Bruchstellen in der Gesellschaft

Publiziert am 30. Oktober 2020 von Matthias Zehnder

Pflegekrise, Gastrokrise, Kulturkrise – die Corona-Pandemie führt zu gigantischen Problemen. Diese Probleme sind gross, aber sie kommen nicht überraschend. Das Coronavirus ist ein Belastungstest unserer Gesellschaft, bei dem strukturelle Schwachstellen sichtbar werden. Es sind Bruchstellen der Gesellschaft, die schon lange bestehen, die sich aber bisher mit Geld oder mit ausländischen Arbeitskräften überdecken liessen wie Risse mit einem Klebeband. Jetzt, in der Krise, reissen die Klebebänder. Kurzfristig hat die Schweiz wohl die Mittel, die Risse zu überbrücken. Langfristig kann sie die Bruchstellen in der Gesellschaft nicht mehr länger bloss überkleben. Wir müssen uns endlich um sie kümmern.

Ein Stresstest, das ist eine geplante Belastungsprobe. Seit die Banken die Finanzkrise nur mit viel staatlicher Unterstützung überstanden haben, überprüft die europäischen Bankenaufsicht EBA sie regelmässig mit einem Stresstest: Der Belastungstest soll Schwachstellen sichtbar machen, die im Alltag unbemerkt bleiben. In diesen Wochen und Monaten wird unsere Gesellschaft gerade einem riesigen Stresstest ausgesetzt: Die hohe Belastung durch die Coronakrise macht strukturelle Probleme sichtbar, die im Alltag sonst überdeckt werden.

Die Videoversion des Kommentars gibts hier.

Zum Beispiel die Probleme in den Spitälern, die Probleme des Pflegepersonals. Wir wissen schon lange, dass wir ein grundsätzliches Problem im Bereich Pflege haben. Die Schichtarbeit, die hohe körperliche Belastung, die gestiegene Intensität der Pflegefälle und das Arbeitsklima in den Spitälern führen dazu, dass es in kaum einem Beruf eine so hohe AussteigerInnenquote gibt wie bei den Pflegefachkräften. Laut einer aktuellen Studie zeigen in der Coronakrise 20 bis 40 Prozent der Pflegefachkräfte Symptome von Burn-out, Depression oder Angsterkrankungen. Wer in seinem Bekanntenkreis Pflegefachkräfte hat, dürfte nicht überrascht sein. In den meisten Spitäler der Schweiz haben sich in den letzten Jahren die Change-Manager die Klinke in die Hand gegeben. Das Schweizer Gesundheitswesen ist zu teuer, gespart wird da, wo es rasch einschenkt: beim Personal. «Lean Hospital» ist ein häufiges Schlagwort.

Spitalschliessungen statt bessere Arbeitsbedingungen

Und die Gesundheitsökonomen wollen die Schraube weiter anziehen. So sagt Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Uni Basel gegenüber Bajour, dass die regionalen Spitäler nicht über-, sondern unterlastet seien. Der Pflegenotstand lasse sich mit Spitalschliessungen beheben: «Wenn man die Spitäler abbauen würde, bräuchte man auch weniger Pflegefachkräfte.»[1] Das tönt, als wären die Pflegefachkräfte in den Spitälern unterbeschäftigt und deshalb nicht zufrieden. Doch in der Praxis ist das Gegenteil der Fall.

 

Das ist keine subjektive Empfindung, das bestätigen auch Untersuchungen. Studien zufolge sieht schön länger fast die Hälfte (!) der Auszubildenden in Pflegeberufen für sich keine Zukunft im Job. 45 Prozent der Auszubildenden im Pflegebereich sagen, dass sie sich in zehn Jahren nicht mehr in diesem Beruf sehen. Mehr als die Hälfte der Pflegefachkräfte sagen, dass sie wegen Personal- und Zeitmangel nicht so pflegen können, wie sie es für richtig erachten. Dies, weil Fachpersonal oder die Zeit dafür fehlt. Die Folge davon: In kaum einem Beruf steigen so viele Berufstätige nach wenigen Jahren aus – oder viele Frauen nach der Babypause nicht mehr ein.

