Eine kleine Corona-Medien-Kritik

Publiziert am 26. Juni 2020 von Matthias Zehnder

Selten wurden die Schweizer Medienangebote so intensiv genutzt wie in den letzten vier Monaten. Gleichzeitig hagelte es Kritik. Die Berichterstattung sei zu regierungsnah, zu unkritisch, zu einseitig, zu angsteinflössend. «Alternative» Ansichten kämen kaum zu Wort. Wie lässt sich die Leistung der Medien in der Krise bewerten? Ich möchte anhand von drei positiven und drei negativen Aspekten Stärken und Schwächen der Berichterstattung thematisieren: Meine kleine, persönliche Corona-Medienkritik.

Wir alle haben in den letzten Monaten die Medien so intensiv genutzt wie selten je zuvor. Kurz vor den Sommerferien ist es Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Wie gut war die Leistung der Medien in der Corona-Krise? Natürlich ist es mir nicht möglich, aus dem Stegreif eine objektive, wissenschaftliche Studie vorzulegen. Es bleibt deshalb bei persönlichen Eindrücken. Ich schildere Ihnen, was mir in den letzten Monaten besonders gut gefallen und was mich besonders gestört hat und versuche, daraus einige allgemeiner gültige Schlüsse zu ziehen.

Hier also zuerst meine kleine Hitparade der positiven Beispiele.

1. Die Medienkonferenzen des Bundes

Die wichtigste Informationsquelle in der Krise waren für mich jeweils die Liveübertragungen der Medienkonferenzen des Bundesrats und die Point de Presse der verschiedenen Abteilungsleiter.[1] Ich habe viele dieser Medienkonferenzen jeweils per Youtube verfolgt. Im Zentrum standen für mich dabei weniger die ausführlichen Informationen der Fachleute des Bundes und der Bundesräte. Zum Highlight wurden diese Medienkonferenzen, weil die Medienvertreter dabei Fragen stellen konnten. Dass sich die Bundesräte jeweils live den Fragen der Medien stellten, das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Es kam vor, dass Gesundheitsminister Alain Berset vor laufender Kamera zugeben musste, dass ein Problem noch nicht gelöst, eine Frage bisher noch nicht gestellt wurde. Daniel Koch, der Covid-19-Delegierte des Bundes, pflegte in solchen Momenten zu antworten: «Das ist eine gute Frage…».

Die Medienkonferenzen des Bundes waren deshalb nicht einfach Staatsfernsehen, kein tumbes «Bundes-Broadcasting». Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten waren ebenso wichtige Protagonisten der Medienkonferenzen wie die Bundesräte und die Bundesfachleute. Die Medienvertreter gaben live einen Einblick in ihre Arbeitsweise. Sie haben mit kritischen Fragen (und Nachfragen) Regierung und Beamte gefordert und manchmal auch herausgefordert. Die Medienkonferenzen, das muss ich zugeben, haben mich ein bisschen stolz auf unser Land gemacht. Dass die Regierung ihre Arbeit coram publico so selbstverständlich zur Debatte stellte, ist Ausdruck einer echten Demokratie. Dass Regierungsvertreter und Journalisten dabei oft fliessend zwischen Deutsch, Französisch und Italienisch wechselten, führte zudem vor, wie selbstverständlich die Mehrsprachigkeit der Schweiz gelebt wird.

Es umgekehrt schade, dass von der kritischen Haltung der Journalisten während der Medienkonferenzen manchmal wenig in die Berichterstattung eingeflossen ist. So entstand zuweilen der Eindruck, die Medien seien lediglich Ausführungsgehilfen des Bundes, weil eine nie dagewesene Einmütigkeit und Einigkeit herrschte. Wer die Medienkonferenzen des Bundes verfolgte, der wusste aber immer auch um die bissige und die kritische Seite der Schweizer Medienschaffenden.

