Die 100 besten Bücher von Frauen

Publiziert am 31. Mai 2019 von Matthias Zehnder

Vor ein paar Wochen habe ich im Rahmen eines Wochenkommentars eine Liste der 100 besten Romane veröffentlicht. Es waren dies jene 100 Bücher, die mir persönlich besonders wichtig sind. Unter den Autoren fanden sich nur gerade sieben Frauen – ich kann es nicht ändern: ich habe in meiner Jugend vor allem Männer gelesen. Ich erhielt entsprechende Kommentare von Frauen. Also habe ich lesende Frauen um ihre Tipps gebeten. Dabei ist eine Liste mit 100 besten Romanen und Erzählungen von Frauen zustande gekommen, deren Vielfalt mich selbst überrascht hat. Aber lesen Sie selbst.

Gute Bücher von Frauen sind in meinem Büchergestell rar. Das ist keine Absicht, sondern das Resultat meiner Lesebiographie, die sich nun mal mehr nach Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt, John Irving und Philippe Djian, Gisbert Haefs und Michael Ende ausgerichtet hat als nach – ja: nach wem eigentlich? Weil sich in meinem Büchergestell so wenig Frauen fanden, habe ich lesende Frauen in meinem Umfeld um ihre Lesetipps gebeten. Ich habe sie nach fünf empfehlenswerten Romanen oder Erzählungen von Frauen gefragt.

Auf meine Bitte um Lesetipps haben geantwortet (in alphabetischer Reihenfolge):

Einige haben sich dabei an die Vorgabe gehalten und wirklich nur fünf Titel gemeldet, andere haben mehr geliefert. Susanna Petrin schrieb als erstes zurück: Was, nur fünf? und schickte dann mehrere Mails mit vielen spannenden Titeln, um am Schluss aufzustöhnen: Ach, ich bräuchte ein zweites Leben, nur um zu lesen! Diesem Seufzer können wir uns nur anschliessen.

Weil es bei meiner ursprünglichen Leseliste ausschliesslich um Romane und Erzählungen gegangen ist, war ich bei der Auswahl der Titel streng und habe alles andere gestrichen, so zum Beispiel Sachbücher wie «Über Boxen» von Joyce Carol Oates oder «Frauen auf dem öffentlichen Parkett. Handbuch für Frauen, die Einfluss nehmen wollen» von Anita Fetz. Autobiographien wie «Becoming» von Michelle Obama oder «Weiter leben. Eine Jugend» von Ruth Klüger hatten ebensowenig Platz wie der Essayband «Denken ohne Geländer» von Hannah Arendt. Das sind alles hervorragende Bücher – sie werden dereinst auf einer Sachbuchliste oder der Liste mit den besten Biographien auftauchen.

Es blieben genau 100 spannende Romane und Erzählungen von Frauen übrig. Geordnet habe ich die Liste zunächst nach Anzahl Empfehlungen, innerhalb der Gruppen nach Erscheinungsjahr. Eingereicht wurden nicht nur Titel aus dem deutschsprachigen Raum, sondern auch viele Bücher von Autorinnen aus Afrika und Übersee. Damit man sich ein Bild machen kann, in welcher geographischen Region die Autorin anzusiedeln ist, habe ich jeweils ein Land dazu notiert. Bei einigen Autorinnen war das einfach, etwa bei Elfriede Jelinek (Österreich) oder bei Eveline Hasler (Schweiz). Bei Ágota Kristóf (Ungarn/Schweiz) oder bei Irena Brežná (Slowakei/Schweiz) ist es wohl hilfreich, beide Länder zu kennen. Es gibt aber Autorinnen wie Marguerite Duras (Frankreich) oder Anna Seghers (Deutschland), die sich eigentlich nicht auf ein Land festlegen lassen. Da habe ich mich jeweils für den Kulturraum entschieden.

Unter den Büchern finden sich viele Titel, die für mich neue Entdeckungen sind. Dazu gehört Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie, einer der drei Spitzenreiter-Titel auf der Liste. Die nigerianische Schriftstellerin wurde von so vielen Frauen empfohlen, dass sie neben Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek den Spitzenplatz der Liste belegt. Auf der Liste finden sich auch Titel, die ich kenne und die sogar in meinem Büchergestell stehen, etwa Bücher von Christa Wolf und Luise Rinser oder von Charlotte Brontë und Jane Austen. Ich habe sie in meiner Liste der 100 besten Romane nicht erwähnt, weil mir andere Titel wichtiger waren. Argumente dafür gibt es nicht. Leseerlebnisse sind etwas ganz persönliches und eng mit der eigenen Biographie verknüpft. Und dann finden sich auf der Liste auch einige Titel, die auch mir sehr wichtig sind. Es gibt also einige Doppeleinträge zwischen den Listen. Finden Sie sie?

Ich hoffe, es geht Ihnen wie mir und sie finden in der Liste viele Anregungen für spannende Lektüren – und ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.

Die Liste finden Sie hier zum Anschauen und Kommentieren: https://www.matthiaszehnder.ch/aktuell/die-100-besten-romane-von-frauen-die-liste/

Und hier zum Herunterladen als PDF: Die 100 besten Romane von Frauen – PDF

Basel, 31. Mai 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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2 Kommentare zu "Die 100 besten Bücher von Frauen"

  1. Nach dem Ranking mit Schulen jetzt auch noch eines mit Autorinnen: scheusslich. Immer wieder das Kamikaze-Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft … und mit Verlusten muss gerechnet werden“: Es ist die Mentalität, mit der unsere Erde an die Wand gefahren wird.

    1. Lieber Ueli Keller,
      Ich weiss nicht, welcher Ueli Keller Sie sind (etwa der Endokrinologe, dann wären wir uns früher schon begegnet). Ich sehe aber das Ganze weniger schlimm als Sie – im Gegenteil! Die beiden Listen der „100 besten …“ finde ich überhaupt kein „scheussliches Ranking“, sondern einfach nur lustvoll und anregend. Und kein bisschen Kamikaze …

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