Fake News und die Sache mit der Wahrheit
Auf den ersten Blick ist die Sache klar: Fake News sind Falschmeldungen und das Internet ist voll davon. Doch auf den zweiten Blick zerbröselt die Klarheit wie ein zu trockener Sandkuchen am Strand. Denn «Fake News» wird heute allzu oft als Kampfbegriff benutzt. Zum Beispiel von Donald Trump: Was ihm nicht passt, nennt er Fake News. Das ist aber noch nicht das grösste Problem. Denn da ist die Sache mit der Wahrheit. Sie ist der bröselnde Kern des Sandkuchens. Das ist mir diese Woche wieder aufgefallen, als ich an einer Podiumsdiskussion an der Fachhochschule Nordwestschweiz teilgenommen habe. Die Diskussion mit den Studierenden hat mich zum Nachdenken gebracht – und diese Gedanken möchte ich mit Ihnen teilen. In meinem Wochenkommentar geht es deshalb diese Woche um das hässliche Wort «Fake News» und um den schönen Begriff «Wahrheit».
Diese Woche war ich an der Fachhochschule Nordwestschweiz auf einer Podiumsdiskussion zu Gast. Zusammen mit Henriette Engbersen von der SRG habe ich mit den Studierenden über Fake News diskutiert. Die Studentinnen und Studenten haben uns eine Reihe von Fragen gestellt, wir haben die Fragen beantwortet und miteinander darüber diskutiert. Einige Fragen lassen sich einfach beantworten. Etwa: Was sind Fake News? Fake News sind falsche oder irreführende Informationen, die absichtlich verbreitet werden. Ziel von Fake News ist es, die öffentliche Meinung zu manipulieren oder die Interessen von Unternehmen, Parteien oder Politikern zu fördern. Fake News sind also Desinformation.
Desinformation ist ein altes Phänomen. Denken wir nur an die Hexenverfolgungen im 15. und 16. Jahrhundert oder an die Dolchstosslegende nach dem Ersten Weltkrieg. Es stellt sich deshalb die Frage: Gibt es heute mehr Fake News? Das ist schon nicht mehr so einfach zu beantworten. Ich würde sagen: Professionelle Medien verbreiten heute eher weniger Falschnachrichten, weil der Wahrheitsgehalt einer Aussage viel schneller überprüft werden kann. Aber Zeitungen, Radio und Fernsehen machen nur noch einen kleinen Teil des Medienkonsums aus. Und im offenen Internet sieht es anders aus. Auf Facebook, YouTube, Twitter und TikTok sind Falschnachrichten an der Tagesordnung. Das Problem dabei: «Falschnachrichten verbreiten sich schneller, werden mit einer siebzigprozentigen Wahrscheinlichkeit eher von Nutzern geteilt und werden breiter gestreut.» So fasst die «FaZ» eine Studie des MIT zu Fake News zusammen. Der Grund: Fake News sind oft schlicht spannender, lustiger, überraschender – kurz: sie erregen mehr Aufmerksamkeit als echte Nachrichten und werden deshalb öfter geteilt.
Die Angst vor Falschnachrichten nimmt zu
Eine Folge davon: Immer mehr Menschen fürchten sich vor Fake News. Das ergab zum Beispiel eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland. Zwei Drittel der Befragten haben Angst vor Falschinformationen. Diese Zahl nimmt stetig zu. Die Angst vor Desinformation hat zwei gegensätzliche Ursachen. Die Mehrheit der Menschen vertraut den öffentlich-rechtlichen Medien und sieht eine Bedrohung in der Verbreitung widersprechender Falschinformationen in den sozialen Medien. Ein kleinerer Teil sieht es genau umgekehrt, vertraut Kanälen auf Facebook, Telegram oder YouTube, misstraut den öffentlich-rechtlichen Medien und hält deren Nachrichten für Fake News. So trauen diese Menschen der ARD etwa zu, einen Auftritt des Bundeskanzlers im Fernsehen zu fälschen.
