Gibt es Rezepte gegen die russische Propaganda?

Publiziert am 22. April 2022 von Matthias Zehnder

Von der russischen Propaganda ist derzeit oft die Rede. Es sorgt bei uns für Kopfschütteln, wenn der russische Aussenminister nach dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine behauptet, sein Land sei nicht in der Ukraine einmarschiert. Es sorgt für Entsetzen, wenn Putin die Morde von Butscha nicht ächtet, sondern im Gegenteil die beteiligten Truppen auszeichnet. Doch Studien zeigen, dass Putins Propaganda auch bei uns wirkt. Vor allem bei Jugendlichen und jungen Menschen. Das ist kein Wunder: Russland investiert in Europa pro Jahr über eine Milliarde Euro in die Propaganda. Der Westen reagiert weitgehend ratlos. Sind wir der russischen Propaganda tatsächlich hilflos ausgeliefert? Gibt es Gegenmittel? Wie können wir uns wehren und junge Menschen davor schützen? Darüber denke ich diese Woche in meinem Wochenkommentar über Propaganda nach. 

Es war ein beispielloser Propaganda-Akt von Russlands Präsident Wladimir Putin: Er hat am letzten Montag ausgerechnet jener russischen Brigade einen Ehrentitel verliehen, der Kriegsverbrechen und massenhafte Tötungen in der Stadt Butscha vorgeworfen werden. Putin unterzeichnete ein Dekret, mit dem die 64. motorisierte Infanteriebrigade den Ehrentitel einer «Garde» erhält. Er hat die Auszeichnung mit dem «Heldentum und Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut» begründet, den die Mitglieder der Brigade im Kampf in der Ukraine an den Tag gelegt hätten. Im Westen sind sie Kriegsverbrecher, in Russland sind sie Helden. Wie kann das sein? Die Antwort: Das ist Propaganda. Nicht alle Schlachten in einem Krieg werden mit Panzern und Artillerie ausgefochten. Ein Teil der Schlachten findet auch im Informationsraum statt. Da sind Wörter die Soldaten – und statt Panzerhaubitzen kommen, wie in diesem Fall, Orden zum Einsatz. Der Kampf um die Köpfe der Menschen wird mit Propaganda ausgefochten. Aber was ist Propaganda genau?

Das Wort «Propaganda» kommt von lateinisch propagare und das heisst auf Deutsch fortpflanzen, aber auch erweitern, ausdehnen. Das ist zunächst eher überraschend. Auf Deutsch gibt es das Verb propagieren. Das bedeutet: für etwas werben, sich dafür einsetzen. Wie ist aus dem lateinischen Wort für fortpflanzen ein deutsches Wort für werben geworden? Indem man es auf Ideen anwendet. Wenn ich jemandem eine Idee in den Kopf pflanze, dann sorge ich dafür, dass sich diese Idee fortpflanzt und ausbreitet. Interessant ist, dass das lateinische Wort propagare auch für pfropfen steht. Pfropfen, das meint in der Pflanzenzucht, einer Pflanze einen fremden Trieb aufsetzen. So kann man zum Beispiel einen Kirschbaum mit schwarzen Kirschen durch Aufsetzen von anderen Trieben in einen Kirschbaum verwandeln, der rote Kirschen trägt. Und das kommt dem, was wir heute unter Propaganda verstehen, schon sehr nahe: Propaganda bedeutet, dass ein Staat, eine Firma oder eine Institution jemandem seine eigene Ansicht auf­ok­t­ro­y­ie­rt – und so, wie beim Aufpfropfen, schwarze Kirschen in rote verwandelt.

