Nach der Annahme der NoBillag-Initiative. Eine Fiktion.

Publiziert am 2. Februar 2018 von Matthias Zehnder

Heute erzähle ich Ihnen eine Geschichte. Es ist ein Rückblick aus dem Jahr 2019 darauf, was geschah, nachdem im Frühling 2018 das Schweizer Volk die NoBillag-Initiative angenommen hatte. Denn was nach der Annahme dieser Initiative passierte, damit hatten weder die beiden Lager, noch die Experten gerechnet. Aber lesen Sie selbst.[1]

Am 4. März um 13 Uhr 32 schlug im obersten Stock an der Giacomettistrasse 1 in Bern der Blitz ein. Natürlich nicht wörtlich, sondern bloss in Form der ersten Hochrechnung der NoBillag-Initiative: Anders als die Umfragen es vorausgesagt hatten, zeichnete sich nämlich ein Ja ab. Die Innerschweizer Kantone hatten die Initiative bereits wuchtig angenommen, Hochrechnungen aus den Kantonen Bern und Thurgau zeigten, dass die ländlich geprägte Bevölkerung ebenfalls zustimmte. Die Nein-Anteile in den grossen Städten waren zu klein, als dass sie das Resultat noch hätten kippen können. Der Stab der SRG, der sich auf der Direktionsetage im grossen Sitzungszimmer versammelt hatte, stand geschockt im Raum. Eine Frau schluchzte, die Männer schauten sich kurz an und dann aus dem Fenster. Die belegten Brötchen blieben unter dem Zellophan, der Champagner im Kühlschrank.

Später am Tag nahm ein gefasster Generaldirektor Stellung auf seinem eigenen Sender. Als Katja Stauber ihn fragte, ob sie nun alle entlassen würden, klang sie plötzlich nicht mehr wie eine kritische Journalistin, sondern wie eine besorgte Mitarbeiterin – und als Gilles Marchands antwortete, erinnerte etwas in seiner Haltung an Mario Corti, den letzten CEO der Swissair. Drei der vier Parteipräsidenten in der Elefantenrunde zeigten besorgte Gesichter. Ueli Maurer grinste, Simonetta Somaruga tröstete Doris Leuthard, Ignazio Cassis war gerade nicht erreichbar. Roger Köppel verschlug es vor lauter Frohlocken die Stimme, er zeigte nur noch das Victory-Zeichen in die Kamera des Handys, mit dem er sich live ins Internet übertrug.

Abgesehen davon, dass sie über ihr eigenes Schicksal berichten mussten, war es für die Mitarbeiter der SRG ein normaler Abstimmungssonntag: Routiniert zeigte das Fernsehen fröhliche Befürworter und betretene Gegner in den jeweiligen Lokalen und im Radio diskutierten Politiker darüber, wie es jetzt weitergehen könnte. Die Initianten wurden immer wieder gefragt, ob sie jetzt Verantwortung übernehmen würden – aber sie lehnten allesamt ab. Sie hätten nur ein Gebührensystem abgeschafft, alles andere sei Sache des Bundesrats, des Parlaments und der SRG, vorerst gehe es ja ohnehin noch weiter wie bisher. SVP-Nationalrat Gregor Rutz etwa erklärte: «Ich bin zuversichtlich. Jene Sendungen, für die es ein Bedürfnis gibt, die werden sich auch auf dem privaten Markt finanzieren lassen.»[2] Die «Tagesschau» zum Beispiel sei ein so beliebtes Format, die würde bestimmt überleben.

