Schliesst Digitalisierung alte Menschen aus?

Publiziert am 23. April 2021 von Matthias Zehnder

Basel publiziert seine Todesanzeigen nur noch im Internet. Darüber und über den kleinen Aufruhr, den der Entscheid mindestens bei der «Basler Zeitung» ausgelöst hat, habe ich letzte Woche an dieser Stelle berichtet. Die «BaZ» hat seither nachgelegt und behauptet in einem Kommentar, der Kanton diskriminiere ältere Menschen, indem er Informationen nur digital zur Verfügung stellt. Ist das so? Diskriminiert die Digitalisierung ältere Menschen? Nein! Das ist gleich doppelt falsch. Es stimmt: Die digitale Welt steht nicht allen offen. Es sind aber nicht die Senioren, die diskriminiert werden. Und problematisch ist nicht die Digitalisierung, sondern unser Umgang damit.  

Die Digitalisierung schliesst die älteren Menschen aus. Das behauptet die «Basler Zeitung» in einem Kommentar. «Der Kanton vergisst die älteren Mitbürger», schreibt die Zeitung.[1] Es werde zunehmend nur noch digital informiert – auch vonseiten der Ämter und Behörden. «Viele Ältere sind überfordert und aufgeschmissen.» Längst nicht alle in der Generation über 70 seien in der Lage, das Internet zu nutzen. Es sei deshalb eine Zumutung, dass der Kanton auf die Digitalisierung setze. Und überhaupt sei diese ständige Veränderung schlimm: «Die Welt, wie sie mal war, wird zunehmend digitalisiert.» Es ist mit anderen Worten ein Kommentar, wie man ihn vor 20 Jahren ab und zu lesen konnte. Aber heute? Im Jahr 2021?

Der Vorwurf: Die Digitalisierung diskriminiert die alten Menschen. Ich sage, das ist gleich doppelt falsch. Die Digitalisierung diskriminiert nicht, sie befähigt – und ausgeschlossen werden, wenn überhaupt, nicht die alten Menschen, sondern schlecht gebildete und möglicherweise schlecht verdienende Menschen. Das Problem, das darin steckt: Die Schweiz hat über Jahrzehnte die Digitalisierung verschlampt und verschlafen. Computer, Handy und Internet galten als nette Spielzeuge. Bis heute nehmen viele Schulen die digitale Bildung nicht ernst. Wenn in unserer Gesellschaft heute ältere Menschen nicht mit der Digitalisierung klarkommen, dann ist nicht der Computer schuld, sondern unsere Gesellschaft: Sie hat es versäumt, die Menschen auf die Digitalisierung vorzubereiten. Schauen wir uns die einzelnen Punkte etwas genauer an.

Sind ältere Menschen digital ausgeschlossen?

Auf den ersten Blick sieht es so aus. 2020 haben zwar 93 Prozent der Schweizer:innen das Internet genutzt, die Zahlen sind aber nicht gleichmässig über die Generationen verteilt. So nutzen 95 Prozent der 15- bis 55-Jährigen das Internet täglich, bei den über 70-Jährigen sind es nur noch etwas mehr als die Hälfte.[2] Die Senioren haben aber stark aufgeholt. So nutzen mittlerweile 88 Prozent der 65- bis 74-Jährigen das Internet mindestens gelegentlich. Es bleibt aber dabei: Offensichtlich nutzen in der Schweiz nach wie vor die älteren Menschen das Internet seltener. Warum ist das so? Schliesslich könnte das Internet ja auch so manchen beschwerlichen Gang ersparen. Klar: 70-Jährige sind nicht mit dem Internet aufgewachsen. Andererseits sind das Internet und die digitalen Medien ja nicht wirklich neu. Seit 1998, also seit 23 Jahren, gibt es in der Schweiz die Initiative Seniorweb.[3] Ziel der Initiative war und ist es, der älteren Generation das Internet nahe zu bringen und die Internet-Kompetenzen der Senioren zu stärken. Pro Senectute bietet seit Jahrzehnten Computerkurse für Senioren an. Es mangelte in den letzten 20 Jahren ganz gewiss nicht an Möglichkeiten für ältere Menschen, sich mit der Materie vertraut zu machen. Warum stehen ältere Menschen in der Schweiz trotzdem immer noch auf Kriegsfuss mit der Digitalisierung?

