
Die Sprache beeinflusst das Denken – oha!
Etwa 7000 Sprachen gibt es auf der Welt. Viele davon funktionieren ganz anders als Deutsch und Englisch. Sie haben nicht nur andere Grammatiken, ihre Sprecherinnen und Sprecher haben auch andere Vorstellungen von Zeit und Raum, von Farben oder Gerüchen als wir. Offensichtlich gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Das ist eine schlechte Nachricht, denn wir sind dabei, Sprache und Sprachkompetenz zu verlieren, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens reduziert sich unsere Welt immer mehr auf die angloamerikanische Sichtweise. Zweitens verstärken die KI-Tools aus den USA diesen Trend – und machen uns zudem sprachfaul und bequem. Und drittens nimmt die Lesekompetenz und damit die Sprachkompetenz rapide ab. Wenn aber Sprache unser Denken beeinflusst, dann sägen wir gerade heftig an dem Stuhl, auf dem wir sitzen. Glücklicherweise ist das Gehirn ein sehr plastisches Organ. Das bedeutet, es kann sich schnell erholen. Vorausgesetzt, Sie tun das Richtige. Was das ist, das sage ich Ihnen diese Woche – wenn Sie sich mit mir darauf einlassen, über den Zusammenhang von Sprache und Denken nachzudenken.
Nehmen Sie vier Bilder oder Gegenstände, die für eine zeitliche Abfolge stehen. Zum Beispiel vier Bilder eines Menschen in unterschiedlichen Lebensaltern. Ordnen Sie die vier Bilder chronologisch an, bringen Sie sie also in die richtige zeitliche Abfolge. Wie ordnen Sie die Bilder? Ich meine nicht die Abfolge selbst, sondern die räumliche Abfolge der Bilder. In unserem Kulturkreis ordnen die meisten Menschen die Bilder von links nach rechts an: Links kommt der Junge, rechts davon der Jugendliche, rechts davon der Mann, rechts davon der alte Mann. Für uns ist das so normal, dass wir uns kaum bewusst sind, dass das nicht so sein muss.
Die Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky und die Linguistin Alice Gaby haben genau diese räumliche Anordnung von zeitlichen Abfolgen untersucht und gezeigt, dass Aborigines im australischen Pormpuraaw die Bilder ganz anders anordnen. Auf den ersten Blick scheint die Anordnung willkürlich zu sein: Mal scheint die Zeit für die Aborigines von oben nach unten zu vergehen, mal von rechts nach links, mal wie bei uns von links nach rechts. Die Lösung des Rätsels: Die Aborigines legen die Bilder von Osten nach Westen. Für sie beginnt die Zeit im Osten und geht nach Westen – so, wie sich die Sonne bewegt. Warum ist das so? Lera Boroditsky und Alice Gaby konnten zeigen, dass es mit der Art und Weise zusammenhängt, wie dieser Stamm der Aborigines über den Raum spricht. Wo wir von «links» oder «rechts», «vorne» oder «hinten» reden, beziehen sich die Aborigines in Pormpuraaw beim Sprechen auf die Himmelsrichtungen.
Egozentrisches und heliozentrisches Denken
Wenn wir zum Beispiel sagen: «Mir gefällt die linke Blüte», würden die Aborigines in Pormpuraaw sinngemäss sagen: «Mir gefällt die Blüte auf der östlichen Seite». Das deckt einen grundsätzlichen Unterschied im Denken auf. «Links» und «rechts» beziehen sich immer auf den Sprecher. Wir gehen dabei immer von uns selbst aus. Man könnte also sagen: «Links» und «rechts» sind «egozentrische» Begriffe. Die Aborigines denken ganz anders: Sie gehen nicht von sich aus, sondern von der Sonne (oder der Erde, wenn sie so wollen). Die Angabe von Himmelsrichtungen wie «Osten» oder «nördlich» sind keine egozentrischen Begriffe. Für die Himmelsrichtungen ist die Bewegung der Sonne entscheidend. Die Sprecher dieser Sprache denken also nicht egozentrisch, sondern geozentrisch oder sogar heliozentrisch.

