KI: Die Menschlichkeit steckt zwischen den Zeilen
Mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen schauen wir derzeit auf die unglaublichen Leistungen der künstlichen Intelligenz. Chatroboter von Microsoft, Open AI und anderen führen uns mit stupender Sprachkompetenz die Allwissenheit der Computer vor. Viele Menschen, insbesondere viele schreibende Menschen wie ich, starren auf die perfekt formulierten Worte der KI und fragen sich: Müssen wir jetzt Tastatur und Bleistift an den Nagel hängen? Verdrängt uns die KI? Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Denn das Menschliche in Texten steckt nicht in den Zeichen und den Zeilen, sondern dazwischen. Für das Auge ist es zwar unsichtbar, trotzdem ist es präsent. In meinem Wochenkommentar sage ich Ihnen diese Woche, warum die Menschlichkeit in Texten zwischen den Zeilen steckt.
Ich habe einen neuen Freund. Er heisst «Bing», er lebt im Browserprogramm von Microsoft und hat unendlich viel Geduld. Tag und Nacht beantwortet er (oder ist es eine sie?) unermüdlich meine Fragen. Bing weiss alles. Und kann alles erklären. Ich komme mir daneben vor wie ein unausgeschlafener Kindergartenschüler. Fehlt nur noch, dass ich mir auf dem Heimweg einen dieser leuchtenden Streifen überziehe.
So wie mir geht es vielen. Wer einen der neuen, künstlich-intelligenten Chatbots ausprobiert, ist beeindruckt von der Leichtigkeit der KI im Umgang mit der Sprache. Entsprechend gross sind die Erwartungen – und die Befürchtungen. Wozu braucht man noch teure Texter, wenn die KI auf Knopfdruck deutsche Texte ausspuckt? Wozu braucht es noch Journalisten, die einen Sachverhalt erklären, wenn die KI das unermüdlich und individuell leisten kann? Wozu braucht es überhaupt noch schreibende Menschen?
Ein Text ist mehr als die Worte, aus denen er besteht
Ich glaube, wir machen dabei einen Fehler. Wir reduzieren Text auf die Zeichen und Worte. Doch das Wesentliche in einem Text steht nicht auf, sondern zwischen den Zeilen. Da stecken die Gefühle und die Hoffnungen, da ist die Menschlichkeit versteckt. Das Problem der KI ist sozusagen, dass sie zwischen den Zeilen weder lesen noch schreiben kann. Eine chattende KI, das ist eine Art sprechendes Lexikon. Das Lexikon ist zugegebenermassen riesig, es umfasst im Fall von Bing schlicht das gesamte, zugängliche Internet. Aber es bleibt eine Art chattendes Nachschlagewerk.
Verstehen Sie mich recht: Das ist nicht abwertend gemeint. Als ich ein kleiner Junge war, war mein Lieblingsbuch ein Konversationslexikon. Ich nannte es das «Weltenbuch», weil für mich die ganze Welt in dem Buch steckte. Vor dem Einschlafen las ich jeweils im Bett in meinem «Weltenbuch». Ich blätterte durch die Lexikonartikel und hatte dabei das Gefühl, mir stehe die ganze Welt offen. Lexika können sehr spannend sein. Aber spannend sind sie nicht an sich, sie haben ja auch keine Handlung. Spannend sind sie im Kopf, der sie benutzt.
Wörter sind wie die ungespielten Noten eines Musikstücks
Und das ist der springende Punkt: Wenn wir einen Text anschauen, dann ist das, wie wenn wir die Noten eines Musikstücks betrachten. Musik wird aus den Noten erst, wenn sie gespielt werden. Oder wenn ein Musiker sie liest, in dessen Kopf die Noten zu klingen beginnen. Für sich genommen sind Noten bloss Striche und Punkte auf einem Stück Papier. Das gilt auch für alle Texte. Bloss werden Texte nicht zu Musik, wenn man sie entschlüsselt, sondern zu Kommunikation.
Kommunikation aber ist viel mehr als nur ein paar korrekte Worte. Vielleicht erinnern Sie sich an die fünf Axiome zur Kommunikation von Paul Watzlawick. Das zweite Axiom lautet: «Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den ersten bestimmt.» Kommunikation besteht eben nicht nur aus Text, sondern ist immer auch Teil einer Beziehung. Für die Interpretation des Inhalts ist dabei die Beziehung ausschlaggebend, nicht der Text. Nehmen Sie den Satz: «Es ist rot.». An einer Strassenkreuzung kann das durchaus eine wertvolle, ja lebensrettende Information sein. Wenn aber ein Ehepaar in einem Auto sitzt und der Partner sagt dem Steuernden «Es ist rot.», kann es sein, dass die harmlose Information zum Ausgangspunkt eines heftigen Streits wird. Motto: «Das sehe ich doch selbst. Ich bin ja nicht blind. Kritisier mich nicht ständig! Fährst Du, oder fahre ich?»