Die Studie hat also nicht die Nachrichten selbst untersucht, sondern die Einstellung der Menschen zu den Nachrichten. Das ist eine wichtige Differenzierung – und genau solche Differenzierungen gehen in der schnellen Nachrichtenwelt des Internets leicht verloren. Ein gutes Beispiel für mangelnde Differenzierung ist das Problem mit den Anführungszeichen. Donald Trump hat immer wieder gesagt: «Wahlbetrug ist eine Tatsache.» Es ist korrekt, dass Donald Trump das gesagt hat. Was er gesagt hat, ist aber falsch. Natürlich greifen Medien diese Aussage auf. Die Schlagzeile auf der Titelseite lautet: «Wahlbetrug ist eine Tatsache.» Mit Anführungszeichen. Viele Leserinnen und Leser der Schlagzeile verstehen aber: Wahlbetrug ist eine Tatsache. Ohne Anführungszeichen.
Schauen wir die Sache logisch an
Ich habe ursprünglich Philosophie studiert und mich dabei auf Logik spezialisiert. Das Problem der Wahrheit ist ein schönes Feld, um die Logik anzuwenden. In der Logik ist Wahrheit die Übereinstimmung einer Aussage mit der Realität. Ein Satz ist also dann wahr, wenn seine Aussage zutrifft. Wenn wir das Problem mit den Anführungszeichen in Aussagen verwandeln, sieht das so aus:
- Mit Anführungszeichen: [Donald Trump sagt: «Wahlbetrug ist eine Tatsache.»]
- Ohne Anführungszeichen: [Wahlbetrug ist eine Tatsache.]
Die erste Aussage ist wahr, weil Donald Trump das tatsächlich gesagt hat, die zweite Aussage ist falsch, das haben alle Untersuchungen der Präsidentschaftswahlen 2020 festgestellt.
Diese Differenzierung ist schwierig, auch deshalb, weil im Gedächtnis die Anführungszeichen gerne wegfallen. Ein Problem ist das, weil die Berichterstattung vieler Medien zu einem ansehnlichen Teil aus Berichten über das besteht, was Politikerinnen und Politiker sagen. So kommt es, dass die Berichte zugleich wahr und falsch sein können. Die Medien berichten korrekt über falsche Aussagen.
Was macht die Logik mit Prognosen?
Bis zu diesem Punkt sind wir mit der Aussagenlogik ja noch gut gefahren. Doch sie kommt rasch an ihre Grenzen. Denn Politik dreht sich zu einem grossen Teil um die Zukunft, um Voraussagen darüber, was passiert, wenn … Wenn die Autobahn verbreitert wird. Wenn die Atomkraftwerke stillgelegt werden. Wenn das Klimagesetz angenommen wird. Bekanntlich sind Prognosen schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Es lässt sich deshalb keine Aussage darüber treffen, was passiert, wenn die Autobahn A1 in der Schweiz durchgehend auf drei Spuren verbreitert wird. Das hindert Politikerinnen und Politiker aber natürlich nicht daran, mit grosser Vehemenz Behauptungen in den Raum zu stellen. Sie mögen noch so im Brustton der Überzeugung verkündet werden – es bleiben Meinungen. Es sind keine Aussagen, weil sich ihr Wahrheitswert nicht überprüfen lässt. Oder erst im Nachhinein.
Hier kommt eine zweite Wahrheitstheorie der Logik ins Spiel: die Kohärenztheorie der Wahrheit. Sie besagt, dass eine Aussage dann wahr ist, wenn sie mit anderen wahren Aussagen oder Überzeugungen, die bereits als wahr angenommen wurden, übereinstimmt. Genau das ist in der Politik der Fall: Politiker prüfen bei ihren Prognosen meistens nicht die Korrespondenz ihrer Aussage mit der Realität, also ob eine Aussage mit der Realität übereinstimmt, sondern ob die Aussage zu ihren Überzeugungen passt. Mit anderen Worten: Es geht darum, ob eine Aussage zur Ideologie passt. Und Ideologie ist bekanntlich, wenn die Antwort schon feststeht, bevor die Frage gestellt wurde.
Auch in der Wissenschaft ist Übereinstimmung wichtig
Das bedeutet übrigens nicht, dass die Kohärenztheorie der Wahrheit bloss in der Politik zur Anwendung kommt. Auch in den Naturwissenschaften gilt eine neue Theorie als wahr, wenn sie mit bestehenden Beobachtungsdaten übereinstimmt und mit anderen etablierten Theorien kohärent ist. Kohärenz ist ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung der Wahrheit in den Naturwissenschaften. Bloss ist in den Naturwissenschaften das Umfeld, mit dem eine neue Aussage kohärent sein muss, empirisch belegt. Es ist also durch Experimente abgestützt. Zudem kommt es nicht nur auf die Kohärenz einer Aussage an. Ebenso wichtig sind die empirische Evidenz, die Reproduzierbarkeit von Experimenten und die Vorhersagbarkeit. Das meint: Die Naturwissenschaften prüfen, ob eine Theorie den Ausgang eines Experiments richtig voraussagt.