2. Der Podcast von Christian Drosten

Die Medienkonferenzen des Bundes waren wichtig im Hinblick auf die Entwicklung der Pandemie in der Schweiz und darauf, wie Bund und Kantone reagieren. Sachlich war (und ist) der «Corona-Podcast» des NDR mit Professor Christian Drosten, dem Leiter der Virologie an der Berliner Charité, meine wichtigste Informationsquelle.[2] Drosten ist nicht einfach Virologe – sein Forschungsspezialgebiet sind Coronaviren. Im Gespräch mit der Wissenschaftsredaktion des NDR hat er in den Podcasts immer wieder virologische Vorlesungen gehalten, Zusammenhänge erklärt und Entwicklungen eingeordnet. Vor allem aber hat Drosten immer wieder gesagt, wo seine Grenzen liegen. Er ist Virologe und nicht Epidemiologe. Er ist Wissenschaftler und nicht Politiker. Und auch als Virologe sagt er immer wieder, wo seine Grenzen liegen, was man derzeit nicht weiss, weil zum Beispiel die Daten fehlen. Ich habe durch diesen Podcast viel über das Virus gelernt – und mir gefällt die sorgfältige und präzise Art und Weise, wie Drosten denkt und spricht.

Im Umkehrschluss fehlt mir genau das in vielen Berichten (und auch in vielen Äusserungen von Politikern). Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Es ist erschreckend, wie schlecht viele Medien zwischen Wissenschaft und Politik differenzieren, ganz zu schweigen von der Differenzierung zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen wie Virologie, Epidemiologie oder Immunologie.

3. Die Wissenschaftsredaktion von Radio SRF

Eines haben die letzten Monate gnadenlos aufgedeckt: Um den Wissenschaftsjournalismus ist es in den meisten Schweizer Medien schlecht bestellt. Es gibt kaum Medien, die Fachleute für medizinische oder biologische Themen beschäftigen, allenfalls sind Wissenschaftsredaktoren am Start, die von Mobiltelefon bis Menstruationsbeschwerden für alle Themen zuständig sind, die auf den einschlägig mit «Leben» oder «Wissen» betitelten Seiten abgehandelt werden. Die grosse Ausnahme ist die Wissenschaftsredaktion von Radio SRF. Dabei hilft es natürlich, dass Thomas Häusler, der Leiter der Wissenschaftsredaktion, selbst einen Master in Biochemie hat und in dem Bereich auch promoviert hat. Auf den verschiedenen Sendern von Radio SRF haben die MitarbeiterInnen der Wissenschaftsredaktion immer wieder Auskunft gegeben und sie haben intern die Journalistinnen und Journalisten von SRF auch beraten. Auch deshalb hat die Berichterstattung über die Coronaforschung auf Radio SRF ein hohes Niveau und kommt angenehm unaufgeregt daher.

Kommen wir zu den negativen Aspekten. Folgende drei Punkte haben mich in den letzten Wochen am meisten gestört:

1. Eine Pandemie ist kein Fussballspiel

Was mir bis heute negativ aufstösst, sind die Tickermeldungen und Grafiken über die Zahl der Angesteckten und der Toten. Viele Medien melden Ansteckungen wie Tore in einem Fussballspiel. Farbige Grafiken zeigen den Verlauf der Pandemie.[3] In den Nachrichten wird jeden Tag die Zahl der Neuansteckungen gemeldet. Dabei suggerieren die Medien eine Genauigkeit, die nicht existiert – ganz zu schweigen davon, dass die Zahlen verschiedener Länder kaum vergleichbar sind. Denn erstens hängt die Zahl der gemeldeten Fälle stark davon ab, wie intensiv die Bevölkerung in einem Land getestet wird. Und zweitens melden die Zahlen lediglich Laborbefunde – und die sind unterschiedlich präzis. Kurz: Diese farbigen Kurven und Balkendiagramme gehen mir auf den Keks. Sie gaukeln Genauigkeit vor, wo keine herrscht, und reduzieren Tote und Infizierte auf die Sprache der Sportberichterstattung.

