Kleines Lob der Pause
In einem ganz wesentlichen Punkt unterscheiden sich Menschen von Maschinen: Wir brauchen Pausen, Maschinen nicht. Maschinen mit Kolben und Zahnrädern brauchten ab und zu etwas Öl oder Schmierfett und einen Service. Computer brauchen auch das nicht. Das macht sie attraktiv für die Industrie: kein Klagen, keine Schmerzen – Computer können arbeiten, so lange der Strom reicht.
Bei uns Menschen ist das anders: Wir brauchen Pausen. Jeden Tag sieben bis acht Stunden Schlaf, alle paar Tage einen Freitag und alle paar Monate (oder besser Wochen) einige Ferientage. Auf den ersten Blick sieht das wie eine Schwäche aus. Es gibt keine grausamere Folter als den Schlafentzug. Wer ohne Freitage malocht, fällt irgendwann um. Die KI kennt das alles nicht. Nicht die wohlige Müdigkeit nach einem strengen Arbeitstag und auch nicht die bodenlose Erschöpfung nach einer langen Arbeitsperiode. Die KI bringt ihre Leistung, so lange der Strom reicht.
Für Menschen sind Pausen aber nicht nur Service-Stopps wie in der Formel 1, wo Männer in den Farben des Rennstalls innert Sekunden perfekt synchronisiert einem Rennwagen einen Satz neue Reifen verpassen. Pausen sind immer auch eine Gelegenheit, Abstand zu nehmen, um aus neuer Perspektive und mit neuen Ideen neu anzupacken. Wie ein Maler ab und zu einige Schritte zurück machen muss, um sein Werk zu betrachten, um dann mit frischem Elan den Pinsel neu anzusetzen. Pausen sind für mich nie nur Pit-Stops, sie bringen mich auf neue Ideen (oder bekräftigen alte Einsichten), schaffen Gewissheiten oder geben die Kraft, Überkommenes über Bord zu werfen.
Ich glaube deshalb, dass gute Arbeit Pausen braucht. Vielleicht kann man angesichts von KI und hyperleistungsfähigen Computern sogar sagen: Es ist die Pause, die uns zu Menschen macht.
Sie sehen schon: Ich mache Pause. Mehr als diesen skizzierten Gedanken gibt es diese Woche nicht. Mir bleibt, Ihnen für Ihre Treue zu danken. Ganz besonders möchte ich mich bei den zahlreichen Leserinnen und Lesern bedanken, die auf den «Unterstützen»-Knopf gedrückt haben und den «Wochenkommentar» materiell weiterhin möglich machen. Herzlichen Dank – und bis bald!
10. Mai 2024, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
2 Kommentare zu "Kleines Lob der Pause"
Inne und Stand halten:
Mit und in den Füssen den Boden spüren.
Die Kraft der Erde durch den Körper strömen lassen.
Sich im und mit dem Rückgrat aufrichten.
Aufrecht und aufrichtig, wahrhaft und wirklich da sein.
Der Welt, so wie sie ist, Stand halten und:
Abstand halten zu allem, was nicht gut tut.
Den Kopf für das Licht des Himmels frei halten und:
Von Herzen aus Liebe und mit Freude in Frieden leben.
Früher
Pause, Frei, Ende, Gut –
https://www.youtube.com/watch?v=u2P6-v8y17U
Und heut…..