Orange

Publiziert am 14. Oktober 2022 von Matthias Zehnder

An was denken Sie, wenn Sie das Wort «Pipeline» hören? Ich nehme mal an, es geht Ihnen wie mir und Sie denken auch zuerst an die sabotierten Pipelines in der Ostsee, die Nord Stream I und II. In den letzten Tagen war öfter von der TurkStream-Gaspipeline die Rede, die von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei führt. Und dann ist da noch diese Ölpipeline in Polen, die leckt, die Druschba-Pipeline. Umso erstaunter war ich, als ich diese Woche bei Wandern im Wallis auf ein grosses oranges Schild stiess: «70-238 Erdgas-Hochdruckleitung»: eine Gas-Pipeline im Wallis.

Tatsächlich: Eine Gas-Pipeline in der Schweiz. Die Leitung gehört der Firma Swissgas. Sie beginnt in Bardonnex südwestlich von Genf und führt durch den Genfersee und das ganze Wallis und das Goms auf den Griespass. Die Leitung ist Teil des 260 Kilometer lagen Pipeline-Netzes von Swissgas in der Schweiz. Das Netz verbindet die Einspeisepunkte und die grossen Transit-Pipelines der Schweiz mit den regionalen Erdgasnetzen. Ursprünglich hat Swissgas auch Erdgas beschafft. 2019 hat sich die Firma auf die Aufgaben als Netzgesellschaft konzentriert. Swissgas ist also die Schweizer Gas-Pipeline-Firma.

Ich war erstaunt, als ich beim Wandern im Wallis den Pipeline-Schildern begegnet bin. Nicht nur über die Schilder, auch über mein eigenes Erstaunen. Eigentlich sollten wir ja wissen, dass das Gas, das bei uns aus dem Hahn kommt, irgendwie in die Schweiz transportiert werden muss. 

Die allermeisten Schweizerinnen und Schweizer wissen, dass die Milch nicht aus dem Supermarkt kommt. Wir sind uns bewusst, dass es Bauern braucht, die Kühe halten, Gemüse und Getreide anbauen. Dass Lastwagen die Milch abholen und in die Molkerei bringen und von da in die Filialen unserer Supermärkte.

Bei Strom, Gas und Wasser ist das immer noch anders. Es ist uns zwar mittlerweile klar, dass wir Kraftwerke brauchen, Windräder, Solarpanels, Staumauern und wohl auch Atomkraftwerke. Wie der Strom, das Gas und das Wasser zu uns ins Haus kommt, ist aber schleierhaft. Irgendwie kommt das Zeug halt aus dem Hahn und aus der Dose.

Doch hinter dem Gashahn und der Steckdose stecken gigantische Infrastrukturbauten, die den Komfort erst ermöglichen: Starkstromleitungen, Wasserröhren und Pipelines wie die, der ich im Wallis begegnet bin. Es sind Bauten, die wir kaum je wahrnehmen. Und doch sind es Kathedralen der Zivilisation: Ohne diese Bauten wäre es auch in der Schweiz kalt, dunkel und trocken. Erstaunlich daran ist nur, dass uns das kaum bewusst ist. 

Klar: Der grösste Teil dieser Infrastruktur ist im Boden verborgen. Wenn wir den Bauten begegnen, dann negativ in Form von störenden Baustellen. Das sollten wir ändern. Wir sollten die Gasleitungen von Swissgas und Transitgas und die Starkstromleitungen von Swissgrid genauso feiern wie die Aquädukte der Römer. Bloss wie? Zu sehen gibt es wenig, ein grosser Teil der Infrastruktur liegt unter dem Boden. 

Die Antwort: Wir müssen Geschichten erzählen. Geschichten über die Infrastruktur, die unsere Zivilisation am Leben hält. Geschichten wie die von dem orangen Schild im Wallis, dem ich beim Wandern begegnet bin.

Ich grüsse Sie herzlich ein letztes Mal aus meinen Herbstferien. 14. Oktober 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Bild: Das Foto ist im Oberwallis auf der nördlichen Talseite hoch über dem Talboden des Rhonetals auf halben Weg zwischen der Talstrasse und Martisberg entstanden. Einmal auf die Schilder aufmerksam geworden, entdeckt man sie im Wallis aber auf der ganzen Strecke zwischen Genfersee und Obergoms.

Die letzten beiden Ferien-Wochenkommentare finden Sie hier:

