Das Fernsehen ist wichtiger, als wir meinen. Noch.
Eigentlich sollte das Fernsehen ja schon lange die Klappe halten und sich auf dem Sterbebett seinem Schicksal ergeben. Doch allen Prognosen zum Trotz tanzt das alte Medium sich immer wieder von Neuem ins politische Rampenlicht. Ich denke an den Milliardenvergleich zwischen Fox News und Dominion in den USA – mit unerwarteten Folgen diese Woche. An die mit harten Bandagen geführte politische Auseinandersetzung um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Europa, insbesondere in der Schweiz. Eine Auseinandersetzung, die auch von der Annahme befeuert wird, dass das Fernsehen bald nicht mehr wichtig sei und SRF nicht erwünscht. Und dann das: Die neusten Nutzungszahlen aus der Schweiz zeigen, dass das gute alte Fernsehen in den letzten Monaten stark zugelegt hat und SRF auch im Netz äusserst beliebt ist. Springt die alte Dame dem Tod doch noch von der Schippe? Und was bedeutet das politisch? In meinem Wochenkommentar versuche ich, die verschiedenen Ereignisse der Fernsehwelt zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
Zuerst einmal muss ich einen Irrtum einräumen. Wenigstens einen halben. Letzte Woche habe ich an dieser Stelle den Vergleich zwischen Dominion Voting Systems und Fox News kommentiert. Das Fernsehnetzwerk von Rupert Murdoch hat eingewilligt, der Wahlmaschinenherstellerin fast eine Milliarde Dollar zu bezahlen. So konnte Murdoch verhindern, dass er selbst und viele seiner prominenten Moderatorinnen und Moderatoren in den Zeugenstand gerufen und vor aller Welt gezwungen werden, ihre Lügen zuzugeben. Mein Fazit war: Lügen haben Konsequenzen. Manchmal wenigstens. Meine Prognose: Trotzdem wird sich bei Fox News so schnell nichts ändern. Fox und der rechtsgerichtete Teil der amerikanischen Öffentlichkeit haben sich in einer Blase eingerichtet, die für den Sender sehr lukrativ ist.
Und dann entliess am Montag Fox News völlig überraschend Tucker Carlson. Der Starmoderator ist das Gesicht des rechtsextremen Amerikas. Jahrelang hat er sich völlig unbehelligt in seinen Sendungen antisemitisch, rassistisch und homophob geäussert. Er hat die Verschwörungserzählung vom «Great Replacement», dem angeblich geplanten grossen Austausch der Bevölkerung in den USA, und Falschmeldungen über die Wahl von Joe Biden verbreitet. Dabei hat er die republikanische Partei förmlich vor sich hergetrieben und Ideen wie das Umsiedeln von Geflüchteten in demokratische Bundesstaaten eingebracht. Fox News hatte bisher eisern zu seinem Star gehalten, weil «Tucker Carlson Tonight» die wichtigste Show auf dem Sender war. Ja: «Tucker Carlson Tonight» war zeitweise mit über fünf Millionen Zusehern das meistgeschaute Kabelfernsehprogramm überhaupt. Am Freitag war Tucker noch wie immer auf dem Sender, am Montag machte Fox in dürren Worten bekannt, dass man künftig getrennte Wege gehen werde.
Wer ist wichtiger – Tucker oder Fox?
Ich habe mich also geirrt: Bei Fox News hat sich schneller etwas geändert, als wir alle dachten. Bloss: Möglicherweise hat Murdoch seinen Star-Moderator aus einem ganz anderen Grund rausgeworfen. Gegen Tucker läuft ein weiteres Verfahren, das für den Sender ebenso gefährlich werden könnte: Abby Grossberg, die bis vor Kurzem als Produzentin für «Tucker Carlson Tonight» arbeitete, hat Klage gegen ihren ehemaligen Boss eingereicht. Es geht um stark frauenfeindliche und sexistische Aussagen von Tucker und einem misogynen Arbeitsklima. Tuckers Vorgänger Bill O’Reilly ist 2017 wegen ähnlicher Vorwürfe entlassen worden.