Selten hatten sich Politiker so geirrt. Und zwar nicht, weil Bundesrat und Parlament, die SRG oder private Firmen nicht hätte handeln wollen. Sie kamen erst gar nicht dazu. Schon am Montag, 5. März, kam die SRG unter Druck. Partner setzten Verträge aus, Kunden stornierten Werbebuchungen. Gebührenrechnungen wurden nicht mehr bezahlt. Das Schweizer Volk war der Meinung, man habe die Gebühren jetzt abgeschafft. Die SRG musste rasch lernen, dass eine Firma nicht nur aus Zahlen und Assets besteht. Für ein Medienunternehmen noch wichtiger ist das Vertrauen. Das Vertrauen der Geschäftspartner, der Kunden – und der Mitarbeiter. Weil viele Mitarbeiter nicht daran glaubten, dass es die SRG schaffen werde, innert kürzester Zeit drei Viertel ihrer Einnahmen aus einer anderen Quelle zu beschaffen (woher auch), setzte eine Kündigungswelle ein. Prominente Mitarbeiter von SRF, RTS und RSI machten als erste den Abgang. Viele hatten sich im Vorfeld der Abstimmung schon nach Alternativen umgesehen und packten die Chancen, die sich ihnen boten, jetzt beim Schopf.

Am schnellsten reagierten Susanne Wille und Franz Fischlin. RTL bot dem Schweizer Power-Couple eine eigene News-Show an. «Eine Chance, die man in unserem Alter nur einmal erhält», begründete Wille. Im privaten Kreis erklärte Fischlin, es wäre für sie als Ehepaar ein zu grosses Risiko gewesen, zu warten, bis in der SRG die Lichter ausgehen. Mit Wille und Fischlin wechselten mehrere Mitarbeiter des SRF-News-Teams zu RTL. Viele waren es nicht – schliesslich produzierte RTL mit «Wille&Fischlin» keine Nachrichtensendung, sondern eine News-Show: Wille und Fischlin talkten mit Gästen über die News des Tages. Die Nachrichten wurden nur von kurzen Einspielern angerissen.

Etwas überraschend wagte als nächste Barbara Bürer den Absprung: Die Gastgeberin der «Nachtwach» machte sich selbstständig und zog auf Facebook die «Nachtwach social» auf. Am Anfang harzte das Projekt ein wenig, als die Firma Fischer Bettwaren als Sponsor zustieg, ging es aufwärts. Die «Nachteule» Barbara Bürer auf Facebook – das löste SRF-intern einiges aus. Eine ganze Reihe von Technikern und Mitarbeitern im Backoffice kündeten. Mehrere «Kassensturz»-Mitarbeiter wechselten zum «Beobachter», darunter auch Kathrin Winzenried. Ueli Schmezer verabschiedete sich von den Bildschirmen und wechselte zum Zytglogge-Verlag ins Mani-Matter-Archiv.

Den nächsten grossen Abgang machte Kurt Aeschbacher: Er wechselte zu Netflix. Die amerikanische Streaming-Firma lancierte in der Schweiz ein Talkformat nach dem Vorbild von «My Next Guest Needs No Introduction With David Letterman». Es hiess: «Mein nächster Gast muss nicht vorgestellt werden mit Kurt Aeschbacher». Aeschbi sprach natürlich nicht hochdeutsch, sondern sagte in breitem Berndeutsch: «My neggscht Gascht bruucht kener Vorschteuig». Netflix zeichnete die Folgen im Theater am Käfigturm in Bern auf – allerdings waren nur vier Folgen im Jahr geplant.

Dass Sandro Brotz wechselte, war zu diesem Zeitpunkt keine Überraschung mehr. Er übernahm im Onlinemagazin «Republik» ein neues Interviewformat: «Ich habe da noch ein paar Fragen». Es war eine freche Mischung von Text und Videos – zu sehen bekamen das allerdings nur die zahlenden Abonnenten (pardon: Verlegerinnen und Verleger) der «Republik». Jonas Projer wechselte zu TeleZüri: Da produzierte er für TeleZüri, TeleM1 und TeleBärn eine wöchentliche «Arena»-Sendung. Aus Kostengründen dauerte die Sendung allerdings nur 20 Minuten. Als Publikum wurde jeweils eine Schulklasse aus dem Kanton Aargau ins Studio eingeladen.

