Aufklärung 2.0 – haben die Medien es vergeigt?

Publiziert am 20. Mai 2022 von Matthias Zehnder

Wie Hammerschläge trafen mich die Fragen der Schülerinnen und Schüler des Philosophieschwerpunkts: Machen uns die Medien klüger? Werden wir durch Aufklärung und Information bessere Menschen? Glauben Sie daran, dass wir an unserer Zukunft etwas ändern können? Ich sass auf der Bühne in der Aula des Gymnasiums und kam ins Schwitzen. Thema des Nachmittags war die philosophische Aufklärung. Oder genauer: die «Aufklärung 2.0». Zentrale Fragen: Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? Inwiefern wird unsere Gesellschaft den Idealen der Aufklärung gerecht? Welche Rolle spielen dabei die Medien und die Informationsbeschaffung im digitalen Zeitalter? Ich habe die Fragen einigermassen zu beantworten oder zu parieren versucht. Sie haben mich aber danach noch lange beschäftigt. In meinem Wochenkommentar sage ich Ihnen deshalb diese Woche, was ich den Schülerinnen und Schülern eigentlich gerne gesagt hätte.

Schon 1784, also fünf Jahre vor der Französischen Revolution, entzündet Immanuel Kant im kleinen Städtchen Königsberg die Fackel der Aufklärung: «Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen», ruft Kant den Bürgern in Europa zu. Er ruft es natürlich nicht wirklich, er schreibt es auf. «Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?», heisst die Schrift. «Aufklärung», schreibt Kant, «ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.» Anders gesagt: Aufklärung bedeutet, aus dem dumpfen Trott des Mitlaufens zu erwachen und selber zu denken und zu urteilen. Ein höchst gefährliches Unterfangen, wenn absolutistische Herrscher an der Macht sind. Das war im 18. Jahrhundert so, als Könige die Welt regierten, und es ist heute so in Ländern mit autoritären Regimes wie China, Russland oder der Türkei.

Kant ruft also dazu auf, selber zu denken. Er warnt zugleich vor einer selbstverschuldeten Unmündigkeit und erklärt, selbstverschuldet sei diese Unmündigkeit, wenn kein Mangel an Verstand vorliege, sondern es nur an Entschlusskraft und Mut mangelt, sich seines Verstandes «ohne Leitung eines anderen» zu bedienen. Kant kritisiert also insbesondere jene, die eigentlich selber denken könnten, es aber nicht tun, weil sie sich nicht getrauen. Er ruft zu einer Revolution des Denkens auf. Und genau das tritt ein: In ganz Europa lösen sich Philosophen, Naturwissenschaftler und Literaten von Dogmen, Glaubenssätzen und Vorurteilen und beginnen, rational zu argumentieren. Die Aufklärung führt zur Entstehung der modernen Naturwissenschaften, zur französischen Revolution und zum Konzept des freien Bürgers.

Dem Kopf freie Bahn geben

Wie kann man sich seines Verstandes bedienen? Indem man dem «Prozessor» im Kopf freie Bahn gibt – und indem man Zugang erhält zu Wissen. Ein wichtiger Bestandteil der Aufklärung war es deshalb, diesen Zugang zu vereinfachen. Wesentlichen Anteil daran hatten Denis Diderot und Jean-Baptiste d’Alembert: Sie veröffentlichten ab 1751 eine Encyclopédie und hatten keinen geringeren Anspruch, als den, das gesamte Wissen der damaligen Zeit zu sammeln und abzubilden. Tatsächlich schrieben rund 150 Autoren über 72’000 Artikel für das Universallexikon. Mit dem Lexikon stellten die beiden Autoren das Wissen über den Aberglauben, aber auch über den Glauben. Und damit handelten sie sich natürlich jede Menge Probleme ein. Die Enzyklopädisten schrieben, wer etwas glaube, lasse sich von der Wahrheit dessen, was er glaubt, überzeugen, ohne sich die Mühe zu machen, es selbst mit der eigenen Vernunft zu überprüfen. Etwas ungeprüft zu glauben, das sei genauso verwerflich wie etwas, was bereits bewiesen ist, nicht zu glauben. 

