Hört endlich auf zu hoffen!

Publiziert am 29. Dezember 2017 von Matthias Zehnder

Von Hoffnung ist zum Jahreswechsel besonders häufig die Rede: Was erhoffen Sie sich vom Neuen Jahr? Haben Sie Hoffnung auf Besserung? Hoffnung auf Frieden, auf Freude oder bloss auf ein paar Kilo weniger? Hoffnung ist populär. Doch wer nur hofft, ist hoffnungslos verloren. Hoffnung verführt dazu, die Hände in den Schoss zu legen und darauf zu warten, dass die Welt sich bessert. Deshalb: Hört endlich auf zu hoffen!

Viel Glück im neuen Jahr! Das wünschen sich derzeit viele Menschen. Sie meinen damit: Hoffentlich wird es im Neuen Jahr besser. Wobei es für so ziemlich alles stehen kann: für das Klima, die Politik, das Leben im Allgemeinen oder auch nur die eigene Gesundheit. Das Problem ist nur: Wer das Klima, die Welt oder die eigene Gesundheit der Hoffnung überlässt, kann gleich einpacken. Hoffnung verführt zu Untätigkeit.

Das Wörterbuch der Deutschen Sprache definiert Hoffnung als zuversichtliche Annahme, dass etwas geschehen wird.[1] Das Problem ist nur: Wenn Sie bereits annehmen, dass etwas geschehen wird, dann müssen Sie nichts mehr dafür tun. Der bekannte Managementberater Reinhard K. Sprenger schreibt deshalb: Wer sich aufs Hoffen verlegt, entmündigt sich und verlängert das Leid. Er weigert sich, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Stattdessen überlässt er sein Leben dem sogenannten Schicksal, den Sternen, dem Zufall. Sprenger folgert daraus: Hoffen ist hoffnungslos.[2]

Hoffen ist hoffnungslos

Wie kann das sein? Hoffnung ist doch neben Glaube und Liebe eine der drei christlichen Tugenden – wie kann da Hoffen falsch sein? Was Sprenger meint: Hoffnung verführt zu Passivität. Wenn wir nur darauf hoffen, dass es im nächsten Jahr besser wird, dann können wir gleich alle Hoffnung fahren lassen. Der Glaube mag Berge versetzen – aber nur, wenn Sie bereit sind, selbst zur Schaufel zu greifen.

Im Kleinen ist das sofort einsichtig. Wenn Sie nur hoffen, dass Sie endlich mit dem Rauchen aufhören können, dann sind Sie ein hoffnungsloser Fall. Sie müssen es wollen. Und wollen heisst: Hören Sie auf. Jetzt. Dann müssen Sie nicht hoffen, sondern können es tun. Deshalb ist bekanntlich der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert: Weil die guten Vorsätze nur Hoffnungen auf das richtige Handeln sind. Also: Lassen Sie alle Hoffnung fahren und greifen Sie zur Schaufel!

Nicht können ist nicht wollen

Der hat gut reden, denken Sie jetzt vielleicht. Ich kann doch nicht einfach… Die Stelle wechseln, zum Beispiel. Oder das Haus verkaufen. Nach Amerika ziehen. Oder nach Indien. Das geht doch nicht. Sprenger sagt dazu: Alles geht – wenn Sie bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen. Natürlich können Sie die Arbeitsstelle kündigen – wenn Sie bereit sind, auch weniger Geld zu verdienen. Natürlich können Sie nach Amerika auswandern – wenn Sie bereit sind, alle Begleitumstände auf sich zu nehmen. Ich kann nicht heisst übersetzt: Ich will den Preis dafür nicht bezahlen. Also: Ich will nicht.

Bloss: Wenn wir uns einreden, dass wir das, was wir tun möchten, nicht können, stilisieren wir uns als Opfer der Umstände. Ich möchte ja so gerne, aber leider geht das nicht. Ich Armer kann leider meine Wünsche nicht verwirklichen. Wenn wir so denken, opfern wir unsere Freiheit und ergeben uns den goldenen Fesseln. Was bleibt, ist ein bisschen Hoffnung, dass jemand anderes uns unsere Wünsche erfüllt.