Das Sportteam wechselte fast geschlossen zu MySports von UPC. MySports-Programmchefin Steffi Buchli hiess ihre ehemaligen Kollegen herzlich willkommen. Die Kunden des PayTV-Angebots freute es weniger: UPC verdoppelte den Preis des Sportpakets. Die Wetter-Crew wechselte zu Weather.com und zog da einen (kostenpflichtigen) Meteo-Service für die Schweiz auf. Das funktionierte nicht richtig, dann übernahm die Landi den Dienst und machte daraus das Bauernwetter. «Club»-Frau Karin Frei lancierte in Zusammenarbeit mit Amazon einen Buchclub für die Schweiz mit regelmässigen Leseshows in allen grossen Bahnhöfen. Nik Hartmann wechselte zu Rivella, Roman Kilchsperger wurde Gastgeber im Jass-Bereich des Grand Casino Baden, die Einstein-Crew kreierte einen Wissenskanal auf Youtube und Roger Schawinski schrieb am zweiten Band seiner Autobiographie.

Die Radioleute hatten weniger Glück, weil sie weniger bekannt waren. Zudem mussten sich gleichzeitig fast alle bekannten Radiojournalisten nach neuen Stellen umschauen. Von Anfang an war klar, dass sich das Radio mit Werbung allein nicht würde finanzieren lassen. Die Crew von «Echo der Zeit» machte den ersten Schritt: Nach dem Vorbild von «Pod Save America» lancierten Nicoletta Cimmino, Simone Hulliger, Samuel Wyss und Beat Soltermann den Schweizer Newspodcast «PodEcho». Die wöchentliche Sendung war aber mehr Hobby als Lebensunterhalt: Alle mussten sie daneben fast Vollzeit arbeiten.

Das «Persönlich»-Team rund um Christian Zeugin und Daniela Lager wechselte zu Radio Regenbogen, das rund um die Talkshow ein Schweizer Fenster aufbaute. Dani Fohrler wechselte zur Dargebotenen Hand. Thomas Häusler und Katharina Bochsler bauten bei SimplyScience.ch den Audioteil auf. Esther Schneider kuratierte Schweizer E-Books für den Apple-Store. Judith Wipfler wanderte aus nach Israel, Joshi Kühne wurde Erzähler im Märchentram und Peter Schneider legte sich auf seine eigene Couch.

Im Vorfeld zur Abstimmung hatten die Befürworter der Initiative immer erklärt, es werde sich für die SRG dann schon eine Lösung finden. Sie hatten nicht mit den Mitarbeitern gerechnet, die ihre eigenen Chancen und Risiken abwogen. Schon im Sommer musste die «Tagesschau» eingestellt werden, weil es schlicht an Personal mangelte. Neue Mitarbeiter gab es nicht. Die SRG musste viele Stellen abbauen und auf die wenigen, ausgeschriebenen Stellen meldete sich kaum jemand. Wer will schon zur Swissair wechseln, wenn die ersten Flugzeuge schon am Boden bleiben.

Auch das mit der Übernahme der SRG-Studios durch Private erwies sich als viel komplizierter, als sich das die Initianten vorgestellt hatten. Sie hatten übersehen, dass die SRG kein Unternehmen, sondern ein föderal organisierter Verein war, dessen Mitglieder lokale Vereine und Genossenschaften waren. In Basel zum Beispiel war das die Radio- und Fernsehgenossenschaft Basel (RFB). Und die liess nicht mit sich reden. In den Statuten war der Zweck der Genossenschaft festgelegt: Förderung und Erhaltung des öffentlichen Medienangebots unter den Kriterien des Service Public.[3] Also kämpfte die RFB dafür, dass es in der Region Basel weiterhin einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab. 2018 beschränkte sich das Projekt allerdings auf Sitzungen. Auch die RFB konnte nicht verhindern, dass die SRG-Sender in Basel verstummten. So löste sich die SRG innert kurzer Zeit quasi auf, wurde aufgesogen von ausländischen Konzernen, Internetangeboten und Startups.

Und die Konsumenten? Sie konnten zwar Sascha Ruefer auf UPC MySports sehen und Kurt Aeschbacher auf Netflix, Karin Frei bei Amazon und Sandro Brotz auf Republik.ch – aber wer konnte sich schon all die Abos leisten. Einzig die SRF-Mitarbeiter, die zu RTL, Sat.1 und ProSieben gewechselt waren, vermittelten den Deutschschweizern ein bisschen Heimatgefühl auf den deutschen Sendern. Sie hielten die Erinnerung wach an eine Zeit, als die Schweiz ein nationales Radio und Fernsehen hatte.

