Das Ende des Sonderfalls Schweiz
Die Schweiz ist das Land des zelebrierten Sonderfalls. Das gilt nicht nur für das Land als Ganzes. Jeder Kanton versteht sich als Sonderfall: In der Schweiz ist alles von Kanton zu Kanton verschieden. Deshalb nehmen auch die Schweizerinnen und Schweizer für sich in Anspruch, ein Sonderfall zu sein. Damit ist es nun vorbei: Das Coronavirus zeigt der Schweiz und ihren Bürgern, dass sie denselben Gesetzen der Biologie unterliegen wie alle Menschen. Wir müssen deshalb die Menschen aus ihrer Sonderfall-Ecke herausholen – wir brauchen einen kommunikativen Ruck. Mein Vorschlag: eine #youToo-Kampagne.
Im März war alles klar. «Bleiben Sie zu Hause», appellierte der Bundesrat. Von Basel bis Chiasso und von Genf bis Romanshorn galten dieselben Regeln. Denn das Virus kennt keine Grenzen, Sprachgrenzen sowieso nicht. Und es funktionierte: Schweizerinnen und Schweizer hielten sich diszipliniert an die Massnahmen und bodigten die Viruswelle.
Hier gibt es den Kommentar in einer Videoversion auf Youtube.
Im Juni hob der Bundesrat die ausserordentliche Lage auf und gab die allermeisten Kompetenzen an die Kantone zurück. Seither gilt in der Schweiz auch in Bezug auf die Coronakrise, was in der Schweiz schon immer gegolten hat: Es ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Positiv gesagt: Die Kantone reagieren differenziert auf die Bedrohungslage und stimmen die Massnahmen auf die lokalen Gegebenheiten ab. Negativ gesagt: Es herrscht Chaos.
Massgeschneidert, aber konfus
Niemand kann nachvollziehen, warum im Kanton Basel-Stadt beim Einkaufen Masken getragen werden müssen, im Kanton Basel-Landschaft aber nicht. Dabei geht es nicht um die oberbaselbieter Landgemeinden, es geht um die Agglomeration Basel. Birsfelden, Münchenstein, Binningen, Allschwil, also mit der Stadt verwachsene Landgemeinden, die in Zürich längst von der Stadt eingemeindet worden sind, unterscheiden sich, objektiv gesehen, in nichts von den angrenzenden Stadtquartieren. Dass hüben Maskenpflicht herrscht und drüben nicht, ist sachlich nicht zu vermitteln. Ähnliche inkonsequent ist die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr: Im Zug muss die Maske getragen werden, in den Bahnhofsanlagen, wo sich die Menschen zu Stosszeiten ganz wörtlich auf die Füsse stehen, gilt in den meisten Schweizer Städten keine Maskenpflicht.
Die vielen individuellen, lokal unterschiedlichen Lösungen sind vielleicht massgeschneidert und im jeweils besonderen Fall sinnvoll. Das grosse Ganze der Massnahmen jedoch wirkt nicht kohärent, ja konfus und deshalb unverständlich. Die lokalen Lösungen haben einen Differenzierungsgrad, der nicht mehr nachvollziehbar ist. Das ist, wie wenn man auf der Autobahn in unterschiedlichen Kantonen unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten hätte. Es ist nachvollziehbar, wenn bei einer Baustelle das Tempo auf 80 km/h beschränkt ist – aber es wäre kaum durchzusetzen, wenn im einen Kanton 130 km/h gefahren werden dürfte und im anderen nur 90 km/h, auch wenn es sachlich vielleicht Gründe gibt, die dafür sprächen.
Keine Übertragung ins Privatleben
Die Folge dieser individuell unterschiedlichen Regelungen in der Schweiz: Die Menschen haben Mühe, die Regeln in ihren Alltag und vor allem ins Privatleben zu übertragen. Es greift der Hang zum Sonderfall. Die Schweiz ist in den Augen ihrer Bürgerinnen und Bürger ein Sonderfall. Jeder einzelne Kantone ist sein eigener Sonderfall – und in den Kantonen nimmt das auch jede einzelne Gemeinde für sich in Anspruch. Genau dieser Hang zum Sonderfall schlägt auch im Privaten durch.
