Der Streit um UKW ist das falsche Schlachtfeld
Roger Schawinski will verhindern, dass die Schweiz ihr UKW-Netz abschaltet. Er stellt sich damit gegen den Rest der Radio-Welt: SRG, Privatradiostationen und Bundesamt für Kommunikation haben sich darauf geeinigt, auf DAB+ zu wechseln und die UKW-Sender abzuschalten. Schawinski hat recht: Viele Menschen hören weiterhin Radio per UKW. Aber eine Erhaltung von UKW wird das Radio nicht retten. Denn die Abschaltung der Ultrakurzwelle ist nicht das grösste Problem der Radiosender.
Als ich in der Primarschule war, reiste die damals junge Birgit Steinegger als «UK Fee» durch die Schweiz und warb für UKW. Ich erinnere mich noch daran, stolz ein zuckersüss-farbiges Abhziehbildli der «UK-Fee» heimgetragen zu haben. 1978 hörten viele Schweizer:innen Radio noch per Mittelwelle oder über Telefonrundspruch. Doch die Mittelwelle war störungsanfällig, der Empfang vor allem in den Bergen oft schlecht. Deshalb hatte die damalige PTT in der Schweiz den Telefonrundspruch eingeführt und seit den 30er-Jahren die drei Radioprogramme in den Landessprachen und Musik «Classic» und «Light» über die Telefonleitung übermittelt. UKW brachte besseren Empfang als die Mittelwelle und machte das Radio mit Transistorgeräten so richtig mobil. «UK-Fee bringt UKW» hiess deshalb der Werbespruch einer Kampagne von SRG, PTT, Pro Radio Television und der Schweizerischen Verkehrszentrale.
Seit 1997 gibt es den Telefonrundspruch nicht mehr. Das digitale Telefonnetz ISDN hatte die Radiosignale in der Leitung gestört. Jetzt, über 40 Jahre nach der «UK Fee», wollen die Radiostationen den nächsten Schritt machen, das UKW-Netz in der Schweiz abschalten und Radio nur noch über DAB+ verbreiten. Dieses «Digital Audio Broadcasting» verbreitet die Radiosignale nicht mehr analog, sondern digital. Die Tonsignale werden dabei komprimiert und als Daten übermittelt. Man hört deshalb kein Rauschen mehr im Radio – auch der Empfang ist digital: Entweder ist das Radio hörbar oder nicht. Der grosse Vorteil der digitalen Technik: Es lassen sich viel mehr Sender übertragen als per UKW.
Radio Basilisk im Bündnerland
In den Frequenzbändern von UKW dagegen ist der Platz knapp. Das merken Schweizer:innen, wenn sie mit dem Auto in der Schweiz unterwegs sind: Auf derselben Frequenz empfängt das Gerät je nach Ort unterschiedliche Sender. Auf 88,8 MHz etwa empfängt man im Tessin Rete Uno, im Wallis La Première, in Bern Radio BeO, in Zürich Sunshine Radio, in Graubünden Radio Rumantsch und in Basel Radio Basilisk. Umgekehrt gesagt: Die Schweizer Lokalradios sind immer nur über einzelne UKW-Sendemasten empfangbar. Radio Basilisk gibt es deshalb auf UKW im Wallis oder im Bündnerland nicht.
Auf DAB+ ist das anders: Da sind in der ganzen Schweiz alle Lokalradiostationen hörbar. Jetzt kann man argumentieren, dass die meisten Bündner sich nicht für ein Basler Lokalradio interessieren und umgekehrt. Aber es sind nicht nur Lokalradios hörbar, sondern auch Sparten- und Spezialsender, etwa der Nachrichtensender SRF4 News oder Musiksender wie Virgin Radio Rock und Klassik Radio. Die Sender müssen auf einem DAB+Empfangsgerät nicht mühsam auf einem Frequenzband gesucht werden. Sie lassen sich direkt ansteuern. Kurz: DAB+ bietet mehr Radio und ist einfacher zu bedienen. Weil die Radiosender nicht dauerhaft zwei Sendetechniken unterhalten können und weil DAB+ die Zukunft gehört, haben sich die Radiosender in der Schweiz darauf geeinigt, die UKW-Sender koordiniert abzuschalten. Im August 2022 soll die SRG ihre UKW-Sender abschalten, im Januar 2023 die Privatradios.