In der Politik ist das ganz anders. Da ist die Kohärenz mit dem Parteiprogramm viel wichtiger als die Übereinstimmung mit der Realität. Das lässt sich in Grossbritannien gerade gut beobachten, davon hat auf dem Podium diese Woche Henriette Engbersen berichtet. Sie hat als SRF-Korrespondentin in Grossbritannien gearbeitet und da auch über die Prognosen berichtet, was nach dem Brexit mit der Wirtschaft passiert. Obwohl Ökonomen genau den Absturz vorausgesagt haben, der jetzt stattfindet, ist an den schlechten Wirtschaftszahlen des Landes nach dem Brexit natürlich nicht der Brexit schuld, sondern alles andere. Hauptsache: Kohärenz mit dem Parteiprogramm.
Jedem seine eigene Wirklichkeit
Immerhin sind die Ideologien und Programme von Parteien zugänglich. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass die Rechte und die Linke die Folgen einer Steuersenkung oder des Ausbaus einer Autobahn genau gegensätzlich beschreiben. Es kommt aber noch schlimmer: Wahrheit kann durchaus etwas sehr Individuelles sein. Die Philosophie erklärt das mit der konstruktivistischen Wahrheitstheorie. Der Konstruktivismus sagt, dass wir keinen Zugriff auf die Realität als solche haben, sondern nur auf unsere Wahrnehmungen der Realität. Diese Wahrnehmung hängt stark von unserem Wissen ab, sie ist kulturell geprägt. Es gibt deshalb nicht einfach «die» Wirklichkeit, sondern nur verschiedene Interpretationen von Wahrnehmungen der Realität. Die Philosophie sagt dem: Konstruktionen von Wirklichkeit. Konstruktivisten folgern daraus, dass es keine objektive Wahrheit gibt, sondern dass Wissen und Wahrheit subjektiv sind und von Sprache, Kultur und individuellen Überzeugungen abhängen. Wir stehen also alle auf unserem eigenen, schwankenden Schiff.
Das waren jetzt drei Wahrheitsbegriffe aus der Philosophie, die alle bei der Beurteilung von Fake News eine Rolle spielen. Die drei Theorien der Wahrheit prüfen alle Aussagen auf ihre Übereinstimmung mit etwas, dieses etwas unterscheidet sich aber gewaltig voneinander:
- Die Korrespondenztheorie der Wahrheit prüft die Übereinstimmung mit der Realität
- Der Kohärenztheorie der Wahrheit prüft die Übereinstimmung mit anderen Aussagen oder Überzeugungen
- Die Konstruktivistische Theorie der Wahrheit prüft die Übereinstimmung mit der eigenen Wahrnehmung
Wie sich Aussagen zu Überzeugungen verdichten
Jetzt werden Sie vielleicht sagen: alles nur Philosophie. Aber diese drei Wahrheitsbegriffe können genau das Problem erklären, das wir bei der Untersuchung von Fake News haben. Es geht bei Nachrichten nicht nur um die Übereinstimmung mit der Realität, sondern auch um die Übereinstimmung mit Überzeugungen und Wahrnehmungen. Wenn eine Nachricht meiner persönlichen Wahrnehmung widerspricht, glaube ich sie nicht. Deshalb kann mir niemand weis machen, der Himmel sei grün. Problematisch ist es, wenn die Wahrnehmung nicht vom Blick aus dem Fenster stammt, sondern vom Konsum obskurer Nachrichtenkanäle auf Telegram. Mit der Zeit verdichten sich Aussagen und Wahrnehmungen zu Überzeugungen. Es ist nur zu verständlich, dass dann Aussagen abgelehnt werden, die diesen Überzeugungen widersprechen. Sie wissen jetzt auch, warum.
