Die Macht der falschen Nachrichten – und die richtige Antwort darauf

Publiziert am 25. November 2016 von Matthias Zehnder

Das Internet hat eine Seuche: Fake News. Diese gefälschten Nachrichten sind äusserst beliebt – vor allem, wenn sie der Meinung des Lesers entsprechen. Dann verbreiten sie sich in Windeseile über das Netz, ganz egal, wie unglaubwürdig sie sind. Die Menschen basteln sich aus den passenden Nachrichten ihr eigenes Bild der «Realität». Dagegen ist sehr schwer anzukommen. Schon gar nicht mit einem Verbot. Es gibt nur ein einziges Mittel, das helfen würde.

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Die Nachrichten verbreiteten sich im amerikanischen Internet wie ein Lauffeuer: Papst Franziskus unterstützt Donald Trump! Hillary Clinton hat den ISIS-Terroristen Waffen verkauft! Vor allem auf Facebook wurden die Nachrichten viele Hunderttausend Mal geteilt. Experten sagen heute: Solche Nachrichten haben die Wahl zumindest mitentschieden. Bloss: Die Nachrichten sind falsch.

«Fake News» nennen die Amerikaner solche Nachrichten. Das Problem dabei: die gefälschten Nachrichten verbreiten sich im Internet schneller als die echten News. Laut einer Studie von Buzzfeed sind die 20 am meisten geteilten falschen Nachrichten deutlich häufiger geteilt worden als die 20 am meisten geteilten realen Nachrichten. Das hat wohl zu einer Verfälschung des Wahlresultats geführt, denn von 20 Fake News haben 17 Nachrichten Donald Trump genützt.

Fake News auch in der Schweiz

Solche gefälschten Nachrichten gibt es auch bei uns und auch bei uns werden sie von Rechtsaussen gestreut. Zum Beispiel die Geschichte über Flüchtlinge, die mit Geld von der Caritas teure Gratis-Handys erhalten. Ein Augenzeuge habe beobachtet, wie Schwarzafrikaner im Swisscom-Shop Globus Luzern die teuersten iPhones kauften – die Caritas habe bezahlt. Die Geschichte machte im Web die Runde und wurde heftig kommentiert und stark weiterverbreitet – bis die Caritas reagierte und klarstellte: Diese Geschichte ist schon älter, geistert immer wieder im Internet herum und schafft es sogar über die Grenzen hinaus. Abgesehen davon, dass es seit Jahren keinen Swisscom-Shop mehr im Luzerner Globus gebe: Wir zahlen keine Handys. Ein/e Asylsuchende/r im Zentrum für Asylsuchende erhält 11.40 Franken pro Tag für alle Ausgaben.

Eine der bekanntesten Schweizer Fake News stammt von Alt-SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli: Er behauptete in der «Weltwoche» von Parteikollege Roger Köppel, dass in Zollikon am Zürichsee alte und pflegebedürftige Menschen aus einem Heim geworfen würden, damit 120 Asylbewerber einquartiert werden könnten. Obwohl die Geschichte kreuzfalsch ist – es handelt sich um ein baufälliges, ehemaliges Altersheim, das möglicherweise zwischengenutzt werden sollte, weil dessen Bewohner in einen Neubau gezogen waren – hielt sich die Geschichte standhaft im Internet.

Das Vorurteil ersetzt die Realität

Warum sind die Fake News nicht auszurotten? Warum glauben die Menschen Humbug wie eine Nachricht, dass Barack Obama heimlich ein radikaler Muslim sei? Warum glauben sie Websites wie «Donald Trump News» oder «Breitbart», schimpfen aber etablierte Medien Lügenpresse? Die Antwort ist vermutlich ganz einfach: Sie glauben den gefälschten Nachrichten, weil sie ihnen glauben wollen. Oder anders gesagt: Es gibt keine glaubwürdigen Medien mehr, sondern nur noch glaubwürdige Meinungen. Und glaubwürdig sind Meinungen genau dann, wenn sie der eigenen Meinung entsprechen.

Die Folge: Im Weltbild der Menschen richtet sich nicht mehr das Bild nach der Welt, sondern die Welt nach dem Bild. Die Menschen basteln sich immer häufiger jene «Realität», die genau zur eigenen Meinung passt. Das Vorurteil ersetzt das Urteil. Perception is Reality – die Wahrnehmung ersetzt die Realität.