Möchte ich auf die Kurven verzichten? Nein, sie geben halt doch auf einen Blick einigermassen Auskunft darüber, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Falls Sie sich etwas genauer und präziser damit beschäftigen wollen, schauen Sie sich die Website «Corona Data» an.[4] Da sind verschiedene Zahlen und Indikatoren versammelt. Aber auch da gilt: Die Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, weil das Schweizer Gesundheitswesen im Allgemeinen und das BAG im Besonderen in Sachen Digitalisierung weit hinter der Zeit herhinken.

2. Die ärgerliche Skandalisierung

Ich ärgere mich immer wieder über die Neigung vieler Medien zur Skandalisierung. Klar, so holt man Aufmerksamkeit. Es ärgert mich trotzdem. Zum Beispiel die Sache mit den Hamsterkäufen. Die vielen Berichte über angeblich leere Regale haben Hamsterkäufe wohl erst richtig ausgelöst. Die Katastrophenberichterstattung aus Norditalien hat mehr erschreckt als informiert. Nein: Skandalisierung ist gerade im Umgang mit einer Katastrophe ein schlechtes Rezept. Zumal mit der Zeit das einsetzt, was ich das «Hirtenjungen-Phänomen» nenne. Sie erinnern sich sicher an die Fabel bei Aesop: Einem Hirtenjungen ist es beim Schafe hüten auf der Alp langweilig, deshalb ruft er, der Wolf komme. Die Dorfbewohner eilen, mit Mistgabeln bewaffnet, auf die Alp – aber da finden Sie nur den lachenden Hirtenjungen. Einige Tage später ist es dem Hirtenjungen wieder langweilig, wieder ruft er, der Wolf komme, wieder eilen die Dorfbewohner vergeblich auf die Alp, wieder lacht da nur der Hirtenjunge. Und dann kommt einige Tage später der Wolf. Das ist das Hirtenjungenphänomen: Wer zwei-, dreimal ohne Anlass nach Aufmerksamkeit schreit, dem wird sie nicht mehr zuteil, auch wenn der Anlass ernst ist.

3. Die eintönige Personalisierung

Ein anderes, wichtiges Mittel der Medien, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen, ist das Personalisieren: Auch Sachthemen werden, wo immer möglich, an Personen festgemacht. So wurde Daniel Koch, der Covid-19-Delegierte des Bundes, zu «Mr. Corona» gekrönt und der Immunologe Beda Stadler wurde zur «Stimme der Vernunft» stilisiert. Statt sich sachlich mit einem Thema auseinanderzusetzen, portierten die Medien Experten und stellten sie auf ein Podest. Das ist weder dem Thema, noch den Personen zuträglich. Denn der nächste Schritt folgt so sicher wie das Amen in der Kirche: Haben die Medien einen Mann (es sind meist Männer) einmal auf ein Podest gestellt, fragen sie sich als nächstes: Was fällt dem ein, sich auf ein Podest zu stellen – und holen ihn vorwurfsvoll wieder vom Podest herunter. So ist es Daniel Koch ergangen, so wird es weiterhin Menschen ergehen, die von den Medien aufs Podest gehoben werden.

Die Zeitungen von CH Media haben am letzten Montag auf einer Seite die meistzitierten Experten bewertet: «Wie gut sind unsere Coronaerklärer?»fragte unter anderem die «bzBasel».[5] Bewertet wurden die Leistungen von Beda Stadler, Marcel Salathé, Marcel Tanner, Pietro Vernazza und Christian Althaus. Lustig ist, dass unterschwellig die hohe Medienpräsenz der fünf Männer kritisiert wird. Dabei hätten es die Medien ja selbst in der Hand, andere Experten und vor allem auch Expertinnen ins Spiel zu bringen. Den Klicks auf der Website ist aber eine saftige Schlagzeile mit einem Zitat von Beda Stadler zuträglicher als ein differenziertes, erklärendes Statement einer Virologin. Es fällt auch auf, dass die meisten Medien (auch die CH Media-Zeitungen) kaum unterscheiden zwischen Virologen, Epidemiologen und Immunologen. Doch das sind nun mal unterschiedliche Fachgebiete.