Warum ist das relevant? Weil es ein Beispiel dafür ist, wie Sprache das Denken und die Wahrnehmung beeinflusst. Die Sprecher dieser Aborigines-Sprache verwenden keine egozentrischen Raumbegriffe wie «links» oder «rechts», sondern absolute Himmelsrichtungen. Sie sagen zum Beispiel: «Die Tasse steht südwestlich vom Teller». Die Folge: Diese Menschen haben eine aussergewöhnliche Orientierung im Raum. Selbst in geschlossenen Räumen oder ohne Sicht auf den Himmel wissen sie jederzeit, wo Norden oder Süden ist. Ganz offensichtlich gibt es einen engen Zusammengang zwischen Sprache und kognitiven Fähigkeiten – und der Wahrnehmung der Welt.
Auseinandersetzung ist sprachlich geprägt
Das heisst nicht, dass es kein Denken ohne Sprache gibt. Es gibt viele aussersprachliche Denkprozesse, also kognitive Vorgänge, die nicht auf sprachlichen Begriffen oder Strukturen beruhen. So kommt das visuelle Denken eines Kunstmalers gut ohne Worte aus. Das räumliche Denken, wenn wir uns in einer Stadt orientieren, oder das Körpergefühl und alle mentalen Prozesse darum herum benötigen keine Sprache. Auch Musikalität und musikalisches Denken kommen ohne Sprache aus. Manchmal erfassen wir auch intuitiv Zusammenhänge oder spüren, um was es einem Gegenüber geht.
Es gibt also aussersprachliches Denken wie das Raumverständnis. Wir können Phänomene wie den Sonnenaufgang ohne Sprache wahrnehmen und beobachten. Aber wir können uns nicht ohne Sprache darüber verständigen. Wir benötigen Sprache, wenn wir uns mit anderen Menschen mit dem Sonnenaufgang beschäftigen wollen. Abstrakter gesagt: Wie wir den Sonnenaufgang konzeptualisieren und kategorisieren, ist sprachlich geprägt.
Die Sprache ist kein Gefängnis
Sprache und Denken sind wohl nicht so eng verwoben, wie das die so genannte Sapir-Whorf-Hypothese behauptete. Benjamin Lee Whorf kam zum Schluss, dass die Art und Weise, wie ein Mensch denkt, stark durch seine Muttersprache beeinflusst und bestimmt werde. Nachzulesen ist diese These etwa in «Sprache – Denken – Wirklichkeit», einem Buch, das die wichtigsten Aufsätze von Whorf zusammenfasst. Die These, dass die Sprache das Denken bestimmt, dass wir als Sprecher einer bestimmen Sprache also in einem sprachlichen Gefängnis sitzen, gilt heute als überholt. Weitgehend einig sind sich Kognitionsforscher aber darin, dass die Sprache Wahrnehmung und Denken beeinflusst. Das ist heute gut durch empirische Forschung belegt.
Caleb Everett zeigt in seinem wunderbaren Buch «1000 Sprachen – 1000 Welten» wie die sprachliche Vielfalt unser Menschsein prägt. Ich habe das Buch diese Woche gelesen, es ist mein Sachbuchtipp der Woche. Die ausführliche Vorstellung des Buchs finden Sie, wie jede Woche, auf meiner Homepage. Caleb Everett macht in seinem Buch auf die Diversität der Sprachen aufmerksam. Obwohl es über 7000 verschiedene Sprachen auf der Welt gibt, dominieren nur eine Handvoll Sprachen die Welt: Neben Mandarin und Arabisch sind es vor allem Englisch, Französisch und Deutsch – Sprachen, die alle denselben Ursprung haben.
Wir sind alle «weird»
In seinem Buch zeigt Caleb Everett, wie die Sprache unsere Wahrnehmung und unser Denken beeinflusst. Er zeigt, dass grundlegende Konzepte wie Zeit, Raum, Farben und Gerüche kulturell geprägt sind und durch Sprache ganz unterschiedlich interpretiert werden. Weil alle Erkenntnisse über das menschliche Denken aber auf Studien von und an Menschen aus westlichen, gebildeten, industrialisierten, reichen und demokratischen Gesellschaften beruhen, ist unsere Sicht auf den Menschen und sein Denken extrem einseitig. Caleb Everett nennt diese Sicht «weird». Das Akronym von «Western, educated, industrialized, rich, democratic» bedeutet auf deutsch «seltsam». So ist etwa keineswegs selbstverständlich, dass die Zukunft vor uns liegt und die Vergangenheit hinter uns. Everett zeigt in seinem Buch anhand von Beispielen mit Sprachen, die im Amazonas-Gebiet gesprochen werden, dass es auch ganz andere Verständnisses von Zeit gibt – und das bedeutet, dass das Verständnis von Zeit nicht universell ist.