Basel, 2. Februar 2018, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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[1] Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind gewollt, aber alle geschilderten Ereignisse haben sich noch nicht zugetragen und sind deshalb reine Erfindung.

[2] Quelle: https://www.srf.ch/sendungen/rundschau/no-billag-srg-andreas-kleeb-ladina-heimgartner-schneechaos

[3] Siehe https://www.srgd.ch/media/filer_public/03/d4/03d496b4-7bcc-4b7b-b620-b31dc8c633ed/statuten_srg_region_basel.pdf

7 Kommentare zu "Nach der Annahme der NoBillag-Initiative. Eine Fiktion."

  1. Gemach und ruhig Blut! Keine Angst, die No-Billag-Initiative wird am 3. März abgelehnt. Ich bin nun auch dabei im neuen, trendigen und griffigen Schreibstil und title schwungvoll:
    7 GRÜNDE, WARUM NO-BILLAG ABGELEHNT WIRD:
    ERSTENS: Die SRG selbst darf ja keine Stellung dazu nehmen oder gar die Werbetrommel rühren. Dennoch trieft die Ablehnung geradezu zwischen den Tönen und Bildern der SRG raus:
    Bei Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz, und Radio Swiss Classic, welche ausschliesslich Musik senden, heisst es manchmal zwischen den Musiktiteln kurz und knackig: „Music pur“. HIESS ES = VERGANGENHEIT! Aktuell wird zwischen den Musiktitel der Slogan „Ein Programm der SRG“ eingeschoben. Twentyfourseven. Ständig. Dauernd. Warum wohl?
    Bei Pop, Jazz und Classic heisst es also zur Zeit nicht mehr „Music pur“ sondern „Beieinflussung pur“.
    ZWEITENS: Letzten Dezember führte ich mir eine Satiresendung, welche immer am Mittwoch Abend auf Radio SRF 1 ausgestrahlt wird, zu Gemüte. Dort wurde ein Märchen erzählt. Es sollte LUSTIG SEIN?!
    Ein König hatte einen Botschafter, welcher ihm täglich die Welt erklärte. Er hiess ESEREFUS. (=SRF). Er verlangte für seine Dienste etwas, und der König wusste immer, was in der Welt und in seinem Land geht. Plötzlich kam ein anderer Botschafter, er hiess NOBILLAGUS (No-Billag). Er sagte zum König: Ich erkläre dir auch die Welt, aber ich mache es gratis. Der König willigte ein. NOBILLAGUS erklärte dem König aber alles falsch, was in der Welt und in seinem Reich abging. Nach ein paar Jahren versank das Königreich in Unwissenheit und der König wurde gestürzt und er wurde vertrieben.
    DIESES MÄRCHEN SOLLTE LUSTIG SEIN (=Satire.) ES IST ABER BLOSS LISTIG, HINTERLISTIG einseitig ausgeheckt und eingefädelt worden. Beeinflussung pur, finanziert mit SRG-Gebührengeld.
    DRITTENS: Die Herren Giaccobo/Müller durften Jahrelang am Sonntagabend Satire auf TV-SRF 1 veranstalten. Heute veranstalten die beiden No-Billag-Nein-Werbung. Sie dürfen das, da sie keine direkten SRF Angestellten sind. (Jedoch kassierten beide lange und gute Honorare für ihren Klamauk).
    Neu ereifern Sie sich in einem Sketch gegen No-Billag. Giaccobo in der Figur des Freddy Hinz, Müller in der Figur des Hanspeter Burri. Auffällig: Sie tragen dieselbe Kleidung in dem Werbesketch, die exakt gleichen Haarteile (Perücken), die selbe Maske, Theaterschminke usw… Es sieht so aus, als hätten sie sich der alten Requisiten aus dem SRF-Fundus bedient. Und dies alles wurde bezahlt – Sie ahnen es – mit unseren SRG-Gebührengeldern. Abstimmungsbeeinflussung mit SRG Gebührengeldern? …. Wir bleiben dran!
