnell entlarvt.
        Und nichts gegen das Schweizer Farbfernsehen. Aber kritische Betrachtung ist Bürgerpflicht – bei allem.

  2. Schwingen entspricht einem Instinkt. Es bedeutet eine tierisch geile Befriedigung, einen andern auf den Rücken legen zu können: so habe ich es als Zwölfjähriger erlebt. Auch ohne einen sogenannt eidgenössischen Rahmen. Damit in Pratteln zelebriert von einer Zuvielisation voller Gigantismus und Prahlhanserei: wachstums- und wohlstandsverwahrlost bis zum Geht-nicht-mehr.

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