Zwei weitere Beispiele: Die russische Sprache unterscheidet hellblau («goluboy») und dunkelblau «siniy») als separate Farben. Lera Boroditsky konnte mit empirischen Tests zeigen, dass russische Muttersprachler von der Lage sind, Farbübergänge in Blau-Tönen schneller und genauer zu erkennen als englische Sprecher, die nur das Wort «blue» für Blau kennen. Das zeigt, dass sprachliche Kategorien die Farbwahrnehmung und -differenzierung beeinflussen.
Wo ist die Zukunft?
Oder nehmen wir die Wahrnehmung und Darstellung der Zeit: Englischsprachige und deutschsprachige Personen denken Zeit horizontal. Wir sagen zum Beispiel «Er hat eine schwere zeit hinter sich» oder «Sie steht vor einer grosse Aufgabe». Die Vergangenheit liegt hinter uns, die Zukunft liegt vor uns. Wir denken uns also Zeit als Strasse, auf der wir uns nach vorne bewegen. Mandarin-Sprecher denken Zeit dagegen teilweise vertikal: Für sie ist die Vergangenheit oben und die Zukunft unten. Sie denken sich Zeit eher wie ein Wasserfall.
In Aymara, einer Andensprache, die von fast drei Millionen Menschen in Bolivien und Peru gesprochen wird, liegt die Zukunft nicht vor einem, sondern hinter einem, und die Vergangenheit liegt vor einem. Caleb Everett schreibt: «Da wir die Vergangenheit bereits erlebt haben, können wir sie ‹sehen› und kennen sie. Im Gegensatz dazu können wir die Zukunft nicht mit der gleichen Klarheit sehen oder verstehen. Sie ist unbestimmt und undurchsichtig, ganz gleich, welche Pläne wir für sie haben.» Die unterschiedliche Art und Weise, wie die Sprachen die Zeit verbalisieren, zeigt, dass es viele Möglichkeiten gibt, das Fortschreiten der Zeit durch den Raum zu verstehen.
Warum ist das relevant? Warum thematisiere ich das gerade jetzt? Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Er ist nicht so simpel, wie das die Sapir-Whorf-Hypothese behauptete, aber wir müssen schon davon ausgehen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken gibt. Wenn das so ist, dann haben wir drei Probleme.
1) Englisch regiert die Welt.
Das erste Problem ist die rapide abnehmende sprachliche Vielfalt. So, wie die Biodiversität gefährdet ist, ist auch die sprachliche Diversität gefährdet. Englisch regiert unsere Welt. Caleb Everett nennt das «weird»: Unser Denken ist reduziert auf die Sicht von Menschen aus westlichen, gebildeten, industrialisierten, reichen und demokratischen Gesellschaften. Die rund 7000 Sprachen auf der Welt würden auch 7000 verschiedene Perspektiven auf die Welt ermöglichen. Wir haben uns dagegen freiwillig auf die angelsächsische Perspektive reduziert. Arabisch und Chinesisch funktionieren als Sprachen völlig anders – weil wir uns der sprachlichen Diversität kaum mehr aussetzen, sind wir uns kaum mehr bewusst, dass Menschen, die Arabisch oder Chinesisch sprechen, möglicherweise auch anders denken.
2) Die Künstliche Intelligenz ist «weird»
Diese Tendenz zur Reduktion auf die angelsächsische Perspektive wird gerade massiv verstärkt, weil praktisch alle relevanten KI-Werkzeuge aus den USA kommen. Die Künstliche Intelligenz ist keine neutrale Sicht auf die Welt. Sie ist das Resultat von Programmierern und Ingenieuren in den USA, basiert auf der englischen Sprache und beinhaltet entsprechende Vorstellungen und Werturteile. Das fällt uns bloss kaum mehr auf, weil wir kulturell seit Jahren immer stärker von der angelsächsischen Welt dominiert werden. Das Internet, die grossen Streamingplattformen für Musik und Filme, die sozialen Netzwerke, sie alle sind amerikanisch und «weird». Die Folge ist eine sehr eingeengte Perspektive auf die Welt.