Wenn wir es in den Medien mit Fake News zu tun haben, können wir deshalb nicht nur mit simpler Aussagenlogik operieren. Es reicht nicht aus, eine Aussage auf ihre Übereinstimmung mit der Realität zu überprüfen und ihr einen Wahrheitswert zu geben. Gerade in der politischen Berichterstattung genügen viele Aussagen dieser Überprüfung nicht, zum Beispiel weil es sich um Prognosen handelt. Die Kohärenztheorie und die konstruktivistische Theorie der Wahrheit helfen zu verstehen, welche Mechanismen unter der Oberfläche der Sprache wirken.
Überwindung der Spaltung in der Gesellschaft
Forscher der Universität Münster haben festgestellt, dass sich in der Gesellschaft zwei Gruppen zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen: die Verteidiger, die Veränderungen als Bedrohung sehen, und die Entdecker, die Offenheit und Vielfalt fordern. Die zahlreichen Krisen der letzten Jahre haben die Konflikte zwischen den beiden Lagern verschärft. Sie sind kaum noch dialogbereit. Ich würde sagen: Sie sind kaum noch dialogfähig. Und Sie wissen jetzt auch, warum: Ihre Wahrnehmungen der Welt sind so verschieden, dass sich die Welten, die sie sich konstruieren, dramatisch unterscheiden. Gleichzeitig ist Bedürfnis nach Kohärenz mit dem eigenen Weltbild offenbar grösser als das Bedürfnis, den Dialog mit Andersdenkenden aufzunehmen.
Wenn wir wirklich etwas gegen Fake News tun wollen, müssen wir hier ansetzen. Es geht nicht nur um simple Feststellungen wie «Die Wahlen sind fair» oder «Die Erde ist rund». Es geht darum, die Käfige der Kohärenz aufzubrechen, in denen diese beiden Gruppen der Verteidiger und der Entdecker gefangen sind. Wie das geht? Nicht mit logischen Argumenten. Ich vermute, wir müssen dafür einen Begriff hinzuziehen, der heute altmodisch klingt: Versöhnung. Ich glaube, es funktioniert nur, wenn wir uns davon verabschieden, einander gegenseitig die Falschheit der Annahmen beweisen zu wollen, wenn wir also aufhören, einander die Fehler unter die Nase zu reiben. Wir müssen bewusst aus den Käfigen der Kohärenz ausbrechen und einander die Hand reichen. Das ist keine Aussage, deren Wahrheit Sie so einfach prüfen können. Ich glaube aber, dass dahinter eine grundsätzlichere Wahrheit steckt: Letztlich sehnen sich alle Menschen nach Frieden und Verbundenheit.
Wenn Sie persönlich sich vor Fake News schützen möchten, gibt es drei Fragen, die Sie meistens weiterbringen:
- Wer oder was ist die Quelle dieser Nachricht? Ist es ein vertrauenswürdiges Medium, eine Nachrichtenagentur, oder ein obskurer Telegram-Kanal? Sehen Sie das Original oder eine verkürzte Weiterleitung?
- Wer spricht hier? Ist es eine Politikerin, der Sprecher eines Unternehmens, eine Wissenschaftlerin oder eine befragte Person am Strassenrand? Und wie Sie jetzt wissen: Wo sind die Anführungszeichen dabei?
- Wer berichtet sonst noch? Es ist immer verdächtig, wenn Sie eine Nachricht nur an einem Ort finden. Ganz besonders gilt das für Bilder. Nehmen wir ein gefälschtes Bild von der Verhaftung von Donald Trump: Wenn er tatsächlich verhaftet worden wäre, gäbe es unzählige Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven. Dass es nur dieses eine Bild gibt, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es gefälscht ist.
Und dann bleibt am Schluss noch die Frage: Was ändert die breite Verfügbarkeit von künstlicher Intelligenz? Sorgt die KI für mehr Fake News? Dazu mehr nächste Woche.
Basel, 2. Juni 2023, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen
Bild: © KEYSTONE/Str
Da war die Welt noch in Ordnung: Léon Huber während der Moderation der Nachrichten beim Schweizer Fernsehen, undatierte Aufnahme.
Back, Mitja; Echterhoff, Gerald; Müller, Olaf; Pollack, Detlef; Schlipphak, Bernd: Von Verteidigern und Entdeckern. Ein Identitätskonflikt um Zugehörigkeit und Bedrohung. Working Report. [https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/aktuelles/2021/workingreport_verteidigerentdecker.pdf; 2.6.2023]
Diener, Andrea (2018): Fake News: Falsche Nachrichten sind einfach sexy. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fake-news-vebreiten-sich-auf-twitter-schneller-als-fakten-15484467.html; 2.6.2023].