Roger Schawinski gegen alle
Dagegen wehrt sich Roger Schawinski auf allen Kanälen. Er spricht von einer «Zwangsabschaltung» und davon, dass die Folgen für die Schweiz «verheerend» seien. Gegenüber der «NZZ» sagte Schawinski: «Eine Technologie sollte sich von selbst durchsetzen und nicht, weil etwas anderes verboten wird.» Man wolle sich nicht eingestehen, dass DAB+ ein Fehler war, und versuche es nun mit der Brechstange. DAB+ sei höchstens eine Zwischentechnologie, die Zukunft gehöre sowieso dem Internet und der Verbreitung über 5G. Weil es keinen Grund gebe, von UKW auf DAB+ zu wechseln, werde UKW jetzt abgewürgt. Gegenüber der Sendung «Medientalk» sagte Schawinski, DAB sei ein «feuchter Traum der Politiker» gewesen, deshalb müsse die Politik das Schlamassel jetzt auch auslöffeln. Schawinski hat deshalb eine Petition lanciert und fordert, das Bakom müsse seine gesamte Abschaltstrategie für UKW ersatzlos aufheben.
Das sind starke Worte – aber treffen sie auch zu? Schawinski färbt sie zumindest stark populistisch. Denn von «Zwangsabschaltung» und von einem «UKW-Verbot» kann keine Rede sein. Die Radiosender haben sich freiwillig darauf geeinigt, von UKW auf DAB+ zu wechseln. Weil jede Radiostationen das Senden ihrer Programme selber bezahlen muss, fördert das Bakom den Wechsel von UKW zu DAB+ mit Unterstützungsgeldern. 2014 bis 2020 zahlte das Bakom fast 52 Millionen Franken an die Sender. Das Geld ist nötig, weil die Sender es sich sonst nicht leisten könnten, zwei Sendetechniken gleichzeitig zu betreiben. Sie müssten sich entscheiden: UKW oder DAB+. 2014 wäre dieser Entscheid sicher für UKW ausgefallen. Heute ist das nicht mehr so klar.
UKW-Konsument:innen schauen in die Röhre
In einem Punkt hat Roger Schawinski aber recht: Die Konsument:innen bleiben aussen vor, vor allem im Auto. Mehr als die Hälfte der Autos in der Schweiz hat keinen DAB-Empfänger eingebaut. Es gibt zwar für wenig Geld Zusatzgeräte, mit denen man auch ein UKW-Auto befähigen kann, DAB zu empfangen ,aber immerhin müssen die Konsument:innen sich darum kümmern. Deshalb hat Schawinski in den letzten Tagen Unterstützung von unerwarteter Seite erhalten: Alt-Bundesrätin Doris Leuthard schlägt sich auf seine Seite und findet, der Bundesrat solle seinen Entscheid noch einmal überdenken. Das sagte Doris Leuthard in einem Interview mit Roger Schawinski auf dessen Radiosender Radio1. «Man ist seinerzeit davon ausgegangen, dass UKW ein Auslaufmodell ist», sagt Leuthard. Man habe damals angenommen, dass die Autos rasch mit DAB+ ausgerüstet seien. Das sei nicht der Fall. «Es lohnt sich für die Schweiz nicht, einen Alleingang zu machen. Man muss dafür sorgen, dass Autos von Norddeutschland bis Süditalien mit Radioempfang fahren können», sagt Leuthard im Interview. Man müsse warten, bis das Internet bereit sei und so lange die UKW-Sender noch laufen lassen. Leuthard schliesst sich damit der Forderung von Schawinski an. Es ist gut möglich, dass sich die Politik diese Sicht ebenfalls zu eigen macht und die UKW-Abschaltung zumindest aufschiebt. Ist damit das Problem gelöst?
Damit lässt sich sicher der Aufstand im Publikum verhindern, den Schawinski bei einer Abschaltung der SRG-Sender 2022 voraussagt. Die Probleme der Radiosender sind damit aber nicht vom Tisch. Denn ob das Radioprogramm per UKW oder DAB+ gesendet wird, ist letztlich ein technisches Detail. Viel relevanter ist, ob die Menschen längerfristig Radiosender noch einschalten. Ich meine damit Live-Radio, wie es per Radiosender oder gestreamt über das Internet verbreitet wird. Denn die Radiosender sind längst nicht mehr die einzigen Anbieter in der Audiowelt. Immer mehr Menschen hören Musik lieber über Streamingdienste wie Spotify und Apple Music und Wortbeiträge lieber als Podcasts – dann, wann sie wollen und so, wie sie es möchten.