Wie Tucker hielt sich auch Bill O’Reilly für wichtiger als das Fernsehnetzwerk. Bis ihn Murdoch vom Hof wies und O’Reilly in der Versenkung verschwand. Und Tucker Carlson? Angebote von anderen Fernsehstationen hat er zwar, darunter ein Angebot von «Russia Today». Inhaltlich würde er zum russischen Propagandakanal passen. Vermutlich kassiert er aber eine Abgangsentschädigung, die mit einem Konkurrenzverbot verbunden ist. Oder braucht Carlson gar keinen Fernsehkanal mehr? Am Donnerstag hat er ein Video auf Twitter veröffentlicht, das innert kürzester Zeit über 20 Millionen Mal aufgerufen worden ist. Könnte Carlson seine Inhalte also künftig über die sozialen Medien verbreiten?
Fernsehen oder soziale Netzwerke
Das bringt uns zu unserem eigentlichen Thema. Es ist die Frage, wie wichtig das klassische Fernsehen heute noch ist. Es ist auch die Erinnerung an den alten Traum von der Demokratisierung der Medien: Jeder Mensch mit einem Internetanschluss kann zum Sender werden. Alle haben gleich lange Spiesse. Bloss: Diese Vorstellung ist naiv. Denn das Internet ist gross und es überquillt vor Inhalt. Wer online publiziert, löffelt Wasser in ein Meer. Zudem ist man dabei nicht einfach frei, sondern abhängig von der Gunst der grossen Netzwerke und ihrer Algorithmen. Selbst ein Tucker Carlson könnte auf YouTube, Facebook und Twitter nicht wüten wie bei Fox News. Die Netzwerke haben mittlerweile Regeln eingeführt gegen Rassismus und Homophobie.
Es kommt aber noch etwas ganz anderes dazu. Bei Medien geht es nämlich nicht nur um Technik und es ist nicht nur eine Frage der Inhalte. Damit Medien erfolgreich sind, müssen sie Gewohnheiten etablieren. Das Lesen der Tageszeitung zum Frühstück, das Hören der Radionachrichten am Mittag, die abendliche «Tagesschau», das waren Gewohnheiten, die sich über Jahrzehnte etabliert haben. Im digitalen Raum ist es viel schwieriger, solche Gewohnheiten zu etablieren. Die Tageszeitung lag im Briefkasten, ob wir nun daran dachten oder nicht. Sollte sich Tucker Carlson ins Internet zurückziehen, muss er darauf bauen, dass seine Fans daran denken, seine Angebote aufzurufen.
Medien sind eine Sache der Gewohnheit
Bis zu einem gewissen Grad können Newsletter solche Gewohnheiten aufbauen: Wer meinen Wochenkommentar-Newsletter abonniert hat, erhält jeden Freitag den Hinweis auf den neuen Kommentar. Ohne Newsletter würde nur ein Bruchteil meiner Leserinnen und Leser daran denken, meine Website aufzusuchen. Auch Newsletter gehen aber gern vergessen, sie werden als Spam ausgefiltert oder das Abo wird gelöscht. Die Gewohnheit, am Abend vor dem Fernseher Platz zu nehmen und einen Knopf auf der Fernbedienung zu drücken, ist viel, viel stärker.
Das erklärt auch, warum das lange totgesagte Fernsehen immer noch recht munter ist. Diese Woche sind in der Schweiz die Nutzungszahlen für das erste Quartal 2023 veröffentlicht worden. Das Resultat: Im sogenannten Bewegtbildmarkt verfügt das klassische Fernsehen nach wie vor über die mit Abstand grösste Tagesreichweite. 59 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer setzen sich jeden Tag vor die gute alte Glotze. Nicht nur ist diese Zahl bemerkenswert hoch, das klassische Fernsehen hat zudem im dritten Quartal in Folge leicht zugelegt. Dies im Gegensatz zu YouTube und Netflix, den Nummern zwei und drei in Sachen Bewegtbild-Tagesreichweite: beide stagnieren.
