In der Hand amerikanischer Tech-Firmen

Publiziert am 4. Februar 2022 von Matthias Zehnder

30 Milliarden Dollar – das ist etwa fünfmal so viel, wie die Schweiz für Kampfflugzeuge ausgeben will oder die Hälfte des ganzen Jahresumsatzes von Roche. Also richtig viel Geld. 30 Milliarden Dollar – um so viel ist das Vermögen von Mark Zuckerberg diese Woche geschrumpft: Mr. Facebook hat so viel Geld verloren, weil der Aktienkurs seiner Firma eingebrochen ist. Facebook oder «Meta», wie der Konzern mittlerweile heisst, hat aus Sicht der Anleger die besten Tage hinter sich. Die Schweizer Medien haben diese Nachricht gross und auch etwas hämisch vermeldet. Sie haben uns dabei vergessen lassen, dass wir im Internet mehr denn je in der Hand von fünf grossen amerikanischen Tech-Firmen sind. Das liegt zum Teil in der Natur der digitalen Welt. Es liegt aber auch daran, dass wir Europäer im Allgemeinen und wir Schweizer im Besondern unser digitales Schicksal nicht selbst in die Hände nehmen. Dabei gäbe es durchaus Mittel, die Dominanz der amerikanischen Big Five zu brechen.

Der Wirtschaftsteil ist in den meisten Zeitungen der am schlechtesten gelesenen Teil der Zeitung: Mit Wirtschaftsmeldungen kann man die meisten Leser:innen eher vertreiben. Umso bemerkenswerter ist es, wenn eine Wirtschaftsmeldung von allen Zeitungen auf die Frontseite gehoben wird, wie das diese Woche der Fall war. «Spektakulärer Börsensturz des Zuckerberg-Konzerns», schreibt der «Tages-Anzeiger», denn die «Anleger strafen Facebook-Meta ab». Von einem «Fiasko» für Mark Zuckerberg schreibt der «Blick». Für den «Walliser Boten» ist es ein «Mega-Meta-Crash» und selbst die sonst zurückhaltende «NZZ» findet: «Jetzt wird es ernst für Mark Zuckerberg». Grund für die düsteren Titel ist der Kurssturz der Facebook-Aktie. Die Zahlen, die der Konzern im Rahmen seines Quartalsabschlusses veröffentlicht hat, haben die Anleger enttäuscht. Bis jetzt ist Facebook immer gewachsen. Zum ersten Mal seit 18 Jahren ist jetzt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer zurückgegangen. Facebook hat im letzten Quartal 2021 rund eine halbe Million Nutzer verloren. 

Eine halbe Million Kunden ist bei 1,929 Milliarden Menschen, die sich täglich einloggen, eine Winzigkeit (knapp ein Viertausendstel). Das Problem ist: Es könnte das erste Anzeichen einer Trendumkehr sein. Ein Jahr vorher hat Facebook im selben Quartal noch 25 Millionen Nutzerinnen und Nutzer gewonnen. Es könnte also sein, dass Facebook die besten Tage hinter sich hat. Interessant ist, dass Mark Zuckerberg den Rückgang gar nicht schönredet, sondern mit der erstarkten Konkurrenz begründet. Vor allem der chinesische Kurzvideodienst TikTok macht Zuckerbergs Firma zu schaffen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die Kurzvideos fürs Handy beliebter als Facebook und Instagram. Entsprechend unbarmherzig hat die Börse reagiert. Der Wert der Firma Meta ist an der Börse um fast 200 Milliarden Dollar eingebrochen. Mark Zuckerberg hat deshalb fast 30 Milliarden Dollar verloren.

Häme und erhobener Zeigfinger

Hinter den grossen Schlagzeilen in den Schweizer Medien steckt eine Mischung aus leiser Häme und erhobenem Zeigefinger. Häme, weil Zuckerberg nach Jahren riesiger Gewinne offenbar zum ersten Mal strauchelt. Den erhobenen Zeigefinger bringt etwa die «NZZ» ins Spiel, wenn sie schreibt, dass der Konzern jetzt «durch Konkurrenz und Innovation» unter Druck gerate. In den meisten Medien geht vor lauter Schadenfreude jedoch die wichtigste aller journalistischen Fragen vergessen. Sie lautet: cui bono? Wem nützt die Geschichte vom Absturz von Facebook? Die überraschende Antwort lautet: Facebook selbst. Der Konzern ist in den USA und in der EU unter Druck. Es werden Antitrust-Verfahren angestrengt. Die Rede ist sogar davon, dass der Konzern aufgeteilt und Facebook, Instagram und WhatsApp in unterschiedliche Firmen ausgegliedert werden müsse. Da kommt ein kleiner Rückgang von Nutzer:innen vielleicht gerade recht. Und wenn am Rückgang auch noch eine böse, chinesische Firma schuld ist, hat Zuckerberg in den USA vielleicht die Sympathien bald wieder auf seiner Seite.