Maske oder Abstand? Klar! Ist wichtig! In Zürich. Aber doch nicht bei uns auf dem Land. Doch nicht unter uns Nachbarn. Doch nicht in der Bibelgruppe/dem Kegelclub/dem Ruderverein. Wir kennen uns ja. Und man wird wohl noch eine Ausnahme machen dürfen. Schliesslich feiere ich heute Geburtstag/Jubiläum/Weihnachten. Die anderen tragen ja auch keine Maske. Und ich hab zwar etwas Übergewicht, aber ich gehöre doch nicht zu einer Risikogruppe. Die Schweizerinnen und Schweizer sind es sich gewohnt, eine Ausnahme zu sein und zu haben. Schweizer sind der geborene Sonderfall.
Der Sonderfall Schweiz ist gescheitert
In der Pandemie haben wir Schweizer mit herablassender Freundlichkeit nach Italien, Spanien und Frankreich geschaut. Die Armen. Haben so hohe Zahlen und so volle Spitäler. Gut, dass das bei uns nicht passieren kann. Oder die Briten. Schon blöd, wenn einem Land die Tests ausgehen. Oder die Schweden. Cool, wie das Land einen eigenen Weg gegangen ist. Bloss hätten sie ihre Alten halt schon besser schützen müssen.
Jetzt stellt sich heraus: In der Schweiz läuft es genauso. Diese Woche sind die Infektionszahlen in einem Tempo angestiegen, dass einem schwindlig werden konnte. Auch in der Schweiz füllen sich die Spitäler wieder. Das Spital Schwyz hat sich in einem emotionalen Aufruf an die Öffentlichkeit gewendet und mitgeteilt, dass das Spital die Corona-Patienten bald nicht mehr behandeln könne.[1] Auch in der Schweiz gehen die Testkits aus. Die Positivitätsrate ist mit fast 15% etwa dreimal so hoch wie die Limite der WHO: Die Weltgesundheitsorganisation sagt, wenn mehr als 5% der Tests positiv sind, dann entgleitet den Behörden die Kontrolle über die Pandemie. Der Schweiz ist diese Kontrolle entglitten, weil sie sich auf allen Ebenen zu sehr als Sonderfall versteht, weil Schweizerinnen und Schweizer sich selbst privat zu sehr als Sonderfall begreifen. Kurz: Der Sonderfall Schweiz ist gescheitert.
Wir brauchen eine «youToo»-Kampagne
Das ist keine medizinische Diagnose, sondern eine kommunikative (ich bin nicht Mediziner, sondern Kommunikationsspezialist). Das Problem dabei: Es sind nicht die Veranstaltungen, auch nicht die Grossveranstaltungen, die in dieser Pandemie als Treiber fungieren. Wo Schutzkonzepte existieren, werden sie gut befolgt und Veranstalter wie die Fussballclubs achten penibel darauf, dass das auch so bleibt. Das Problem ist die Übertragung der Vorsicht ins Privatleben. Ins Landfrauen-Kränzli, den Herren-Apéro, das casual Cüpli mit der Nachbarin, das Schrauben am Auto. Was die Schweiz braucht, ist eine Kommunikationskampagne, welche die Menschen aus ihren Sonderfall-Ecken treibt und ihnen klar macht, dass wir alle in demselben Boot sitzen.
Wie müsste eine solche Kampagne aussehen?
- Sie müssen jeden einzelnen Bewohner des Landes als Menschen ansprechen. Nach «MeToo» braucht es jetzt eine «YouToo»-Kampagne.
- Sie muss klar machen, dass es nicht nur um den persönlichen Schutz geht, sondern vor allem auch darum, die anderen zu schützen. Es geht mit anderen Worten um Solidarität.
- Sie muss einfach und verständlich sein – und vor allem überall gleich aussehen. Der Sonderfall ist vorbei. Auch für Nachbarinnen, den Jazzclub und das Jodelchörli.
- Wenn der Bundesrat die Kampagne nicht anführen will, dann soll er Leader-SchweizerInnen anfragen, ob sie zum Maske tragen aufrufen könnten. Motto: Sophie Hunger und Roger Federer mit Maske, #youToo!
- Für einmal geht es nicht um einen gut Schweizerischen Kompromiss. Es geht darum, präzis das Richtige zu kommunizieren und zwar mit klarer Kante.
Wir müssen die Menschen aus ihren individuellen Sonderfall-Ecken herausholen und dazu bringen, die Pandemie gemeinsam und solidarisch zu bekämpfen.