Streaming, aber SRF
Das bestätigt eine Studie von Moneyland über die Streaminganbieter in der Schweiz, die ebenfalls diese Woche veröffentlicht worden ist. Zwar nimmt die Zahl der Menschen, die Video-Streaming-Plattformen nutzen, in der Schweiz weiter zu. Im letzten Jahr haben 92 Prozent der Schweizer Bevölkerung Videos über das Internet gestreamt. So viele waren es noch nie. Auch diese Studie zeigt aber, dass Netflix stagniert. Laut Umfrage haben 58 % der Schweizerinnen und Schweizer Zugang zu Netflix. Wichtiger als Netflix ist in der Schweiz nur YouTube, allerdings nutzen die meisten Menschen lediglich den kostenlosen Zugang. Hinter den beiden Grossen holen TikTok, Disney Plus und die Angebote der Fernsehsender auf. Diese Angebote hat Moneyland zum ersten Mal abgefragt. Mit überraschendem Resultat: Hinter YouTube und Netflix hat sich «Play SRF» noch vor TikTok auf den dritten Platz geschoben. «Play SRF» ist die Streamingplattform, wo alle Sendungen von SRF per Internet oder über die gleichnamige App abrufbar sind.
Die Zahlen sind eindrücklich. Sie zeigen zum einen, dass das klassische Fernsehen allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor genutzt wird – und dass zum anderen die amerikanischen Anbieter im Schweizer Internet nicht einfach durchmarschieren. Die Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender SRF und RTS sind erstaunlich beliebt. Wenn die politische Rechte also danach schreit, dem «linksversifften Staatsfernsehen» «endlich den Stecker zu ziehen», wie es Onlinekommentare auf Weltwoche.ch immer wieder fordern, dann ist das ein Anliegen, das definitiv nicht im Sinne der Bevölkerung ist, sondern allein einer politischen Agenda folgt.
Beschwerden zur Ukraine-Krieg-Berichterstattung
Denn politisch sind die öffentlich-rechtlichen Sender in Europa das Gegenmodell zu den amerikanischen Sendern wie Fox News und MSNBC. US-Sender beziehen politisch eindeutig Stellung. Sie lassen sich einem der beiden politischen Lager zuordnen. Publikum und Sender verschränken sich zu einem Regelkreis, der dazu führt, dass die Sender mit immer extremeren Inhalten ihrem Publikum zu gefallen versuchen. Die Aufmerksamkeit des Publikums ist die zentrale Währung: Es ist der Zucker, mit dem die Zuseher die Sender zum Tanzen bringen. Der Vorteil: Die Linke und die Rechte, sie haben beide «ihre» Fernsehsender. Republikaner und Demokraten haben medial je eine Heimat.
In Europa ist das ganz anders: Hier bei uns sind die öffentlich-rechtlichen Sender der Ausgewogenheit und Neutralität verpflichtet. Sie müssen Themen sachgerecht darstellen. Wer nicht zufrieden ist damit, kann sich an eine unabhängige Beschwerdestelle wenden. Die Ombudsstelle der SRG-Deutschschweiz hat diese Woche ihren Jahresbericht publiziert. Resultat: 2022 sind fast 1000 Beschwerden eingegangen. Das ist zwar etwas weniger als in den beiden Vorjahren, aber immer noch mehr als doppelt so viel als vor der Pandemie. In den Vorjahren betrafen die meisten Beanstandungen die Corona-Berichterstattung. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist es die Berichterstattung über den Angriff Russlands auf sein Nachbarland, die als vermeintlich nicht sachgerecht kritisiert wird. Die Beanstander zeigten für Russlands Motive im Ukraine-Krieg Verständnis und verteidigten argumentativ die russische Sichtweise. Die Ombudsstelle hat die Berichterstattung untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass SRF nicht unsorgfältig oder unausgewogen berichtet.