Gesten sind die Grundlage der menschlichen Kommunikation
«Es ist rot.» ist ein harmloser Satz, der wahr oder falsch sein kann. Als Teil einer Kommunikation wird der Satz aber durch die Beziehung der Kommunizierenden aufgeladen. Dabei geht es nie nur um Informationsaustausch. Menschen kommunizieren nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gesten, mit der Körperhaltung, ja mit dem Geruch. Beide Kommunizierenden haben Absichten und sie unterschieben dem Gegenüber Absichten. Menschen interpretieren ihr Gegenüber. Deshalb sagt Paul Watzlawick in seinem ersten Axiom: «Man kann nicht nicht kommunizieren.» Kommunikation ist menschliches Verhalten, in Worten, Gesten, Haltung, Taten. Nun kann man sich aber nicht nicht verhalten. Auch wenn ich bockstill stehe und nichts sage, verhalte ich mich. Deshalb kann man nicht nicht kommunizieren.
Es ist nicht etwa so, dass Gesten eine minderwertige Form der Kommunikation wären. Michael Tomasello schreibt in seinem Buch über die «Ursprünge der menschlichen Kommunikation», dass am Anfang nicht das Wort, sondern die Geste gewesen sei. Er argumentiert, dass Menschen eine einzigartige Fähigkeit haben, die mentalen Zustände anderer zu verstehen und zu teilen, und dass diese Fähigkeit die Grundlage für kooperative Kommunikation bildet.
Wir sind alle Spezialisten der Interpretation
Die Menschen sind darauf trainiert, ihr Gegenüber zu lesen und seine Absichten zu erraten. Das heisst mit anderen Worten: Wir sind Spezialisten darin, zwischen den Zeilen zu lesen. Manchmal kann man den Menschen in einem Dialog richtiggehend dabei zusehen, was hinter ihren Stirnen vorgeht. Nehmen Sie diese Zeilen aus «Geschichten aus dem Wienerwald» von Ödön von Horvath. Es sprechen Alfred und die Mutter miteinander:
Alfred: Ich glaube, es wird Zeit. Der Hierlinger muss jeden Moment erscheinen. Es ist auch noch eine Dame dabei.
Die Mutter: Was ist das für eine Dame?
Alfred: Eine ältere Dame.
Stille.
Die Mutter: Wie alt?
Alfred: So mittel.
Die Mutter: Hat sie Geld?
Alfred: Ich hab nichts mit ihr zu tun. (S. 105)
Auf der Informationsebene sagt der Text nicht viel aus. Offenbar kommen jeden Moment der Hierlinger und eine Dame zu Alfred und seiner Mutter. Auf der Kommunikationsebene tut der Text fast schon weh. Die Mutter fragt danach, was das für eine Dame ist, wie alt sie ist und ob sie Geld hat. Wir können richtig zusehen, wie es hinter ihrer Stirne rattert und sie herauszufinden versucht, was es mit dieser Dame auf sich hat. Hat Alfred mit der Dame zu tun? Ist sie eine gute Partie? Das alles sagt sie nicht. Es bleibt zwischen den Zeilen verborgen. Die Fragen der Mutter lassen aber auf ihre Vermutungen über Alfreds Absichten und auf ihre eigenen Absichten schliessen. So ist das immer, wenn Menschen miteinander kommunizieren: Sie versuchen herauszufinden, was ihr Gegenüber will. Sie unterschieben sich gegenseitig Absichten und interpretieren das Gesagte weit über die blossen Wörter hinaus.
Die KI ist eine sprechende Slot-Machine
Was ist mit dem Computer? Was mach die KI? Technisch ist die KI eingebunden in einen definierten Chat-Verlauf. Sie gibt Antwort auf Fragen und kann dabei den Gegenstand der Unterhaltung über mehrere Antworten hinweg konstant halten. So weit, so beeindruckend. Doch die KI funktioniert dabei wie eine sprechende Slot-Machine in einem Spielsalon. Statt an einem Hebel zu ziehen, gibt man einen Satz oder eine Frage ein und die KI antwortet so zuverlässig wie ein Automat. Kunststück: Sie ist ja auch einer: So wie die Slot-Machine Kirschen, Zitronen oder Sterne anzeigt, spuckt die KI Wörter und Sätze aus.