Propaganda zwingt Ansichten auf

Es ist genau das, was Russlands Staatsapparat macht: Die staatliche Propaganda zwingt der Bevölkerung eine einzige Sicht der Dinge auf. Die Propaganda hat das Wort «Krieg» im Zusammenhang mit der Ukraine verboten. Die Propaganda bezeichnet die Ukrainer als drogensüchtige Nazis, die es auszurotten gilt. Russland macht damit klassische Kriegspropaganda: Der Angriff wird moralisch gerechtfertigt, der Gegner wird dämonisiert, die eigenen Kämpfer verherrlicht. Klassisch ist diese Art der Propaganda, weil das Kriegsparteien wohl schon immer so gemacht haben. Denn die meisten Menschen haben Frieden viel lieber als Krieg und müssen für einen Krieg erst gewonnen werden. Wir alle sind mit lateinischer Literatur aufgewachsen – und haben uns damit, zum Teil ohne es zu bemerken, die Sicht der römischen Staatspropaganda zu eigen gemacht. Etwa die Sicht auf die sogenannten Barbaren, die keineswegs Barbaren waren oder die Sicht auf Karthago. Der deutsche Schriftsteller Gisbert Haefs hat eine Reihe von historischen Romanen aus karthagischer Sicht verfasst, darunter sein grosser Roman «Hannibal» oder der historische Krimi «Mörder von Karthago». Erst bei der Lektüre dieser Romane fällt uns auf, wie sehr wir uns die Sicht der Römer auf die Geschichte zu eigen gemacht haben. Wir sind der römischen Kriegspropaganda auf den Leim gekrochen.

Allerdings ist die Sache auch schon eine Weile her. Die Römer haben vor rund 2200 Jahren gegen Karthago gekämpft. Wir kennen nur die römische Sicht auf die Dinge. Beim Ukrainekrieg ist das ganz anders. Er spielt sich vor unserer Nase ab. Wir haben Zugang zu einer ganzen Fülle von Informationen. Trotzdem ist die russische Propaganda erstaunlich wirkmächtig. Auch in der Schweiz. Das hat diese Woche eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Link bestätigt: Vor allem junge Menschen sind anfällig für die Propagandabotschaften von Putin.  

Jugendliche anfällig für Propaganda

Auswertungen einer repräsentativen Umfrage von Tamedia zeigen, dass nahezu jeder Dritte in der Alterskategorie der 18- bis 34-Jährigen den Krieg zwar verurteilt, trotzdem aber «Verständnis für die Motive Putins hat», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Mit zunehmendem Alter sinkt dieses Verständnis. Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Link von Ende März bestätigt dieses Bild. Während in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen fast 80 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass Russland für den Krieg verantwortlich sei, sind die Werte bei den 15- bis 29-Jährigen viel tiefer. Jüngere Menschen sehen auch die Nato in der Verantwortung – sie machen sich damit die Sichtweise der russischen Propaganda zu eigen. Das ist nicht nur in der Schweiz so. Studien in anderen Ländern, etwa den USA, Frankreich und Grossbritannien, führen zu ähnlichen Ergebnissen. Warum wirkt die russische Propaganda bei jüngeren Menschen so viel besser?

Das hat wohl drei Gründe. Es liegt zunächst an den Informationsquellen. Je älter die Menschen sind, desto eher informieren sie sich über die klassischen Medien, also über Zeitungen, Radio und Fernsehen. Diese Medien ordnen die Informationen ein, sie zeigen die Auswirkungen des Angriffskriegs der russischen Armee auf die Zivilbevölkerung, deshalb verurteilen sie den Krieg auch klar. In den sozialen Medien ist das nicht so. Da spielt das russische Narrativ von der Bedrohung Russlands durch die Nato, von einer Ukraine, die Russen unterdrücke und von den legitimen Interessen Russlands an der Krim und am Dombass eine viel grössere Rolle. Das ist kein Zufall, sondern das Resultat russischer Propaganda. 

Russland investiert Milliarden in die Propaganda

Für die Europäische Union beobachtet und analysiert Lutz Güllner als Leiter der Abteilung Strategische Kommunikation im Auswärtigen Dienst der EU die Propagandamaschinerie des Kreml. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» sagte Güllner etwa, dass die Verunglimpfung der Ukrainer als Nazis schon Monate vor dem Angriff gezielt in sozialen Netzwerken aufgebaut worden sei. Laut Analysen der EU hat Russland allein im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro in die Auslandspropaganda investiert. Das Geld fliesst laut Güllner einerseits gut sichtbar in Staatsmedien wie Russia Today, andererseits aber auch in verdeckte Kampagnen in den sozialen Medien, in Bots, Internetaktivisten und Websites, die direkt mit russischen Geheimdiensten wie dem Militärgeheimdienst GRU verbunden sind. Junge Menschen, die sich vor allem über soziale Medien informieren, sind diesen Kampagnen viel stärker ausgesetzt als ältere Menschen, die auch oder vor allem klassische Medien nutzen.