Radionutzung in der Schweiz erodiert
Mediennutzungsstudien wie die James-Studie, die das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen in der Schweiz untersucht, geben einen Vorgeschmack darauf, was auf uns zukommt: Hörten vor zehn Jahren noch rund 60 Prozent der Jugendlichen Radio, sind es heute nur noch zwei von fünf Jugendlichen. Tendenz kontinuierlich sinkend: Immer mehr Jugendliche lernen erst gar nicht mehr, Radio zu hören. Auch immer mehr Erwachsene kehren dem Radio den Rücken. Von 1980 bis 2000 hat die Radionutzung in der Schweiz in allen Sprachregionen zugenommen, am deutlichsten in der Deutschschweiz. Die Einführung der Lokalradioprogramme Mitte der 1980er Jahre hat der Deutschschweiz einen eigentlichen Radioboom beschert.
Das Jahr 2000 brachte einen Höhepunkt der Radionutzung. Dann stagnierte die Nutzung, seit 2010 geht der Radiokonsum in der Schweiz zurück. 2019 hörten Deutschschweizer:innen im Schnitt nur noch 96 Minuten Radio pro Tag – weniger als die Hälfte als 20 Jahre zuvor. In der französischen Schweiz waren es durchschnittlich sogar nur noch 78 Minuten pro Tag. Das ist die Kehrseite des Wachstums von Streamingdiensten und der Podcastnutzung.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass die Schweizer Radiostationen (mit Ausnahme von Roger Schawinski) die Abschaltung des UKW-Netzes so unwidersprochen hinnehmen. Eigentlich können sie es sich nicht leisten, einen Teil des Publikums auszuschliessen oder zumindest vor den Kopf zu stossen. Dazu kommt noch, dass der Konkurrenzkampf um Hörer:innen auf DAB+ härter ist als im UKW-Netz, weil mehr Radiosender empfangbar sind und sich Lokalradiosender auch überregional konkurrenzieren werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich hinter den Kulissen deshalb der eine oder andere Radiosender mit Politiker:innen aus seiner Region ins Vernehmen setzt und hinter vorgehaltener Hand ein Interesse an einem Weiterbestehen des UKW-Sendenetzes signalisiert.
Auf die Inhalte (und die Köpfe) kommt es an
Das eigentliche Problem der Radiosender ist aber nicht die Schlacht um UKW und DAB+. Viel wesentlicher ist die Existenzfrage: Werden wir in Zukunft noch Radio hören? Vermutlich ist es, wie der Konsum von gedruckten Zeitungen, eine Generationenfrage. Meine Generation ist mit legendären Radiomoderatoren aufgewachsen, mit François Mürner, dessen Initialen bekanntlich auf jedem besseren Radiogerät prangten, mit Christoph Schwegler oder mit Reeto von Gunten, Mona Vetsch und Judith Wernli. Das waren nicht nur Stimmen, das waren (und sind) Radio-Hosts – Gastgeber:innen, bei denen man sich akustisch zu Hause fühlte.
Meine Kinder kennen das nicht mehr. Die finden es unmöglich, wenn ihnen jemand in die Playlist quatscht. Und interessante Sendungen hören sie (und ich) längst nicht mehr um 18 Uhr auf SRF1 oder um 19 Uhr auf SRF2, sondern über die SRF-App, wo man eine Sendung auch pausieren kann, oder dann, wenns passt, per Podcast. Das Problem für Radiosender ist, dass die Podcast-Technik den Fokus verschiebt vom Sender auf die Sendung, oder, für alle UKW-Hörer:innen, von der Frequenz auf den Inhalt. Radiosender sollten deshalb nicht zu viel Energie in den Kampf um UKW stecken und sich lieber um gute Inhalte kümmern. Die Zukunft gehört nicht irgendwelchen Frequenzen, sondern dem, was darauf verbreitet wird.
