Warum Identität wichtiger wird als Leistung und was das bedeutet
Sie kennen diesen Witz sicher: Ein Betrunkener sucht mitten in der Nacht unter einer Strassenlaterne am Boden nach etwas. Ein Polizist fragt ihn, was er da mache. Der Betrunkene sagt, er suche seinen Schlüssel. Der Polizist: «Den haben Sie hier verloren?» «Nein», sagt der Betrunkene, «da drüben. Aber dort hat es kein Licht.» An diesen Witz habe ich in den letzten Tagen oft gedacht. Denn Medien diskutieren immer häufiger Fragen der Identität, der Repräsentanz und des Stils – also das, was grad im Licht steht. Woher ein Politiker stammt. Ob eine Parlamentarierin freundlich und charmant ist. Ob die Geste des Mittelfeldspielers in der Nationalmannschaft am Platz war. Statt um die Sache geht es um die Herkunft und um Äusserlichkeiten. Repräsentanz ist wichtiger als Leistung. Warum? Und welche Folgen hat das? In meinem Wochenkommentar gehe ich diese Woche der Frage nach, warum Medien darüber diskutieren, wer Politiker sind, statt ihre Leistung zu beleuchten.
Eigentlich ist es absurd: In Zeiten, die schon lange nicht mehr so schwierig waren, steht eine Wahl in die Landesregierung an und die Medien diskutieren darüber, wie viel Charme die Kandidatinnen haben. Einmal abgesehen davon, dass der Charme nur bei den beiden weiblichen Kandidatinnen zur Sprache kam, – welche Qualifikation soll «Attraktivität und Anmut» (das sind die Synonyme, die der Thesaurus für «Charme» vorschlägt) im Umgang mit der Energiekrise oder dem Klimawandel bieten?
Die Bevölkerung hat bei der Wahl zwar nichts zu sagen, umso intensiver schreiben und reden die Medien vor der Wahl über die Kandidatinnen und Kandidaten. Dieser Prozess ist durchaus wichtig, er gehört zum «Vetting», zur informellen Überprüfung der Kandidaten vor der Wahl. Es ist einer der Momente, in der die Medien wirklich zur vierten Macht im Staat werden: Sie bohren in der Vergangenheit der Kandidaten, decken Missstände auf, konfrontieren sie mit Aussagen oder ihrem Abstimmungsverhalten. Sie prüfen sie also auf Herz und Nieren.
Wenn Medien Bundesräte verhindern
Es kommt immer mal wieder vor, dass dabei Kandidaten verhindert werden. So deckte die «Weltwoche» 2011 Unregelmässigkeiten in einer Erbschaftsangelegenheit eines Kandidaten auf. Die Berichterstattung führte dazu, dass Bruno Zuppiger, einer der zwei offiziellen SVP-Kandidaten für den Bundesrat, seine Kandidatur zurückziehen musste. Für den Abschuss ihres Kandidaten war sogar die SVP der Zeitung dankbar, hatte sie doch auf diese Weise verhindert, dass ein amtierender Bundesrat der SVP in ein Betrugsverfahren verwickelt worden wäre.
Elf Jahre später setzen sich die Medien kaum mehr mit den Kandidatinnen und Kandidaten auseinander. Es dominieren Fragen nach Stil und Herkunft. Elisabeth Baume-Schneider aus dem Kanton Jura gilt als charmant und freundlich. Sie habe es «mit Lachen und der Kraft von Schwarznasenschafen in den Bundesrat geschafft», schreibt die «NZZ». In einem anderen Artikel schrieb die Zeitung sogar, die «Mission Honigkuchenpferd» sei geglückt. Eine Mission, an der die Medien nicht unbeteiligt waren, haben sie doch im Vorfeld ausführlich darüber geschrieben, wie charmant Baume-Schneider sei und wie verbissen Eva Herzog, ihre Konkurrentin aus Basel.