Gefälschte Nachrichten zahlen sich aus

Gefälschte Nachrichten gab es schon immer, sei es in Form von Leserbriefen oder von professioneller Desinformation. Noch nie konnten Lügenbarone aber ihre Falschmeldungen so ungebremst verbreiten  – und noch nie lohnte es sich für sie so direkt. Eine kanadische Fake-News-Website, die von zwei Jugendlichen betrieben wird, verdiente mit Meldungen über den jungen, kanadischen Premier Justin Trudeau in einem Monat mit Werbeschaltungen auf ihrer Seite über 10’000 kanadische Dollar. Ganz schön viel Geld für zwei Jugendliche.

Möglich ist das, weil sich die Nachrichtenfälschungen per Facebook in Windeseile verbreiten. Viele Politiker fordern deshalb, dass Facebook gefälschte Nachrichten vom Netz nehmen soll. Technisch ist das ohne weiteres möglich. Facebook sieht sich in China mit genau dieser Anforderung konfrontiert. China verlangt von den Sozialen Netzwerken, dass sie die Welt so zurechtfiltern, wie die Politführung in China sie haben will. Sollen wir im Westen ein ähnliches Prinzip anwenden, um gefälschte Nachrichten zu unterdrücken?

Bloss: Wer würde die Nachrichten sortieren in erlaubte richtige und verbotene falsche? Und wie soll das gehen? Dass der Papst Donald Trump nicht unterstützt, lässt sich (vielleicht) noch relativ rasch verifizieren. Abstrakt gesagt: Wir können uns über den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht verständigen. Aber was ist mit Nachrichten über Sachverhalte, deren Wahrheitsgehalt bestritten wird?

Klimaerwärmung und Pornografie

Nehmen wir die Klimaerwärmung, die von rechten Politikern negiert wird. Donald Trump hat im Wahlkampf bekanntlich gesagt, die Klimaerwärmung sei eine Erfindung der Chinesen, um die USA lahmzulegen. Eine Nachricht über die Klimaerwärmung ist also aus Sicht der Linken richtig, aus Sicht der Rechten falsch. Oder denken Sie an eine Nachricht über die Evolution, die von Kreationisten abgelehnt wird. Was bedeutet das für Facebook?

Konkrete Erfahrungen gibt es im Internet mit Filtern, die Pornografie ausfiltern sollen. Das ist auf den ersten Blick einfach, weil die Filter sich auf ein kleines Set an Wörtern (Penis, Vagina) und eine eng beschränkte Bildwelt beschränken können. In der Praxis ist es aber erstaunlich schwierig, dafür zu sorgen, dass Websites, die über Geschlechtskrankheiten aufklären oder vor der weiblichen Beschneidung warnen, nicht ausgefiltert werden.

Satire oder Desinformation?

Das bedeutet: Der Extremfall, also ein harter Porno oder eine klar gefälschte Nachricht, sind oft einfach auszumachen. Aber es kann sehr schwierig sein, die Grenze zu ziehen. Wie weit geht die Meinungsfreiheit? Deckt sie auch falsche Nachrichten ab? Viele der Websites, die gefälschte Nachrichten produzieren, bezeichnen sich als Satire-Websites. In der Tat arbeiten echte Satire-Websites mit ähnlichen Mitteln, in Deutschland etwa der «Postillon», in der Schweiz der «Basler Bote». Die satirische «Heute Show» im ZDF ist nichts anderes als eine Art satirische Nachrichtensendung und auch «Giacobbo/Müller» im Schweizer Fernsehen erinnert an ein Nachrichtenmagazin. Was, wenn die Satire unerwünschte Wirkungen hat? Wird sie dann ausgefiltert?

Was also tun mit den gefälschten Nachrichten? Braucht es strengere Regeln im Internet? Ich habe vor vielen Jahren ein Buch über genau dieses Problem geschrieben: Gefahr aus dem Cyberspace? Das Internet zwischen Freiheit und Zensur. Erschienen ist das Buch 1989 – eine Zeit, in der Amerika über ein Gesetz namens Communicatons Decency Act diskutierte. Dieses Sittlichkeitsgesetz wollte Pornografie im Internet verhindern. Ich habe damals dafür plädiert, die Probleme nicht technisch lösen zu wollen, sondern in die Bildung der Benutzer zu investieren.

