Der nächste Trump kommt bestimmt

Publiziert am 13. November 2020 von Matthias Zehnder

Noch klammert sich Donald Trump an Amt und Macht. Früher oder später wird ihm jemand beibringen müssen, dass es vorbei ist. Am 20. Januar 2021 wird Joe Biden übernehmen und die Vernunft wieder ins Weisse Haus einkehren. Ist der Spuk damit vorbei? Ich fürchte nicht. Abgesehen davon, dass Donald Trump sich kaum schweigend nach Florida zurückziehen wird, dürfte bald der nächste Trump am Firmament drohen. Schuld daran sind Medien, für die Nachrichten nichts weiter sind als ein Business.

In meinem wöchentlichen Fragebogeninterview frage ich bekannte Medienschaffende seit Monaten: Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien? Gemeint ist damit das Spannungsfeld, das der US-Präsident für die Medien darstellt: Einerseits sorgt er für gute Quoten und spannende Stoffe, andererseits bezeichnet er kritische Medien als «Fake News» und hetzt immer wieder auch persönlich gegen kritische Journalisten.

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Entsprechend fallen die Antworten auf die Frage aus, ob Trump gut oder schlecht sei für die Medien. «Beides», sagt etwa Mark Eisenegger, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Zürich. «Er fördert Klicks, aber auch eine übertriebene Aufmerksamkeitskonzentration auf seine Person.» Historiker Philipp Sarasin findet, Trump sei schlecht für die Medien, «weil er sie zur Dauerbeschäftigung mit ihm zwingt und im Grunde vom Politischen ablenkt.» SRF-Literaturredaktorin Annette König findet, Trump sei nur «für Schlagzeilen gut». Und Krimiautorin Petra Ivanov bringt das Dilemma der Medien auf den Punkt: «Einerseits spaltet er die Medien, indem er sie für seine Zwecke einsetzt, andererseits darf man den Unterhaltungswert seiner Auftritte nicht unterschätzen, was sich bestimmt auf Einschaltquoten und Leserzahl auswirkt.»

Wird Trump schlecht behandelt?

Ich erhalte auf das Fragebogeninterview immer wieder Kommentare von Menschen, die sich über die Frage aufregen, weil sie glauben, Donald Trump werde von den Medien unfair behandelt. Die Rede ist von Vorverurteilung, ja von Verunglimpfung des amerikanischen Präsidenten durch die Medien. Versuchen wir uns also ohne Vorverurteilung, ohne politische Stellungnahme, rein aus medienwissenschaftlicher Sicht mit der Frage des Verhältnisses zwischen Donald Trump und den Medien zu beschäftigen. Ich möchte meine Fragebogenfrage dazu umkehren: Sind (oder waren) die Medien gut oder schlecht für Donald Trump? Und was bedeutet das für die Zukunft?

Damit wir uns recht verstehen: Es geht im Folgenden nicht um die Politik von Donald Trump, sondern um die Art und Weise, wie die Medien mit ihm umgehen – und er mit ihnen. Es geht also nicht um den Inhalt, sondern um den Stil, auch wenn sich die beiden Elemente schlecht voneinander trennen lassen. Aber versuchen wir es.

Obsessive Beschäftigung mit Trump

Dass die Medien auf der ganzen Welt sich intensiv um den Mann im Weissen Haus kümmern, ist nichts Neues. Unter Donald Trump hat das Kümmern zuweilen obsessive Ausmasse angenommen. Das begann schon vor seiner Wahl: Schon während des Vorwahlkampfs, als Trump noch mit anderen republikanischen Kandidatinnen und Kandidaten um die Nomination kämpfte, brachte es Donald Trump im Fernsehen auf mehr Sendezeit als alle 16 anderen republikanischen Kandidaten zusammengenommen. Im eigentlichen Wahlkampf ging es genauso weiter: Trump beherrschte die Schlagzeilen. Laut einer Studie von Tyndall Reports[1] lag Donald Trump 2015 auf Platz zwei (!) der 20 Themen, über die im Fernsehen am meisten berichtet wurde – mehr als über Trump berichteten die Fernsehnetzwerke nur über das Winterwetter.

Aktuell belegt das Winterwetter Platz vier der Liste der Themen, über die die grossen TV-Networks am meisten berichtet haben.[2] Auf den Plätzen 1 bis 3 liegen, wen wundert’s, Themen rund um Donald Trump: Das Impeachment, das Ukraine-Telefongespräch mit Zelensky und eine mögliche Intervention von Russland bei den US-Wahlen. Donald Trump war also sehr oft Thema in den Medien, wurde dabei aber nicht unbedingt immer freundlich dargestellt. Hat ihm das geschadet?