Land schlägt Stadt
«Land schlägt Stadt, Gmögigkeit schlägt Erfahrung», schreibt die «Republik». Neben der «Gmögigkeit» ist das die zweite Dimension, die in allen Medien aufs Intensivste diskutiert worden ist: Baume-Schneider stammt aus Les Breuleux, einem Dorf im französischsprachigen Jura mit 1528 Einwohnern. Sie stammt also vom Land und zwar aus einer Bauernfamilie. Dasselbe gilt für Albert Rösti. Die «Bauernzeitung» titelt denn auch triumphierend: «Zwei Bauernkinder im Bundesrat». Die Bauern gelten denn auch als Gewinner der Bundesratswahl. Mit den beiden Bauernkindern und Winzer Guy Parmelin lassen sich schon drei von sieben Bundesräten ins Lager des am stärksten subventionierten Berufszweigs der Schweiz zählen.
Fällt Ihnen etwas auf? Diskutiert wird dabei immer nur, was die neuen Bundesräte sind, nie was sie tun. Verstehen Sie mich recht: Ich kann nur den Kopf darüber schütteln, wie die Schweiz politisch die Bauern überhöht und ihre Städte ausbremst. Historisch war die Eidgenossenschaft ein Städtebund und in der Gegenwart sind die Städte die Motoren für Wohlstand und Wissensentwicklung in der Schweiz. Dass unser Land sich als ländlich imaginiert, mag für den Tourismus nützlich sein, – politisch ist es selbstmörderisch. Trotzdem verstehe ich nicht ganz, warum die künftigen Bundesräte nur darauf behaftet werden, was und wie sie sind und kaum diskutiert wird, was sie tun.
Es kommt nicht darauf an, was sie ist
Es ist gut möglich, dass dieses «Honigkuchenpferd» aus dem Kanton Jura sich als clevere Sachpolitikerin erweist. Das Problem ist: Wir wissen es nicht, weil wir uns in den Wochen vor der Wahl viel zu sehr darüber unterhalten haben, was die Frau ist und nicht darüber, was sie tut. Albert Rösti wohnt zwar in einem Berner Dorf, aber er hat in Zürich an der ETH nicht nur studiert, sondern auch doktoriert. Warum soll er, nur weil er in Kandersteg geboren ist und in Uetendorf wohnt, die Anliegen von Basel oder Zürich nicht verstehen können? Es kommt doch nicht darauf an, was er ist, sondern darauf, was er tut.
Das gilt übrigens nicht nur für den Bundesrat. Auch rund um die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft in Katar war für meinen Geschmack viel zu oft die Rede von den Wurzeln der Spieler und von Gesten und T-Shirts und viel zu wenig von Spieltaktik, Treffsicherheit und Engagement. Also zu viel davon, was die Spieler sind und wie sie sich geben als davon, was sie tun.
Erinnern Sie sich noch an Tidjane Thiam, den ehemaligen CEO der Credit Suisse? Er war der erste und weit und breit auch der einzige Schwarze an der Spitze einer Grossbank. Thiam ist über eine Beschattungsaffäre gestolpert. Die «New York Times» schrieb danach allerdings, andere Bankchefs hätten weit grössere Skandale überlebt. Das Hauptproblem von Thiam sei gewesen, dass er der einzige Schwarze in einem weitgehend weissen Wirtschaftszweig gewesen sei. Das Problem war also nicht die Leistung von Thiam, das Problem war seine Identität, seine Herkunft. Er war kein Bauer und kein Städter, er war ein Ivorer.
Fragen des Seins und des Stils
Wenn Fragen des Seins und des Stils wichtiger sind als das Tun, haben wir ein Problem. Es bedeutet nämlich, dass wir alle, Sie und ich und jeder Mensch in der Schweiz, von Geburt an definiert sind. Ich bin ein kühler Städter, Sie sind vielleicht ein zugewanderter Deutscher, eine freundliche Aargauerin oder eine schroffe Kosovo-Albanerin. Wie Granit Xhaka. Der wird auch immer wieder mit seiner Herkunft identifiziert. Er kann noch so lange für die Schweizer Fussballnationalmannschaft spielen, – er bleibt der Granit aus dem Kosovo. So, wie Elisabeth Baume-Schneider die Frau aus dem Dorf im Jura bleiben wird.