Basel, 4.Juni 2021, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen
Bild: ©Krakenimages.com – stock.adobe.com
Vonplon, David (2021): Doris Leuthard schlägt sich im Streit um die UKW-Abschaltung auf Schawinskis Seite. In: NZZ, 02.06.2021. Online verfügbar unter https://www.nzz.ch/schweiz/doris-leuthard-schlaegt-sich-im-streit-um-die-ukw-abschaltung-auf-schawinskis-seite-ld.1628421
Häsler Sansano, Georg; Neuhaus, Christina (2021): «Man will sich nicht eingestehen, dass DAB ein Fehler war, und versucht es nun mit der Brechstange». Roger Schawinski will die Zwangsabschaltung von UKW verhindern. In: NZZ 2021, 08.05.2021. Online verfügbar unter https://www.nzz.ch/schweiz/roger-schawinski-wehrt-sich-gegen-ukw-abschaltung-und-dab-ld.1623909
Häberli, Stefan (2021): Wer hat im Streit um die UKW-Abschaltung recht? Die Argumente der Befürworter und der Gegner in der Übersicht. In: NZZ 2021, 04.06.2021. Online verfügbar unter https://www.nzz.ch/wirtschaft/ukw-abschaltung-die-argumente-der-gegner-und-befuerworter-ld.1626811
Interview mit Doris Leuthard zu UKW-Abschaltung auf Radio1: https://www.radio1.ch/de/aktuell/interview-mit-doris-leuthard
Daten der konzessionierten und koordinierten UKW-Radiosender. Bundesamt für Kommunikation, 29.1.2021; https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/frequenzen-antennen/rundfunk.html
«Wie geht es weiter mit UKW?» in: SRF4 «Medientalk», 29.5.2021; https://www.srf.ch/audio/medientalk/medientalk-wie-geht-es-weiter-mit-ukw?id=11991797
Bundesamt für Statistik: Radionutzung in der Schweiz. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kultur-medien-informationsgesellschaft-sport/medien/medienangebot-nutzung/radio/radio-nutzung.html
Informationsseite des Bundesamts für Kommunikation über DAB+: https://dabplus.ch/
Kampagnenseite von Roger Schawinski «Rettet UKW»: https://www.rettetukw.ch/de/argumente/
7 Kommentare zu "Der Streit um UKW ist das falsche Schlachtfeld"
Wir sind uns einig: Auf die Inhalte der Medien kommt es an.
Zur geplanten UKW-Abschaltung: Die Petition (auf rettetukw.ch), welche schon 50‘000 Unterschriften zusammen hat, richtet sich nicht gegen DAB+, gegen „moderne“ Technik, sie verlangt lediglich, dass – wie heute – DAB+ und UKW noch eine Weile nebenher weiterlaufen sollen.
Gründe gibt es viele für das Weiterbestehen von UKW:
DER Grund für mich: 8 Millionen Menschen – durch jährliche Zuwanderung von 50‘000 – 80‘000 Plus – bald 9 Millionen zählt die Schweiz. Mindestens die Hälfte unserer Einwohner hat Zuhause ein funktionierendes UKW-Radio oder Stereoanlage. Sollen wirklich 4 Millionen funktionierender Radios weggeworfen werden müssen? Zu Elektroschrott werden? Einfach so? Und das in der heutigen (Umwelt-) Zeit? Wahnsinn.
Auch in mehr als der Hälfte der zugelassenen Autos, Lieferwagen, Busse, Lastwagen auf unseren Strassen sind UKW-Radios verbaut. Würde UKW abgestellt, könnte man wichtige Verkehrsdurchsagen oder auch Tunnelfunk nicht mehr empfangen.
Es gibt DAB-UKW-Umwandler im Handel, funktioniert aber nicht richtig, wird mit Klebeantenne an Scheiben geklebt, Strom kommt via Kabel übers Armaturenbrett vom Zigarettenanzünder = kurz, eine unbefriedigende, verkehrsablenkende Bastelei; Seriöse Umrüstung von Fahrzeugen beim Autoelektriker: Ab 1000 Fr. Einfach so. Inklusiv wiederum Elektroschrott. Und das in der heutigen (Umwelt-) Zeit? Wahnsinn.
An alle EU-Freunde: Alle EU-Länder stellen UKW nicht ab. DAB+ ist kein Thema. In Österreich wurde DAB+ sogar ganzlich zurückgebunden und die Übung abgeblasen. In Frankreich ist DAB+ praktisch unverbreitet. In Deutschland ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung, so dass man UKW auf unbestimmte Zeit weiterlaufen lässt. Und im südlichen Europa würde niemand den Wahnsinn mitmachen, Millionen gut funktionierender Radios auf den Schrott-Müll zu werfen. Das Geld für neue Apparate ist in den armen Regionen gar nicht vorhanden. Gottlob – für die Umwelt.