Schlechte Presse Teil des Kalküls

Die Antwort ist: Nein, im Gegenteil. Vermutlich müssen wir sogar einen Schritt weitergehen: Es könnte sogar sein, dass Donald Trump die schlechte Presse einkalkuliert, ja angezielt hat. Es fällt nämlich auf, dass er die kritische Berichterstattung in der «New York Times» oder auf CNN immer wieder selbst thematisiert, ja sich fast wie eine Ehrenmedaille ans Revers gesteckt hat. Er kann wohl davon ausgehen, dass die demokratischen Medien der Eliten an der Ost- und der Westküste der USA bei den Wählerinnen und Wählern, die er ansprechen will, genauso verhasst sind, wie er bei diesen Medien. Wenn die «New York Times» ihn in die Pfanne haut, ist das in den Augen eines Farmers im mittleren Westen eher eine Auszeichnung.

Dazu kommt ein zweites Phänomen: Wer sich nur darüber Gedanken macht, dass er nach der nächsten Kurve nicht in den Baum fahren will, der fährt garantiert in diesen Baum. Anders ausgedrückt: Ob die Medien Donald Trump positiv oder negativ transportieren, ist möglicherweise gar nicht so wichtig. Hauptsache: Sie transportieren ihn und beweisen damit, dass er relevant ist. Donald Trump hat durch seine ständige Medienpräsenz viele andere Themen und Menschen aus den Schlagzeilen verdrängt und das ist in erster Linie positiv für ihn als Politiker. Er hielt sich wohl bewusst mit Lügen, Tricks, Beleidigungen und Skandalen immer im Schlagzeilenloop. Und immer dann, wenn ein Thema aufkam, das ihm hätte Schaden können, holte er die Aufmerksamkeit auf seine Person zurück, indem er den nächsten unmöglichen Vorschlag machte oder die nächste heilige Grenze überschritt. Er versteht es wie kein Zweiter, sich so zu verhalten, dass die Scheinwerfer sich wieder auf ihn richten.

Trump ist ein Meister der Ablenkung.

Ex-Sicherheitsberater John Bolton schrieb in seinem Buch, Trump habe bewusst nach der Ermordung von Journalist Jamal Kashoggi den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman unterstützt und damit einen Skandal ausgelöst, um davon abzulenken, dass seine Tochter Ivanka Hunderte von E-Mails an Mitarbeiter seiner Administration von ihrer privaten E-Mail-Adresse aus verschickt hat. Trump selbst hatte genau dies im Wahlkampf gegen Hillary Clinton seiner Gegnerin vorgeworfen. Laut Bolton hatte Trump gesagt: «Wenn ich dieses Statement persönlich verlese, wird das von Ivanka ablenken.» Und es hat funktioniert, weil sich die Medien auf die skandalöse Unterstützung von bin Salman durch Trump stürzten.[3]

Auch in der Coronakrise hat er immer wieder vom eigenen Versagen abgelenkt. Er verbreitete eine Theorie darüber, dass das Coronavirus aus einem chinesischen Bio-Labor stamme, und lenkte damit erfolgreich davon ab, dass seine Administration die Pandemie verschlief.[4] Er stoppte die Zahlungen an die WHO und lenkte damit erfolgreich davon ab, dass er den Machtkampf mit zahlreichen Gouverneuren verloren hatte: Im April hatte eine Gruppe von Gouverneuren von Bundesstaaten an der West- und an der Ostküste die zaudernde Bundesregierung kaltgestellt und damit begonnen, auf bundesstaatlicher Ebene gegen die Pandemie zu handeln.[5]

Nachrichten als Business

Warum hat die Masche mit der Ablenkung so gut funktioniert? Weil News in den USA ein Business sind. Der öffentlich finanzierte Rundfunk PBS spielt eine untergeordnete Rolle. Die grossen Fernsehnetzwerke sind in privater Hand und zeigen, was Quote bringt. Dasselbe gilt natürlich für die Nachrichten im Internet: Auf die Aufmerksamkeit kommt es an. Und die hat Donald Trump den Medien mit seinen Ausfällen, seinen Lügen und Verschwörungstheorien vier Jahre lang zuverlässig geliefert. Fox News hat ihn angehimmelt, MSNBC, CNN, CBS und ABC haben über ihn gelästert – Aufmerksamkeit hat Trump aber hüben wie drüben gekriegt. Und auf das kam es ihm an – ihm und den Fernsehnetzwerken. Denn auch die Trump-kritischen Sender haben gut von Trump gelebt.