    VIERTENS: Die Auslandschweizer (Schweizer, welche im Ausland leben) werden die Abstimmung beeinflussen. Sie befürworten allesamt die SRG, können sie doch so der Information aus ihrem geliebten Heimatland Schweiz, welchem sie den Rücken kehrten, bedienen. In Kanada, in den USA, in Frankreich, in Deutschland, in Thailand oder in Bali. Bezahlen müssen sie nichts dafür. Sonne, Strand und Gratis-Info aus der Schweiz; kein schlechter Deal.
    Darf die Frage erlaubt sein, ob die Auslandschweizer bei gewissen Abstimmungen nicht in den Ausstand treten sollten? Sollen Sie über eine Zwangsgebühr und die SRG, welche in der Schweiz erhoben wird, im fernen Myanmar abstimmen dürfen. Sollen sie über eine 2. Gotthard-Autobahnröhre, welche den Kanton Uri mit unserem Tessin verbindet, in El Salvador oder Indonesien entscheiden? Klar ist, diese fernen Stimmen trugen und tragen zu einem Meinungs-Zerrbild der hier lebenden Bevölkerung bei.
    FÜNFTENS: Ebenfalls ein Riesenzerrbild zu No-Billag und der hiesigen Bevölkerung ergeben die ca. 2 Millionen in der Schweiz lebenden Ausländer.
    Könnten diese alle abstimmen gehen, würden diese mindestens 90% Ja zu No-Billag voten/einlegen. Sie konsumieren hier bei uns ihre Heimatsender, meist per Satellitenschüssel und müssen trotzdem die neuen SRG-Zwangsgebühren entrichten. Sie sind die doppelten Verlierer, weil sie praktisch Ausnahmslos mit SRG-Funk und Fernseh kaum was anfangen können und es somit auch sehr, sehr spärlich bis gar nicht konsumieren. Gar nicht sozial.
    Oh, würde doch auch Ingvar Kamprad, der Gründer von Ikea noch leben („wohnst du schon oder schraubst du noch?“), würde er doch noch in der Schweiz Wohnsitz haben, dieser gute, vernünftige und gescheite Sparfuchs, könnte er doch noch abstimmen – zu 200% gäbe es in der Schweiz eine „NoBillag-Ja“ Stimme mehr.
    Hier hilft ironischerweise die SVP, welche gegen das Ausländerstimmrecht ist, den No-Billag-Gegner massiv. Ansonsten sähe es im Lande Schweiz in dieser Sache gaaaaaaaanz anders aus….
    SECHSTENS: Wenn wir gerade bei den Parteien und der SVP sind. Praktisch alle Parteien sind gegen No-Billag. Ausser die SVP, was sehr, sehr mutig ist. Kann man aber gut nachvollziehen: Seit der EWR-Abstimmung berichten die SRG-Medien sehr kritisch bis sehr ablehnend immer über eine und dieselbe Partei: Die SVP. Begreiflich, das die SVP-Mehrheit dem „Laden SRG“ und seiner Nadelstichberichterstattung ablehnend gesinnt ist. Und so ist ihr „Ja“ ein ehrlicher und gradliniger Entscheid. Auch wenn diese Partei sich nicht stark für ein „JA-NoBillag“ einsetzen wird (es gehört nicht zu den Kernkompetenzen – die Kräfte müssen dort für ein wuchtiges „Personenfreizügikeits-Initiative“-Resultat gebündelt werden, da dies der grösste Angriff auf die Eidgenossenschaft seit 1291 sein wird. Kein Einfluss mehr auf unsere Gesetze, unverhandelbare-Zwangs-MWST von mindestens 15% in der Schweiz usw. usw… doch darüber kommt sicher noch mehr in Zukunft – wohl auch in diesem Wochenkommentar, könnte ich mir vorstellen.)
    Zurück zu Funk und Fernseh: Arme SVP! Während über alle Nein-Sager-Parteien (clever, clever) in Zukunft warmherzig und wohlwollend berichtet wird, wird der SVP ein harter, kalter, eisiger und wüster SRG-Journalistenwind entgegenwehen. Wird man es der Partei nach der Billag-Abstimmung kräftig heimzahlen?
    Die Personenfreizügikeits-Initiative der SVP, über welche wir in Zukunft abstimmen werden, wird in der Luft zerfetzt werden, so wie man es von der SRG-Staat-Volkserziehungsanstalt bis anhin gewohnt ist. Die einen wird’s freuen, die andern ärgern. Traurig ist es trotz aller Freude und Häme allemal, denn dieser Kalküljournalismus, bei welchem die einen mit Asche beschüttet werden (SVP) und die andern die SRG-Weihen erhalten (SP, Grüne, CVP) wird unverblümt weitergehen und frohgemut ausgebaut. Zum Heulen ist das.