Auch die Reisenden von Norddeutschland bis Süditalien würden in der Schweiz als einziges Land in Europa kein UKW-Signal mehr empfangen. Nur ganz wenige EU-Fahrzeuge haben DAB+ Radios verbaut. Das kann man doch nicht machen. Man denke nur mal an den Tourismus, die Ratlosigkeit unserer Gäste und das Unverständnis für diesen Schweizerischen, technologiegläubigen Luxus-Sonderweg.
DAB+ Wellen kommen kaum durch Gemäuer, deshalb funktionieren DAB+ Radios am besten nahe einem Fenster. In geschlossenen Räumen (Bad, Küche) hat man oft keinen Empfang. Deshalb muss für Notzeiten trotzdem das UKW-Netz aufrechterhalten werden. Denn in Keller, Luftschutzräumen kann man nur UKW empfangen, da DAB+ die dicken Mauern nicht durchdringt, um in Notzeiten Anweisungen des Krisenstabs und Behörden zu folgen. Wahnsinn.
DAB+ – Empfänger brauchen deutlich mehr Strom. Das merkt man, wenn man einen DAB+ – Transistorradio mit Batterie laufen hat. Im Nu sind die Batterien leer und müssen ersetzt werden, während die Batterien eines UKW-Radios (bei gleicher Spielzeit) noch nicht mal zur Hälfte geleert sind. Wahnsinn.
Die DAB+ Infrastruktur aufzubauen kostet (e) Milllionen. Dazu kommt noch die millionenteure Werbekampagne (mit Stars und Sternchen) um die Bevölkerung zum Umstieg auf DAB+ zu bewegen, mit wenig Erfolg angesichts des Millionenaufwandes des BAK (alles mit unseren Steuergeldern, versteht sich….)
Die UKW-Infrastruktur ist hingegen amortisiert. Alles vorhanden, währschaft erprobt und bestens funktionierend. Swisscom Broadcast hat kaum Probleme damit. Einwandfreie Technik welche ohne Probleme noch einige Jahre parallel weiterlaufen kann.
DAB+ ist das falsche Pferd. Von Anfang an. Nur weil die Behörden, der technologiegläubige und im (Zwangsgebühren-) Geld schwimmende SRG-Koloss viel zu früh auf diese zusätzlichen Wellen setzten, sich die EU (!) hingegen praktisch wieder davon verabschiedete, muss man doch nicht zwingend an diesem Irrweg festhalten.
Man könnte doch zugeben, dass man einen Fehler machte – und wie Österreich die Übung einstellt und die Verbreitung der Radioprogramme der Realität anpasst – oder wie jetzt in der Schweiz die Systeme parallel nebenher laufen lässt – und die Zukunft aufzeigen lässt, wohin die Reise geht.
Experten sind sich da nämlich einig: Längerfristig wird Radio nur noch übers Internet gehört. Zuhause via Computer (Radio- + Stereoanlage), Mobil übers Handy – die junge Generation, im Kommentar stand es, kennt schon gar nichts mehr anderes.
Wen meine Argumente überzeugten, kann auf rettetukw.ch die Petition unterzeichnen, um diesen unsinnigen Abschaltwahnsinn zu verhindern.
Bevor Viele im 2022 am Morgen ihr UKW-Radio anstellen, und es stumm bleibt!
Und Medienministerin Sommaruga, welche zur Zeit für die Umweltabstimmungen durchs Land tingelt, immer tief betroffen in Sachen Umwelt (eine Rolle, welche sie perfekt beherrscht) soll, muss geradezu den Entscheid revidieren, sonst ist sie in Sachen Umwelt unglaubwürdig.
Habe ich das wohl richtig verstanden: Es gibt immer mehr Radiosender und Radiosendungen, aber immer weniger Radiohörer*innen? So wie es auch immer mehr geschriebene Informationen (Digital und Papier), aber immer weniger Zeitungsleser*innen zu geben scheint? Und dazu noch folgende Entwicklungslinie: … denn sie wissen nicht, was sie tun (Bibel) … oder sie tun nicht, was sie wissen (Jungk) … und sie wollen nicht wissen, was sie wissen können, damit sie nicht das Richtige tun müssen (Vermeidung einer kognitiven Dissonanz)? Ist das wirklich alles noch ein Fortschritt, und nicht einfach immer noch mehr Unsinn?