Die süffigen Geschichten über den grossen Börsenabsturz von Facebook verschleiern aber vor allem das grosse Bild: Die fünf grossen amerikanischen Technologiekonzerne sind alle so gross und so mächtig wie noch nie, sie verdienen so viel Geld wie noch nie und sie wachsen allesamt so schnell wie noch nie. Die fünf grossen Technologie-Superfirmen sind Amazon, Apple, Google, Microsoft und (weiterhin) Facebook bzw. Meta. Apple hat Ende Januar Rekordzahlen für das Dezember-Quartal veröffentlicht: In einem Quartal, also in drei Monaten, hat Apple 124 Milliarden Dollar Umsatz gemacht und dabei 34,6 Milliarden Dollar verdient. Auch Google hat Rekordzahlen präsentiert. Der Konzern hat seinen Jahresgewinn fast verdoppelt. Der Börsenwert von Google liegt jetzt bei 1,7 Billionen Franken – das ist laut «NZZ» etwa gleich viel, weil sämtliche an der Schweizer Börse kotierten Firmen zusammengezählt wert sind. Oder, wie es die «New York Times» ausdrückte: «Big Tech companies are really, really, really, really big and really, really, really, really, REALLY rich.»

Der Netzwerk-Effekt

Amazon, Apple, Google, Facebook und Microsoft sind nicht so gross, weil sie so böse sind. Ihre Grösse ist in erster Linie das Resultat einer ganz bestimmten Eigenschaft der Digitalisierung: des Netzwerkeffekts. Wenn Sie ein Produkt kaufen, ist es im Normalfall ziemlich egal, wie viele andere Menschen dieses Produkt auch nutzen. Wenn Sie ein Auto kaufen, spielt es bei der Wahl der Marke keine Rolle, welche Marke Ihr Nachbar oder Ihre Freunde fahren. Wichtig ist allenfalls, dass es in der Nähe eine Garage hat, die Ihr Auto bei Bedarf flicken kann. Bei Netzwerk-Produkten ist das anders. Sie können sich nicht frei zwischen WhatsApp, Threema und Signal entscheiden, – schliesslich wollen Sie die Programme einsetzen, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wenn Sie eine andere Software einsetzen als alle Ihre Freunde, geht das nicht. Der Nutzen, den Sie aus dem Programm ziehen können, wird also umso grösser, je mehr andere Menschen das Programm auch einsetzen. 

Aus Sicht des Anbieters haben Netzwerke eine interessante Eigenschaft: Der Nutzen steigt schneller als die Kosten, deshalb verdienen die Firmen so viel Geld. Das lässt sich einfach erklären. Nehmen wir an, Sie sind eine Firma, die ein neues Telefonnetz bauen will. Das Netz ist noch sehr klein. Sie haben Anna, Bruno und Carla schon angeschlossen. Anna kann Bruno und Carla anrufen, Bruno kann Anna und Carla anrufen, Carla kann Anna und Bruno anrufen. Das Netz bietet also einen Nutzen von sechs Verbindungen. Jetzt kriegt auch Dagmar einen Anschluss. Als Anbieter müssen Sie einen Anschluss bauen. Weil danach aber alle mit allen telefonieren können, vergrössert sich die Zahl der möglichen Kontakte von 6 auf 12. Das heisst: Der Nutzen des Netzes steigt im Quadrat der Anzahl Teilnehmenden, die Kosten steigen aber nur proportional zur Zahl der Teilnehmenden. Ähnliche Effekte wie bei unserem fiktiven Telefonnetz spielen bei allen Kommunikationstechniken, aber eben auch auf einer Plattform wie Facebook oder YouTube. 