3) Die Sprache kommt uns zunehmend abhanden
Dazu kommt eine weitere Entwicklung, die eng mit der Ausbreitung der KI zusammenhängt: Den Menschen kommt langsam aber sicher das Lesen und das Schreiben abhanden. Die Titelgeschichte der aktuellen «Zeit» widmet sich dem Thema: «Ein Buch lesen? Ganz?!» titelt die Wochenzeitung und schreibt: «Erstaunlich viele Menschen scheitern heute an langen Texten. Das hat Folgen für ihre Gehirne und die Universitäten.» 23 Prozent der Studierenden haben heute kein Interesse mehr an Büchern. Nur gerade 17 Prozent lesen täglich in Büchern. Deutlich mehr als die Hälfte der Studierenden liest genauso gern auf Papier wie auf dem Bildschirm. Doch das ist ein Problem: Der Bildschirm konditioniert dazu, Texte nur noch zu überfliegen. Forscher können belegen, dass das kein Kulturpessimismus von überalterten Buchliebhabern ist: Die Digital Natives können am iPad und am Computer nicht besser lesen. Die Qualität des digitalen Lesens am Bildschirm ist über die letzten zwei Jahrzehnte gesunken.
Die «Zeit» zitiert die Leseforscherin Maryanne Wolfist, die von einer generellen Verflachung spricht und sagt, dass «die jüngeren Generationen tatsächlich schlechter lesen können, egal auf welchem Medium». Demnach verändere der Dauerkontakt mit dem Digitalen das Gehirn derartig, dass es seine Lesefähigkeit verliert – und darüber weitere Kompetenzen einbüsst. Die KI verschärft dieses Problem auf geradezu dramatische Art und Weise: ChatGPT und Co. bieten auf äusserst bequeme Art und Weise Abkürzungen an – die Gehirne chillen im Liegestuhl. Die «Zeit» zitiert eine Hochschullehrerin, die sagt: «Der Blick für Zusammenhänge, Motive, den roten Faden fehlt. Ich stehe teilweise fassungslos vor meinen Studierenden.»

Dagegen gibt es ein einfaches Rezept: Handy abschalten und Buch aufschlagen. Das jedenfalls legt eine soeben erschienene Studie nahe: Schon zwei Wochen ohne mobilen Internetzugang verbessern die psychische Gesundheit, das subjektive Wohlbefinden und die objektiv gemessene Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Die Forscher sagen, dass die ständige Verbindung mit dem Internet sich nachteilig auf die Zeitnutzung, die kognitiven Funktionen und das Wohlbefinden auswirken kann. Dass sich das lohnt, zeigt eine umfangreiche Metastudie: Wer Bücher auf Papier liest, erzielt ein besseres Textverständnis. Auch hier liegt es nicht daran, dass digitale Medien halt noch neu sind: Der Vorteil des Lesens auf Papier, den die Studien feststellten, nahm über die Jahre tendenziell zu.
Was bedeutet das?
Ich glaube, wir reden viel zu viel über Megahertz und Gigabytes und kümmern uns viel zu wenig um unser eigenes Denkzentrum. Ein Schlüssel dafür ist die Sprache: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Sprache, Sprachkompetenz und Denken. Wir sollten uns deshalb um die Vielfalt der Sprachen auf der Welt ebenso ernsthaft kümmern wie um die Biodiversität – und unsere eigene Sprachkompetenz weiter pflegen. Mein Beitrag dazu ist jede Woche ein Denkanstoss wie dieser – den Sie übrigens immer auch als PDF herunterladen und ausdrucken können. Weil viele Menschen besser auf Papier lesen als am Bildschirm.
Was meinen Sie? Ich bin gespannt auf Ihre Wortmeldungen.
Basel 2. Mai 2025, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen:
Bild: Ein Mitglied des Amazonas-Stamms der Munduruku während einer Protestveranstaltung in Brasilien 2016 – Caleb Everett zitiert in seinem Buch Sprachbeispiele der Munduruku, weil sie ein völlig anderes Verständnis der Zeit haben. (KEYSTONE/AP Photo/Eraldo Peres)
Agarwala, Anant; Spiewak, Martin (2025): Lesekompetenz: Ein Buch lesen? Ganz?!, in: Die Zeit, 2025, https://www.zeit.de/2025/18/lesekompetenz-lange-texte-universitaeten-lehre/komplettansicht [02.05.2025].
Boroditsky, Lera (2011): How Languages Construct Time, in: Space, Time and Number in the Brain, 2011, S. 333–341, https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/B9780123859488000207 [02.05.2025].
Boroditsky, Lera; Gaby, Alice (2010): Remembrances of Times East: Absolute Spatial Representations of Time in an Australian Aboriginal Community, in: Psychological Science, 21,11, 2010, S. 1635–1639, https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0956797610386621 [02.05.2025].