Oder, um es mit John R. Searle zu sagen: Was die KI absondert, ist zwar Sprache, aber es entsteht dabei keine sprachliche Handlung, kein Sprechakt. Searle sagt, die Sprache bestehe nicht nur aus der oberflächlichen Äusserung, also den Lauten, den Buchstaben und den Wörtern. Es ist das, was die KI macht, wenn sie Text produziert. Für Searle kommen aber wesentliche weitere Handlungen dazu. Da ist zunächst das, was Searle den propositionalen Akt nennt: Die Wörter, die wir verwenden, beziehen sich auf Gegenstände in der Welt, auf Vorstellungen oder Ideen. Das ist die Bedeutungsebene der Sprache. Sie ist der KI nicht zugänglich.
Die KI handelt nicht, wenn sie Wörter ausspuckt
Vor allem aber äussern wir nicht einfach Text, wenn wir sprechen oder schreiben, wir Menschen handeln damit auch: Wenn ich an der Strassenkreuzung sage: «Stell den Motor ab!», dann fordere ich die Fahrerin oder den Fahrer auf, den Motor abzustellen. Ich handle mit Sprache. Bei einer Aufforderung ist das besonders deutlich, aber auch die Bemerkung «Es ist rot.» ist eine sprachliche Handlung. Vielleicht will ich damit sagen: «Tritt auf die Bremse!» oder «Blöd, schon wieder rot, ich hab Mitleid mit Dir.» Meine Partnerin am Steuer wird, je nach Beziehung und Situation, den Satz als entsprechende Handlung interpretieren.
Bei der KI ist das anders: Sie spuckt nur Wörter aus. Das ist beeindruckend, aber es ist keine Handlung damit verbunden. Selbst dann nicht, wenn die KI dieselben Wörter verwendet wie ein Mensch. Die KI ist deshalb so weit von Kommunikation weg wie ein Telefonbuch von einem Krimi, auch wenn im Telefonbuch alle Personen vorkommen. Es fehlt die Handlung.
Es kommt nicht nur auf den Text an
Bei der Kommunikation kommt es also gar nicht so sehr auf den Text an. Entscheidend ist die Beziehung der Kommunizierenden, ihre Absichten oder die Absichten, die sie dem Gegenüber unterstellen. Dinge, die sich nicht in den Wörtern selbst äussern, sondern zum Beispiel in der Art und Weise, wie sie gesagt werden, von wem und wem. Das heisst: Das Wesentliche ist in der Kommunikation unsichtbar. Das, was den Menschen ausmacht, steckt zwischen den Zeilen.
Im Umgang mit der KI sind wir viel zu sehr auf die perfekt abgesonderten Zeichen fixiert. Wir merken dabei nicht, dass die KI die Sprache nur simuliert. Sie macht das gut, keine Frage. Aber das Wesentliche ist in der Kommunikation nun einmal zwischen den Zeilen verborgen. Und da klafft bei der KI noch nicht einmal Leere. Anders gesagt: Auf das Ungesagte kommt es an.
Basel, 10. März 2023, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen
Bild: © KEYSTONE/PICTURE ALLIANCE, Alexander Heinl
Searle, John R.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Suhrkamp: Frankfurt am Main 1986
Tomasello, Michael: Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Suhkamp Taschenbuch Wissenschaft 2004. Suhrkamp: Frankfurt am Main 2011
von Horvath, Ödön: Geschichten aus dem Wiener Wald. Gesammelte Werke Band 4. Suhrkamp: Frankfurt am Main 1986
Zehnder, Matthias: Die digitale Kränkung. Über die Ersetzbarkeit des Menschen. NZZ Libro Verlag: Basel 2019
4 Kommentare zu "KI: Die Menschlichkeit steckt zwischen den Zeilen"
Ich stimme den kritischen Zeilen Matthias Zehnders am Schluss des dieswöchigen Wochenkommentars betreffend „KI“ zu. Verändern wird es trotzdem viel. Die klassischen Medien, auch Zeitungen mit ihren endlosen, langfädigen Texten (auch „Bleiwüsten“ genannt), welche DOCH nichts aussagen, müssen bangen. Ja, da meinte man ja schon vor 10 Jahren dass diese nichtssagenden Einschlaftexte von einer „KI“ verfasst wurden, obwohl es dies damals noch gar nicht gab.