Verglichen mit 1751 leben wir in geradezu paradiesischen Zeiten: Niemand landet auf dem Schafott, weil er selber denkt und eine eigene Meinung äussert. Wenigstens bei uns nicht. Noch nie war das Wissen der Zeit so rasch und so einfach verfügbar. Allein in deutscher Sprache umfasst Wikipedia rund 2,7 Millionen Einträge, die alle kostenlos abrufbar sind. Dazu kommen Informationsangebote von Universitäten, Bibliotheken und Medien. Noch nie war es so einfach, sich Wissen anzueignen und sich zu informieren. Auf den ersten Blick können wir sagen: «Aufklärung 2.0» – findet statt.

Kein pseudokritisches Querdenken

Doch so einfach ist es nicht. Kant sagt ja nicht, Aufklärung sei der Ausgang des Menschen aus seinem selbstverschuldeten Unwissen. Kant schreibt von der «selbstverschuldeten Unmündigkeit». Mündig ist ein Mensch, wenn er sich «seines Verstandes ohne Leitung eines anderen» bedient. Wer also, um die Enzyklopädisten aufzugreifen, die Wahrheit eines Sachverhalts mit der eigenen Vernunft überprüft. Anders gesagt: Wer sich informiert und kritisch denkt. Kant und Diderot meinen damit nicht pseudokritisches «Querdenken», wie wir es in der Pandemie erlebt haben. Sondern rationales, wissenschaftliches Denken. 

Und genau an diesem Punkt kann ich, wenn ich ehrlich bin, den Schülerinnen und Schülern nicht mehr in die Augen schauen. Schön, wenn ich ihnen kritisches Denken predige. Nett, wenn sie sich auch von Kants hammerharten Sätzen faszinieren lassen. Aber wir «Erwachsenen» predigen Wasser und saufen Wein. Unsere Welt lässt sich nicht von den Prinzipien der Aufklärung, von nüchternem Verstand und rationalem Denken leiten, sondern von Macht und Geld. Anders ist nicht erklärbar, warum wir wider besseren Wissens weiterhin wenig bis nichts gegen die Klimakrise unternehmen. Warum wir in unseren Supermärkten Lebensmittel verkaufen, die diese Bezeichnung nicht verdienen, sondern mit viel Zucker, Salz oder Fett süchtig nach mehr machen und doch kaum Nährstoffe enthalten. Warum trotz Verfügbarkeit eines wirksamen Impfstoffs in der Schweiz nur gerade knapp 70 Prozent der Menschen gegen Covid geimpft sind. Ganz besonders gilt das für die Welt der Medien. Kant und Diderot und Voltaire haben für die Freiheit des Geistes und der Information gekämpft und wir danken ihnen mit dem «Bachelor» und «Fox&Friends», mit viel Werbung und Desinformation, mit Fake News und neuem Aberglauben an Verschwörungserzählungen. Ist die Aufklärung also gescheitert?

Enttäuschende Medien

Man könnte es meinen. Gerade die Medien enttäuschen mich immer wieder. Ich kann das erklären mit der ökonomischen Mechanik, die dahintersteht. Die Finanzierung über Werbung führt zu einer Bewirtschaftung der Aufmerksamkeit mit Skandalen, Emotionen und People-Stories. Statt über die Klimakrise berichten die Medien über Amber Heard und Johnny Depp. In der Schweiz beschäftigt ein Mann die Medien, der in Zürich-Oerlikon einen Baukran besetzte. Dass in der Schweiz jede Sekunde ein Quadratmeter Land zubetoniert wird, ist dagegen kein Thema. Kurz: Die Medien verhalten sich wie Kinder auf Zuckerbrause. Aufklärung? Von wegen. Wie kann ich das den Schülerinnen und Schülern nur erklären, die gelernt haben, dass mit der Aufklärung die Bürgerinnen und Bürger erwachten und sich aus den absolutistischen Zwängen von Kirche und Krone befreiten? Wie kann ich ihnen erklären, dass unsere Gesellschaft sich bloss neue Kirchen geschaffen und sich neuen Kronen unterworfen hat?