Nun ist die Herkunft selbstverständlich Teil der Geschichte jedes Menschen. Aber das heisst doch nicht, dass wir die Menschen darauf reduzieren müssen. Als ich in Basel die Chefredaktion einer Tageszeitung übernahm, wurde ich gefragt, ob ich wirklich dazu in der Lage sei, in Basel eine Zeitung zu leiten. Schliesslich sei ich ja nicht in Basel geboren. Ich wohnte damals schon über zwanzig Jahre in der Stadt, aber ich bin in der Tat nicht da geboren. Aber das heisst ja nicht, dass ich in der Zeit nicht ein paar Dinge über Basel hätte lernen können. So wie Granit Xhaka und Tidjane Thiam über die Schweiz. Oder Baume-Schneider über Städte wie Neuenburg, wo sie studiert hat.
Weil es einfacher ist (und Klicks gibt)
Warum reduzieren wir Menschen immer wieder auf ihre Herkunft, darauf, dass sie Städter, Bauern, Frauen, Ivorer, Albaner oder Zürcher sind? Die Antwort ist simpel: weil es einfacher ist. Es ist wesentlich einfacher, Eva Herzog als unfreundliche Baslerin und Elisabeth Baume-Schneider als gmögige Jurassierin zu etikettieren, als zu untersuchen, was sie bisher geleistet haben und vor allem: welche Haltungen sie zu aktuellen Problemen einnehmen. Dazu wäre eine vertiefte Analyse nötig. Dafür haben viele Medien weder die Zeit noch die Fachleute. Wie der Betrunkene suchen sie deshalb lieber unter der Strassenlaterne. Dazu kommt: Analysen klicken schlecht im Internet. Im Gegensatz zur Honigkuchenpferd-Schlagzeile der NZZ oder dem gefühligen Gejammer über fehlende Städter im Bundesrat.
Das ist wohl auch der tieferliegende Grund für das Herumreiten auf Identität und Herkunft: Letztlich sind das emotionale Dimensionen. Die Leistungen der Vergangenheit und Lösungsansätze für die Zukunft setzen rationale Analysen voraus. Identität, Herkunft, Freundlichkeit, eine Geste beim Fussballspiel, eine Schnute in der Wandelhalle – das lässt sich in Bildern transportieren, es spricht Gefühle an, es bietet Aufreger und Konfliktpotenzial. Es ist mit anderen Worten viel aufmerksamkeitsträchtiger als die sachliche Politanalyse. Die Art und Weise, wie Medien heute funktionieren, ist deshalb der tiefere Grund dafür, warum Schwarznasenschafe die Bundesratswahl entschieden haben. Das – und taktische Machtspiele im Parlament. Aber um die zu durchschauen, müssten Sie sich schon mit einer sachlichen Analyse herumplagen.
Wir tun gut daran, wenn wir uns dagegen stemmen, dass Identität und Repräsentanz zu den wichtigsten Dimensionen unserer Gesellschaft werden. Auch wenn Frauen und Städter das nicht gerne hören: Am Ende des Tages ist es egal, wer die Sieben im Bundesrat sind. Es kommt darauf an, was sie tun. Repräsentanz ist keine Funktion in der Exekutive. Es ist lediglich beruhigend für die Bevölkerung, wenn sie sich in den sieben Bundesräten wiedererkennt. Repräsentanz dient also bloss der Akzeptanz des Gremiums. Das gilt nicht nur für den Bundesrat, es gilt auch für das Management von Firmen, für Verwaltungsräte, für Gremien aller Art. Und für die Fussball-Nationalmannschaft: Es mag ja nett sein, wenn da noch ein paar charmante Männer mit Schweizer Stammbäumen mitspielen, – am Ende des Tages kommt es aber darauf an, dass die Jungs mehr Tore schiessen und weniger kassieren. Ganz egal, wer da auf dem Platz steht und ob er lächelt. Das gilt für die Nati und für den Bundesrat, für Regierungen, für Universitäten und für Firmen. Wir sollten wieder mehr auf die Tore schauen als darauf, wer auf dem Platz steht. Was meinen Sie?