Jüngere Menschen sind aber noch aus zwei anderen Gründen anfälliger für Propaganda als ältere Menschen. Der erste Punkt: Sie haben meistens weniger Hintergrundwissen. Ich meine damit das Wissen über die Geschichte und die Geografie von Russland und der Ukraine, über Kriege im Allgemeinen und die russischen Angriffe der letzten Jahre in Georgien, Transnistrien, Tadschikistan, Abchasischen, Tschetschenien, Dagestan, auf der Krim, in der Ostukraine, in Syrien und in Kasachstan. Junge Menschen kennen die Nato manchmal nur aus russischer Sicht: als Bedrohung. Sie wissen nicht um die Geschichte des Verteidigungsbündnisses. Sie machen sich entsprechend die imperiale Sicht Russlands zu eigen, die Macht mit der Besetzung von Raum gleichsetzt und in der Nato deshalb eine Raum besetzende Macht sieht. Zum Hintergrundwissen gehört das Wissen um die Bedrohung von Osteuropa durch Russland, das den Wunsch der osteuropäischen Länder befeuert hat, Schutz in der Nato zu suchen, so, wie das jetzt Finnland und Schweden machen. 

Die persönliche Widerstandskraft gegen Verführung

Der zweite Punkt hat mit diesem Hintergrundwissen zu tun, geht aber darüber hinaus: Ich nenne es Propaganda-Resilienz. Die persönliche Widerstandskraft gegen Verführung durch Informationen und gegen Indoktrinierung. In der Werbung ist die Zielgruppe der jungen Konsumentinnen und Konsumenten deshalb so umworben, weil es einfacher ist, einen 20-Jährigen zu einem ersten Markenentscheid zu bringen, als einen 60-Jährigen dazu, seine bisherigen Marke zu wechseln. Ganz egal, ob es dabei um Rasierklingen oder um die Automarke geht. Das gilt auch für die Politik, selbst wenn es um einen Kriegsherrn geht. Offenbar finden viele Jugendliche Putin cool, seine (scheinbare) Stärke wirkt verführerisch, sein Patriotismus wird bewundert. 

Das Problem ist, dass wir dem russischen Lautsprecher scheinbar wenig entgegenzusetzen haben. Die Schweiz, aber auch Deutschland und Österreich sind eher allergisch auf Politikerinnen und Politiker, die besonders stark und markig auftreten. Unverhohlener Patriotismus wirkt bei uns hohl, Nationalismus sowieso. Das gilt auch und gerade in der Schweiz, die sich durch Vielsprachigkeit und Vielstimmigkeit auszeichnet. Bei uns gibt es keine klaren Ansagen, die Politik wird zwischen dem Bund und den Kantonen, zwischen den verschiedenen Kammern und Gremien zerredet. Gerade für junge Menschen ist die Langsamkeit und Langweiligkeit der Politik hierzulande kaum auszuhalten. 

Keine Gegenmittel gegen fremde Propaganda

Freiheitliche Staaten haben einer beinharten Staatsdoktrin, wie sie Russland pflegt, nichts entgegenzusetzen, erst recht nicht, wenn sie so vielstimmig sind wie die Schweiz. Bei uns kann sich ja nicht einmal die Landesregierung auf eine Meinung einigen. Es ist nicht denkbar, dass unser Land in wesentlichen politischen Fragen eine Doktrin entwickelt, also klare Botschaften und eine einheitliche Stossrichtung. Das gelang nicht einmal in der Corona-Pandemie, ganz zu schweigen von normalen Zeiten. Wladimir Putin leitet daraus wohl ab, dass der Westen schwach ist. Was können wir da bloss tun?

Ich sehe drei Punkte. Der erste Punkt: Bildung. Mir scheint, in den letzten Jahren ist das Fach Geschichte unter die Räder gekommen. Vielleicht, weil man mit Geschichte kein Geld verdienen kann und das Fach der Wirtschaft nichts bringt. Wir verstehen uns selbst aber nur, wenn wir unsere Geschichte kennen. Ich plädiere deshalb dafür, Geschichte und insbesondere Zeitgeschichte in den Lehrplänen wieder auszubauen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, an den weiterführenden Schulen und an den Hochschulen Geschichte, Zeitgeschichte und Politikwissenschaft für alle zugänglich zu machen. 