Weil die Gesellschaft in unserem Land die Digitalisierung viel zu lange nicht ernst genommen hat – und teilweise heute noch nicht ernst nimmt. Die Pandemie hat zu einer Schockdigitalisierung geführt. Viele Menschen, die etwa Videokonferenzen bisher ablehnend gegenübergestanden sind, haben gemerkt, dass es auch in der Familie schön sein kann, sich ab und zu wenigstens auf einem Bildschirm zu sehen. Natürlich ist das kein Ersatz für die reale Begegnung, – aber es ist eine Ergänzung und definitiv mehr als nichts. Die Pandemie also hat der Digitalisierung zu neuem Schub verholfen – die Frage ist, ob das anhält. Nach wie vor gelten Computer, Handy und Internet als etwas für «die Jungen», werden nicht ganz ernst genommen, als Spielerei abgetan. Mit der Folge, dass sich in der Schweiz immer noch viele Menschen selber von der digitalen Welt ausschliessen.

Diskriminiert Digitalisierung?

Diese gesellschaftlich geförderte Skepsis vor dem Digitalen hat zur Folge, dass wir in der Schweiz (offensichtlich) nach wie vor davon reden, dass Digitalisierung diskriminiert, statt uns damit zu beschäftigen, inwiefern Digitalisierung befähigt. Es ist etwa so, wie wenn jemand aus Angst davor zu stürzen, nie Velofahren lernt und nicht bedenkt, dass das Velofahren nicht nur Stürze beinhaltet, sondern auch schnelleres Fortkommen und neue Möglichkeiten. Verstehen Sie mich recht: Es geht nicht darum, die digitale als eine heile Welt zu beschreiben. Aber wir können trotzdem die Digitalisierung in erster Linie als Befähigung begreifen. Das Internet befähigt mich, Informationen abzurufen, direkt zu Quellen vorzustossen, zu kommunizieren, mit anderen Welten in Kontakt zu kommen, wie es ohne digitale Medien nie möglich wäre.

Es gab immer schon zwei Visionen des Internets: In Europa sahen viele Menschen im Computernetz die Inkarnation von Big Brother, einen Hort von multinationalen Firmen, von Kontrolle und Gefahr. In den USA war das von Beginn an völlig anders. Das Internet galt als freier Raum der Möglichkeiten, als unendliche Weite, die Freiheit des Geistes verspricht. Bestes Beispiel dafür ist ein Text von John Perry Barlow, Songtexter der Rockband Grateful Dead und Bürgerrechtler. Er veröffentlichte am Rande des Weltwirtschaftsforums Davos 1996 «A Declaration of the Independence of Cyberspace» – die «Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace».[4] Barlow bezeichnet den Cyberspace (also das Internet) als eine «Zivilisation des Geistes». Es gehe um eine Welt, «die alle betreten können ohne Bevorzugung oder Vorurteil bezüglich Rasse, Wohlstand, militärischer Macht und Herkunft». Barlows Vision vom Internet ist die einer Welt, «in der jeder Einzelnen an jedem Ort seine oder ihre Überzeugungen ausdrücken darf, wie individuell sie auch sind, ohne Angst davor, im Schweigen der Konformität aufgehen zu müssen.» Es ist der Traum einer digitalen Welt, die «humaner und gerechter» ist als die reale Welt, wie sie die Regierungen bislang errichteten.

Wer kann am Cyberspace teilhaben?