Europa hat sich aufgegeben

Das erklärt, warum die grossen amerikanischen Tech-Firmen so gross sind und so viel Geld verdienen. Es erklärt aber nicht, warum wir das widerspruchslos zulassen. Aus einem unerfindlichen Grund hat sich Europa damit abgefunden, dass die Tech-Industrie nun mal im Silicon Valley angesiedelt ist. Ich habe den Eindruck, dass jede Gegenwehr eingestellt worden ist. Bestes Beispiel für: Die Schweizer Swisscom bietet keinen eigenen Onlinespeicher mehr an für Firmen, sondern verkauft das amerikanische Produkt AWS. Und wissen Sie, wer hinter AWS steht? Amazon. Swisscom hat im letzten Jahr Amazon Web Services AWS als Cloud-Anbieter ausgewählt und verkauft Schweizer Firmen, die ihre Daten online speichern möchten, jetzt Speicherplatz bei Amazon. Natürlich ist Amazon mit AWS der Marktführer bei Cloud-Speichern, – aber warum haben wir Schweizer es nicht geschafft, selbst eine vernünftige Onlinespeicherlösung zu kreieren, die es ermöglicht, Daten in der Schweiz zu speichern?

Nicht nur die Schweiz, ganz Europa hat den Anschluss längst verloren. Laut Forbes Magazine ist die gesamte europäische Tech-Industrie an der Börse ein Drittel so viel wert wie eine einzige der vier grössten US-Tech-Firmen. Die Gründe dafür sind bekannt: Europa besteht aus über 40 Ländern mit unterschiedlichen Sprachen und Gesetzen. Entsprechend schwierig ist es, europäische Tech-Dienste zu starten. Europäer sind oft langsamer als die Amerikaner, es steht weniger Geld für Start-up-Firmen zur Verfügung, Universitäten und Industrie sind weniger durchlässig. Trotzdem ist es nicht unmöglich, in Europa durchzustarten. Prominentestes Beispiel: Der Musik-Streaming-Dienst Spotify ist in Schweden gegründet worden und hat bis heute den Hauptsitz in Stockholm. 

Konkurrenz im Klein-Klein statt Kooperation

Ein wichtiger Bremsfaktor in Europa ist die alte Firmenwelt. Nehmen wir die Medienindustrie: Gegen Google und Facebook haben europäische Medienfirmen keine Chance. Dennoch zerfleischen sich in der Schweiz die grossen Verleger, die SRG und die kleinen unabhängigen Verlage lieber gegenseitig, als gemeinsam etwas gegen die übermächtige Konkurrenz aus Übersee zu machen. Ich rede dabei nicht von einer Zusammenarbeit bei den Inhalten. Ich meine nur die Technik. In Deutschland haben immerhin ARD und ZDF beschlossen, künftig eine gemeinsame Onlinevideothek zu betreiben. In der Schweiz hat die SRG mit «Play Suisse» eine Streaming-Plattform kreiert, auf der Inhalte aller SRG-Sender und viele Schweizer Filme abrufbar sind. Sinnvoll wäre es, gerade in der kleinen Schweiz im Bereich digitaler Infrastruktur zusammenzuarbeiten. Alle Anbieter von Onlinemedien haben ähnliche technische Probleme zu lösen. Sie brauchen eine Nutzerverwaltung, Bezahldienste, Newsletter-Tools und Ähnliches. Die technischen Lösungen sollten zudem so ausgestaltet sein, dass sie die Schweizer Datenschutzgesetze erfüllen und die Daten auch in der Schweiz gespeichert bleiben. 

Das Medienpaket, über das in der Schweiz am 13. Februar abgestimmt wird, enthält im Abschnitt «Fördermassnahmen zugunsten aller elektronischen Medien» einen Artikel, der es künftig ermöglichen würde, digitale Infrastrukturen in der Schweiz zu unterstützen. Im Art. 76c heisst es: «Das Bakom kann die Entwicklung und zeitlich begrenzt den Betrieb innovativer digitaler Infrastrukturen im Bereich der elektronischen Medien finanziell unterstützen.» Es wäre ein klitzekleiner Beitrag gegen die Dominanz der grossen US-Tech-Firmen. Leider geht dieser Aspekt des Mediengesetzes in der aktuellen Diskussion über das Förderpaket unter. 

Vor allem aber müssen wir uns ein Herz fassen und mit eigenem Geld und eigenem Courage unsere eigenen Ideen realisieren. In der Schweiz, in ganz Europa, am besten gemeinsam. Es kann doch nicht sein, dass wir unsere ganze digitale Zukunft in die Hände von fünf, sechs amerikanischen Firmen legen. Oder?