Basel, 9. Dezember 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen
Bild: © KEYSTONE/Marcel Bieri
Bühler, Dennis und Imboden, Priscilla (2022): Warum Die Neue SP-Bundesrätin Den Bürgerlichen Nützt. In: Republik. [https://www.republik.ch/2022/12/08/warum-die-neue-sp-bundesraetin-den-buergerlichen-nuetzt; 9.12.2022].
Fumagalli, Antonio; David, Breuleux; und Biner, David (2022): Elisabeth Baume-Schneider – Chancen dank Charme. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/schweiz/operation-honigkuchenpferd-elisabeth-schneider-baume-und-das-herzschlagfinale-um-den-bundesrat-ld.1714788; 9.12.2022].
Kelly, Kate (2020): The Short Tenure and Abrupt Ouster of Banking’s Sole Black C.E.O. (Published 2020). In: The New York Times. [https://www.nytimes.com/2020/10/03/business/tidjane-thiam-credit-suisse.html; 9.12.2022].
Neuhaus, Christina (2022): Elisabeth Baume-Schneider hat es mit Lachen und der Kraft von Schwarznasenschafen in den Bundesrat geschafft – doch reicht das? In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/meinung/elisabeth-baume-schneidet-hat-es-mit-lachen-und-der-kraft-von-schwarznasenschafen-in-den-bundesrat-doch-reicht-das-ld.1715408; 9.12.2022].
Schuller, Jil (2022): Zwei Bauernkinder im Bundesrat. In: Bauernzeitung. [https://www.bauernzeitung.ch/artikel/agrarpolitik/zwei-bauernkinder-im-bundesrat-452606; 9.12.2022].
9 Kommentare zu "Warum Identität wichtiger wird als Leistung und was das bedeutet"
Guten Abend Herr Zehnder
Reduktion auf Charme und Quatsch, da haben Sie recht. Aber bei der NZZ ist es viel schlimmer, weil fies. Die Honigkuchen— Tante aus dem Jura, das ist Arroganz, Herablassung. Was stellt sich denn das liebenswürdige Tanti vor? Hat es! etwas vorzuweisen? Das passt zur SP, so ein Mammi! Und erst noch aus der marxistischen Liga, ohne Sachverstand, aber mitSchwarznasenschafen. NZZ Überheblichkeit pur! Billiges Ergötzen.
Ein gutes Wochenende wünscht Ihnen
Beat Vonarburg
Antwort:
Herr Beat Vonarburg
Sie schreiben in Ihrem Kommentar wüst von: „Die Honigkuchen— Tante aus dem Jura, das ist Arroganz, Herablassung. Was stellt sich denn das liebenswürdige Tanti vor?“
Ihre wüsten frauenfeindlichen, altersfeindlichen + menschenfeindlichen Zeilen: Das ist herablassend, das ist Herablassung pur.
Wünsche Ihnen noch eine frohe, warme gütige, heilige, lichterfüllte und schöne Advents- und Weihnachtszeit.
Nur mit der Ruhe. Beat Vonwartburg hat die NZZ zitiert und paraphrasiert.
Genau. Ich hoffe, dass sich die NZZ in einem Jahr staunend die Augen reibt über ihr Honigkuchenpferd…
Rede verlangt nach Gegenrede.