Für mich beinhaltet das Internet nach wie vor diesen Aspekt der geistigen Freiheit und der Gleichheit. Dieses Netz der Freiheit schliesst im Prinzip niemanden aus, schon gar nicht alte Menschen. Unter zwei Bedingungen: Die digitale Welt ist nach wie vor eine literale, also eine Buchstaben gebundene Welt. Wer sich darin bewegen will, muss (gut) lesen können. Damit sind funktionale Analphabeten wenigstens teilweise von der digitalen Welt ausgeschlossen. In der Schweiz ist das etwa jeder sechste Einwohner.[5] Zwar gibt es mit Spracherkennung und smarten Lautsprechern heute auch Möglichkeiten, das Internet mit gesprochener Sprache zu steuern, auf Deutsch, insbesondere auf Schweizerdeutsch, sind die Möglichkeiten aber arg limitiert. Dazu kommt: In der Schweiz setzt der Zugang zur digitalen Welt nach wie vor ein gutes Einkommen voraus – Internetanschlüsse, Computer und Mobiltelefone kosten – und am besten einen Wohnort in der Stadt. Auf dem Land, insbesondere in den Bergen, sind schnelle Internetanschlüsse nach wie vor rar. Wenigstens das will Bundesrätin Simonetta Sommaruga ändern: Gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklärte Sommaruga diese Woche, dass sie die Grundversorgungskonzession der Swisscom auf 2024 hin so anpassen will, dass der Konzern künftig in der ganzen Schweiz eine Versorgung mit schnellem Internet sicherstellen muss, auch in Bergtälern.[6]

Wenn schon, werden in der Schweiz also nicht die Alten von der Digitalisierung ausgeschlossen, sondern die Armen – und die schlecht Gebildeten. Das ist deshalb dramatisch, weil digitale Medien ein wichtiges Bildungs- und Ausbildungsinstrument sind. Es bedeutet, dass längerfristig Armut und schlechte Bildung in der Schweiz perpetuiert werden. Dramatisch zeigte sich das während des Lockdowns: In gut situierten Familien konnten Schüler:innen und Student:innen dem Fernunterricht problemlos folgen. Ein eigenes Zimmer mit eigenem Computer stellten den Lernerfolg sicher. In armutsbetroffenen Familien war das anders: Wenn die ganze Familie nur ein Mobiltelefon besitzt und keines der Kinder ein eigenes Zimmer hat, kann von geordnetem Fernunterricht keine Rede sein.

Die zwischen die Stühle fallen

Die Schweiz schliesst also in der Tat systematisch Menschen von der Digitalisierung aus: Armutsbetroffene, schlecht Ausgebildete, Analphabeten und Bewohner abgelegener Bergtäler haben keinen Zugang zu den digitalen Welten oder sie können den Zugang nicht nutzen. Unter diesen Bevölkerungsgruppen befinden sich sicher auch ältere Menschen. Das Alter per se führt aber nicht zum Ausschluss. Ich würde sogar sagen: Wer heute älter ist als 65 und nicht zu einer der aufgeführten Gruppen gehört, ist selber schuld, wenn er keinen Zugang hat zur digitalen Welt. Wir reden jetzt seit über 20 Jahren davon, wie wichtig es ist, einen Computer bedienen zu können – es hatten alle Menschen Zeit genug, es zu lernen.

Statt ständig eine mögliche digitale Diskriminierung zu beklagen, wäre es an der Zeit, umgekehrt die digitale Befähigung mehr ins Zentrum zu stellen. Wer über digitale Fertigkeiten verfügt, kann sich besser informieren und kommunizieren, kann aktiver und eloquenter an der Welt teilhaben. Das heisst nicht, dass alles gut ist, was digital ist. Es heisst, dass mehr Möglichkeiten hat, wer über digitale Fertigkeiten verfügt. Wir müssen die Digitalisierung endlich auf breiter Front als Chance begreifen und die Menschen in der Schweiz befähigen, diese Chance beim Schopf zu packen. Noch einmal: Es heisst nicht, dass nur gut ist, was digital ist. Es ist wie bei Fremdsprachenkenntnissen: Englisch oder Französisch sind nicht besser als Deutsch. Aber es lebt sich besser, wenn man nicht nur Deutsch spricht.  Deshalb: Hört endich auf über die Digitalisierung zu jammern. Die digitale Welt verspricht vielleicht nicht grad die absolute Freiheit, von der John Perry Barlow geträumt hat, aber doch unglaublich viele spannende Möglichkeiten. Es liegt an uns, ob wir sie nutzen wollen.