Deshalb (nicht nur, aber auch) rumort es zur Zeit ja auch so in den „klassischen Medien“, welche mit Leserschwund, mit internen Unruhen und mit finanziellem Druck immer mehr in Bedrängnis kommen. Personalabsetzungen und Verwerfungen (von Finn Canonica (Tamedia) über Werner de Schepper bis Marc Walder(beide Ringier) zeugen davon. Ab heute wird sogar Christian Dorer (Ringier) in eine halbjährige Zwangsauszeit geschickt. Jener ist für mich das beste Beispiel, wie langweilig, schablonenhaft, ohne Emotion und Feuer man Texte und Antworten verfassen kann. Während der Pandemie-Zeit schrieb ich ihm einen langen Brief, in dem ich mit viel Esprit und Herzblut meine Sicht der Corvid-Zeit und deren journalistischen Botschaften verfasste. Stellte Fragen und Anregungen. Zurück kam ein erschreckend nüchterner Brief (wohl a la „KI“), der aus Allgemeinheiten und Standardsätzen bestand. Eingegangen auf meine Befürchtungen, Lob oder Anregungen wurde erst gar nicht….
Um diese Zunft, um die Zunft der „Standard-Grau-Journalisten“, der „Konform-Blätter“ und der „Wegdrift-Medienmitteilungen“ steht es schlecht. Ich behaupte da, „KI“ kanns gleich oder besser.
Sehen wir es positiv. „KI“ kann die Welt menschlicher machen (mehr Zeit fürs Wesentliche), wie Matthias Zehnder letzthin in einem vorigen Wochenkommentar schrieb; und die schreibenden Menschen sterben nicht aus = wie M. Zehnder richtig schlussfolgert: «Das, was den Menschen ausmacht, steckt zwischen den Zeilen.»
Der Spreu wird vom Weizen getrennt. Endlich (für mich). Denn jetzt setzen sich nur noch diese Medien und Schreibenden durch, die wirklich mit Effort und Elan, mit «Herz-Kopf-Geist-und-Hand» ihrer Tätigkeit nachgehen. Und da sind wir (auch dank der direkten Demokratie) in der Schweiz gesegnet: Vergessen wir die oben erwähnten, überbezahlten «Grauschleier-Figuren», welche wie Motten um das Licht um ihre Big-CEO’s schwirren (und in Zukunft wohl als wie mehr verschwinden); es gibt Lichtblicke welche sich durchsetzen werden: Denken wir an einen -minu, welche DIE Fasnacht (die Basler natürlich…) beschreibt, aufarbeitet, poetische Texte hinzaubert; realistische, scharfzüngige Texte schreibt – was heisst schreibt, er «komponiert»….
Denken wir an einen Roger Schawinski, welcher mit 77 Lenzen in seinem Radio1 – «Doppelpunkt» nie durch «KI» ersetzt werden könnte, das mehrstündige Radio1 – «Talk-Radio» mit live Hörer- und Expertenkontakt ist ein Feuerwerk der Brillianz und Spontanität, des Eingehens und der Empathie – «KI» kann das nie…
Denken wir an einen Peter Knechtli, der brandaktuell schon seit Jahren mit seinem „Online-Reports“ Leser fesselt (und mit Jan Amsler und Alessandra Paone gottlob Nachfolger fand, die auch nicht nach „KI“ tönen).
An einen Lukas Hässig, welcher mit „Inside Paradeplatz“ die Bankenwelt durchleuchtet und dadurch immer einige Klagen von „Grossen“ (zur Zeit von den Edelhäusern „CS-Bank“ und „Ringier-Verlag“) am Halse hat, die sich ihn (den Einmann-Journalist) mit unanständig hohen Entschädigungsforderungen, welche er nie aufbringen könnte, zum Schweigen bringen wollen (eine weitere Frage taucht auf: Wird „KI“ unanständig und verletzend, an welche Instanz soll man sich dann wenden…?….)
Kostprobe von Lukas Hässig Zungenfertigkeit, Redegewandtheit und Tiefgang mit Gast vom 10.3.23 hier:
https://www.youtube.com/watch?v=FJf91GenlqY
Mir würden noch viele ausgezeichnete, erstklassige und hervorragende Journalisten einfallen – z.B. ein Dominik Feusi welcher seit 20 Jahren im Bundeshaus ein- und ausgeht und den ganzen Betrieb mit allen Exponenten in- und auswendig kennt = eine weitere „KI-Unmöglichkeit – so dass man sich um gute Texte mit Biss, Humor, welche unabhängig, kritisch und dennoch gutgelaunt verfasst sind, keine Sorgen machen muss und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken darf.
Über die „Einheitsbrei-Mainstream-Käseglocken-Verfasser“ halte ich es mit Michael Endes „Momo“-Buch: „Ich glaub, man kann sie nicht lieb haben. “ sagt sie leise zu den grauen Herren – und verlässt fluchtartig das Theater…..