Nein, bei der Bundesratswahl der SP-Kandidatinnen brauchen sich die Medien für einmal nicht so wichtig nehmen. Sind nicht die Medien „schuld“. Auch nicht die Bürger/innen unseres Landes (die hatten da für einmal nichts zu wählen).
Punkt.
In Mitteleuropa sind wir als höfliche, umgänglich Menschen sozialisiert.
Punkt.
Das Frau Herzog dies nicht hinbringt, hatte ihr ihren Politik-Karriere-Krönungs-Bundesrats-Traum gekostet. DAS war die Entscheidungs-Ausschlagsgebung:
Ein Kadermann einer grossen Partei erzählt, „dass ihn die Sozialdemokratin drei Tage vor dem Wahltag zum ersten mal überhaupt grüsste. Bisher sei sie immer schweigend an ihm vorbeigegangen“. Und: „Im Parlament hat sie den Übernamen „Eiskönigin“ bekommen“ (Quelle: Weltwoche 49/22 vom 8.Dez.2022).
«Die Baslerin aus Pratteln soll gewisse Ständeratskollegen erst ab dieser Wintersession gegrüsst haben. Wenn dem so ist: nicht wirklich intelligent, wenn man höhere Sphären anstrebt und auf Stimmen angewiesen ist» (Quelle: arlesheimreloaded.ch vom 9.Dez.2022)
«Wenn man Alt-Ständerätin Anita Fetz (SP/BS – ihre Vorgängerin) ein Mail schickte, kam immer eine ausführliche und umfangreiche Antwort zurück. Wenn man Fr. Herzog ein Mail schickte, kam nichts.» (Quelle: Weltwoche.ch Online der Woche 49 / 2022)
Und zuletzt private Geschichten mit Fr. Herzog aus meinem Umfeld (welche ich hier sicher nicht ausbreiten will und darf) lassen haarstäubende Begebenheiten zum Vorschein kommen.
So geht es einfach nicht!
Vielleicht in Basel-Stadt. Aber nicht in Bern. Nicht in der «Rest»schweiz. Und gottlob nicht im Bundesratskollegiumzimmer.
Tja, der Chefredaktor der «Blick-Gruppe», Christian Dorer hat recht, wenn er titelt: «Grüssen lohnt sich». (Quelle: Kommentar Blick-Zeitung vom 7.12.2022)
Zumal unter «normalen Menschen».
Zudem: Die «Region» trauert um Eva…. Basel-Stadt und Basel-Land sind keine Einheit. Schon längst nicht mehr und immer wie weniger. Dazwischen liegen Welten. Planeten. Sieht man bei jeder Abstimmung.
Wie bei der letzten: Ultra-linkes Basel beschliesst striktes Umwelt-Gesetz (kein Öl mehr, kein Gas mehr, keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr, Road-Pricing, Parkverbot, Fahrverbot, Tempoeinschränkungen, Gewerbeeinschränkungen usw…) während am selben Wochenende das bürgerliche BL Steuererleichterungen für Mittelstand und Vermögende mit grosser Mehrheit beschliesst, die Nordwestschweizer Umzugsvölkerwanderung klar in eine Richtung beschleunigt und Willkommen heisst.
Frau Herzog wäre mit ihrer (dieser) eindeutigen und klaren Haltung im (bürgerlichen) BL nie Ständerätin.
Wir sind eine geographische Region, aber keine Politische.
Auch wenn die Mitinitiantin der in allen (auch stadtnahen) BL-Gemeinden haushoch abgelehnten Fusionsinitiative BS/BL, die stets knappestgewählte «BL-CVP/DieMitte» Zitternationalrätin E. Schneider-Schneiter «ins Horn bläst» (= wortwörtlich, Quelle: Bajour-Artikel vom 8.12.2022): «Wir müssen weiterhin als Region zusammenstehen» fragt man sich: Wo lebt die den? Ist die noch in der Realität?– politisiert sie so am Volk vorbei? Diese Diskrepanzen, kein Rückhalt + Verständnis für das Denken im Stadtkanton Basel-Stadt im Baselland vorhanden – erkennt sie sie nicht?