Diese Woche hat diese unheilige Allianz zwischen dem grossen Grenzenverletzer im Weissen Haus und den grossen TV-Networks zum ersten Mal Risse bekommen: Am 5. November, als bereits klar war, dass Joe Biden diese Wahl gewinnen wird, trat Donald Trump im Briefing-Raum des Weissen Hauses ans Rednerpult und zog mit einer Reihe von Lügen und Falschbehauptungen die Legitimität der Wahlen in Zweifel. Zum ersten Mal zogen die Fernsehsender die Notbremse: NBC, CBS und ABC unterbrachen die Übertragung der Pressekonferenz und erklärten, dass nicht stimme, was der Präsident behaupte. Mittlerweile hat auch der konservative Sender Fox News damit begonnen, sich von den Lügen zu distanzieren. Der Sender unterbrach die Übertragung einer Pressekonferenz von White House Press Secretary Kayleigh McEnany. Fox News-Sprecher Neil Cavuto brach die Übertragung ab und erklärte, dass das, was McEnany da verbreite, nicht der Wahrheit entspreche.

Der Populismus wird bleiben

Ist dies das Ende der grossen Ablenkung, des Spiels mit Aufregung und Aufmerksamkeit? Sicher nicht. Es ist bloss das Ende von Donald Trump. Die Medien funktionieren weiterhin nach den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie. Trump mag das Oval Office räumen –seine populistische Politik wird bleiben. Übrigens nicht nur von rechts, dasselbe gilt, in Varianten, auch von links. Von Alexandria Ocasio-Cortez bis Bernie Sanders bedient sich auch die politische Linke immer öfter Aufmerksamkeitsmechanismen. Und die Medienmechanik spielt auch nicht nur in den USA. Von Christoph Blocher bis Cédric Wermuth bedienen sich auch Politiker in der Schweiz gekonnt und gerne den Mechanismen der durch Aufmerksamkeit gesteuerten Medien.

Der nächste Trump ist uns deshalb sicher. Gut möglich, dass er auch Trump heisst, an den Auftritten von Donald Trump Junior wurde der schon mit «46th»-Rufen begrüsst, also als möglicher 46. Präsident der USA. Der 46. Präsident ist definitiv Joe Biden. Aber der 47. könnte wieder ein Trump sein oder einer, der wie Trump es versteht, die Medien in seine Dienste zu nehmen und mit der Aufmerksamkeit zu spielen. Es sei denn, das Publikum erwache und lasse sich nicht mehr so einfach ablenken von jenen Themen, auf die es wirklich ankommt.

Basel, 13. November 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: ©Viorel Sima – stock.adobe.com

[1] Vgl. Tyndall Reports 2015: http://tyndallreport.com/yearinreview2015/

[2] Vgl. Tyndall Reports, abgerufen am 13.11.2020: http://tyndallreport.com/

[3] Vgl. Salon, 18. Juni 2020: «Trump defended Saudi leader after Khashoggi’s murder to distract from Ivanka’s email scandal: Bolton»; https://www.salon.com/2020/06/18/trump-defended-saudi-leader-after-khashoggis-murder-to-distract-from-ivankas-email-scandal-bolton/

[4] vgl. Handelsblatt, 7.5.2020: https://www.handelsblatt.com/video/live/coronavirus-aus-labor-warum-trumps-theorie-zum-coronavirus-nur-ablenkung-sein-koennte/25812250.html

[5] Vgl. News@ORF.at: «Ablenkung von eigener Niederlage: Trump stoppt Zahlungen an WHO»; https://orf.at/stories/3161912/