Wir reden uns ein, wir seien Opfer

Das gilt nicht nur im Kleinen, sondern auch und gerade im Grossen. Ich würde ja gerne etwas für das Klima tun, aber… Ich brauche nun mal das Auto. Man kommt nun mal nur per Flugzeug nach Mallorca. Wir reden uns ein, wir seien halt Opfer der Welt – und opfern dabei die Welt. Das Klima unserer Bequemlichkeit, die Gesundheit der nähenden Kinderarbeiter in Bangladesh unserer Lust auf ein neues T-Shirt, die Insekten der Landwirtschaft.

Vor allem aber opfern wir unsere Freiheit dem Selbstbetrug. Die allermeisten Zwänge sind in Tat und Wahrheit frei gewählt. Wir wollen nun mal billige T-Shirts und nehmen Kinderarbeit in Asien dafür in Kauf. Oder haben Sie ernsthaft gedacht, es sei auf ehrliche Art und Weise möglich, ein T-Shirt herzustellen, das Sie in der Schweiz nur zehn Franken kostet? Haben Sie je daran geglaubt, dass es möglich ist, tonnenweise Insektizide zu versprühen und dabei der Tierwelt nicht zu schaden?

Die Zwangsjacke «man»

Aber man kann doch nicht… Man muss halt… «man» ist die schlimmste Zwangsjacke, die wir uns selbst überstreifen. Martin Heidegger schreibt vom Belieben der Anderen und bezeichnet diese Anderen als das Man. Heidegger schreibt: Das Man ist überall dabei, doch so, dass es sich auch schon immer davongeschlichen hat.[3] Weil dieses Man alles Urteilen und Entscheiden vorgibt, nimmt des dem Einzelnen die Verantwortlichkeit ab.

Natürlich hat es einen Grund, warum wir uns von Zwängen umstellt glauben. Wer sich Zwängen ergibt und damit seine Freiheit über Bord wirft, entzieht sich der Verantwortung. Opfer tragen keine Verantwortung – das ist sehr bequem. Wenn wir nicht anders können, dann sind wir auch nicht verantwortlich für die Klimakatastrophe, das Aussterben der Insekten, die kranken Kinder in Kalkutta. Wir zucken mit den Schultern, murmeln Sätze, die mit leider beginnen und reden von Hoffnung.

Lasst alle Hoffnung fahren

Die Wahrheit ist: Wir haben uns entschieden, Opfer zu sein. Wir haben uns entschieden, die Zwangsjacke des «man» überzustreifen. Wir haben in aller Freiheit die Unfreiheit gewählt. Doch Sätze, die mit leider beginnen, können keine Ausrede sein. Wir sind zur Freiheit verurteilt, wie Sartre schreibt. Zur Freiheit verurteilt – und deshalb zur Verantwortung verdammt. Diese Verantwortung tragen wir auch dann, wenn wir uns in leider-Sätze und unter die Tyrannei des «man» flüchten. Auch das ist unsere Entscheidung.

Unmittelbar nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima schrieb Sartre den Essay Das Ende des Krieges.[4] Darin forderte er seine Leser auf, zu wählen, in welcher Welt sie leben wollten, und sich für diese Welt zu engagieren. Die Atombombe hatte gezeigt: Der Mensch hat das Schicksal der Welt in seiner Hand. Wenn wir weiterleben wollen, müssen wir uns bewusst für das Weiterleben entscheiden – und entsprechend handeln. Nicht entscheiden geht nicht. Der Mensch ist frei, zur Freiheit verurteilt – und deshalb verantwortlich für sein Tun und seine Welt. Darum: Hört endlich auf zu hoffen! Beginnt damit, zu handeln! Jetzt!

Basel, 29. Dezember 2017, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen:

[1] Vgl. https://www.dwds.de/wb/Hoffnung

[2] Vgl. Reinhard K. Sprenger: Die Entscheidung liegt bei dir! Wege aus der alltäglichen Unzufriedenheit. Campus Verlag, 263 Seiten, 31.90 Franken; ISBN 978-3-593-50537-4

[3] Vgl. Martin Heidegger: Sein und Zeit. Max Niemeyer Verlag: Tübingen 1986. S. 127

[4] Vgl. Jean-Paul Sartre: Das Ende des Krieges. In: Paris unter der Besatzung. Artikel und Reportagen 1944-1945. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1997.