Aber gesamtschweizerisch: Es muss gesagt werden:
Es war keine Wahl Stadt gegen Land. Es wart keine Wahl Alt gegen Jung. Klein gegen Gross. Links gegen rechts.
Es war etwas anderes.
Als Herzog verlor, weinte sie, so zeigte ein Bild. Das hätte sie schon vorher machen sollen. Hätte sie schon vorher nur einmal Emotionen gezeigt; gezeigt dass sie ein Mensch ist, wäre die Chause anders ausgegangen. Man will Menschen im Bundesrat! Deshalb:
Es war eine Wahl der Nähe, Herzen verbinden, erreichen. Der Wärme, der Herzenswärme, der Güte. Die Herzen wurden sprechen gelassen. Immer wie wichtiger in unserer „Computer-Zeit“ (gäll, Herr Zehnder).
!! Es war –—— eine Wahl des Herzens !!
Die Gegenrede taugt aber nur etwas, wenn die Rede aufgenommen wird. Leider ignorieren Sie das, was ich geschrieben habe, komplett.
Im bestehenden System sind die Politikerinnen und Politiker nicht dafür da, in real existierenden Sachfragen etwas substanziell Wirkungsvolles zu tun. Sie spielen vorne auf der Bühne aufwendig und attraktiv Demokratie. Und die Medien berichten berauscht und berauschend von diesem Schauspiel: damit das Volk glaubt, es hätte die Herrschaft. Während die wirklich Mächtigen und die schwer Reichen hinter den Kulissen den Takt und den Ton angeben. Im Kleinen wie im Grossen und mit mehr oder weniger Gewalt sagen sie in Tat und Wahrheit der Welt, wo’s lang geht. Es herrscht eine kollektiv organisierte Verantwortungslosigkeit: alle können tun oder lassen, was und wie sie es wollen. Einige wenige spielen dieses Spiel nicht mit und hoffen, dass sie immer mehr werden.
Lieber Ueli Keller – die Weltsicht, die Sie präsentieren..
[-Politik = leeres, substanzloses Theater
-verborgne Drahtzieher steuern die Welt
-wenige, u.a. Sie, durchschaun das Spiel]
..ist unwiderlegbar: wers anders sieht als Sie, ist blind & hat das Spiel noch nicht durchschaut
..ist auch unbeweisbar: sonst wärens mehr, die nicht mitspielen wollen
..ist ‚in sich geschlossen’ & entzieht sich somit der Diskussion 🙁
Auf M.Zehnders [m.E. bedenkenswerten] Kommentar gehen Sie leider nicht ein. Irgendwie logisch, da ja Politik aus Ihrer Sicht eh bloss leeres Theater.
Dies scheint Ihre Hoffnung: die Zahl derer, die das jetzige Spiel durchschauen, soll wachsen.
Meine Fragen an Sie:
*Die „Mächtigen [..] sagen der Welt im Kl. & Grossen, wos lang geht.“ – Mögen Sie ein Beispiel nennen?
*Angenommen, die Zahl der ‚Nichtmitspieler‘ wächst, woran werden es alle & werde ich es merken?
Gäbe es dann z.B. eine andre, neue Art von Politik?
*Angenommen, die Zahl der ‚Nichtmitspieler‘ wächst nicht so wie von Ihnen erhofft: haben Sie noch andre Hoffnungen?
Meine Hoffnung: dass alle Menschen miteinander Gesprächsfäden & -räume entdecken, wo sich unterschiedliche Meinungen & Weltsichten begegnen können & gegenseitig gewürdigt werden.
Eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten & ein Gutes Neues Jahr wünsche ich Ihnen 🙂
Lieber Matthias, der Kommentar ist einfach grossartig – leider nicht von mir! Schönes Wochenende!