Der zweite Punkt betrifft unseren Umgang mit der russischen Propaganda. Zur Meinungsäusserungsfreiheit gehört auch die Freiheit, Blödsinn zu erzählen. Diese Freiheit einzuschränken, wäre dumm und selbstwidersprüchlich. Ich finde es deshalb richtig, dass Russia Today in der Schweiz weiterhin erlaubt ist. Aber wir müssen dieser Propagandamacht starke, freiheitliche Medien entgegensetzen. Dazu gehört ein starker Service public, also eine starke SRG und eine möglichst grosse Vielfalt privater Medien. Wir sind dumm und schiessen uns ins eigene Knie, wenn wir unsere Medien schwächen. Wir müssen uns deshalb auch nach der Ablehnung der Medienförderung darüber Gedanken machen, wie wir die Medienvielfalt in der kleinen Schweiz stärken können. Wir brauchen starke Medien.

Der dritte Punkt ist der schwierigste: Er betrifft unsere Werte. Die Menschenrechte. Gleiche Chancen für alle. Die gesellschaftliche Solidarität, wie sie etwa in der AHV zum Ausdruck kommt. Und vor allem die Freiheit. Wenn wir so häufig über diese Werte reden würden wie über die Wirtschaftlichkeit und die Ökonomie, wäre schon viel gewonnen. Das Problem ist, dass es nicht einfach ist, diese Werte zu thematisieren. Wir nehmen sie for granted – aber dass sind sie nicht. Wie wertvoll und wichtig die Freiheit ist, merkt man meist erst dann, wenn sie einem genommen wird. Und dann ist es zu spät. Wir müssen uns unserer Werte wieder mehr bewusst werden. Es ist letztlich das, was wir Autokraten entgegenzusetzen haben, – ganz egal, in welcher Himmelsrichtung sie zu Hause sind.

Basel, 22. April 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: © KEYSTONE/AP/Thibault Camus

Balmer, Dominik und Müller, Boris (2022): Krieg und soziale Medien: Warum in der Schweiz fast jeder dritte Jugendliche ein Putin-Versteher ist. In: «Tages-Anzeiger» , 19. 4. 2022. S. 5. [; 22.4.2022].

Balser, Markus und Kreye, Adrian (2022): «Fakten sind langweilig». Fake News und Bot-Armeen: Russland lässt sich seine Propaganda Milliarden kosten. In: Süddeutsche Zeitung , 19. 4. 2022. S. 6. [; 22.4.2022].

Der Spiegel (2022): Gräueltaten in der Ukraine Putin verleiht Ehrentitel an Butscha-Brigade. In: «Der Spiegel». [https://www.spiegel.de/ausland/nach-den-graeueltaten-in-butscha-putin-verleiht-ehrentitel-an-brigade-a-66c838d7-717d-4cdc-a81f-67254ff02de2; 22.4.2022].

14 Kommentare zu "Gibt es Rezepte gegen die russische Propaganda?"

  1. Propaganda – hüben wie drüben. Unmut säen mit Worten. Und nicht förderlich für den Frieden.
    Der Beginn von Spaltung, Vergleich, Neid, Hass und Zorn – im Kleinen (beginnt bei jeder Wahl und Abstimmung) und im Grossen (endet im Krieg).
    Trotzdem, nur ein weiterer trauriger Nebenschauplatz des Menschentums (….unserer „Zuvielisation“).
    Denn was 1:1 real abgeht, während Sie diese Zeilen lesen, lässt Schaudern: Sind wir uns dessen bewusst?
    Frankreich liefert Ukraine schwere Waffen. Grossbritannien prüft Panzerlieferungen. USA liefern Kamikaze-Drohnen. Deutschland liefert neu schwere Waffen. Biden gibt erneut 800 Millionen für Ukraine frei…. Schlagzeilen von heute 22.4.2022.
    Die eine Seite (Russland) schickt mehr Waffen und Personal in die Ukraine. Die andere Seite (Westen) schickt mehr Waffen und Personal in die Ukraine.
    Immer mehr, immer ausweiten, immer tödlicher. Und so soll dies weitergehen. Die Antwort Russlands: Waffen und Soldaten. Und die Antwort des Westens: Waffen und Soldaten.
    Sonst hört man nichts über die Ukraine.
    Immer mehr heisst auch mehr Wut, mehr Zorn, mehr Ausweitung. So taumeln wir in einen 3. Weltkrieg.
    Und niemand bringt brauchbare Vorschläge. Eine D-„Aussenministerin“ Baerbock, welch bis anhin ihr ganzes Leben an Ostermärschen, Friedensdemos und Peace-Wochen verbrachte, hört man nur noch von „schwerem Geschütz“, Waffenlieferungen und Kriegsunterstützung reden.
    Ebenfalls Scholz, der zu Studizeiten mit seiner Klampfe Anti-Kriegslieder zum Besten gab. Von ihm, von Macron, von Slowenien, von Polska: Waffen, Millionen und Personal für einen Krieg ohne Ende.
    Wieso kann nicht einer der überbezahlten westlichen Marionettenpolitiker einmal über seinen Schatten springen und Putin einladen? An den Verhandlungstisch. Diplomatisch. Auch und gerade die (ehem.) neutrale Schweiz könnte ihre Dienste anbieten. Wo sind die innovativen Kräfte im In- und Ausland, die mehr können als bisher geschehen?
    Ich begreife all die Linken und Grünen und die Mittigen und Bürgerlichen nicht: Wer denn wenn nicht sie könnten Verhandlungen offerieren, anbieten, einladen. Anstatt dessen lispelt jedermann unisono hier was von Kriegsgewinn, Sieg, Rückeroberung, Ehre, Werten und Triumph.
    Doch am Ende werden wir alle Verlierer sein. Triumphierend.