Basel, 4. Februar 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: © KEYSTONE/Etienne Laurent

Blick (2022): Tech-Werte An Der Nasdaq Auf Talfahrt – Zuckerberg-Fiasko – Blick. In: Blick. [https://www.blick.ch/wirtschaft/facebook-loest-beben-aus-tech-werte-an-der-nasdaq-auf-talfahrt-id17204995.html; 4.2.2022].

Bundeskanzlei (2021): Bundesgesetz über ein Massnahmenpaket zugunsten der Medien. In: Felder. [https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2021/1495/de; 4.2.2022].

Frischknecht, Alyson und Schenkel, Roman (2022): Mega-Meta-Crash. In: Walliser Bote, 4. 2. 2022. S. 24. [; 4.2.2022].

Hanna, Christiane (2022): Börsenabsturz von Facebook: Jetzt wird es ernst für Mark Zuckerberg. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/meinung/boersenabsturz-von-facebook-jetzt-wird-es-ernst-fuer-mark-zuckerberg-ld.1667981; 4.2.2022].

Isaac, Mike (2022): Meta Spent $10 Billion On The Metaverse In 2021, Dragging Down Profit. In: The New York Times. [https://www.nytimes.com/2022/02/02/technology/meta-facebook-earnings-metaverse.html; 4.2.2022].

Minevich, Mark (2021): Can Europe Dominate In Innovation Despite US Big Tech Lead? In: Forbes. [https://www.forbes.com/sites/markminevich/2021/12/03/can-europe-dominate-in-innovation-despite-us-big-tech-lead/?sh=524f00691d75; 4.2.2022].

Ovide, Shira (2022): What Big Tech’s Riches Mean for Our Future. In: The New York Times. [https://www.nytimes.com/2022/02/03/technology/big-tech-facebook-earnings.html; 4.2.2022].

da Silva, Gioia (2022a): Apple präsentiert seine bisher stärksten Quartalszahlen. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/technologie/trotz-lieferengpaessen-apple-praesentiert-seine-bisher-staerksten-quartalszahlen-ld.1666960; 4.2.2022].

da Silva, Gioia (2022b): Aktien des Facebook- Konzerns brechen ein. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. 2. 2022. S. 1. [https://www.nzz.ch; 4.2.2022].

Tages-Anzeiger (2022): Anleger strafen Facebook-Meta ab: Spektakulärer Börsensturz des Zuckerberg-Konzerns. In: Tages-Anzeiger. [https://www.tagesanzeiger.ch/spektakulaerer-boersensturz-des-zuckerberg-konzerns-811102749215; 4.2.2022].

4 Kommentare zu "In der Hand amerikanischer Tech-Firmen"

  1. Einmal mehr bin ich wiederum sehr beeindruckt vom fachlichen Wissen, das sich in einem Wochenkommentar offenbart! – Dazu hier noch meine Anmerkung: Wer lebt, kann atmen, fühlen, denken und handeln. Geld – und wenn auch noch soviel – hat und ist kein Leben. Das gilt auch für Amazon, Apple, Google, Microsoft, Facebook-Meta und alle andern Technologien, mit denen sich eine Technokratie – eine Herrschaft der Technik – betreiben lässt. Damit alle nur noch wollen und tun, was sie sollen: die Politik und Religion für eine perfekte Welt!?

  2. Tatsächlich sind „wir“ in der „Hand“ amerikanischer Tech-Firmen. Wer zuerst mahlt, gewinnt. Im IT-Bereich ging schon seit dessen Existenz die Innovation, die Ideen, das Geschäft von den USA aus (u.a. Silikon Valley usw – kennen wir alle).
    Auch Putins Reich hätte uns gerne in dieser Branche „in der Hand“. Doch in IT-Gründer-Zeiten war die damalige UdSSR in diesem Gebiet noch „hinter dem Mond“, hatte weder Infrastruktur noch passende Leute.
    Oder China, die Auf- und Überholer – im China-Reich heute Totalüberwachung und High-Tech welches alles andere erblassen lässt – wäre das besser?
    Nein, da sind wir uns einig. Und das „wir“ nicht in irgendwelchen Händen sind, sind anstelle nur hehrer Worte auch das Öffnen des eigenen Portemonnaie nötig. Sind „wir“ (ich,du,er,sie) uns das Wert? Für den einen von uns eine ideelle Frage, für den andern aber auch eine finanzielle.
    Und bei „wir“ rede ich nicht nur von der Schweiz, sondern auch vom inflationären Deutschland (ächz), vom darbenden Italien (Polit-Chaos), vom dauerprotestierenden Frankreich (Gelbwesten) – nicht alle Portemonnaies sind gleich dick – gerade die Europäischen werden immer dünner.
    In diesen interessanten Wochenkommentar aber auch noch im letzten Teil CH-Abstimmungspropaganda für das Pro-Millionenmedienförderungsgesetz einzuweben, kann man machen – welchem ich wie z.B. Thomas Weber, Herausgeber einer typischen kämpfenden Kleinzeitung, der Quartierzeitung des Basler Gundeldinger-Quartiers ablehnend gegenüberstehe:
    https://primenews.ch/articles/2022/01/bei-diesem-mediengesetz-profitieren-nur-die-grossen
    Lösen tut dieses Steuergeldverschiebungsgesetz das Problem mit den Big-Tech-Firmen jedoch nicht.