Die eintönige Personalisierung des Themas mit den immer gleichen Experten zeigte auch, dass die Medien selbst kaum Expertise haben im Umgang mit dem Thema (mit der genannten Ausnahme der Wissenschaftsredaktion von Radio SRF).

Mein persönliches Fazit

Ich konnte mich auch in den Zeiten des Lockdowns in der Schweiz immer umfassend informieren – auch deshalb, weil Medienkonsumenten heute nicht mehr nur auf die klassischen Medien angewiesen sind, sondern sich über das Internet (international) viele Quellen erschliessen können. Gerade im Bereich Wissenschaftsjournalismus wird bei vielen Medien die dünne Personaldecke sichtbar. Ich wünsche mir, dass die Medien künftig ehrlicher mit den Grenzen umgehen: mit den Grenzen dessen, was man wissen, was man zählen und was man voraussagen kann. Ich glaube, viele Journalisten unterscheiden zu wenig zwischen Wissenschaft und Politik. Mit wissenschaftlichen Fragen kann man nun mal nicht so freihändig umgehen wie mit politischen Themen. Da wünsche ich mir mehr Expertise, mehr Präzision – und mehr Zurückhaltung.

Basel, 26. Juni 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Hier finden Sie eine (etwas)kürzere Version dieses Wochenkommentars als Video:


Quellen

Bild: ©missizio01 – stock.adobe.com

[1] Die Medienkonferenzen finden Sie hier auf dem Youtube-Kanal des Bundesrats: https://www.youtube.com/channel/UCh4VTxoTL79TpMBg3yBqSPQ

[2] Der Podcast befindet sich derzeit in der Sommerpause, alle bisherigen Folgen samt Transkripten finden Sie hier: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Update-Alle-Folgen-in-der-Uebersicht,podcastcoronavirus134.html

[3] Ein Beispiel für eine solche «Fussballspielgrafik» ist die Seite von SRF: https://www.srf.ch/news/schweiz/coronavirus-so-entwickeln-sich-die-fallzahlen-in-der-schweiz mit den Zahlen zu den Verstorbenen und Genesenen oben.

[4] Die Website Corona Data finden Sie hier: https://www.corona-data.ch/ Die Zahlenübersicht beim «Tages-Anzeiger» finden Sie hier: https://interaktiv.tagesanzeiger.ch/2020/covid-19-ausbruch-im-vergleich/ Die Übersicht von watson gibt’s hier: https://www.watson.ch/international/schweiz/249796066-coronavirus-data-schweiz-und-international

[5] Online ist der Artikel hier verfügbar: https://www.bzbasel.ch/schweiz/salath-vernazza-co-so-gut-sind-unsere-corona-erklaerer-und-das-ist-ihr-groesster-irrtum-138227982

8 Kommentare zu "Eine kleine Corona-Medien-Kritik"

  1. Jetzt bin ich doch ziemlich enttäuscht. Ich hatte ein differenzierteres, kritischeres und v.a. auch auf andere Medien bezogenes Fazit erwartet.

    Dass man zu den oben vorgetragenen Schlüssen kommen kann, ja muss, liegt daran, dass die genannten Medien sich im kollektiven Sud wälzen und sich so gut wie nicht mit kritischen oder anderslautenden, aber ebenso existierenden Fakten, Sichten oder Meinungen befassen. Und wenn, dann höchstens abwertend und in die Ecke von Verschwörungstheorien stellend. Ein im übrigen falsch verwendetes Wort, was mittlerweile so gut wie allen informierten Zeitgenossen bekannt sein dürfte (Ja, ich weiss, dass es wörtlich im Artikel nicht vorkommt).

    Eine Zeitlang habe ich die Medienkonferenzen des Bundes auch verfolgt, in der Hoffnung, dass die Medienvertreter vielleicht doch einmal kritische Fragen stellen, doch da kam nichts (den dürftigen Inhalt der sich permanent wiederholenden „Informationen“ konnte ich bequemer und in kurzer Zeit in der Zusammenfassung von bz oder Tagi nachlesen). Ein Trauerspiel, welches aber bekanntlich auch so vorgesehen war. Simonazzi war es, wenn ich mich nicht irre, der den Medien nahelegte, in dieser Krise „mit einer Stimme zu sprechen“ und sich von hinderlicher Kritik an den Mächtigen fernzuhalten. Im Tessin wurden die grösseren staatsnahen Medienhäuser gleich ins Krisenmanagement eingebunden. Die regulierende 4. Gewalt wurde vermaulkorbt und zum Kuschen gebracht.