3 Kommentare zu "Der nächste Trump kommt bestimmt"

  1. Dieser Wochenkommentar basiert wohl auf einem Missverständnis.
    Denn wir haben noch keinen „President elect“ in den USA!
    Wir haben noch keinen Wahlsieger in den USA. Auch wenn das überall behauptet wird, auch wenn unsere Bundespräsidentin schon gratuliert hat, auch wenn sich die flexible deutsche Bundeskanzlerin schon mit einer Parfumwolke bei den mutmasslichen neuen Herren in Washington angedient hat – Tatsache ist – wir haben noch keinen neuen Präsidenten; wir haben nicht mal einen „President elect“; wir haben noch keinen Wahlsieger – das sind die Fakten.
    Man muss nur gut auf den rechtstaatlichen Gepflogenheiten und auf die Verfassung der USA schauen, denn auch in den USA ist es nicht so, dass die Medien einen Wahlsieger deklarieren, im Gegenteil, es sind die Wähler! Im Moment werden noch Stimmen ausgezählt (bizarr dass es so lange braucht), aber vor allem gibt es rechtliche Anfechtungen, und die muss man abwarten. Entschuldigung – aber die USA sind ein Rechtsstaat, und wenn jemand möglicherweise Ungereimtheiten bei der Wahl vorweisen kann, dann muss man das abklären. Und solange diese Anfechtungen nicht abgeklärt sind, gibt es keinen Wahlsieger.
    Trump soll und kann doch alle rechtlichen Mittel ausschöpfen um zu schauen, ob diese Wahlen richtig waren. Das ist doch gut, das ist doch Demokratie, das ist doch völlig legitim, das hätte doch Joe Biden auch gemacht. Solange die Wahl noch nicht offiziell ist, ist es doch guter demokratischer Stil, dass man wartet – Umgekehrt wäre es das selbe gewesen, Umgekehrt wäre es doch auch das gewesen, was man erwartet hätte.

    Denn stellen sie sich vor, was umgekehrt passiert wäre, wenn Biden von Wahlbetrug geredet hätte, und Donald Trump hätte sich zum Sieger erklärt – die gleichen Medien, die jetzt Jubeln und ausser sich sind von Freude, die würden von „Diktatur“ und „Faschistischen Anwandlungen“ im Weissen Haus reden. Da merkt man wieder mal, was ich bezeichnend und betrüblich finde, wie einfach immer wieder die eigene Moral und persönlichen Vorlieben über den Rechtsstaat gestellt werden – auch an den Spitzen unseres Staates. Simonetta Sommaruga hat sich ja beeilt, ebenfalls mit einem mehrsprachigen Tweet zu diesem starken Zukunftssignal zu gratulieren (….wenn Frau Sommaruga das Zukunftssignal in einem 78-jähirgen alten Mann für die Welt sieht, lässt dies nebenbei auch Gedankenspiele zu….), hier wird einfach unsere neutrale Eigenschaft missbraucht als persönliches Resonanzmegaphon für die eigene persönliche politische Meinung durch die Bundespräsidentin, was ich mit Verlaub nicht in Ordnung.
    Joe Biden lässt sich als Präsident dennoch schon feiern, das ist wirklich problematisch, denn man stelle sich vor, ein Gericht käme jetzt zu dem Ergebnis, dass es Wahlbetrug gegeben habe, was macht man dann? Also dieses Zwanghafte, dieses herrische Vordrängen, den Fuss in die Türe stellen, die Türe aufdrücken ins Weisse Haus, dies alles sind natürlich unerfreuliche Vorgänge, die natürlich in den Medien so nicht kritisiert werden, weil die Medien ja selber begeistert sind, dass jetzt dieses „Ungeheuer im Weissen Haus“ möglicherweise das Weite suchen muss.
    Joe Biden spricht in seinen Reden von „Heilung“/der Heiler – und die Medien übernehmen dies natürlich 1:1. Die Engelschöre werden angestimmt, die Sonne geht auf über den Vereinigten Staaten, alle Zerwürfnisse, alle Differenzen, alle Meinungsverschiedenheiten, sie scheinen sich jetzt hier im Schaumbad des allgemeinen Wohlbefindens dank Joe Biden aufzulösen. Die Medien zündeten also alle ihre bengalischen Wunderkerzen und schauen mit grossen Kinderaugen Richtung Washington. Staunen kann man da immer wieder über diese Naivität, die hier zum Ausdruck kommt.
    Heilung – Welche Art von Heilung stellt sich denn Joe Biden vor? Ist das eine Heilung, wo man einfach sagen muss, solange ich gleicher Meinung bin wie die Demokraten ist man Geheilt und wenn ich anderer Meinung bin dann bin ich ein Spalter? Ein Gegner der Heilung, der Einheit? Joe Biden hat sich bis jetzt auf jeden Fall nicht als ganz grosse versöhnliche Stimme profiliert, er bezeichnete Trump wiederholt als Clown – unser Medien nebenbei als halbstarker Narzisst (Neue Zürcher Zeitung), seifiger Entertainer (Basler Zeitung), Sexist (Schweizer Radio), grinsender Clown (Südostschweiz), Prolet (Berner Zeitung), Faschist (Der Spiegel), durchgeknallter Idiot (Die Zeit), irrer Rassist (Blick), Psychopath (Tages -Anzeiger) – (Quelle: Zusammengetragen in der Ausgabe 45/2020 von der „Weltwoche“).
    Ist dies Heilung? Joe Biden wiederholte erst gestern wieder die Demokratische Rhetorik, wonach die 71 Millionen Trump-Wähler (quasi die Hälfte der Stimmenden) systemische Rassisten seien, Rechtsextreme – was natürlich eine Wählerbeschimpfung im Ganz grossen Stil darstellt. Heiler? Da hat sich Joe Biden also ganz massiv selbst beteiligt an dieser Spaltung, welche man jetzt exklusiv D. Trump vorwirft. Wenn wir auch schauen, was andere prominente demokratische Grössen von sich geben, wird es einem Angst und Bange, wenn man das als Heilung betrachtet, die sie sich vorstellen. Die prominente Demokratenpolitikerin Alexandria Ocasio-Cortez hat schon getwittert, man müsse im Internet Listen erstellen von „Trump-Sykophanten“, von Trump-Anhängern – um sich an diesen zu rächen; eine andere Demokratin sagte auf „MSNBC“ (Amerik. Fernsehsender), man müsse die Republikanische Partei niederbrennen und schauen, dass die 4000 Trump-Administrations-Mitarbeiter in den Ämtern nie mehr eine Stelle bekommen.
    Dies alles tönt jetzt nicht nach totaler Versöhnung, nach Heilung – das ist dann eher die Heilung wo „das Andere“ quasi weggeschnitten wird wie ein Geschwür und die Heilung ist dann einfach „das Eigene“. Schon etwas gefährliche Töne, die man da hört, klingt für mich schon etwas nach Säuberungen, nach Enttrumpisierung, um das Wort Entnazifizierung hier nicht zu verwenden. Zeigt einfach auch die Grundhaltung der Medien und der demokratischen Partei heute, die eine Moralistengemeinschaft mit moralischem Überlegenheitsanspruch geworden sind, Bessermenschen welche sich heute weniger Politisch sondern mehr durch Diffamierung und Disqualifizierung ausdrücken.
    Dies alles zeigt uns natürlich auch die politische Einfärbung des ganzen Einschätzungsprozesses durch die Journalisten
    – und – ganz neutral – das der dieswöchige – hervorragende – Wochenkommentar von Matthias Zehnder einfach noch etwas zu früh kommt.