Castelo, Noah; Kushlev, Kostadin; Ward, Adrian F; Esterman, Michael; Reiner, Peter B (2025): Blocking mobile internet on smartphones improves sustained attention, mental health, and subjective well-being, in: PNAS Nexus, 4,2, 2025, S. pgaf017, https://academic.oup.com/pnasnexus/article/doi/10.1093/pnasnexus/pgaf017/8016017 [02.05.2025].
Delgado, Pablo; Vargas, Cristina; Ackerman, Rakefet; Salmerón, Ladislao (2018): Don’t throw away your printed books: A meta-analysis on the effects of reading media on reading comprehension, in: Educational Research Review, 25, 2018, S. 23–38, https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S1747938X18300101 [02.05.2025].
Everett, Caleb (2025): 1000 Sprachen – 1000 Welten: Wie Sprachliche Vielfalt Unser Menschsein Prägt, 1st ed, Frankfurt am Main 2025.
Majid, Asifa; Gaby, Alice; Boroditsky, Lera (2013): Time in terms of space, in: Frontiers in Psychology, 4, 2013, http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2013.00554/abstract [02.05.2025].
5 Kommentare zu "Die Sprache beeinflusst das Denken – oha!"
Die zu viel zivilisierte Weird-Welt ist nicht nur – siehe beispielsweise den ESC – existenziell und gigantisch am Verblöden, sondern auch noch von Links über die Mitte bis nach Rechts politisch und substanziell am Zerfallen. Meine Hoffnung sind autarke und überschaubar kleine Gemeinschaften. Frei fokussierte und sozial priorisierte Projekte, die in einer anderen Welt für eine andere Welt unterwegs sind.
Von oben nach unten, rechts nach links. hinten nach vorne,- wie auch immer lesen bildet! In diesem Sinn herzlichen Dank Herr Zehnder für diesen und viele weitere Wochenkommentare.
Regelmässig drucke ich den Wochenkommentar aus – um ihn meiner Frau vorzulegen oder auch vorzulesen. Da betrifft mich ja die Bemerkung am Ende des Artikels sozusagen auf frischer Tat! Ich habe selber gestaunt, wie schnell ich mich „damals“ an die ganz neue Navigation durch meinen (täglichen) Lesestoff am Bildschirm gewohnt habe. Dass die Erfindung der scrollenden Maus eine sozusagen revolutionäre Tat war habe ich erst viel später realisiert. Zuerst dachte ich, dieses unabsehbare Ende der Texte sei ein Problem – aber dem war und ist für mich nicht so und ich lese, falls das Thema und der Inhalt stimmt, gerne und sozusagen konzentriert immer weiter …. Aber die inzwischen beobachtbaren Folgen beeindrucken mich schon, namentlich die Flüchtigkeit der diversen Lesesequenzen, die fehlende Fokussierung auf einen Text und seine Relevanz, die Abschottung durch den „Handyautismus“ von anderen Menschen … Dazu war das CCB-Sujet „Mit dir red i nit“ ein immerhin vielfach beachteter Hinweis!
Am 1. Mai hat mir die Historikerin Sabine Braunschweig von ihrer Ohnmacht berichtet angesichts des Desinteresses der Schülerinnen und Schüler an nicht nur alltäglichen Texten und Problemen. Ihre Leseerfahrungen sind erschreckend gering, bei Mädchen noch stärker als bei Jungen! Was ist zu tun – diese Frage stellt sich wieder einmal in grosser Dringlichkeit.
Guten Tag Herr Zehnder
Vielen Dank für Ihren Text.
In seinem Buch THE GEOGRAPHY OF THOUGHT legt der Autor Richard E. Nisbett dar, dass das Denken die Sprache beeinflussen kann.
Er zeigt dies auf am Beispiel des Japanischen : “ East Asians think „holistically“ – that the world is a circle – while Westerners think „analytically“ – that it is a line.“
Dies als Ergänzung zu Ihrem Text.
Freundliche Grüsse
Nardo Lori
Einmal mehr: Vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen Text. Beeindruckt hat mich vor allem die Denkweise der Aborigines mit ihrer „wissenschaftlichen“ und dadurch neutralen Ausdrucksweise von Ortsbezeichnungen. Und dass unsere Bezeichnungen wie Links oder Rechts effektiv sehr egoistisch ist. Das kann man ja bei jedem Referat selbst einmal erleben. Allerdings könnten die meisten Zuhörenden mit geografischen Begriffen kaum etwas anfangen. Denn wer weiss schon, wie der Saal in dem jemand das Referat hört, in der Geografie eingebettet ist.