    SIEBTENS: Ein weiterer Grund, warum No-Billag abgelehnt wird, ist „last but not least“ (zu guter letzt) eine Veranstaltung der KulturPalette Therwil gewesen. In Therwil treten in der KulturPalette in loser Folge immer am Sonntag-Morgen Kulturschaffende zu einem ungezwungenen Gedankenaustausch auf. Es kamen und kommen z.B. Anette Corti (Komödiantisches satirisches Theater), Nils Althaus, „Duo Luna Tic“ (Klavier, Lieder, Akrobatik, Cabarett) oder Dominik Muheim (mit Poetry Slam).
    Am Sonntag, 28. Januar 2018 hiess es jedoch: „Bühne frei“ für einen bekannten Basler Journalisten. Man unterhielt sich über „Anstand“, über „Fake News“, über „Aufmerksamkeitsfallen“ und natürlich „Warum es die SRG braucht!“ Leider konnte ich am Anlass nicht teilnehmen, da ich am Sonntagmorgen immer zur Kirchmess gehe. Vielleicht war es auch besser so – denn bei uns in der Schweiz im allgemeinen wird „Anstand“ oft mit Verlautbarungsjournalismus, mit Politiker-Sprachrohr-Dasein und mit Verharmlosen verwechselt (Beispiele – um beim Thema zu bleiben ist „SRF“ oder im Print z.B. die „BZ“). Ich bin immer froh, wenn im Journalismus aufgedeckt wird. Dass z.B. das Museum der Kulturen in Basel seine Besucherzahlen nach oben frisiert, indem sie schon Menschen, welche sich bloss im Innenhof aufhalten als „Besucher“ zählen: Bravo „Tageswoche“! Dass im Departement Pegoraro gebrauchte Dienstwagen ohne Quittung „verschwinden“ oder ganz billig weitergereicht werden: Bravo „BaZ“! Dass Mauscheleien zwischen BL-Landrat Chr. Buser und der BL-Spitalgruppe laufen: Bravo „BaZ“! – Die Medien sollten den Mächtigen und Politikern immer auf die Finger schauen; Kritisch den Bundes- und Kantonsbetrieb verfolgen; Aufdecken anstatt zudeckeln – finde ich. Und nicht Liebling und in einem Bett miteinander stecken, wie Ringer-Medien und CVP-BR Leuthard oder Wanner-Medien (Herausgeber BZ) mit der „Publizistischen Beirätin“ CVP-NR Schneider-Schneiter. Gute Hofschranzen-Berichte können diesen Politikerinnen sicher sein?! Am Beispiel BR-Leuthard und Blick-„Zeitung“ empfinde ich diesen Eindruck: „Die Sonnenkönigin“, „Doris wird immer jünger“, „die Erfolgreiche“, „ihr goldenes Handtäschli stahl allen die Show“, „das Wunder vom Freiamt…“). Solche Sachen machen mich traurig. Aufdecken, Missstände aufzeigen, Wachrütteln: DAS SOLLTE VERSTÄNDNIS UND ANSICHT DES JOURNALISMUS IN EINEM FREIEN LAND SEIN! Wenn ein BS-Politiker die „BaZ“ mit einem „Güllenwagen“ vergleicht (was wirklich nicht stimmt), was für ein schöneres Kompliment gibt es für eine Zeitung. Anlass mehr, um sich diebisch-kichernd zu freuen, wie es „BaZ“-Chefredaktor Markus Somm´s Naturell ist. Ganz grosses Kino am Pültchen am Aeschenplatz… Da wurde wohl wieder ein wunder Punkt getroffen?!…
    DOCH WAS DA AM HEILIGEN SONNTAGMORGEN IN DER „Kultur-PALETTE“ LIEF: Als ich dies vernahm, war ich entsetzt. KULTUR wird wieder einmal als Abstimmungsvehikel missbraucht. 5 Wochen vor der No-Billag-Abstimmung kommt „zufällig“ ein vehementer Gegner der No-Billag-Initiative zu Wort? Die Öffentlichkeit bezahlt die Heizung des Raumes, die Beleuchtung, die Lüftungsanlage, kurz die ganze Plattform. Dies macht mich traurig. Es schmerzt mitansehen zu müssen, wie „Kulturelle“ einseitig werden können, wenn es um ihre Pfründe geht. Nicht nur in Therwil, welches hier jetzt als bloss als Musterbeispiel dient. Schweizweit wird schnell Ausgewogenheit, Demokratieverständnis und Andersdenkende vergessen. Und mit dem (Deck-)Mäntelchen „Kultur“ geht das plötzlich alles? Das ist sehr schade.