  2. Einspruch. Es geht nicht um das rechtlich bindende, zertifizierte Resultat. Es geht darum, dass der Verlierer der Wahl den Sieger anerkennt. Es ist auch bei uns in der Schweiz so, dass an einem Abstimmungstag der Verlierer seine Niederlage eingesteht, bevor die Bundeskanzlei das rechtlich bindende Resultat publiziert. In Basel kommt es oft vor, dass am Abstimmungstag um 12 Uhr die Auszählung der brieflichen Stimmen die Abstimmung entscheidet. Wenn nämlich die Differenz zwischen Ja- und Nein-Stimmen grösser ist als die Zahl der Stimmen, die von Hand abgegeben wurden, ist der Fall klar.
    Was in den USA passiert ist: Stellen Sie sich vor, bei einem Wettrennen überquert einer der beiden Kontrahenden deutlich sichtbar vor dem anderen die Ziellinie, der andere weigert sich aber, dem Sieger zu gratulieren, weil er abwarten will, was die Rennbehörde sagt. Das ist nur peinlich und es schadet der Demokratie.
    Ach ja, noch etwas. Die politische Einfärbung ist keineswegs so einseitig, wie Sie das behaupten. Fox News ist in den USA das grösste TV-Network – und Fox hat bisher den Präsidenten angehimmelt. Aufgabe von Journalisten ist es, Politiker kritisch z begleiten und ihre Entscheide zu hinterfragen. DT gab dafür nun wirklich genügend Anlass, ohne dass man gleich von unfairer Kritik sprechen müsste.

  3. Wir lügen uns an, wenn wir nicht wissen wollen, was wir wissen können. Wir lügen uns an, wenn wir uns sagen, dass alles so weitergehen kann, wie bisher. So geht es nicht mehr weiter. Nicht mit den Medien, nicht mit der Politik, nicht mit der Wirtschaft, nicht mit der Wissenschaft … und nicht mit uns. Wir werden scheitern. Nutzen wir die Chancen, die uns der Wandel bietet. Wir sind stark. Es gibt viel zu tun … und es kommt gut.

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