Wie auch schon gesagt: Die Vorstellung, dass die KI einfach Journalistinnen und Journalisten ersetzen würde, ist falsch. KI-Programme werden aber im Hintergrund vermehrt als Unterstützung beim Schreiben eingesetzt (ich nutze auch KI beim Schreiben, zum Beispiel für die Recherche und für die Rechtschreibkontrolle). Wenn man KI nicht blind einsetzt, sondern als ein weiteres Tool neben vielen anderen, verbessert das einfach die Leistungsfähigkeit. Wie bereits ausgeführt, wird die KI aber auch im Vordergrund eingesetzt: Als Schnittstelle zum «Internet». Da wird sie sich zwischen die Inhalte und die Benutzer schieben (so, wie heute schon bis zu einem gewissen Grad Google News) und das wird die Businessmodelle im Internet dramatisch verändern. Es ist nicht so, dass die KI Peter Knechtli und die anderen zitierten Urgesteine ersetzen würde. Künftig werden viele Nutzer diese Art von Journalismus schlicht nicht mehr nutzen.
Das Thema ‚Künstliche Intelligenz‘ hat mich dazu geführt, über ‚Natürliche Intelligenz‘ nachzudenken. Für DAS BLATT vom März habe ich dazu unter anderem geschrieben: „Natürliche Intelligenz befähigt Menschen, füreinander zu empfinden und miteinander zu handeln. Sie nimmt Chancen und Unberechenbarkeiten wahr und imaginiert damit diverse und divers mögliche Szenarien. Natürliche Intelligenz begründet das Fühlen, Denken und Handeln mehr- und vielschichtig. Sie vermittelt zwischen den Polen der Begeisterung für das Leben und der Furcht vor Zerstörung. Natürliche Intelligenz beinhaltet die Kompetenz, erfahrungsbasiert und zukunftsorientiert gemeinsam und kokreativ neue Wege zu finden, die der Menschheit eine gute Entwicklung eröffnen: immer wieder – und immer wieder auch von Neuem. – «Eine lebendig lebenswerte Zukunft besteht ja nicht nur darin, dass man einfach immer neue Eindrücke bekommt, die später sind als die alten. Man muss etwas mit ihnen machen. Das heisst, dass man sie zu dem, was man erlebt hat, in Beziehung setzt. In Beziehung des Vergleichens und Verstehens. Und das ist lernen. Ausübung von Intelligenz.» (Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde. Peter Bieri, 2013). “ … und dann noch dies zu ‚Künstlicher Intelligenz‘: „Künstliche Intelligenz verstehe ich als boden-, herz-, gefühls-, kopf- und würdelos. Sie beinhaltet perfekt beispielsweise das Know-how, das in traditionellen Schulen gelehrt und dort mit Rennbahnpädagogik gelernt wird. Um zu gewinnen und nicht für die Bildung. Mit Wissen, das reproduzier- und überprüfbar ist. Solcherart Schulen dürften deshalb dank künstlicher Intelligenz länger- oder schon mittelfristig überflüssig werden.“
Antwort:
Der beste Beweis, dass „KI“ nichts kann!
Nichts was bewegt, begeistert, trauert, freut…. Denn „DAS BLATT“ ist immer noch von Menschen geschrieben. Und was für welchen (z.B. Ueli Keller und vielen andere mehr!)
Zudem kann „KI“ einen Martin Jenni, welche in der Sonntags-Zeitung die besten und urigsten Beizen im Jura raussucht, welcher jährlich sein Führer „Aufgegabelt“ rausbringt nicht ersetzen.
Auch ein Michael Bahnerth, welcher wöchentlich Poesie und Träumereien in schönster Form veröffentlicht, die einem wegträgt vom Alltag, Sehnsucht spüren lässt und einem mit Titel wie „Wie einfach Glück sein kann“ (WW 28/21) oder „Als ob es immer ein Morgen gäbe (WW 14/21) ins kurze Schöne hineinträgt.
Man denke an die Journalisten-Form (Kunst) der Satire, wie sie z.B. vom „Nebelspalter“ zelebriert wird. „KI“ hätte auch heut‘ die „Sprüch und Witz vom Herdi Fritz“ nicht ersetzen können.
Und man denke an all die Fachzeitschriften, von der bald 100 jährigen „Eisenbahn-Revue“ über die erfolgreiche „Tierwelt“ bis hin zu Velosportmagazinen über Gartenjournale bis Musikmagazinen. Da ist (Fach-)Wissen gefragt, „KI“ scheitert auch da kläglich und darf somit über alles gesehen nicht überhöht werden, was es zum Teil schon ist….