Weiss

Schwarz

3 Kommentare zu "Orange"

  1. Diese ganzen Krisen haben auch was Gutes: Es ist ein heilsamer Realitätsschock, ein Zurück im Leben zum Wesentlichen.
    Es wird nun hoffentlich weniger über Gendertoiletten in öffentlichen Gebäuden im linken Zürich diskutiert; es werden nicht mehr, wie letzthin von einer deutschen SPD-Ministerin, in den höchsten Tönen Pharma-Pubertätsblocker für Junge angepriesen und gelobt, damit jene mehr Zeit zum Überlegen erhalten, ob sie als Frau oder Mann durchs Leben zu wünschen gehen wollen; es wird dem Gender-Star-Wahnsinn im SPD-Willkommenskultur-Deutschland, dass den traumatisierten Syrer*innen, Iraker*innen und Eritreer*innen bei der Integration ein zusätzliches Hindernis in den Weg legt, ein Ende bereitet; es wird nicht mehr Jahrelang über den heutigen ersten Muezzin-Ruf von Mustafa Kader (29) aus der Erdogan-Moschee – „Allahu Akbar“ über den Dächern von Köln – verhandelt, wo fortan Muezzine per Lautsprecher zum Gebet aufrufen, diskutiert; die politischen Eliten und deren Vertreter wie SPD-Kanzler Olaf Scholz (64), der sich mitten in der Krise einen Kanzleramt-Protzbau gönnt, dessen Kosten bei ganzen 777 Millionen Euro liegen, werden entlarvt; wenn sogar Greta Thunberg plädiert, die AKW’s als umweltfreundliche Energiequelle länger am Netz zu lassen; wenn nicht mehr so viel über die von D-Ideologie-Ministerin Nancy Faeser geforderten Regenbogen-Flagge vor Amtsgebäuden gestritten wird; wenn sogar die D-Migrationsturbo-Ministerin Nancy Faeser ob den Wahnsinns-Flüchtlingsströmen die Grenzkontrollen verstärken will; wenn die deutsche Skandal-ARD nicht mehr zur Ruhe kommt und nach RBB und NDR auch das MDR-Millionen-Gebührengeldmissbrauch-Mauschel-Intendanten-Kartenahus zerfällt (Massagesitz-Mercedes-Dienstwagen-Knall, Gebühren-Chauffeur-Sohn-in-die-Uni-fahren-Eklat, Spesen-Millionen-Schande, Millionenaufträge an Ehemänner und Familienclans-Affäre), sind wir wohl definitiv endlich in der Realität angekommen!
    Fertig Nebenschauplatz-Lebensgeplänkel, fertig Spass und Bussi-Bussi-Gesellschaft, zurück zum Wesentlichen, zum Masshalten in Allem, zur Besinnung, zur Ernsthaftigkeit des Daseins!

    Die Hochdruck-Erdgasleitungen sind schon lange auch in der Region Basel jedem scharfsinnigen (Wander-) Zeitgenossen aufgefallen und anzutreffen. Jene mit Russengas unterquert bei Wallbach im Fricktal den Rhein, wo das Gas auch gemessen (Zollgebühren) und druckertüchtigt auf die Weitreise geschickt wird.
    Gelbe (in France) und Orange Dreiecksschilder (Schweiz), welche gut vom Helikopter zur Terrainkontrolle ersichtbar sind, jede Menge. Denn die andere, neuere internat. Hochdruckleitung aus dem Westen wird kurz vor der Grenze zwischen Oltingue (F) und Rodersdorf druckertüchtigt (GRTgaz) und der Inhalt auf die Weiterleitungs-Reise via Metzerlen-Mariastein in einem (für die Öffentlichkeit nicht begehbaren Tunnel vom hinteren Leimental ins Laufental) unter dem Blauen hindurch nach Dittingen geschickt, via Passwang ins Mittelland geleitet wo sich die zwei Äste vereinen, Inhalt fürs Schweizer Lokalnetz entnommen wird und via Griespass nach Italien geführt wird.

    Heilsames Augen-Öffnen all den Schwarmgeistern, den Träumern, den begrenzten Bürowelt-Amtsstuben-Wesen – es gibt Wichtigeres als euer überhöhtes, tägliches Tun-Universum. Die Welt hört auf, um Film, Hollywood, Show, Wichtigtuer und Maulhelden zu kreisen.
    Gute, Heilsame Zeiten. Und noch eine Realität wird gnadenlos aufgezeigt: Ob Strasse, Bahn, Elektrizität oder Gas – die EU ist voll auf die Schweiz angewiesen und sollte sich nicht von EU-Von-der-Leyen, welche Millionen-Büroumbauten im 13. Stock des Berlaymont-Gebäudes in Brüssel mit Steuergeldern vornahm (eigene Marmor-Bäder, Designerküchen) & Konsorten blenden lassen, nicht von Meldungen aus dem neuen, für 15 Millionen erstellten SRF-Radio-Hall-Studio aus den Federn von den Basler Star-Architekten Diener&Diener einschüchtern lassen und und und….
    Die Zeiten «der alten Sessel der Macht» (in Deutschen Bundestag kostet für die 736 Abgeordneten ein neuer Bundestagsstuhl aus der Edelmanufaktur «Vitra» 1700 Euro = Rechne….), während das Volke darbt, sind dahin!
    Der Irrweg der Menschheit ist vorbei, die unabdingbare Kurskorrektur im Gange.
    Es kann / hoffen wir – nur Besseres folgen!

  2. Schon in den frühen 1970er-Jahren wurde offensichtlich, dass die lange Zeit für sicher gehaltene Wachstumslogik der Wohlstandsjahre keine Zukunft mehr haben würde. Pipelines sind Teil eines Gigantismus, mit dem in Schlaraffenländern wie der Schweiz seit 50 Jahren die Grenzen des Wachstums überschritten werden.

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