Nicht nur die Pandemie
Das gilt nicht nur für die Pandemie: Nicht nur bezüglich dieses vermaledeiten Sars-CoV-2-Virus kann die Schweiz keinen Sonderfall mehr für sich reklamieren. Dasselbe gilt für die weltweite Klimakrise, die Flüchtlingskrise vor den Toren Europas, die Krise des Regenwaldes in Brasilien, den Hunger und die Armut. Es ist ganz ähnlich wie bei der Neutralität: In den 60er Jahren mag es zwischen zwei Machtblöcken sinnvoll gewesen sein, dass ein kleines Land Neutralität für sich reklamiert hat. Gegenüber Hunger und Armut auf der Welt Neutralität zu behaupten, wäre nicht nur sinnlos, sondern grausam. Zu behaupten, die Schweiz schaue der Klimakrise oder dem Abbrennen des brasilianischen Regenwaldes neutral zu, sie sei halt ein Sonderfall, wäre nicht nur zynisch, es wäre auch überhaupt nicht im Interesse der Schweiz, weil sie von den globalen Konsequenzen genauso betroffen ist.
Nicht nur bezüglich Pandemie muss die Schweiz also von ihrem Sonderfall-Podest herunterklettern. Und eigentlich gilt für die Schweiz als Ganzes dasselbe, wie es jetzt für die einzelnen Menschen in der Schweiz gilt: Wir müssen die Optik grundsätzlich umdrehen. Es geht nicht mehr darum, den eigenen Sonderfall zu zelebrieren und zu erklären, warum diese oder jene Regel auf einen selbst (oder die kleine Schweiz) gerade keine Anwendung finden kann. Es geht darum, im Interesse aller solidarisch eine Regel mitzutragen, auch wenn sie für einen selbst vielleicht keinen grossen Sinn macht. Es geht mit anderen Worten darum, das grosse Ganze über die eigenen Einzelinteressen zu setzen. Und wie bei der Pandemie ist das auch im Fall des Hungers, der Armut und der Umweltzerstörung auf der Welt letztlich auch im Interesse des Einzelnen (also der Schweiz).
Deshalb: Werft dieses Sonderfalldenken über Bord. Sucht nicht länger Ausreden, warum etwas für Euch gerade nicht gelten soll. Tragt mit, seid solidarisch. #youToo
Basel, 16. Oktober 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen
Bild: ©dokosola – stock.adobe.com
[1] Vgl. «Blick», 14.10.2020: «Volle Betten, viele Beatmungspatienten – Spital Schwyz ruft nach Hilfe»; https://www.blick.ch/news/schweiz/volle-betten-viele-beatmungspatienten-spital-schwyz-ruft-nach-hilfe-koennen-das-nicht-mehr-stemmen-id16143885.html
5 Kommentare zu "Das Ende des Sonderfalls Schweiz"
Die Schweiz ist ein Sonderfall, weil alle anderen Länder Europas auch Sonderfälle sind. Wir und die andern Länder tun alles daran, Sonderfälle zu bleiben; das Gegenstück davon wäre eine beige, blasse Sauce, eine Käseglocke, welchen allen übergestülpt wird, eine Gleichmacherei die anscheinend viele wollen (kritische Zeitgenossen nennen dieses Phänomen auch kurz: EU…..)
Ich möchte an dieser Stelle nicht aufzählen, was die Länder unseres Kontinentes, ja der ganzen Welt alles für Sonderfälle, Eigenheiten, Marotten, Liebenswürdikeiten aber auch eigene Bürokatiewesen, Gesetze, Absuditäten, Gepflogenheiten, Limiten und Heiligtümer in Form von Blech (z.B. D) oder von Steckdosenformen oder von Tischsittengelageneigenschaften (z.B. F) besitzen.
Alles Sonderfälle – im Guten und im Schlechten.
Ein gutes Beispiel eines Sonderfalles folgt hier:
Nehmen wir das Virus und die massvolle Handhabe bei uns in der Schweiz. Die Sonderfälle (=unterscheide der Kantone), der Föderalismus – er kam nicht an seine Grenzen – er spielt seine Trümpfe!
Die Kantone machen es verschieden, weil die Kantone auch verschieden sind! Das ist der Sinn der Sonderfälle, der Föderalismus. Der Sinn ist nicht, dass alle dasselbe tun, sondern dies zu unternehmen, was sie für richtig erhalten.