Die unmögliche Aufgabe der Öffentlich-rechtlichen
Das Beispiel verdeutlicht: Man kann es nie allen recht machen. Genau das ist aber die unmögliche Aufgabe öffentlich-rechtlicher Sender. Es gab wohl eine Zeit, da war die politische Meinung zwischen Links und Rechts etwa nach Gauss verteilt: Die Mehrheit fand sich irgendwo in der politischen Mitte. Das ist nicht mehr so. Der rasche Wandel der Gesellschaft und die Rabbit-Hole-Effekte im Internet haben dazu geführt, dass die Pole gestärkt wurden. Die Gausssche Kurve wurde vielleicht nicht gerade invertiert, aber die Mitte ist keine Mehrheitspositon mehr.
In Amerika ist das kein Problem, weil die linken und die rechten politischen Flügel über entsprechend positionierte Fernsehnetzwerke verfügen.
In der Schweiz funktioniert das nicht, weil in der Mitte, wo SRF per Gesetz positioniert ist, eine immer grössere Lücke klafft. Die logische Folge: Der per Auftrag in der Mitte positionierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann es immer weniger Menschen recht machen, weil immer weniger Menschen sich in der Mitte positionieren.
In der Schweiz nimmt die Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk jetzt Fahrt auf. Zwar haben 2018 über 70 Prozent der Stimmbevölkerung eine Abschaffung der Rundfunkgebühren und damit der SRG an der Urne abgelehnt. Rechtsparteien haben aber schon die nächste Initiative lanciert und wollen die Gebühren auf 200 Franken pro Jahr beschränken. Weil gleichzeitig Gewerbetreibende gar keine Radio- und Fernsehgebühren mehr bezahlen müssten, käme eine Annahme der Initiative einer Abschaffung der SRG in ihrer heutigen Form gleich. Dem Schweizer Medienmarkt würde etwa eine halbe Milliarde Franken entzogen – Geld, das für die Kreation von Inhalten fehlt. Denn durch Werbung oder Pay-TV könnten die Gebühren nicht ersetzt werden, das zeigen die aktuellen Zahlen aus dem Werbe- und dem Streaming-Markt. Und wie wird in der Schweiz eine Debatte lanciert? Indem der Bundesrat auf die Bremse steht: Diese Woche hat er entschieden, die Arbeiten zur neuen Konzession der SRG auf Eis zu legen und erst mal eine Denkpause einzulegen. Heisst im Klartext: Der Bundesrat wartet auf eine Initiative, die noch nicht einmal eingereicht worden ist.
Das war ein grosser Bogen:
- Die Entlassung von Tucker Carlson.
- Die Frage, ob er sich auch auf den sozialen Netzwerken als Leader der amerikanischen Rechtsaussen behaupten kann.
- Die Studien, die zeigen, dass allen Unkenrufen zum Trotz das lineare Fernsehen wichtig ist und dass SRF sich auch im Streaming-Markt behauptet.
- Das Problem der öffentlich-rechtlichen Sender, die es immer weniger Menschen recht machen.
- Die Frage, wie die Politik damit umgehen soll.
Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen? Vielleicht sollten wir ganz anders an das Problem herangehen. Vielleicht sollten wir nicht fragen, welches Rundfunksystem, welche Fernsehsender das Land am besten abbilden. Vielleicht sollten wir umgekehrt fragen, welches Rundfunksystem ein Land braucht. Die amerikanischen Fernsehsender, die nach links und nach rechts abdriften, haben stark zur Spaltung der USA beigetragen. Ist das ein sinnvolles Modell für die Schweiz? Ich glaube nicht. Unser Land lebt politisch vom Kompromiss, also davon, dass sich alle Parteien in der Mitte einigen. Ich glaube deshalb, dass ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich bewusst politisch neutral verhält, das Beste ist, was unserem Land passieren kann. Die Linke und die Rechte wird zwar weiterhin schimpfen und zetern, aber Sie und ich, wir wissen jetzt, warum das so ist. So sein muss. Denn unsere Medien sollten das Land nicht spalten, sondern einen.