Den Kommentar von Thomas Zweidler unterstütze ich. Es ist zu früh, an die Abschaltung von UKW zu denken, so lange noch so viele Millionen Empfänger in Betrieb sind.
Die DAB+ Empfänger erreichen zudem noch nicht die Qualität der UKW-Empfänger: die portablen brauchen *viel* mehr Strom und sind viel empfindlicher, schalten manchmal unvermittelt ab oder der Ton verschwindet vorübergehend ganz, trotz der Fehlerkorrektur. Jedes meiner 6 DAB+ Geräte ist fehlerhaft, bei zwei ist der Senderspeicher voll, lässt sich nicht löschen, und somit verschwinden Sender wenn die Frequenz ändert. Die Bedienung ist nicht einfacher als analoge UKW-Radios, ganz im Gegenteil sind viele überfordert und brauchen Hilfe zumindest beim Einrichten.
Die grössere Effizienz (ca. 8 fach?) wird duch einen Reboundeffekt kompensiert: es gibt einfach entsprechend mehr Sender, von denen die meisten schweizweit nur wenig gehört werden.
Nicht einverstanden bin ich mit der Idee, ganz auf terrestrischen Rundfunk zu verzichten: Internet- und Mobilfunk-Radio ist zuweilen ganz nett und enorm leistungsfähig, bedeutet aber den Tod des Radios. Die SRG schafft sich mit ihrem Digitalisierungstrip selber langsam ab. App-„hören“ oder gar „schauen“ ist kein Radio! Livestreams über Mobilfunk verursachen mehr Strahlung und benötigen mehr Energie als Rundfunk. Wenn ich schon Web-Radio habe, kann ich weltweit Musik hören, da bedeuten lokale Inhalte nicht mehr viel.
Nie wird das Satellitenradio erwähnt, das offenbar etwa 5% der Hörer verwenden. Für stationäres oder quasi-stationäres Hören hat es viele Vorzüge: breite Auswahl , die sogar-betriebenen Sender im All erfassen ganze Kontinente bei äusserst geringer Strahlung, es bleibt trotzt des langen Sendeweges wie bei der terrestrischen Verbreitung echtes Radio ohne absichtliche digitale Zeitverzögerungen oder Gimicks wie Pause oder Instant-Replay: ganz nett, aber nicht mehr Radio und irgendwie unheimlich.
Dieser Kommentar ist aus einer Mediennutzungs-Sicht geschrieben. Die ökologischen Konsequenzen, wenn grosse Mengen an UKW-Geräten fortgeworfen werden müssen, sind aber auch zu beachten. Ich habe die Petition gegen die UKW-Abschaltung rein aus ökologischen Gründen unterschrieben, nicht weil ich Sender-Heimatschutz betreiben möchte.
… und noch zum Titel diese Wochenkommentars: Andere „um das Falsche streiten“ zu lassen, gehört zur „Kriegskunst der Beschäftigungstherapie mit Ablenkungsmanövern“, wie sie beispielsweise auch mit dem ‚Rahmenabkommen‘ – und neu jetzt mit seinen Ablegern – ins Spiel gebracht wird. Diese „Kunst“ muss beherrschen, wer hinter den Kulissen tun oder lassen können will, was ihm*ihr entscheidend nützt und deshalb wichtig ist. Nebenbei gefragt: Ist es in diesem Sinne nicht logisch, dass da jetzt auch Frau Leuthard mit nebelt?
Es ist ein Klassiker: Die „Techniker“ sehen nur die technisch tolle Lösung und denken die im weitesten Sinn gesellschaftlichen Folgen nicht mit, und den Entscheidern (Politikern) war dieser Techno-Kram mehr oder weniger egal, und nun ist es zu spät, ohne Gesichtsverlust auf eine unreife Entscheidung zurückzukommen. Deshalb schätze ich die Stellungnahme von Frau Leuthard sehr.
Der Kommentar von Thomas Zweidler hat mich bewogen, die Petition ebenfalls zu unterzeichnen.
(Wermutstropfen: Campax bindet auf der Website diverses Google-Dienste ein (Tagmanager- Google-APIS) und meldet so alle, die sich für eine Petition interessieren, an diesen Mega-Giga-Datensammler).
In meinem Haushalt existieren 3 Stereoanlagen,
und 2 Einzelgeräte, plus ein Autoradio !
Entsorgen . . . . . ? Irrsinn !