Ausländische Arbeitskräfte als Abhilfe

Ein Grund dafür ist die Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Weil Spitalaufenthalte so teuer sind, fallen sie immer kürzer aus. Sie verkürzen sich immer mehr auf die intensivste Phase der Krankheit. Entsprechend sind die Patienten, die in einem Spital sind, immer betreuungsintensiver, die Arbeit des Pflegepersonals wird immer anspruchsvoller. Die Belastung steigt. Und mit der Belastung auch der Frust beim Personal. Die Folge sind strukturbedingt hohe Aussteigerinnenquoten.

Bis jetzt konnte die Schweiz dieses strukturelle Problem überdecken: Es war möglich, in Frankreich, Deutschland und Österreich Pflegefachkräfte anzuwerben und die fehlenden Schweizer Fachkräfte mit GrenzgängerInnen und Zuzügern auszugleichen. Vor allem in den Spitälern der Grenzkantone arbeiten viele GrenzgängerInnen. In Basel und in Genf wäre das Gesundheitswesen im Frühling sofort kollabiert, wenn im Lockdown die Grenzen für Arbeitspendler geschlossen worden wären. Etwas salopp gesagt: Der Kessel hat ein Loch. Statt das Loch zu flicken, haben die Spitäler einfach immer mehr Wasser eingefüllt – und Gesundheitsökonom Felder will den Kessel verkleinern. Das Loch aber bleibt.

Es fehlt an bepflegbaren Betten

Mittlerweile ist es nicht mehr so einfach, im Ausland Personal zu finden. Der Stresstest durch die Coronakrise macht sich deshalb in den Spitälern als Fachkräftemangel bemerkbar. Betten und Beatmungsgeräte wären genügend vorhanden – es fehlt das Personal für die Betreuung der Patienten. In Deutschland reden Experten von «nicht bepflegbaren Betten». So sind 20 bis 30 Prozent der deutschen Intensivbetten nicht «bepflegbar».[2] Die Coronakrise verschärft dieses Problem noch. Zum einen treten in kürzester Zeit viele PatientInnen ein, zum anderen weigert sich ein Teil des Personals, Covid-19-PatientInnen zu pflegen. In der Schweiz ist zwar genügend Schutzmaterial für Spitalmitarbeiter vorhanden, dennoch ist es kaum zu vermeiden, dass sich auch Pflegende mit dem Virus anstecken. Wer zu Hause zum Beispiel einen Partner mit Risikoerkrankung hat oder seine Eltern betreuen muss, versucht, den Kontakt zu Corona-Patienten zu verhindern. Das führt zu einer weiteren Verknappung des Pflegepersonals auf Covid-Stationen und der IPS.

Doch das alles sind keine Corona-Probleme. Die Coronakrise macht ein strukturelles Problem sichtbar. Spitäler müssen sich offensichtlich verändern – und zwar so, dass Pflegefachkräfte länger im Beruf bleiben. Auch wenn die Zahl der Spitäler in der Schweiz so reduziert würde, wie es Gesundheitsökonom Felder vorschlägt – dieses Problem müssen die Spitäler angehen. Sie dürfen nicht länger Personal verbrennen. Sie müssen sich so aufstellen, dass ihre MitarbeiterInnen gut und gerne arbeiten – und nach einer allfälligen Babypause auch gerne wieder in den Beruf zurückkehren. Das gilt übrigens nicht nur für Pflegefachkräfte. Haben Sie gewusst, dass ein Spitalarzt in der Schweiz etwa einen Arbeitstag Überzeit macht – pro Woche? Offiziell ist die Arbeitszeit der Assistenzärzte in der Schweiz auf 50 (!) Stunden pro Woche beschränkt – eingehalten wird diese Zeit aber selten.[3] Wenn Spitäler nicht bald besser umgehen mit ihrem Personal, wird sich die Gesundheitskrise in der Schweiz ausweiten – auch und gerade nach der Coronakrise.