    In Extremfällen kann dies schlimme Formen annehmen, wenn „Soziale“ plötzlich ganz hart werden, wenn Spassvögel plötzlich keinen Spass mehr verstehen und wenn einige Theaterschaffende (nicht alle!) plötzlich in ihrem Wahn zu Mord aufrufen. Ich denke hier an den Fall des Theaters am Neumarkt, welches zu Mord an Verleger, Chefredaktor und (bestgewähltem!) Zürcher SVP-Politiker Roger Köppel aufrief, Theaterperformancen veranstaltete, bei denen man Roger Köppel verfluchen konnte und („kulturelle“-) „Blutmärsche“ zu seinem Wohnhaus veranstaltete. (und dies damals alles mit staatlichem Kulturförderungsgeld!!!). Einseitiger, undemokratischer und primitiver geht’s nimmer, klingt diese „Kultur“ bei mir nach.
    Armes Wort KULTUR, wenn du dich nur wehren könntest!!! verspüre ich zu schreiben.
    SIE SEHEN ALSO, SIEBEN GRÜNDE – WARUM NOBILLAG ABGELEHNT WIRD.
    Die Carte Blanche für die SRG wird somit nicht verhindert werden. Alles wird so weitergehen wie bis anhin, nein es wird sogar ausgebaut: Pläne für den neuen „SRG-Campus“ mit 4 Untergeschossen an der Fernsehstrasse in Zürich sind konkret. (Quelle Sonntags-Zeitung 2017).
    Traurig ist auch, dass diese Zwangssteuer (ob jetzt 365 Fr oder 300 Fr) für jeden gleich sein wird. Ob einer reich ist oder arm. Schön wäre es, und da müssen mir vielleicht sogar die eifrigsten SRG-Glüher rechtgeben? …wenn diese neue Zwangsgebühr dem EINKOMMEN angepasst würde. Denn 365 Fr. sind für den Hilfslageristen aus dem Basler Lysbüchel-Quartier eine Menge Geld, während 365 Fr. für die hochdotierte Chefsekretärin, welche ihrem Wohlstandsleben im Basler Nobel-Quartier Bruderholz frönt, aus ihrer Portokasse bezahlt werden kann. Mein erster Gedanke dazu: „Nicht ganz sauber und schon gar nicht sozial“.
    So oder so: Gegen diese Ballung kommt keiner an?! Auch die Studentenschaft ist mehrheitlich für die „kleine“ Zwangsgebühr, wie sie es verharmlosend nennen. Studenten welche für Gebühren sind? Erklärbar: Sie betrifft es ja nicht – da sie oft noch zu Hause wohnen, in einer Gross-WG hausen, in dem der „ZwangsBatzen“ beispielsweise durch 7 Mitbewohner geteilt wird oder da sie am Existenzminimum leben ist es leicht, für die neue Mediensteuer zu sein. 20 Jahre später sieht es oft anders aus, Familienväter, Mütter mit Verpflichtungen finanzieller und aller Art führen schnell bei jedem diesbezüglich den Sinneswandel-Effekt herbei… (Frei nach Winston Leonard Spencer-Churchill, der in etwa sagte: „Wer in der Jugend nicht links ist, hat kein Herz; wer im Alter nicht rechts ist, hat keinen Verstand…“)
    Wenn Sie trotzdem noch einen Hauch vom „JA zu No-Billag-Komitee“ spüren wollen, welches sich ausschliesslich mit wenig Geld über „Crowdfunding“ (freiwilliger Gruppenfinanzierung) finanziert, ihren Anliegen, ihren Argumenten, ihrem Herzblut, wenn Sie sogar was Spenden möchten, sei ihre Webseite nobillag.ch empfohlen.
    Diese wahrhaftigen, offenen, ehrlichen Zeilen hier sollen gewidmet sein dem MEHR an Gehör, dem MEHR an Ausgeglichenheit, dem MEHR an Balance, dem MEHR an Schweizer Demokratie, welche mir so sehr am Herzen liegt, für die es immer BEIDE Seiten braucht. Mit Dank für die Veröffentlichung, Ihr Th. Zweidler.