Grün, Anselm: Zeit für Versöhnung. Spaltung überwinden, Begegnung wagen. Herder Verlag, 160 Seiten, 25.90 Franken; ISBN 978-3-451-39488-1 [https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/zeit-fuer-versoehnung/; 2.6.2023]
Hirndorf, Dominik; Roose, Jochen: Welchen Nachrichten kann man noch trauen? Angst vor Desinformation und Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien – repräsentative Umfragen. In: Konrad Adenauer Stiftung. [https://www.kas.de/de/monitor/detail/-/content/welchen-nachrichten-kann-man-noch-trauen; 2.6.2023]
Timm, Jane C. : Trump versus the truth: The most outrageous falsehoods of his presidency. In: NBS News. [https://www.nbcnews.com/politics/donald-trump/trump-versus-truth-most-outrageous-falsehoods-his-presidency-n1252580; 2.6.2023]
Zehnder, Matthias (2017): Die Aufmerksamkeitsfalle. Wie die Medien zu Populismus führen. Basel: Zytglogge-Verlag
Zehnder, Matthias (2019): Die digitale Kränkung. Über die Ersetzbarkeit des Menschen. Basel: NZZ Libro Verlag
4 Kommentare zu "Fake News und die Sache mit der Wahrheit"
Wochenkommentar 2.6.2023 von M. Zehnder = sagt alles.
https://weltwoche.ch/story/wahrheitsbesitzer-gegen-wahrheitssucher/
= sagt alles und mehr.
……empfinde ich.
Und was wollen Sie damit zum Thema sagen?
Weil und wenn ich viel weiss, weiss ich, dass ich nichts weiss. Nur Roboter glauben, sie würden alles, sowie alles richtig und wahr wissen.
Ein sehr guter lehrreicher, akademischer Text zum Thema Fake News, der mir aus dem Herzen spricht.
Als Einwohner von Birsfelden habe ich die Ehre, regelmässig Kolumnen im örtlichen Anzeiger zu veröffentlichen. Folgender Text erschien am 4.05.2020, der vereinfacht dieselbe Problematik thematisiert:
Erkenntnis (Titel)
Eine witzige Anleitung zu wissenschaftlichem Arbeiten kursierte an meinem früheren Arbeitsplatz: 1. Beobachtung 2. Hypothese 3. Experiment 4. Theorie 5. Ein Bier heben.
Die ersten vier Punkte beschreiben vereinfacht, wie man zu gesichertem Wissen kommen kann. Dass man dann ein Bier oder eine Belohnung verdient hat, gehört auch dazu.
Wissenschaftliche Vorgehensweise schützt vor Fake News, wie man auf Neudeutsch sagt. Aber ob Wissenschaft absolute Wahrheit bringt, diese Frage verneinen echte Wissenschafter. Sie liefert im besten Fall überprüfbare Theorien, welche solange gelten, bis sie experimentell widerlegt worden sind.
Eine vergleichbare Vorgehensweise kann man auch im täglichen Leben anwenden. Hier gilt es vor allem Tatsachen und Meinungen zu unterscheiden. Eine einzelne Tatsache (Beobachtung) kann zu einer Vermutung (Hypothese) führen, welche überprüft werden muss (Experiment), indem man weitere Informationen zum Thema sammelt. Wenn die verschiedenen Tatsachen unter einen Hut passen, kann man sich eine profunde Meinung bilden (Theorie) und diese am Stammtisch bei einem Bier zum Besten geben.
Aber wie eine wissenschaftliche Theorie kann jede Meinung durch neue Erkenntnisse geändert werden. Die heutige Welt ist kompliziert und befindet sich in stetigem Wandel. Was gestern galt, gilt bald nicht mehr.
Ich erkläre unserem sechsjährigen Enkel dies und jenes, aber jedes Mal antwortet er «Ich weiss». «Weisst du eigentlich alles?» frage ich ihn halb im Scherz. Seine Antwort verblüfft mich: «Nein, niemand weiss alles, es gibt so viel zu wissen.»
Da hat er recht. Wir geben uns mit dieser Erkenntnis zufrieden und gönnen uns eine Cola als Belohnung.
Bernard Wirz, weiss, dass er wenig weiss (1665 Zeichen / 4.05.2020)