    1. Leider stimmt das mit dem «Wer zuerst mahlt, gewinnt» nicht: Wer hat den Computer erfunden? Konrad Zuse in Deutschland und Alan Turing in Grossbritannien. Wer hat das World Wide Web erfunden? Tim Berners-Lee in Genf. Warum haben die Europäer so wenig draus gemacht? Weil sie besser sind im Verhindern als im Ermöglichen. Wir hätten (und haben) es immer wieder in der Hand, selbst etwas zu tun und zu ermöglichen…
      «Steuergeldverschiebungsgesetz»: Jedes Gesetz, das Ausgaben beinhaltet, verschiebt Steuergelder. Aber das nur am Rande. Schauen Sie sich das Paket doch einmal an. Sie finden den Gesetzestext hier. Die Massnahmen, die ich zitiert habe, finden Sie auf Seite 4 unter 3. Kapitel. Und jetzt sagen Sie mir, inwiefern davon nur «die Grossen» profitieren. Es ist doch genau im Gegenteil: Genau solche Massnahmen, Investitionen in die digitale Infrastruktur der Schweiz, wollen «die Grossen» nicht, weil solche Massnahmen zu echter Vielfalt führen.

  3. Sie adressieren einen wichtigen Teil der Digitalisierung. Gerne möchte ich die anderen zentralen Erfolgsfaktoren in der Digitalisierung ergänzen. Doch vorab: Die US-Amerikaner sind v.a. im Bereich Technologiemarketing weltweit führend. Das war bereits bei IBM und HP so. Die derzeitigen Techgiganten führen diese Tradition der Amerikaner in der digitalen Welt weiter. Ich habe vor Jahren meine Diplomarbeit an der Uni über Technologiemarketing geschrieben.

    Zurück zu ihrem sehr lesenswerten Beitrag: Das Thema Netzwerk-Effekt ist sehr entscheidend. Ich sehe ich als Teil des Businessmodells. Da sind v.a. Microsoft, Google und Apple die Superstars. Skalierbarkeit ist hier der Schlüssel.

    Der zweite Faktor sind die digitalen Services bzw. digitalen Produkte. Nicht zu verwechseln mit der Digitalisierung von bestehenden Services. Das haben gerade Schweizer Zeitungen lange versucht, bis man gemerkt hat, dass digitale Services etwas Neues sind und auch anders entwickelt werden müssen. NZZ mit „TheMarket“ geht in diese Richtung. Bei der Kategorie digitale Services sind v.a. Apple und Google absolute Spitze. Sie bringen Service um Service auf den Markt und immer voll digital und benutzerfreundlich.

    Der dritte Erfolgsfaktor ist nach wie vor die Technologie. Da sind neben den von Ihnen erwähnten US-Firmen im digitalen Umfeld andere sehr sehr massgebend und verdienen auch Geld wie Heu. Ich spreche von der Chipindustrie. AMSL, NVIDIA, Intel, Taiwan Semiconductors und weitere. Da sind die Amerikaner nicht mehr so führend. Intel hält sich zwar wacker.

    Warum sind Microsoft und Apple die absoluten digitalen Superstars? Antwort: sie beherrschen alle 3 Disziplinen perfekt: digitale Technologie, digitale Services und digitales Business Modell.

    Zur Schweiz: Firmen wie Swisscom sind stark in der Kategorie digitales Business Modell. In den anderen zwei Kategorien ist Swisscom eher mässig, wie sie selber am Beispiel AWS aufzeigen. Da wären noch die Schweizer Medien in der digitalen Welt. Aber das lasse ich für heute lieber sein.

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