Basel, 28. April 2023, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Dann erhalten Sie jeden Freitag meinen Newsletter mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar, einen Sachbuchtipp, einen Tipp für einen guten Roman, das aktuelle Fragebogeninterview und mein persönlicher Tipp für ein gutes, digitales Leben. Einfach hier klicken. Und wenn Sie den Wochenkommentar unterstützen möchten, finden Sie hier ein Formular, über das Sie spenden können.
PPS: Wenn Sie den Wochenkommentar nur hören möchten, gibt es auch eine Audioversion. Hier der Link auf die Apple-Podcast Seite oder direkt auf die Episode:
Quellen
Bild: © KEYSTONE/Alessandro della Valle
Bundeshausjournalisten von SRF, RTR und RSI halten Bundesrat Ueli Maurer ihre Mikrofone hin.
Disclaimer: Als Medienwissenschaftler und Publizist unterstütze ich den medialen Service Public schon seit vielen Jahren, deshalb bin ich Vorstandsmitglied der SRG Region Basel. Nicht umgekehrt.
Bakom (2023): Bundesrat Plant Gesamtschau Zur SRG. In: Bundesamt für Kommunikation. [https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/das-bakom/medieninformationen/medienmitteilungen.msg-id-94591.html; 28.4.2023].
Battaglio, Stephen (2023): Tucker Carlson Departs Fox News, Pushed Out By Rupert Murdoch. In: Los Angeles Times. [https://www.latimes.com/entertainment-arts/business/story/2023-04-24/tucker-carlson-is-out-at-fox-news; 28.4.2023].
Bendix, Trish (2023): Late Night Responds To Fox News’s Ouster Of Tucker Carlson. In: The New York Times. [https://www.nytimes.com/2023/04/25/arts/television/late-night-tucker-carlson.html; 28.4.2023].
Beyeler, Ralf (2023): Video-Streaming: Alle Ausser Netflix Steigern Nutzerzahl. In: Moneyland. [https://www.moneyland.ch/de/streaming-schweiz-studie-2023; 28.4.2023].
Carlson, Tucker (2023): Good Evening. In: Twitter. [https://twitter.com/TuckerCarlson/status/1651376097349578753; 28.4.2023].
Foerster, Uwe (2023): Mediapulse Streaming Data: Aufwärtstrend Bei Klassik-TV Hält An. In: Horizont.net. [https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/mediapulse-streaming-data-aufwaertstrend-bei-klassik-tv-haelt-an-211501; 28.4.2023].
Girsberger, Esther und Schöbi, Kurt (2023): Jahresbericht Ombudsleute: Breiteres Angebot – Breitere Beanstandungspalette. In: SRG Deutschschweiz. [https://www.srgd.ch/de/aktuelles/news/2023/04/25/jahresbericht-ombudsleute-srgd-breiteres-angebot-breitere-beanstandungspalette/; 28.4.2023].
Millius, Stefan (2023): Wild Wuchernde SRG: Aus Anfänglich Drei Sendern Wurden 25. Die Verordnete Denkpause Von Albert Rösti Ist Mehr Als Nötig – Die Weltwoche. In: Die Weltwoche. [https://weltwoche.ch/daily/wild-wuchernde-srg-aus-anfaenglich-drei-sendern-wurden-25-die-verordnete-denkpause-von-albert-roesti-ist-mehr-als-noetig/; 28.4.2023].
Peters, Jeremy W.; Robertson, Katie und Michael, Robertson (2023): Tucker Carlson, A Source Of Repeated Controversies, Is Out At Fox News. In: The New York Times. [https://www.nytimes.com/2023/04/24/business/media/tucker-carlson-fox-news-dismissal.html; 28.4.2023].
Rehfeld, Nina (2023): Tucker Carlson meldet sich nach Rauswurf bei Fox News zu Wort. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tucker-carlson-meldet-sich-nach-rauswurf-bei-fox-news-zu-wort-18851907.html; 28.4.2023].
Reidel, Michael (2023): Streamingmarkt Schweiz: Stärkeres Streaming In Der Schweiz – Nur Netflix Profitiert Nicht – HORIZONT. In: Horizont.net. [https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/streamingmarkt-schweiz-staerkeres-streaming-in-der-schweiz—nur-netflix-profitiert-nicht-211473; 28.4.2023].