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Dafür plädiere ich auch heute. Technisch lässt sich das Problem der Fake News allenfalls für unbestrittene Extremfälle lösen. Wir werden aber nie allem Müll im Netz habhaft. Besser als die Installation eines technischen Filters ist es, die Benutzer zu bilden und sie zu befähigen, echte Nachrichten von falschen zu unterscheiden. 1989 habe ich geschrieben: Das wichtigste Mittel gegen gefährliche Inhalte (nicht nur aus dem Internet) ist Bildung und Erziehung zum mündigen Menschen im kantischen Sinn. Das gilt auch heute noch: Wir müssen nicht in die Technik investieren, sondern in die Menschen.

5 Kommentare zu "Die Macht der falschen Nachrichten – und die richtige Antwort darauf"

  1. „Das wichtigste Mittel gegen gefährliche Inhalte ist BILDUNG und ERZIEHUNG“. Schöner runder Schlusssatz, aber wenn´s nur so einfach wäre. Ist es nicht – doch hier wird es spannend – dem müssen wir nachgehn. Bildung und Erziehung kann man verschiedenartig machen: Als erstes fällt einem die Schule ein: Politische Bildung eintrichtern mit linkslastigen Lehrern war bei uns und ist immernoch Normfall. „Liebe Jugend, in der CH gibt’s Parteien. Z.B. die SP oder die rechtspopulistische SVP“= In Schulstuben gang und gäbe, aber nicht neutral. Nochmals: „Liebe Jugend, in der CH gibt’s Parteien. Z.B. die linkspopulistische SP oder die SVP“= Kommt in unsern Schulhäusern nicht vor, aber ebenfalls nicht neutral vermittelt. Das Schweizer Schulsystem führt zunehmend (unbewusste) Denkverobte ein. Wer nicht mitspielt in der Mainstream-Meinung der Lehrkräfte (und deren Politikverständnis), im Kult der politischen Korrektheit wird abgehängt. Angepasstheit zählt mehr als Innovation, verkrampfter linkslastiger Gehorsam ist entscheidender als gesunde Lebendigkeit. Junge taffe Secondos erzählen: „Muesch immer uff sozial mache, SVP blöd und so – denn hesch Zucker“. Sie checken wie der Hase in der CH läuft, ob dies bei Volljährigkeit nicht das Gegenteil hervorruft?
    Bildung im Internet, z.B. auf der OFFIZIELLE Webseite der EU kann nicht verkehrt sein und bildet…Doch Ohjee: Dort liest man nichts von Überteuerten Straßenbauprojekten, verpuffte Agrarhilfen – und dass beim Einsatz von EU-Geldern weiter in großem Ausmaß geschlampt oder getrickst wird. Korruption „Made in Süd- + Osteuropa“ ist dort kein Thema. Man liest nichts, dass in der Slowakei eine völlig überteuerte Lagerhalle finanziert wurde. Dass der Preis für den beschafften Beton sechsmal höher war als der normale Marktpreis und dass die Kosten für das Projekt um mehr als die Hälfte niedriger hätten ausfallen müssen. Auf der OFFIZIELLEN Webseite liest man nichts über ein Projekt zur Entwicklung von Cloud-Computing-Diensten, bei dem festgestellt wurde, dass der EU-Geld-Empfänger überhöhte Personalkosten geltend machte, indem er für die Berechnung eine Standardzahl an Arbeitsstunden heranzog, die höher als die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden war. Auch machte der Betreiber Bonuszahlungen und Ausgaben geltend, die nicht hätten gefördert werden dürfen.
    Die allesamt höchstbezahlen und allesamt steuerbefreiten EU-Beamten (im Gegensatz zu ihren Bürgern) BILDEN uns lieber offiziell mit schöngefärbte Erfolge, verleihen Ehrenpreise und verfügen Richtlinien zur Länge von Salatgurken und Kümmungsgraden von Bananen.