6 Kommentare zu "Hört endlich auf zu hoffen!"

  1. Hoffnungsvoll (trotzdem) gilt fürs 2018: „Schau´mer mal, dann sehn´mer mal“ (Franz Beckenbauer, der Kaiser).
    Fürs neue Jahr hoffe ich auf das Wichtigste: Gute Gesundheit; denn ohne sie geht gar nichts; die ich allen herzlich wünsche.
    Im Allgemeinen hoffe ich auch auf all dies, was Liberal-Intelektuelle, Soziale und Linke sich hier das ganze Jahr hindurch mantraartig zuprosten:
    Das auch Andersartiges respektiert wird, in einem selbst Fremdes Eingang finden soll, andere Meinungen gehör finden dürfen.
    Gerade diese Gesellschaftsprediger verhalten sich aber in der Realität, also fernab von ihren Schönwetterreden, eben meist nicht so.
    Sie kommentieren, wenn Andersdenkende einen Kommentar schreiben, Zeilen wie „…Ihre Argumentation besteht aus einem verhängnisvollen Mix von nicht belegbaren Vorwürfen, pseudokritische Miniaturen etc. etc…“ darunter.
    Empfiehlt man einen Radio-Hör-Hinweis oder TV-Seh-Anregung, welche eine Sache von einem anderen Blickwinkel betrachtet als dem eigenen Standpunkt („anderschtumme-aagluegt“ isch nie lätz – sagte schon die Basler Radio-Legende Thomas Bär, welche jetzt in Bergün wirtet und mein Mittelstufen-Lehrer), bekommt man Reaktionen wie: „Nachdem Herr Somm in den ersten zwei Minuten etwa acht Mal gesagt hatte „das ist nicht der Punkt“, konnte ich die Sendung nicht mehr weiter hören…“
    Andere Meinungen müssen manchmal wehtun, gerade das macht gute Demokraten aus. Doch eben, dies alles ist im KLEINEN sehr schade und, „das ist der Punkt“, kommt oft von weltoffenen, liberalen Globalbürgern und etwa nicht von den oft als herablassend titulierten hinterwäldlerischen, einfachen Ewiggestrigen.
    Im GROSSEN ist es sehr schade, wenn ein Nationalrat aus Basel, welche die ganze Bevölkerung vertreten sollte, mit seiner Einstellung kommt: „Die BaZ lese ich gundsätzlich nicht!“ Somit macht er sich kein ganzheitliches Bild von Basel und von ALL seinen Menschen und ihren Anliegen, Einstellungen und Begehren. Ob dieser Nationalrat nun Rudolf Rechsteiner (SP, BS), wie in diesem Falle heisst, oder aus anderem Parteistall stammt, ist zweitranig.
    Zudem dürfen wir uns glücklich schätzen, in einer „verhältnismässig“ kleinen Stadt die Auswahl und das Erscheinen von 3 Zeitungen unser Eigen zu nennen. Tageswoche, BaZ und BZ, alle haben Berechtigung, tragen zur Medienvielfalt auf dem Platz bei und möchte man in ihrer ganz ureigenen Form nicht missen.
    Ich wünsche mir auch, dass die vielgelobte Globalisierung sich ein wenig stoppen lässt. Gerade die Partei des grossen und gute Globalisierungsgegner-Silberrückens Jean Ziegler, die SP, treibt aber durch Abschaffung der Grenzen für Waren und Personen sowieso diese Entwicklung wie keine andere voran. Billige Plastikwaren aus Italien (wenigstens noch EU) werden durch noch billigere aus China ersetzt.
    Belcolor-Farbstifte aus der Mirgros mit denen ich noch malte, kamen aus CH; die meiner Tochter aus „Made in EU“ (da vermute ich mal dahinter billige Ostländer-Produktion, sonst würden sie „Made in France oder Made in Germany“ schreiben) und die heutigen, aktuellen im Migros-Regal stehenden Belcolor-Farbstifte kommen aus China.
    Notabene stets zum gleichen Konsumenten-Endverkaufspreis.
    Bei der Personenöffnung hingegen werden Schwache durch noch schwächere Arbeitskräfte ersetzt. Der günstige Portugiese gegen den noch günstigeren Tunesier usw usw… Der LKW Fahrer aus Rumänien, Bulgarien, welcher Waren innerhalb Deutschlands von Hamburg nach München für 5 Euro die Stunde fährt, monatelang im LKW lebt und nie heimkommt; währenddessen die einheimischen Fahrer, welche sämtliche Öko-Drive und Sicherheitskurse belegten sich die Nase an den Arbeitsämtern plattdrücken, da für 5 Euro die Stunde nun mal kein Staat zu machen ist. Dies ist die Realität. Dies gibt Rivalität, die sich nicht selten nachts auf dem verwahrlosten Rasthofparkplatz verständlicherweise Luft verschafft. Nix mit EU-Brüder, Nachbarschaft und „Grosse EU-Familie“. Da geht es ums blanke Überleben, um die Existenz; oft nicht nur um die eigene, sondern der der mehrköpfigen Familie zuhause.