    Es gäbe noch viel zu sagen zu diesem fast kompletten Fail der Staatsmedien und auch vieler anderer, die sich dem Diktat bedenkenlos und vor allem gedankenlos unterwarfen. Wen wundert’s da noch, dass sich sehr viele v.a. intelligente Menschen alternativen Medien zuwenden?

  2. Antwort an Herr „Ralph“:
    „……Der Fail der Staatsmedien und auch vieler anderer, die sich dem Diktat bedenkenlos und vor allem gedankenlos unterwarfen. Wen wundert’s da noch, dass sich sehr viele v.a. intelligente Menschen alternativen Medien zuwenden…..“ tippten Sie.
    Es freut mich, hier auf dieser profesoralen-Plusmenschen-Webseite vollem intellektuellen Erhabenseins solche Zeilen zu lesen.
    Beifügen möchte ich bloss noch, dass die „alternativen Kanäle keinen Cent sahen , während den „offiziellen Medien“ (um den Kampfbegriff „Staatsmedien“ jetzt hier nicht zu wiederholen) unser aller Zwangsgebühren-Geld (bei Nichtbezahlung bis zur Betreibung oder Gefängnis gehend) für ihre schwache Leistung (und ihre zahlreichen und ewigdauernden Kaffee-„Meetings“) üppig auf dem Silbertablett in den luxeriösen (SRG-) „Fernseh-Campus“ und die neuen „Radio-Halls“ gereicht wurde.
    Langsam beginnt der Begriff „Hochoffiziell“ zu bröckeln, es zeigt, die heroische Heldenverehrung der 19.30 Uhr Tagesschau läuft aus.

  3. Die täglichen Medienkonferenzen des Bundes zu verfolgen, oder auch regelmässig vertiefende Informationen zu lesen, dazu bin ich als arbeitender Mensch nicht in der Lage. So stand auch ich vor der Frage, wie ich mich am besten informiere, und dabei hat sich für mich folgende tägliche Routine ergeben: Am Morgen habe ich – als Basler – das Bajour-Briefing gelesen, den morgendlichen Newsletter, den ein/e frühaufstehende/r Redaktor/in dieses Online-Mediums pünktlich um 0700 an meine Mailadresse schickt. Am Abend, ebenso pünktlich um 1900, erhielt ich bis vor wenigen Tagen den Corona-Newsletter der Republik – in der Zwischenzeit leider eingestellt. Beide Medien bieten/boten kurzgefasst alles, was ich wissen wollte. Eine ärgerliche, inkompetente Falle machten hingegen die anderen CH-Zeitungen, die ich konsultiere: die CH-Medien – Aargauer- Basellandschaftliche und wo-auch-immer-Zeitung und die Basler Zeitung boten die übliche Tristesse des in Ihrem Kommentar bestens beschriebenen Sensationsjournalismus. Wenn mich jemand fragte, weshalb ich mir das antue, so müsste ich antworten: weil ich noch nicht aufgehört habe. Es ist wirklich leidig, und vorallem unbrauchbar, was diese Schrottblätter publizieren. Kompetent, sachlich und unaufgeregt hingegen, wie immer: SRF.
    Wenn in den Fazits aus dieser Seuchenzeit immer wieder von einem Digitalisierungsschub die Rede ist, heisst das für mich, dass ich die genannten Printmedien immer weniger konsumieren werde. Ja, konsumieren: das ist das einzige was man damit tun kann. Zu Informationszwecken sind sie unbrauchbar. Ich werde mich also vermehrt digital informieren. Als Basler bin ich in der glücklichen Lage, mit Bajour eine wirklich gute Plattform zu haben. Fürs Nationale gibts die Republik. Fürs Internationale konsultiere ich den Guardian. Die ersten beiden bezahle ich schon. Den dritten bald auch.
    Abschliessend mein Aufruf. Leute: Lest und abonniert Bajour. Leute: lest und abonniert die Republik.