    Gar nicht so weit weg von dem, was z.B. Russland mit „manipulativer BILDUNG“ über verschiedene Kanäle mit uns macht. Wieso haben wir denn alle grosse Ehre und Verständnis für Russland? Wieso gibt es soviele „Putin-Versteher“ bei uns? Werner Reichel, Publizistik- und Ethnologiestudium an der Universität Wien, Radiojournalist und Autor, Lektor + Ausbildner der Journalismus-FH in Wien antwortet interessant: „Der jahrzehntelange Frieden und Wohlstand hat uns geprägt – viele Menschen können sich schlicht nicht mehr vorstellen, dass jemand keine friedlichen Absichten hat. Es ist natürlich auf bequem, alles zu relativieren, statt sich zu wehren. Dennoch ist auffällig, wie viele Fürsprecher Putin in Deutschland hat. Zum Vergleich: Mir ist kein prominenter Erdogan-Versteher bekannt.“ Auf die Frage, woran das liegt, antwortet der AusBILDNER: „Wähend die Sowjetunion noch mit dem Holzhammer agierte und uns unbewusst BILDETE, arbeiten die Russen heute mit den teuersten PR-Agenturen zusammen. Zum andern hat die russische Seite die Möglichkeiten, manche Leute hier gezielt unter Druck zu setzen (Stasi-Vergangenheit, Verbandlungen von früher / Stasi wurde in der DDR aufgelöst, was ist mit den 10´000 Verbindungsleuten im Westen, die für Stasi arbeiteten –wurden die auch aufgelöst? BILDEN die uns..?)“
    Die Bildung ist im Wandel und die, welche gebildet werden sollen, sind aber auch im Wandel: „Im Luxustreibhaus der westlichen Wohlstandsgesellschaften hat sich in langen Friedensjahrzehnten eine kulturelle Atmosphäre der Unwirklichkeit, der wattigen Abgeschnittenheit vom «echten Leben» ausgebreitet. Die grossstädtische (Pop-)Kultur mit ihren auto¬reflexiven Retromoden und ihrem totalen Mangel an Utopie und Zukunft sowie die zunehmende Virtualisierung der sozialen Beziehungen im Zuge der digitalen Revolution ¬haben für ein überall präsentes Käseglockengefühl gesorgt.“
    Bleiben (anstatt die Fake-News) die klassischen Medien und Journalisten für unsere BILDUNG… Das Vertrauen in diese Art schwindet in rasantem Tempo. Die vollig einseitige Berichterstattung wohin man sieht wird nicht mehr länger goutiert: Wie «unabhängig» der Journalismus wirklich ist, davon konnte man sich vor zwei Wochen in der US-Wahlnacht erschöpfend überzeugen, als sich das Senkblei einer suizidalen Niedergeschlagenheit z.B. auf den SRF-Bildschirm legte, nachdem die Hoffnungen des reportierenden Hillary-Clinton-Fanklubs im Leutschenbach-Studio am «Rattenfänger» Trump zerschellt waren. Das war kein Ausrutscher, sondern ein langer Moment der Ehrlichkeit. In dieser Wahlnacht wurde allen klar, dass zwischen Wirklichkeit und Selbstwahrnehmung z.B. der Schweizer SRG-Journalisten als „Bastion der Ausgewogenheit“ und „Qualität“ ein gewaltiger Graben klafft.
    Hören und schauen wir mal, wie schnell ein Politiker bei den grossen Schweizer Zeitungen mitsamt SRF ein «Rechtsaussen» ist. Und wie oft vernehmen wir für dessen Pendant zur Linken bei Print+SRF das Wort «Linksaussen»? Nie. Null. Zero. Wer vor Emigrantenströmen, Masseneinwanderung und EU-Debakel warnt, ist bei Tamedia/Ringier/SRF ein «Angstmacher». Grundsätzlich nie hören wir das Wort «Angstmacher» bei jenen, die beim Brexit den Untergang Grossbritanniens oder bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative den Zusammenbruch aller bilateralen Verträge und den wirtschaftlichen Totalkollaps voraussagen.
    Traurig! Soweit sind wir! Daran sollen wir uns BILDEN?! Doch ich will schnell zum Ende kommen. NUR noch dies:
    Vor einem Monat konnte sich SVP-Nationalrat Pirmin Schwander laut SRF-„Echo der Zeit“ hinter der Immunität «verstecken», wohingegen FDP-Nationalrätin Christa Markwalder letztes Jahr durch die Immunität «geschützt» wurde. Merken Sie die Finesse? Die Mehrheit merkt die Manipulation! So läufts!
    Trübseliges BILDUNGS/NEWS/MEDIEN-Fazit: Ob man den „Schwindel-oder Vortäuschungs-Nachrichten, wie „Fake-News“ auf Deutsch heissen, nun direkt auf den Leim geht oder für „Fake-News“ bezahlt und eine Zeitung kauft, ob man offizielle Webseiten liest, ob man in der Schule GEBILDET wird, ob man TV schaut, Radio hört ist bald einerlei. Da scheint US-President-elect Donald Trump noch am ehrlichsten, der seine Reden direkt ins „You-Tube“ stellt. Nicht mehr übers TV, nicht übers Radio und schon gar nicht mehr via schreibende Zunft. Gerade einem Journalisten wird dies Weh tun, aber mit obgenannter Manipulation schaffen sie sich selbst kometenhaft-schnell mitsamt ihren Postillen ab.