    Ich rede nicht von den 10% Intelektuellen (Uni-Lehrkräfte, Lehrer, Ärzten, Psychologen, CEO´s), den Global-Gewinnern (was soll schon einem Oberobduktionsarzt einer europäischen Stadt passieren, bis der seine Stellung verliert, musste er schon etwas ganz blödes anstellen; was soll schon einem CEO einer Globalfirma passieren – baut der Mist, setzt er sich halt nach Singapur ab oder nach Shanghai, wo er sogleich wieder oben einsteigen kann) sondern bei der arbeitenden und meist schweigenden Mehrheit, welche die Alltags- und Drecksarbeit erledigen, damit der CH und EU-Laden läuft, und deren Fahrstuhl nach oben (frei nach Hazy Osterwald) des öfteren besetzt ist.
    Masshalten sei angesagt im 2018. Dosierung. Begrenzung kommt nicht von begrenztem Denken, sondern ist das Gebot der Stunde. Unendliches Wachstum ist tödlich, sagte mal ein schlauer Kopf, dessen Name ich vergas. Und zwar in allen Bereichen. Sei es beim Essen, beim Trinken, beim Geld, bei der Einwanderung, beim Verein, Konzern oder der Schnelligkeit…. Die Vereinigten Staaten von Europa, die Kanzlerkandidat Martin Schulz als Traum, Vision und Zukunftsrealität letzthin ausrief, dürfen nicht das Endziel sein. Zuviele gingen im Grossmoloch flöten. Und (natürlich) Wenige wären (auch) Gewinner. Wenn es schon als Deutscher Kanzler nicht klappte, dachte sich Schulz wohl, Präsident Europas zu sein wäre im Alter auch nicht schlecht. Wehret den Anfängen, welche – diesmal aber stark getarnt mit der ganz grossen und gut wattierten sozialen Mütze – schon wieder aus Germanien stammen.
    Ich wünsche mir ebenso, dass die SP und vereinigte Linke in unserem Schweizerland auch im 2018 und auch bei anderen Themen sich so stark für den nationalen Zusammenhalt unserer Schweiz einsetzen, wie sie es gerade zurzeit tun: Bei der „No-Billag Abstimmung“, welche die SRG auflösen oder zumindest auf ein schlankeres Mass reduzieren könnte, redimensionieren will, kommen unsere Genossen stets mit der ganz grossen „Schweizer-Einheits-Keule“, dem „Nationalen Zusammenhalt“, dem „Geist der Schweiz“. Sonst haben sie mit dem nicht viel am Hut. Doch sie zittern um ihren Hofberichterstattungs-Sender, in welchem sie immer sehr gut wegkommen (Fast ¾ aller SRG-Journalisten sind links. Quelle Studie der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) von Vinzenz Wyss und Filip Dingerkus im Zeitraum von 2014-2016). Ich hoffe, sie setzen sich auch nach der Abstimmung weiterhin bei anderen Sachthemen für die Nationale Einheit, den Schweizer Geist und das Landeswohl ein.
    Ich hoffe fest und wünsche mir, dass die Schweiz nicht noch weiter zubetoniert wird. Mindestens 4 Fussballfelder KULTURLAND (unbebaubarer Gletscher, Geröllhalden u.ä. schon abgezogen) verschwinden in der Schweiz immer noch täglich. (aktuelle Quelle: 10 vor 10 vom Dez. 2017). Also gutes Bauernland, NAH-Erholungsland, Tierwohl-Land. Trotz Raumplanung, verdichtetem Bauen, Strategien zum Grünerhalt usw usw… Dies ist ja alles gut gemeint, doch ich gehe mit den „Grünen“ der Schweiz nicht einig, dass zwischen dem Bevölkerungswachstum und dem uferlosen Kulturlandverlust keinerlei Zusammenhang besteht. Dies ist doch absurd. Wird in den an besten Lagen neu erstellten EFH´s und Eigentumswohnungen doch meist Englisch und noch viele andere Sprachen