Der bundesrätliche Lockdown dieses Jahres war eine einfache Geschichte. Den Schalter drehen und sagen, jetzt machen wir die Wirtschaft zu. (Eine Meisterleistung?!) Es gab keine Sonderfälle mehr, kein „Kantönligeist“ – denn in allen Kantonen wurde die Wirtschaft stillgelegt.
Wenn es hingegen „der Kanton“ macht, gibt es vielleicht einen, der es besser macht als der andere. Solche Fälle gibt es ja. Und Appenzell braucht nun mal ein anderes „Regime“ wie Genf. Das Wallis ein anderes wie der Kanton Jura. So gibt es über 20 verschiedene massgeschneiderte Lösungen in angemessenem Rahmen, welche auf die Bedürfnisse der Bewohner eingehen.
Und bei grossen Kantonen wie Zürich gibt es ja sogar innerkantonale grosse Unterscheide. Die Stadt Zürich (mit ihren Hipster-Lokalen, türkischen Grosshochzeitshallen und Shisha-Bars) ist natürlich (logo) viel Stärker vom Virus betroffen wie z.B. die Bezirke Hinwil oder Affoltern (mit ihren „Milchhüsli“ in den Dörfern und 3 Kunden pro Nachmittag). Dort wären sogar Bezirkslösungen, wie sie von gescheiten Köpfen angedacht sind, von Nöten.
So oder so – jetzt überall dieselben Massnahmen treffen zu wollen ist nicht gut (….trifft also nicht den springenden Punkt). Denn Sonderfälle, und das ist belangvoll, haben (im Guten) auch immer diesen Vorteil: Es ist der Wettbewerb des Systems.
Doch auch unerfreuliches, belastendes, ja zerstörerisches kann ein Sonderall sein, wiederum am Beispiel der Schweiz:
In den letzen 13 Jahren waren in unser Land 1 Million Menschen (netto) zugewandert. Ein Sonderfall sondergleichen. Denn pro Kopf auf Deutschland überträgt wären das 11 Millonen Menschen! Deutschland wäre also in den letzten 13 Jahren um 11 Millonen Menschen gewachsen!!!!
Ein CDU-Lokalpolitiker aus Deutschland angesprochen auf diesen Zustand mit all seinen Folgen: Also voller ÖV, volle Strassen, keine Freiräume mehr in der Agglo, pro Sekunde wird in der CH 1,1m2 Kulturland unwiderbringlich verbaut, Tag für Tag, Stunde für Stunde, werktags wie feiertags, Käfighaltung in Wohntürmen und Blockrandüberbauungen, Schatten, Mauern, Betonlandschaften von St. Gallen bis Genf, Krankheit, Psychische Probleme, überfülltes Alles – erklärte frank und frei dazu, dass sowas die Deutsche Bevölkerung nie zulassen würde, er sagte sogar „Da hätten wir in Deutschland Bürgerkrieg“.
Ein sonderfälliges Einwanderungsland wie die Schweiz also – es gibt es nicht.
Unsere Einwanderung ist so grenzen und uferlos, dass – wenn man es auf Österreich überträgt, welches doppelt so gross wie die Schweiz ist aber gleich viele Einwohner hat, heissen würde: Man müsste die Bevölkerung Österreichs auf einen Schlag verdoppeln – dass Schweizer Verhältnisse herrschen würden. Kein Ösi – wie wir unsere Nachbarn liebevoll nennen – würde dies auch im entferntesten zulassen – nicht mal über meine Leich‘ , wie ein Vorarlberger es weise ausdrückte.
Auch bei den Grenzgängern, welche schon lange keine mehr sind, denn die Wagen, welche jeden Morgen dampfend und russend unsere Grenze überqueren haben keine Lörracher oder Waldshuter Nummernschilder mehr, nein – die Mehrheit kommt aus weit entfernten Städten wie Freiburg oder sogar Rust – jeden Morgen – zu uns. Mehr als die Hälfte mit dem eigenen (Dieselfahrzeug). Arbeitswegkilometer pro Jahr: Unermesslich. CO2-Aussstoss: Galaktisch.
370‘000 aus Deutschland kommen täglich!