Signer, David (2023a): Fox News Trennt Sich Vom Aushängeschild Tucker Carlson. In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/international/fox-news-trennt-sich-vom-umstrittenen-aushaengeschild-tucker-carlson-ld.1735057; 28.4.2023].
Signer, David (2023b): Tucker Carlson: Was Sind Die Gründe Für Den Abgang Bei Fox News? In: Neue Zürcher Zeitung. [https://www.nzz.ch/international/tucker-carlson-was-sind-die-gruende-fuer-den-abgang-bei-fox-news-ld.1735248; 28.4.2023].
8 Kommentare zu "Das Fernsehen ist wichtiger, als wir meinen. Noch."
„Das Fernsehen sei wichtiger als wir meinen. Noch.“
Dank dem angehängten „Noch“ kann ich zustimmen.
CH-Medienpionier Roger Schawinski, mit erfolgreichem Freigang nach Deutschland zu Sat1 und in allen Disziplinen zuhause, sagte richtig: „Die Fernbedienung ist magisch. Und das Sofa. Einfach reinfläzen und mit der Fernbedienung drücken. Nicht scrollen, nicht mit der Maus hantieren, nicht aufstarten, nicht runterfahren. Einfach drücken. Und man ist erst noch die Macht, der Herr, die Frau im Hause. So einfach ist das“.
Roger Schawinski gibt es noch. Seine Aussage gibt es noch. Fernsehen ist wichtig – noch.
Alles „noch“. Alles nicht meine Welt. Weil fremdbestimmt. Diese Gewohnheiten der „alten Welt“ werden weniger. Denn das Wahre, das Wertige, das Leben, die Luft, die Sonne, die Wärme, den Boden zu spüre, das Licht des Himmels kann kein TV bieten der Welt bieten (…nicht mal das dauerüberhöht-eigengelobte Schweizer Farbfernseh‘).
Fragt man die Sterbenden z.B. im „Felix-Platter-Altersmedizin-Gebäude“ (welch schönfärberischer Name) zu Basel, was sie missen im Lebenslauf, kommen Antworten wie „zuwenig Zeit mit meinen Kindern“, „zuwenig Schönes mit meiner Frau“ oder „besser zu Mutter Erde zu schauen…“
Es kommt nie zuwenig „Gredig-direkt“ oder „Stadt-Land-Talent“ oder „Tschugger“ geglubscht.
Eindrücklich. Auch kommt nie zuwenig „Beschatter“ oder Staats-Kabarettist Mike Müllers
l u s t g e r „Bestatter“ mit den Guckerln konsumiert zu haben… In den letzten Stunden geben TV-Narrenkastel-Serien, Filme und Show und Dudelfunk keinen halt mehr.
Denn der wahre Bestatter ist nah und wartet unten. Gar nicht lustig.
Danke, Matthias Zehnder, für diese Einsichten.
Eindrücklich für mich: wie die US-medien ein Spiegel der Polarisierung des Landes sind..
.. wie sie die Gegensätze & Unvereinbarkeit noch verstärken, weil sie fast alles zu tun bereit sind, um Quote & Aufmerksamkeit zu gewinnen..
.. und wenn Schrillheit zum Mass aller Dinge wird, dann werden Personen wie Tucker Carlson zu Stars..
.. auch wenn [oder gerade weil] die Geschichten, die sie verbreiten, Lügen sind..
.. darauf abzielend, auf Anklang zu stossen beim Publikum im ‚eigenen Lager‘, und leider nicht mehr den Werten verpflichtet, auf denen Journalismus meines Erachtens verpflichtet sein müsste: Wahrheit & Wahrhaftigkeit..
.. vor diesem Hintergrund ist es schwer verständlich, dass die Republikaner besonders viele [christlich] Gläubige auf ihre Seite ziehen können, wo doch diese Art Journalismus im Widerspruch steht zu den 10 Geboten & zu allgemeinen ethischen Grundsätzen.