gesprochen. Auf einer begrenzten Fläche (welche die Schweiz nun mal ist) kann man nicht unbegrenzt viele Hinpflanzen. Das hat gar nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun, sondern nur mit der puren Anzahl Personen (ob Schweizer, Russen, Inuits, Tibeter oder weiss ich was). Irgendwann sind es Zuviele (sagte 2017 auch Helmut Hubacher, SP-Urgestein. Muss man wie er denn erst so alt werden, um dies einzusehen?). Natürlich kann man Schichten (Verdichten), Pressen (ÖV), Verbreitern (Autobahnen), Anbauen (Shopping-Malls) und Weiterwursteln (Bahnhof SBB in Basel), doch wie steht es um die Luft zum Atmen, den Raum zum „Dureschnuufe“, das eigene „Plätzli“ haben (Pfarrer E. Sieber), den Platz zum Alleinesein…..??? Ähnelt stark dem Hühnerstall: Sind´s Zuviele, beginnt man aufeinander los zu picken. Verhindern wir auch das durch Wählen der richtigen Parteien. Bleibt einem ja nicht viel anderes übrig. Und Notabene: Da bin ich manchmal gerne ein Ewiggestriger.
    Die Hoffnung habe ich auch bei der FDP noch nicht aufgegeben, ihr wünsche ich inständig, diesen Betontreiber, dass sie das auch einsehen. Obwohl dann ihre Mitglieder, die Baulöwen, die Bodenspekulanten, die Immobilienmakler halt nicht mehr jedes schattige 2-Zimmer-Loch (Wohnung) zu Höchstpreisen sofort vermieten können.
    Der CVP (Christliche Volks Partei), die Kriegsmaterialausfuhrbefürworter mit dem fetten C im Namen, machen es ja im Himmel oben ganz gut. Jesus, Paulus, Petrus sind gut. Mit dem christlichen Bodenpersonal jedoch haben sie mehr Mühe. Man denke an die (knappest) gewählte E. Schneider-Schneiter (BL), die von Widersprüchen, Blasiertheit und Polittricksereien nur so strotzt, wie ein roter Faden durch ihre politische Aktivität zieht. Deshalb kennt die Windfahnenpartei CVP seit Jahren nur eine Richtung: Abwärts. Sind flatterhafte Typen nicht mehr im Zeitgeist oder braucht es besseres (Boden-)personal? Ich hoffe es, ich wünsche es ihr.
    Die SVP (Schweizerische Volks Partei) ist dank ihrem letzten Wahlerfolg träge geworden. Wenn es sie nicht mehr bräuchte, könnte man sie auflösen. Doch in heutiger Zeit ist es immer wichtiger, eine Partei zu haben, welche die Bodenhaftigkeit, die Schollenverbundenheit praktiziert und zur Schweiz Sorge trägt. Sie hat also weiterhin noch einen grossen Auftrag zu erfüllen, ich hoffe auf ihre wiedererwachte neue Tatkraft und Wählerstärke.
    Ich hoffe es gelingt mir und natürlich auch Ihnen, die Dinge etwas anders anzuschauen, nicht immer einfach mit der Herde mitzurennen, mit den Schafen mitzublöken oder mit den Möwen zu heulen. Schwierig in dieser Zeit wo Mainstream immer mehr Oberhand gewinnt und alles Andere, was einem nicht passt, sofort als Hetze oder Hetzer dargestellt wird. Doch ein wacher Geist, ein exakter Beobachter kann nicht anders und benimmt sich manchmal höflicher und ehrlicher als so mancher „Anständiger“. Denn wie letzthin erwähnt: Es gibt auch „Anständige Unanständige“. Mit Seifenschaum vor dem Mund und dem farbenfrohen „Kasperli-Kitteli“ umgehängt den Harmlosen mimend, hintendurch abartig böse jedoch Fäden, manchmal auch Seile, ja dunkle, verletzende Taue ziehend.
    So ein Jahr möchte man ja gerne mit einem tiefsinnigen und philosophischen Abschluss beenden, doch das kommt dann oftmals ganz „schepps“ heraus, weil man die Ambitionen zu hoch schraubte.
    Darum Dank an M. Zehnder für seinen „Meinungsfreiheits-Blog“ von ganzem Herzen.
    Und die allgemeinen „Soft-Wünsche“ und Hoffnungen, welche mir nicht so liegen? – Lassen wir es doch den Schweizer Liedermacher aus dem Kanton Bern, Peter Reber, aussprechen bzw. singen; zwar auch „von gestern“, das aber so schön, herzlich, gehaltvoll, melodieus, zeitlos und einmalig…