Strukturelle Probleme bringen das Boot zum Absaufen

Für die Spitäler ist die Coronakrise also eine Belastungsprobe, die strukturelle Bruchstellen freilegt. Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft werden solche Bruchstellen sichtbar. Die prekäre Finanzsituation in der Gastronomie etwa. Viele Restaurantbetriebe arbeiten immer schon am Limit. Sie mogeln sich im Alltag durch mit Trinkgeldern und viel Selbstausbeutung. Viele Beizen sind wie Boote, die zwar ein Leck haben, weil der Bootsführer aber fleissig Wasser schöpft, bleibt der Bootsrand knapp oberhalb der Wasserlinie. Und dann kam die Krise. Auch ohne staatliche Massnahmen blieben Gäste aus, Weihnachtsessen finden nicht statt, es gibt keine Trinkgelder mehr, die Selbstausbeutung reicht nicht mehr aus, um das Boot über Wasser zu halten.

So ergeht es nicht nur Beizern, sondern auch anderen Selbstständigen und vielen Kulturbetrieben: Das Wasser schwappt immer häufiger über die Bordkante. Auch wenn sie schneller und immer schneller Wasser schöpfen – das Boot schlägt voll mit Wasser und beginnt zu sinken. Und zwar nicht der Krise wegen, sondern weil strukturelle Probleme vorliegen, die in der Krise nicht mehr überbrückt werden können. Das Problem ist also, dass der gute Mann im Boot schon vor der Krise Wasser aus dem Rumpf schöpfen musste.

Ökonomie mit Menschlichkeit aufwiegen

Was tun mit diesen Rissen in der Struktur? Es gibt Ökonomen, die sagen trocken: Jetzt kommt es halt zur lange fälligen Strukturbereinigung. Bloss: Es kann sein, dass diese Bereinigung zur Tabula rasa führt und dabei viele Menschen an der Krise zerbrechen. Es mag Ökonomen geben, die jetzt mit den Schultern zucken und sagen, das sei halt bei einer Strukturbereinigung so. Die Frage ist, ob wir uns als Gesellschaft dem Diktat der Ökonomie auch in der Krise beugen wollen. Ob es nicht noch andere Werte und Regeln gibt, auf die wir uns als Gesellschaft im reichsten Land der Welt einigen können.

Faire Löhne zum Beispiel. Eine faire Bezahlung von Arbeit im Spital, im Gastgewerbe, auf der Bühne, im Orchester, hinter dem Schriftstellerschreibtisch. Faire Arbeitsbedingungen, auf der Intensivstation, in der Kita, im Restaurant, im Theater.

Die Frage ist, ob wir nicht in der Lage sind, die ökonomischen Argumente mit Menschlichkeit aufzuwiegen. Als reiches Land hätten wir die Mittel dazu. Wichtig ist, dass wir die Krise nicht als momentanes Problem begreifen, sondern als Stresstest, der Bruchstellen in der Gesellschaft freilegt, die vorher schon bestanden haben und auch nach der Coronakrise weiter bestehen werden. Deshalb: Kümmern wir uns um die Bruchstellen – sonst zerbrechen wir daran.

Basel, 30. Oktober 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: ©ManuPadilla – stock.adobe.com

[1] Vgl. Bajour, 29. Oktober 2020: «Corona kann nix dafür», https://bajour.ch/a/CFXsyYksk8ITfiJE/corona-kann-nix-dafur

[2] Vgl. NDR Corona Update, Folge 61: https://www.ndr.de/nachrichten/info/61-Coronavirus-Update-Winter-is-coming,podcastcoronavirus252.html

[3] Vgl. Medinside, 8. Januar 2020: «Ärzte: Wie war das mit der 50-Stunden-Woche?», https://www.medinside.ch/de/post/aerzte-wie-war-das-mit-der-50-stunden-woche