Gespannt dürfen wir nun sein, wer die Nachfolge von Tucker Carlson antreten wird, & ob diese Person dann auch mit Herrn Donald Trump wetteifert um Höchstleistungen in der Disziplin ‚Anzahl Lügen pro Tag‘ [oder ev. pro Stunde 😉 ]
Mit der Ist-Analyse stimme ich überein. Übrigens: Bei den 226 Journalistinnen und Journalisten, die per Fragebogen interviewt wurden, ist mir aufgefallen, dass kaum eine oder einer – ausser vielleicht Sport – je Fernsehen schaut. Selber nutze ich es, um zu erfahren, was für die Bevölkerung mehrheitstauglich als lauer Kompromiss antizipiert bzw. konstruiert wird. Für radikale Kompromisse, die alle möglichen und wichtigen Aspekte einer Sache kreativ berücksichtigen, braucht es mehr Profil: Und den Mut, unterschiedliche Meinungen unausgewogen zum Ausdruck kommen und stehen zu lassen. Und natürlich braucht es auch Zuschauerinnen und Zuschauer, die das aushalten, und die fähig und frei sind, sich souverän eine eigene Meinung zu bilden.
Unter uns: Ich habe gar keinen Fernseher. Meine Kinder sind ohne Glotze aufgewachsen, dafür mit Michael Ende, Astrid Lindgren und vielen anderen…
Dass ich keinen Fernseher habe, heisst aber natürlich nicht, dass ich nicht viele journalistische Leistungen von SRF beziehen würde. Einmal ganz abgesehen vom Radio lassen sich die Leistungen ja auch per App oder Computer anschauen. Insgesamt geht es aber nicht Um Sie und mich. In der Deutschschweiz lag die durchschnittliche Fernsehdauer der über 15-Jährigen im 2. Halbjahr 2022 bei rund 115 Minuten pro Tag. Das ist im europäischen Vergleich wenig, aber es ist immer noch sehr viel.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Jetzt wird mir auch klar, warum die Mitte in der Schweiz zwar bei fast allen Abstimmungen die Parole der Mehrheit vertritt, aber trotzdem auf einen (noch?) schrumpfenden Wähleranteil kommt.
Wobei man zwischen der Partei Die Mitte und der politischen Mitte unterscheiden muss… Aber um die Mitte steht es nicht viel besser als um Die Mitte. Und umgekehrt.
…..Wieso man jetzt bei diesem Fachbeitrag plötzlich noch mit politischen Parteien hinter dem Ofen hervorkommt? Ich weiss, Herr Custer hat politische Ämter. Und ich weiss, es ist Wahl-, Zahl- und Zitterjahr.
Doch „Die Mitte“/“Die Mitter“?/ „Die Mittler“?/ „Die Mittenden“?/ „Waagenzüngler“?/“Mittläufer“?/
„Zentristen“/, „Mittelmässige“/“Die Dazwischen“/ „Acción Mittante“/ „Mittanten“ sind nun auch nicht sooo wichtig, bei jedem Deut erwähnt werden zu müssen…..
D
Wie keine andere Partei nicht, kann es auch «Die Mitte» nicht bringen. Aber ebenso nicht das auf eine politische Mitte getrimmte Mehrheitsprinzip: Weil es dazu animiert, sich weniger mit einer Sache an sich, als mit der Macht zu beschäftigen. Oder anders gesagt: Wichtig ist nicht die Sache, sondern dass man zum Clan gehört, der die Macht der Mehrheit erlangt und folglich bestimmen kann, was für alle gilt. Ist dies ausgeprägt der Fall, können nach dem Machtschach- und/oder Mehrheitsprinzip getroffene Entscheidungen nur zufällig von guter Fachqualität sein. In der Regel führen nämlich solche Entscheidungen nicht zu Lösungen, die alle relevanten Aspekte nachhaltig zukunftsfähig umfassen: Was die Politik tendenziell und substanziell handlungsunfähig machen kann!