Basel, 23. April 2021, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: ©aerogondo – stock.adobe.com

[1] «Basler Zeitung», 17. April 2021, «Der Kanton vergisst die älteren Mitbürger»; https://www.bazonline.ch/der-kanton-vergisst-die-aelteren-mitbuerger-833459639634

[2] Vgl. Bundesamt für Statistik: Indikatoren der Informationsgesellschaft – Internetnutzung. Vgl. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informationsgesellschaft-sport/informationsgesellschaft/gesamtindikatoren/haushalte-bevoelkerung/internetnutzung.html

{$NOTE_LABEL} https://seniorweb.ch/

[4] Die englische Fassung des Textes findet sich bei der Electronic Frottier Foundation EFF: https://www.eff.org/cyberspace-independence, eine deutschsprachige Version hat «Telepolis» hier veröffentlicht: https://www.heise.de/tp/features/Unabhaengigkeitserklaerung-des-Cyberspace-3410887.html

[5] Vgl. «NZZ», 8.1.2011: «16 Prozent können nicht lesen oder schreiben»; https://www.nzz.ch/jeder_sechzehnte_kann_nicht_lesen_oder_schreiben-1.9024063

[6] «Aargauer Zeitung», 23. April 2021, Seite 4: «Sommaruga plant Highspeed-Internet für das ganze Land»

8 Kommentare zu "Schliesst Digitalisierung alte Menschen aus?"

  1. Was eher diskriminiert sind digitale Inhalte, die nur mit bestimmten Smartphone App abrufbar sind, und besonders solche, die nur via Apple oder Google Playstore, also mit einem Apple oder Google Konto, installierbar sind. Sind das rein private Dienste oder gibt es auch eine Möglichkeit via Webbrowser, macht das nichts, aber bei quasi-öffentlichen Diensten finde ich das nicht in Ordnung.
    Z.B. verkaufen die Buschaufeuer auf einigen Berner Oberländer Nebenlinien zur Zeit keine Billette, wegen Corona, und Automate gibt es auch nicht. Wer kein Smartphone mit mindestens der SBB-App dabei hat, oder ein GA oder ähnlichen Pass hat, wird gezwungen schwarz zu fahren.