5 Kommentare zu "Bruchstellen in der Gesellschaft"

  1. Viele Problempunkte werden in diesem Wochenkommentar gelistet. Ich persönlich empfinde dies alles als Auswirkungen des „immer mehr-mehr-mehr-mehr Denkens“, welches in der Schweiz immer noch oberste Maxime ist.
    Natürlich gibt es Probleme in den Spitälern, es liegen ja auch „immer mehr-mehr-mehr-Patienten“ drin. Ob In- oder auch sehr Ausländischer- Provenienz. Viele dieser Ausländer sind anfälliger auf Krankheiten (Rücken, Körper usw.), weil sie für unsere „mehr-mehr-mehr-Gesellschaft“ schuften müssen; mehr auf dem Bau (Wohntürme, Blockrandüberbauungen sind „en Vouge“ für die immer „mehr-mehr-mehr-Bevölkerung“), mehr auf den „mehr-Ausbau-Strassen“, ständige Tiefbauarbeiten um die Kanalisation, Stromleitungen und Frischwasserleitungen auf „Mehr“ zu trimmen, und danach das „mehr-mehr-mehr“ an Gebäudereinigen, Unterhaltsreinigungen, Infrastrukturreinigungen, Kanalisationen spülen / sprich putzen usw….
    Jetzt holt man halt (und fördert Parteiübergreifend; ausser einer – aber lassen wir das) das Grenzgängertum.
    Mit „mehr-mehr-mehr-Geld“ (mit SchwiizerFränkli kann man alles machen), d.h. Superlöhne im franz. oder dt. Vergleich!
    Auch die erwähnten Spitäler machen Deals. Hauptbeweggrund: „Mehrmehrmehr“ . Wir knackten die „xxx-Patienten-Marke“, posaunte das Merian-Iselin-Spital. Und:“ Der Storch brach noch nie so viele Kinder im Basler-Bethesda-Spital zur Welt (….die meisten mit „Wusch-Kaiserschnitt“, was den Herrn Doktor und seinen Gedbeutel besonders freut, denn darin ist stets „mehr-mehr-mehr“….)
    Zurück zur Sache: Rund 300‘000 Grenzgänger kommen allein jeden Tag in der Grossregion Basel „hin-her-hin-her“; und dies immer noch „mehr-mehr-mehr“. Praktisch alle mit dem Auto. Deshalb z.B.= Ausbau der Bachgrabenzubringers, Verbreiterungen der Bundes- und Landesstrassen Richtung Schweiz bei unseren Deutschen Nachbarn. Und auch die Franzosen lassen sich nicht lumpen – im Gebiet St. Louis/Mulhouse massiver Fahrstreifenausbau Richtung CH. „Mehr-mehr-mehr“, früher 4-spurig, jetzt 6-spurig, bald 13-spruig oder was…..
    Mehr mehr mehr – die Bruchstelle unserer Gesellschaft – Wann begreift es die Schweiz?
    Sollbruchstellen sind nebenbei was Gutes – auf dem Bau – vielleicht braucht es das auch in dieser Gesellschaft.

  2. Corona hat den Immer-noch-mehr-Ballon zum Platzen gebracht. Immer noch mehr: Das geht für viele nicht mehr. Immer noch weniger: Das können und wollen viele nicht. Aber sie müssen. Immer noch mehr: Das können nur noch wenige. Das ist das Problem. Und nicht Corona.