    1. … zu dieser langen Rede nur ein kleines Detail: Die Sendung mit Herr Somm habe ich nicht deshalb nicht weiter geschaut, weil er einen andern Standpunkt, sondern weil er gar keinen vertreten hat. Ich habe mich schlicht und einfach nur gelangweilt, und dafür ist mir meine Zeit zu schade.

  2. «Lasciate ogni speranza voi ch’entrate» steht für die einen über Dantes Tor zur Hölle, für andere ist es das Tor zum Paradies. Vielleicht ist ja auch beides – Hölle und Paradies – das gleiche? Was, weshalb, wie, wo und wozu auch immer: das mühselige Sterben lassen von Hoffnungen befreit mich immer wieder aufs Neue. Eine meiner ganz grossen Hoffnungen war: Wissen verändert die Menschheit. Eine andere: Menschen nutzen lieber die Chance von Neuem, als am Gewohnten zu leiden. Und eine dritte: Wer sagt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, bedauert, eine Chance nicht genutzt zu haben und wird es bei nächster Gelegenheit um so mehr tun. Meine persönlichen Leitfragen lauten nach wie vor und unverdrossen auch fürs 2018: Tue ich, was ich weiss und glaube … und wenn ja: warum? … und wenn nein: warum nicht?

  3. Danke Herr Zehnder für Ihren Kommentar zum Thema Hoffen. Sie haben in Allem recht, was sie schrieben. Hoffen bringt nichts. Auch nicht meine illusorische Hoffnung, Frauen könnten die Welt zum Bessern verändern. Sie haben Null Chancen, solange überall patriarchalische Strukturen herrschen. Seit ich das Stimmrecht habe, (ich war über 30), wähle ich konsequent nur noch Frauen. Täten das alle Frauen, hätten wir eine Mehrheit in den Gremien und vielleicht andere Meinungen zu wichtigen Fragen. Wenigstens in unserer Demokratie. Frauen seien zu emotional, heisst es, aber genau das bräuchte es. Mehr Empathie, weniger streben und festkrallen an die Macht, aufhören mit aufrüsten, Kriege führen, foltern. Eine andere, schützende Einstellung gegenüber allen Menschen könnte vielleicht etwas verändern. Würden die Männer Kinder austragen, gebären, sie nähren und umsorgen, hätten sie automatisch mehr Respekt vor dem Leben. Sie würden sie nicht in sinnlose Kriege schicken und ihnen suggerieren, das sei heldenhaft und ihre Pflicht, dem Vater!land gegenüber. Wie gesagt, diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Nun ist auch mein Kommentar länger geworden als ich es wollte. Uiui. Mit den Möwen zu heulen ist eine lustige Vorstellung, noch lustiger wäre es, mit Herrn Zweidler zu kreischen, am liebsten im Duett.

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