  2. Die älteren Mitmenschen haben in der Theorie uneingeschränkten Zugang zu Internet & Co. In der Theorie.
    Jeder, der sich schon mal mehr als 1 Woche intensiv mit älteren Mitmenschen z.B. in deren Wohnung aufhielt, sie unterstützte, Gesellschaft anbot usw. weiss, dass die Praxis anders aussieht:
    Wie soll eine ältere Person nur auf dem „Tablet“ oder gar dem „Smart-Phone“ mit den im Alter immer dicker und ungelenkiger werdenden Finger auf die Mini-Symbole des „Touch-Displays“ drücken können?
    Geht beim ersten Mal nicht. Geht beim zweiten Mal nicht. Und dann kommt die Nervosität dazu. Dann geht gar nichts mehr.
    Klar, man könnte einen „Laptop“ hinstellen, ein „PC“ gar – doch auch dort sind die Tastaturen eng, oft unergonomisch und führen schon bei der Klein- und Grossbuchstaben-Umstelltaste zu Problemen, Ablenkung, zu Ungereimtheiten und schlussendlich zum Aufgeben.
    Wie kann ein (nur schon) beginnender Parkinson-Patient, älter und unsicher – die ganzen „Gadgets“ bedienen?
    Und wie im Kommentar erwähnt, die „Sprachsteuerung“ ist noch nirgens – und macht auch mich „fix und fertig…“
    Wer kann es den älteren Mitmenschen vergällen, wenn sie morgens schnell die Todesanzeigen in ihrem Leibblatt sichten wollen. Einfach so – ohne Strom, ohne teuren Geräte, am Küchentisch, vielleicht beim Mittagessen-Kochen, vielleicht auch beim Rasieren im Badezimmer?
    Darf dies nicht mehr sein? Einfach das Knistern des Lokalblattes, gemütlich, warm, traditionell. Papier welches danach noch zum Auslegen des Wellensittich-Käfigs unabdingbar gebraucht werden kann…
    Und dies seit jeher.
    Recycling nennt man dies neu wohl heute….
    Und alles ohne WLAN. Interessant doch, dass gerade in unserem Verwandtenkreis ein gutmeinender Enkel einer älteren Dame ein Tablet kaufte, um sie, wie er sagte, zu „modernisieren“.
    Diese Dame schlief in den folgenden Monaten schlechter – ohne irgendwas von „WLAN & Konsorten“ zu wissen. Als man ihrem „Funk-Router“ den Stecker zog, schlief sie wieder besser, wie „ein Murmeltier“ – ihre Worte.
    Alles Abstrus, von Vorgestern, gar Verschwörung und demzufolge Rechtsradikal…
    Nein, Wirklichkeit, Realität.
    Die Spitex bestätigt: Wie viele Klientinnen warten sehnlichst auf ihr wöchentliches Regenbogen-Blättchen mit News von den Royals und Stars…., inklusive Roman UND Kreuzworträtsel. Herrlich, es hervorzukramen, ein paar Zeilen zu lösen zu versuchen, es weglegen, vielleicht bei Gelegeneheit wieder hervorzukramen, weiter zu rätseln usw…
    Ohne ON/OFF Knopf, ohne Einwählen, ohne Browser, ohne Google und ohne Akku-Nachladen.
    Es sind Welten, jene von den Technik-Affinen (Hr. Zehnder z.B) und den analogen „Gemütsmoren“ (Opapa z.B.).
    Zwischen „Ratio-Klargeistigen“ und Kranken, leicht „geistig Eigenebelten“ vielleicht, dafür definitiv umso liebevolleren.
    Ich meinerseits könnte, wenn ich wollte. „E-Banking“, „E-Post“ usw….
    Wieso sollte ich? Wenn „Hacker“ das Pentagon hackten, soll da die „Schweizerische Post“ sicherer sein?
    Nein – an den Storch glaube unumstösslich ich nicht mehr.
    Gerade Geldangelegenheiten gehen bei mir nur „Analog“. Ich liebe die Schweizerische Erfindung des Einzahlungsscheines. Ob in alter oder in neuer Version.
    Gerne zahle ich dafür z.B. bei der Swisscom die zusätzliche Gebühr für „Rechnung auf Papier“. Auch die „Swisscom-Postschaltergebühr“ zahle ich dazu noch ein. Sie sichert die Grundversorgung, hilft den vielen älteren Postkunden, dass dies noch lange so bleibt und gewährt dem Postschaltermann seinen Arbeitsplatz und uns die Post im Viertel.
    Obwohl – Sauer ist dies mit den Gebühren natürlich nicht. Ob bei SP-Sommarugas Post oder bei SP-Sommarugas Fernmeldewesen….
    Dennoch:
    Beim Einzahlen gehen Sprüche hin und her: Beim Bezahlen eines ungeraden Betrages mit einer 200er Note spasst der Postler: „Ist recht so, die meisten geben mehr….“
    Oder ich zu Ihm: „Bei ihnen muss ich immer 2 mal nachrechnen, sie „Bschisse“ gerne“. Humor, Spass. Die Beamtin vom Nachbarschalter ulkt danach dazu: „Bei mir weiss er, dass es immer stimmt.“ Gelächter. Das ist Leben. Die „Dauer-Online-Süchtigen“ kennen dies alles nicht. Fremde Welt. Wissen nicht, was ihnen entgeht = LEBEN REAL – OFFLINE. Und Heiterkeit.
    Aber auch Hilfsbereitschaft: Beim Ausfüllen einer heiklen Formulars, bei der Beratung des besten Telefonabos oder beim Kauf von EINZELNEN Briefcouverts (ja – auch das ist bei der Post möglich).
    Online –
    Ein Couvert kaufen? Bestellen, Visa-Card, Master-Card, Pay-Pal; auf den «DHL-Versand» warten….
    Ausfüllen von Formularen mit Hilfe der Call-Centers in Irland oder sonstwo…?
    Und Vertrauen, Beratung – wissen um keine Abzocke?
    Und Lachen, Spass und Heiterkeit…..
    Fehlanzeigen; Error; Bildschirm zuklappen; Dunkel; Ende im Gelände.
    IRGENDWANN BEGINNT AUCH BEI DEN NEVEN-NERDS, WELCHE DAUERND UNTER STROM STEHEN EIN UMDENKEN.
    Spätestens wenn sie 80 Jahre alt sind. Doch – bei der anhaltenden WLAN, Bluetooth und Mobilfunk-Nebelwolke welche sie und ihr Geist dauernd umgibt, könnte die Traueranzeige durchaus auch schon früher in der ZEITUNG stehen…..