  3. Die meisten grossen Probleme unserer Gesellschaft (gilt wohl auch für viele andere Länder) liegt in der ungleichen Machtverteilung und in der resultierenden ungleichen Interessenberücksichtigung. Ungleichheit im Materiellen bedeutet automatisch Ungerechtigkeit. Dies liesse sich mit finanziellen Ausgleichsmassnahmen sehr wohl korrigieren – wenn der Wille der Mächtigen dazu vorhanden wäre bzw. wenn der Druck der breiten Bevölkerung da wäre. Die Probleme der Altenrenten z.B. müssten konsequent mit Umlagen in genügender Höhe gelöst werden. Das Ansparen von PK-Kapital bringt Probleme, gerade in der Tiefzins-Phase: Es wird viel zu viel gebaut, weil nur Immobilien gute Anlagen sind. PK-Renten sind auch ungerecht: Wer sich in einem Tieflohnberuf aufgeopfert hat, wird mit Armut belohnt. Wer zur Haute Volée gehört, hat eine unanständig hohe Rente, die weit über dem Notwendigen liegt. Die Unterstützung der Arbeitslosen, sei es wegen Corona oder wegen Marktproblemen, müssten mit einem für diese Personen eingeführten Grundeinkommen gelöst werden. Die Klimawende bei Energiegewinnung und Verkehr müsste dringend durch Umschulungen, Start-up-Förderungen Solar/Wind, durch massive Bundesbeiträge beim Kauf von klimafreundlichen Autos (Biogas, Elektro) gepusht werden. Die öff. Hand müsste die Biogasproduktion fördern, welche klimaneutrales Autofahren ermöglicht (meine Wahl!) Die Kosten im Gesundheitswesen müssten durch bessere Ausnivellierung von Chefarztgehältern Pflegepersonalgehältern UND Senkung der überteuerten Medikamente gedämpft oder stabilisiert werden; die Arbeitsbedingungen durch konsequente Einhaltung der Arbeitszeiten verbessert werden. Zudem sollte auch die Schweiz einen Mindestlohn einführen, welcher verhindert, dass weiterhin hunderttausende voll arbeiten, aber ihren Lebensunterhalt nicht verdienen können. Natürlich kosten diese Massnahmen viel Geld. Leider wurden die Unternehmenssteuern in den letzten Jahrzehnten immer nur gesenkt. Es fehlt an Steuersubstrat. Und die obigen Massnahmen würden die Arbeit verteuern, ja. Und die Wirtschaftskreise sind darum gegen Verbesserungen. Doch nichts tun verursacht viel Leid und Elend, nimmt teilweise den Kindern ihre Ausbildungschancen weg. Es verursacht steigende Arbeitslosigkeit ohne genügende Unterstützung, und kostet am Ende auch viel Geld, weil man die Leute vernachlässigt, sie werden krank, nothilebedürftig etc. Eine Gesellschaft, die viel Ungerechtigkeit zulässt, verletzt die Grundwürde der Menschen. Das Zauberwort heisst hier nicht Eigenverantwortung, sondern SOLIDARITÄT.

  4. In der Krise sind redundante Systeme wichtig, welche die Funktion ausgefallener Strukturen übernehmen. Das jedoch widerspricht dem Lean-Management-Prinzip, bei dem die Ressourcen knapp bis zu knapp gehalten werden. Kurzfristig führt das zu Einsparungen. In der Krisen hingegen lösen sich diese Einsparungen – die zum Besten noch als Gewinne privatisiert wurden – in Dunst auf. Dann muss in systemrelevanten Fällen die Allgemeinheit für die daraus entstehenden Kosten einstehen. Die ganze Corona-Krise geht nach meinem Verständnis aus dem befürchteten Mangel an Pflegemöglichkeiten hervor und nicht aus der gegenüber anderen viralen Infektionen wie der Grippe nur leicht erhöhten Gefährdung insbesondere bei älteren Menschen. Eine Rechnung würde ich daher noch erwarten: Was wurde in den vergangenen zehn Jahren durch die Kapazitätsreduktion im Gesundheitswesen eingespart, was kostet die daraus hervorgegangene Knappheit in der aktuellen Krise, und wie lautet die Bilanz?

    1. Was hier für das Gesundheitswesen beschrieben ist, lässt sich sehr gut auch beispielsweise bei der Energieversorgung oder beim Verkehr feststellen: Dort wo gewachsene Redundanzen technokratisch wegrationalisiert werden, brechen oft ganze Systeme zusammen!

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