    1. Bajour… Naja. Als einer der frühesten Abonnenten damals erlaubte ich mir, die Redaktion 2x darauf hinzuweisen, dass ihre Corona-Berichterstattung nicht viel mehr als Hofberichterstattung sei und es noch weitere Faktoren, Fachleute etc. gäbe. Eine Reaktion erfolgte immerhin, welche aber nur zementierte, was schon zu lesen war: Sie kopieren bloss aus anderen Medien. Keine Recherche, keine Kritik. Abo abgemeldet.

  4. Bei aller Kritik und bei allem Lob, das hier dem Bundesrat und den Medien ausgeteilt wird: beide haben die Chance kaum genutzt, die ihnen der Corona-Schuss-vor-den-Bug geboten hat, um darauf hinzuweisen, dass es ein anderes Gesell- und Wirtschaften braucht, wenn möglichst alle möglichst heil durch die Krisen kommen sollen, die auf den Schwellen zittern.

  5. Alle haben wohl gemerkt: die Berichterstattung über Corona war irgendwie anders als sonst – einseitiger, unkritischer, und gerade wegen den albernen (weil nichtssagenden) Zahlen und Kurven auch irgendwie sehr inkompetent wirkend. Wobei ich mir da die Schweizer Medien noch loben muss: in Deutschland wurde ja zum Teil richtiggehend gehetzt und Mobbing gegen „falsche Meinungen“ betrieben (Stichwort: „Verschwörungstheoretiker“…).

    Die Erklärung für das alles hat mir allerdings Macron geliefert als er den „Krieg gegen das Virus“ erklärte! Denn damit war auch klar: Im Krieg ist das erste Opfer bekanntlich die Wahrheit – und das erklärt den veränderten Ton. Denn einseitige und Halbwahrheiten sind halt eben auch nicht die Wahrheit.

    Wünschen würde ich mir, dass in den Medien und in der Bevölkerung vermehrt auch bemerkt würde, dass wir es hier mit einer Krankheit zu tun haben, wo Pflege und Heilung gefragt sind. Und nicht Krieg. Denn auch auf diesem Feld hat man offenbar inzwischen auch Fortschritte gemacht, indem man z.B. gewisse anfängliche Fehler heute nicht mehr macht, usw., sodass tendenziell auch mehr Infizierte geheilt werden können.

    Davon ist allerdings bis heute fast nirgends was zu hören oder zu lesen! Statt dessen wird weiterhin „Kriegsberichterstattung“ betrieben („Anzahl positiv Getestete“) anstatt der Verlauf einer Krankheit informierend begleitet. Und wenn schon Zahlen sein müssen: warum nicht z.B. die Anzahl Erkrankte mehr in den Mittelpunkt stellt als die Tests: Auch schon ohne Tests können Ärzte heute eine echte Covid-19-Erkrankung scheinbar ganz gut erkennen (und der Test ist dann höchstens noch die Bestätigung).

  6. Den vorherigen Kommentaren möchte ich noch hinzufügen, dass anders lautende Standpunkte, Erörterungen und Fragen (als die „offiziellen“) keine Erwähnung in den öffentlichen Medien (egal ob in der Schweiz oder in Deutschland als Beispiel) wert waren und somit eine ausgewogene Information und Diskussion gar nicht zu gelassen wurden. Jede abweichende Meinung (oder schon nur Fragen) wurde und wird als „Verschwörungstheorie“ abgekanzelt. Gerade in Deutschland werden hochkarätige Fachleute (Virologen, Epidemiologen, Immunologen, etc. nicht-geachtet, diffamiert und zensuriert. Sie sind gezwungen auf alternative Kanäle auszuweichen (??) – die wiederum stark kritisiert werden… Das lässt Fragen offen und kann Angst machen…

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