  2. «Braucht es wieder eine stärkere Perspektivenorientierung auf Persönlichkeitsentwicklung, Mündigkeit, Förderung von Gemeinschaftsinn, Selbstverantwortung, verantwortungsvolle Partizipation an der Demokratie und achtungsvollen Umgang mit der fragilen Umwelt?» Diese Frage ist mir diese Woche überraschend in einer Anfrage für eine Beteiligung am Bildungs- und Schulleitungssymposium 2017 begegnet, das alljährlich in Zug stattfindet. Überraschend deshalb, weil ich in den letzten 10-20 Jahren beobachtet habe, dass unser so genanntes Bildungswesen insbesondere auch als Reaktion auf den so genannten Pisa-Schock so genannt harmonisiert immer mehrheitsfähiger darauf getrimmt worden ist, ökonomisch verwertbares und testmässig abfragbares Know how zu vermitteln. Diese Entwicklung und die Gegenfrage vom Zuger Symposium stehen für mich sehr im Zusammenhang mit dem aktuellen Wochenkommentar von Matthias Zehnder. Ich überlege mir eine Beteiligung mit einem Beitrag zum Thema «Lernen in Vielfalt».

  3. Das langfädige Pamphlet von Thomas Zweidler fährt, ohne dass es der Autor wohl bemerkt, selbst auf einer sehr eingleisigen Schiene, was er gerade verallgemeinernd anprangert. Er schreibt von: „Bildung eintrichtern mit linkslastigen Lehrern = Normfall“, „wer nicht mitspielt in der Mainstream-Meinung der Lehrkräfte (und deren Politikverständnis), im Kult der politischen Korrektheit, wird abgehängt“, „verkrampfter linkslastiger Gehormsam“, „die völlig einseitige Berichterstattung, wohin man sieht“, „wieso haben wir denn alle grosse Ehre und Verständnis für Russland?“ – diese Zitate liessen sich zuhauf vermehren! Ich frage mich: Wann, wo und wie lange ging dieser gute Mann in die Schule, welche Zeitungen liest er denn und wie kritisch, mit wem verkehrt er an welchem Stammtisch, was hat er für ein Bildungsverständnis?? Einige Fakten und Hinweise, die er erwähnt, lassen sich durchaus belegen, (die USA-Wahlnacht-Reportage auf SRF habe ich ähnlich erlebt); aber ein grosser Teil strotzt vor Vorurteilen und Verallgemeinerungen, die auch durch Behauptungen nicht zu Tatsachen werden, selbst nicht nach erwähntem „ehrlichem“ Trump-Vorbild auf „You-Tube“! Unser Umgang mit dem Problem „Fake-News“ bleibt wohl noch für einige Jahre eine grosse Herausforderung, zuerst je für uns selbst, aber auch für öffentliche Institutionen, für Schule und Gesellschaft. Aber den Teufel mit Beelzebub austreiben zu wollen, galt schon zu biblischen Zeiten als keine erfolgversprechende Methode!

  4. Auch ich bin der Meinung, Bildung sei der Schlüssel zum eigenen Denken und damit zur Fähigkeit, Informationen selbst zu gewichten, zu filtern, zu hinterfragen. Gleichzeitig frage ich mich aber, ob Bildung die einzige Antwort auf Phänomene sein kann, welche in kürzester Zeit entstehen, sich weiter entwickeln und verändern. Die sich explosionsartig ausdehnende Digitalisierung und deren unendliche Anwendungsmöglichkeiten werden uns die Zeit kaum lassen, die eine inhaltreiche, tiefgehende Bildung und Erziehung breiter Schichten benötigt. Wir werden vermutlich kaum darum herum kommen, das Internet zu zügeln. Die totale Freiheit für alle darf es auch im world wide web nicht geben. Die Gefahren, beispielsweise für die Demokratie wurden aufgezeigt.

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