  3. Digitalisierung: das passt zum Modell «immer noch mehr … und immer noch schneller». Inklusive Funkantennen. G bis zum «Geht-nicht-mehr». Eigentlich alles Schrott. Mit dem wir uns und unsere Erde kaputt machen. Das wächst nicht nur den Alten über den Kopf. Auch ihren Nachkommen. Wird es bald soviele Todesanzeigen geben, dass sie auch digital nicht mehr zu bewältigen sein werden? – In dieser Situation helfen mir beispielsweise die Navajo Indianer. Was sie sagen, erlebe ich als souveräne, tiefe innere Wahrheit: „Steh aufrecht wie die Bäume. Lebe dein Leben so stark wie die Berge. Sei sanft wie der Frühlingswind. Bewahre die Wärme der Sonne im Herzen, und der grosse Geist wird immer mit dir sein.“

        1. Wie ich in meinem etwas längeren Kommentar im Detail die hohen und manchmal sogar unüberwindbaren Hürden für ältere Mitmenschen aufzeigte (wobei ich die ganzen Sehgeschwächten gar nicht erwähnte; ältere Augen werden durchs aufgezwungene „Display-starren“ noch mehr geschädigt, Kopfweh und Verspannungen bis in den Rücken hinunter können Folgen sein….), hat Herr U. Keller in wunderbaren, menschwertigen Sätzen mit wenigen Worten das ganze grossartig auf den Punkt gebracht.
          Die uferlose Digitalisierung führt ins Nichts. Unser unentwegter Fortschrittsglaube ist ein Irrweg welche unsere Kinder und Kindeskinder ausbaden werden.
          Masshalten in ALLEM wäre angesagt, unendliches Wachstum von Beton, Menschen und Technik führt nicht ins Paradies!
          Und so unangebrachten Floskeln von „Toten Pferden“, verallgemeinernd-plump tragen nichts zum konstruktiven Kostbarkeits-Lebens-Meinungsaustausch bei.

  4. Einer der vielen, guten und verständlichen Kommentare von Matthias Zehnder. Hier zeigt sich einmal mehr, das nur der umfassende Blick auf die gesamte Gesellschaft und ihre sozialen schichtungen ein vernünftiges Abbild gibt. Das schnelle Herauspicken irgend eines oberflächlichen Phänomens ist in der Regel nicht die Leidenschaft der Journalistinnen und Journalisten der Baz. Es ist immer wieder erstaunlich und schön mit anzusehen, wie mit wenig Aufwand aber viel Hirn etwas Vernünftiges entsteht, während ganze Apparate von medienproduktionen wie die Baz mehrheitlich Unbrauchbares hervorbringen. Besten dank an Matthias Zehnder!
    Hans Gino Suter

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