    1. Lieber Herr Zweidler, Sie erinnern sich aber schon an die vielen Gesprächsversuche mit Putin? Macron, Scholz, der össterreichische Ministerpräsident war erst kürzlich in Moskau, der Uno-Generalsekretär soll demnächst nach Moskau reisen – die alle haben sich den Mund fusselig geredet. Genützt hat es nicht, weil Putin diesen Krieg aus ideologischen Gründen will. Er hat die Ukraine aus ideologischen Gründen überfallen. Was soll die Ukraine da Ihrer Meinung nach tun? Sich ergeben? Sie haben schon recht: Am Ende werden wir alle Verlierer sein. Der Grund dafür ist aber nicht mangelnde Verhandlungsbereitschaft, sondern die zerstörerirsche Agression von Putin.

  2. Propaganda gehört allseits und überall zum Sound
    von Kriegen: 200 sollen es derzeit auf der Welt sein! Vladimir Putin ist ein Teil der Welt der Kriege und der Propaganda, wo für den krass übersteigerten Eigennutz gelogen und betrogen wird. Sowohl plump und deftig, als auch hochintellektuell und heftig. Medien, Politik, Wirt- und Wissenschaft verdrängen Realitäten, schüren Ängste und falsche Hoffnungen. Hoffnungen, die möglichst vielen Menschen wie eine Droge dazu dienen sollen, im Schneckenhaus und faul bleiben zu können, um sich nicht mit der Realität auseinandersetzen und nichts Mutiges tun zu müssen. Hopium: Hope is Dope! – „Was sich jetzt abspielt, das ist eine zweite industrielle Revolution. Das Produkt, das sind dieses Mal keine Stoffe, Maschinen, Fahrzeuge oder auch Waffen. Das Produkt, das werden diesmal die Menschen selbst sein. Wir lernen im Grunde genommen, Körper und Geist herzustellen.“ Mit solchen monströsen Gedanken trägt sich beispielsweise ein Yuval Noah Harari, Historiker und sogenannter Zukunftsforscher; jedenfalls ein Mitstreiter des sogenannten «Great Reset» und seiner Propagandisten, und als solcher ein Vertreter eines modernistisch technokratischen Zeitgeistes. Könnte es sein, dass es dabei um eine ganz andere Art von Krieg geht? Transhumanismus verspricht mit der Hoffnung auf eine «Schöne Neue Welt» grossartig alle Menschen so perfekt, dass sie keine Fehler mehr machen können, und will damit alle Probleme aus der Welt und sogar den Tod abschaffen. Hopium: Hope is Dope! Davor hat Hesiod schon ca. 700 v. Chr. gewarnt!

    1. Lieber Herr Keller, der grosse Unterschied zwischen der russischen Staatspropaganda und der Meinung von Yuval Noah Harari ist: Die Thesen von Harari können Sie diskutieren, kritisieren und verwerfen. Das geht bei der russischen Staatspropaganda nicht, schon gar nicht in Russland. Das Ziel von Propaganda ist, wie beim «Aufpfropfen», den Menschen eine bestimmte Sicht der Dinge aufzuzwingen. Harari ist ein Wissenschaftler, dessen Thesen zu diskutieren sind – er selbst will seine Sicht sicher niemandem aufzwingen, er stellt seine Sicht zur Diskussion. Diese Sicht kann man teilen oder ablehnen, kritisieren oder applaudieren. Man muss ihm nicht glauben. Das ist ein riesiger Unterschied zur russischen Propaganda.