    1. Ich meine, dieses logoroeische Elaborat gehört nun wirklich nicht auf diese Plattform.
      Wo sollten nach einer unwahrscheinlichen Annahme der NoBillagInitiative noch Diskussionen stattfinden? Die SRG (vor allem Radio) bietet doch ein überaus ausgewogenes Gefäss, in dem ALLE Meinungen Platz haben? Ich wüsste als gewöhnlicher Internetkonsument nicht, wo ich plausible Informationen (pro und kontra) bekommen würde und dies für CHF/Tag 1.

  2. Herrn Zweidlers Zeilen sind dem Mehr an Schweizer Demokratie gewidmet, welche ihm so sehr am Herzen liegt. Wie wär’s da mit einer Initiative für die Gewährung des Stimm- und Wahlrechts an die ca. 2 Mio in der Schweiz lebenden Mitbürger/innen ohne politische Rechte? So liesse sich unsere Demokratie doch auch optimieren und nach Zweidlers Meinung erst noch die No-Billag-Abstimmung gewinnen. Eine Partei,
    welche sich für dieses Anliegen einsetzen würde, dürfte sich doch sicher finden.

  3. Eine andere Vision: Nach der Annahme der No-Billag-Initiative hat sich der Sender Radio und Fernsehen für Schweizer und Schweizerinnen (RFSS) eine Konzession für die Deutschschweiz ersteigert. Der unabhängige Sender hat schon eine ganze Palette von interessanten Sendegefässen mit hochkarätigen unabhängigen Mitarbeitenden geplant: 7H: „Fahnenaufzug auf dem Rütli mit Absingen der Landeshymne durch die SVP-Fraktion im Bundeshaus“: zum Mitsingen. 7h15 „Neues aus Nah und Fern“ ausgewählt und kommentiert von Christoph (stündlich wiederholt). Anschliessend: „Die Schweizerin im Haus und am Herd“ mit Silvia, abwechselnd mit „Wie erziehe ich meine Kinder zu richtigen Schweizern?“ auch mit Silvia. Weitere Gefässe: „Irrlehren und Wahrheit: Die wahre Schweizer Geschichte“ mit Christoph 1 und Christoph 2. Direkt im Geschichtsunterricht verwendbar. „Neues aus dem Bundeshaus“ mit Magdalena, Natalie und Roger. „Die andere Sicht“: Chefredaktoren der Weltwoche, der Basler Zeitung und der NZZ sagen ihre Meinung. Dazwischen Marsch- und Ländlermusik.

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