Was würden die Deutschen sagen, wenn im Vergleich umgerechnet einfach mal 3,7 Millonen Schweizer Deutschland überschwemmen? Das gäbe aber mehr als nur „Rabaz“ auf dem Arbeitsamt, welches ja jetzt „Bundesagentur für Arbeit“ in Deutschland heisst.
Ich bin überzeugt, sie würden uns nicht mehr so „herzig“ finden! Und um genau das geht es – und nicht um Ausländerfeindlichkeit, wie immer behauptet wird.
Sonderfälle noch und noch – die Schweiz wird zum Sonderfall Nr.1 in Europa: Nirgens so viel Bevölkerung pro km2 wie bei uns in den bewohnbaren Gebieten, nirgens so viel Beton, nirgens ein engmaschigeres Autobahnnetz als hier, nirgens eine so dichte Zugfolge wie bei uns pro Stunde, pro Tag, pro Woche.
Und bald auch – wenn 2021 die Rezession kommt – nirgens eine so miese und schlechte Lebensqualität mehr wie im (arbeitslosen) Menschenhaufen Schweiz.
Ich freue mich auf Reaktionen, muss aber nicht sein. Und wann: Dann bitte mal auf die Zahlen eingehen, welche, geht es so weiter, unsern Kindern und Kindeskindern mal das Genick brechen werden. Sonderfall hin oder her.
Doch eins zum Schluss:
Sonderfälle sind bleibend – Im Guten wie im Schlechten.
Alles, was in diesem Wochenkommentar steht, ist analytisch und kommunikationstechnisch total genial und extrem perfekt. Mit nur einem Haken: Es geht in Richtung Totalitarismus.
Hut ab mit soviel Verstand geschrieben das müssten alle in der Schweiz lesen und natürlich auch befolgen.
Vielen Dank! Ich kann mich dem Kommentar von Herrn Tiebel nur anschliessen.
Thomas Zweidler schreibt zu viel, indem er sich wiederholt und bereits sattsam Bekanntes darlegt. Wenn in der CH kein Bewohnerkrieg ausbricht, wie das in D / A der Fall gewesen hätte sein können, dann, weil “dieses Land“ keinen homogenen Volks-charakter hat, keine gemein-sam gepflegte, beliebte Schrift-Sprache, weil die DCH absichtlich mit 140 Jahren Verzögerung erst ab 1810, Basel: 1838, Zug: 1849 mühsam lang-wierig pflichteingeschult wurde, was ja alles absichtlich tabuisiert wird. Und, das Welschland betrachtet “Ausländer“ mit andern willkomme-neren Augen/Ohren als die DCH. Die beiden Hauptsprachlandesteile sind überhaupt nicht ineinander integrierbar: Die Welschen kapseln sich extra ab, damit sie nicht sooo germanisiert werden wie teilweise das Tessin / Rätischbünden. Zur Illustration: Wieso interviewt das FS SRF ständig deutsche Fachleute, statt Schweizer? Weils die Deutschen/Oesterreicher sprachlich rhetorisch eben viel besser können. Die leben > blühen , wie die Welschvölker erst richtig mit Schrift-sprache auf. In diesem Sinne sind die DCHer die Sprach-neandertaler Mitteleuropas. Wir reden statt in Schrift-Sprache nur unzählige, 1500 jährige Urmuttersprachen, genannt Mund-arten (Keine Dialekte !!) , singen aber auf Englisch / Französisch. Das Land ‚Schweiz‘ gibt es als Kultureinheit wie zB Frankreich gar nicht. Es ist ein kunterbunt zusammengewürfelter Haufen, wo 40 % kultur-zvilisatorisch seit 1516 gen Westen schielen, d.h. die unselige Reis€läufer-mentalität ist nie ganz ausgemerzt worden. Ich schätze, dass bis in 200 Jahren das Land auf-geteilt, “Ausländer“ den “Laden“ Schweiz werden übernommen haben, die DCHer sind einfach zu naiv, ungebildet, geistfaul, eigenartig auch, sich eigenständig, ohne fremde (Sprach-)Einflüsse zu verwalten. Die Ausländer kennen nur ihre Schrift-Muttersprache, die ihnen vollauf genügt. Die unterwürfige, sich anbiedernde DCHer Nomen-klatura aber möchte 3-sprachig sein, ohne endlich mal auf eigenen kulturellen Füssen zu stehen, so wird auch die “Schweiz der 10 Mio“ bis 2038 Wirklichkeit werden. (20.X.20)