      1. Putin und das Verhalten sowohl seiner Kampfgenossen als auch seiner Widersacher entsprechen einer alten Welt. Sie ist krank und kann keine Zukunft haben. – Krank finde ich auch die schöne neue Welt, die beispielsweise ein Harari propagiert: die Erde wird sie nicht tragen.

          1. Das ist schlicht falsch. Im Schweizer Parlament sind die Landwirte die am häufigsten vertretene Berufsgruppe. Seit 2014 waren 26 Mitglieder – oder 13% – des Nationalrats Landwirte oder arbeiten im Agrarbereich. Doch insgesamt sind lediglich 3,5% der Erwerbsbevölkerung in diesem Sektor tätig. 2019 hat sich das kaum verändert. DAS muss sich ändern 😉
            Was aber sicher der Fall ist: Parlamente sind Legislative. Das heisst: Sie arbeiten juristisch. Ihr Werkzeug können nur neue Gesetze sein, etwas anderes kann das Parlament gar nicht produzieren. Vermutlich ist eher das Problem, dass sich ein Piutin durch Gesetze nicht aufhalten lässt…

          2. Könnte es sein, dass auch viele dieser (legislativen) Bauernvertreter studierte Landwirte – sogenannte Agronomen – sind, (die nicht nur Gesetze mit Gift spritzen)? Und könnte es sein, dass Exekutiven (Gemeinde-, Regierungs- und Bundesräte) es in der Regel laufen lassen, wie es vor allem den schwerst Reichen dient?

  3. So sehr wir den Pluralismus als wichtigen Pfeiler unserer Demokratie schätzen, so sehr ist genau dieser der am leichtesten zu stürmende Pfeiler für alle Demokratiefeinde, egal aus welchem religiösen oder politischen Lager. Meinungsfreiheit ist wichtig, aber so wie es in vielen Ländern verboten ist den Holocaust zu leugnen und Hassreden zu halten, so sollten staatlich kontrollierte ausländische Propagandamedien wie RT verboten werden. Möchtegern Hitlers und religiöse Fanatiker haben sonst nämlich ein zutiefst unerwünschstes Sprachrohr in der Schweiz! Weshalb wird RT hier in diesem Artikel und auch anderweitig trotzdem unterstützt? Weil unsere heimischen Supporter vom steuerfinanzierten Staatsmedium SRF andernfalls Risiken aufkommen sehen für ihre Lieblingssendeanstalt?

    1. Lieber Herr Ramseyer, nein, mit dem öffentlich-rechtlichen Radio und Fernsehen hat das nun wirklich nichts zu tun. RT und SRF sind auch zwei wirklich komplett unterschiedliche Dinge. RT is ein von einer Diktatur finanziertes Medium, das Staatspropaganda verbreitet, SRF ist ein Service-Public-Angebot, das der Ausgewogenheit und Fairness verpflichtet ist. Und es war auch nie die Rede davon, dass ich RT unterstützen würde. Im Gegenteil. Aber in einer freiheitlichen Gesellschaft ist der Verbot von Medien (und Inhalten) sehr schwer zu rechtfertigen. Die grosse Frage ist immer: Wo ziehen Sie die Grenze und warum? Das ist nicht erst seit RT so, ich habe über das Problem dieser Grenzziehung in Bezug auf gefäjhrliche Inhalte schon 1998 ein Buch geschrieben: «Gefahr aus dem Cyberspace? Das Internet zwischen Freiheit und Zensur». Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 1998. Sinnvoller ist es, in die Resilienz der Bevölkerung zu investieren, und das heisst eben in Bildung und korrekte Information. RT ist übrigens meines Wissens in der Schweiz in der Praxis kaum ein Problem: Der TV-Sender ist auf den grossen Kabelnetzen nicht mehr verfügbar und spielt online nur eine untergeordnete Rolle.

  4. Vielleicht ist unsere sogenannte “Jugend” vorzeitig vergreist. Nur so lässt sich erklären, wie man den tattrigen Putin dem agilen Selenskyi vorziehen kann 😏
    Eine weitere Empfehlung: Wahlrechtsalter nicht senken!

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