Genau diese Kritik haben schon Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in ihrem Buch «Dialektik der Aufklärung» geäussert. Die beiden Philosophen waren vor den Nationalsozialisten in die USA geflüchtet. 1942 bis 1944 schrieben sie hier eine bittere und pessimistische Kritik der Aufklärung. In ihrem Buch klagen sie die menschenverachtende Politik an und stellen fest, dass auch lange nach der Befreiung durch die Aufklärung Vernunft in Unvernunft und Fortschritt in Rückschritt umschlagen kann. Sie stellen fest, dass auch der Glaube an Fortschritt und Aufklärung blind sein kann und die Aufklärung selbst auf diese Weise zum Mythos werden kann. Sie warnen davor, dass der Mensch sich durch die fortschreitende Rationalität von der Natur entfremdet, dass die Natur für den Menschen nur noch Objekt der Beherrschung und Manipulation sei. Die Aufklärung, sagen Horkheimer und Adorno, habe keine Freiheit geschaffen, sondern nur neue Formen der Sklaverei und eine total verwaltete Welt. Die moderne Massenkultur sei das Resultat von industriellen Prozessen und diene als Instrument der sozialen Kontrolle. Horkheimer und Adorno üben also scharfe Kritik an der Aufklärung. Mich wundert dabei vor allem, dass die beiden diese Kritik schon in den 40er-Jahren äusserten. Viele ihrer Kritikpunkte wirken beängstigend aktuell. Beängstigend daran ist vor allem, dass sie keine Lösungen vorschlagen. 

Vernichtende Worte entgegenschleudern

Vermutlich gibt es keine Lösung. Die beiden haben ja recht behalten. Wir erleben heute, welche Folgen der blinde Glaube an Fortschritt haben kann. Wir merken ja alle, dass sich der Mensch tatsächlich von der Natur entfremdet hat. Wir leiden alle immer mal wieder unter einer total verwalteten Welt und fühlen uns wie Sklaven des Konsums. Gerade die Medien machen uns nicht einfach klug und aufgeklärt, sondern halten uns häufig genau davon ab. Hätte ich also den Schülerinnen und Schülern die «Aufklärung 2.0» aus der Hand schlagen sollen? Hätte ich ihnen die vernichtenden Worte von Horkheimer und Adorno entgegenschleudern müssen, dass Vernunft längst in Unvernunft und Fortschritt längst in Rückschritt umgeschlagen seien?

Ich glaube nicht. Die Bestandsaufnahme der Welt ist zweifellos zutreffend, da müssen wir nicht lange darüber diskutieren. Doch man darf eine Aufzählung der Symptome nicht mit einer Diagnose verwechseln. Dass wir heute in einer manchmal schon dystopisch anmutenden Welt leben, heisst nicht, dass die Thesen der Aufklärung falsch wären. Es heisst nur, dass die Aufklärung kein Selbstläufer ist. Kant sagt, Aufklärung sei das Vermögen, «sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.» Das ist anstrengend und setzt Bildung voraus. Beides ist keine Selbstverständlichkeit. Der teilweise mieserable Zustand der Welt ist also kein Beweis, der gegen die Thesen der Aufklärung ins Feld geführt werden kann, er ist lediglich ein Beweis dafür, dass es nicht genügt, die Menschen «aufzuwecken». Von Erich Kästner stammt der wunderbare Satz: «Es gibt nichts Gutes, ausser: man tut es.» Es genügt nicht, Kirche und Könige abzuschaffen und den Menschen so die Möglichkeit zu geben, selber zu denken. Sie müssen es auch tun. 

Das wäre mein Aufruf an die Schülerinnen und Schüler: Die Aufklärung ist kein Selbstläufer, sondern eine Gelegenheit. Die Medien sind nicht einfach gut, aber es gibt gute Medien. Der Zugang zu Wissen und Information war noch nie so einfach, aber ihr müsst ihn auch nutzen. «Sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen», ist eine anstrengende Angelegenheit. Aber es ist möglich. Ihr habt es in der Hand. Und wenn ihr es tut, dann lässt sich die Welt, wie sie Horkheimer und Adorno so pessimistisch beschreiben, in eine bessere Welt verwandeln. Davon bin ich überzeugt. Wir haben die Gelegenheit, die Welt zu verbessern. Wir müssen es mindestens versuchen. Denn: «Es gibt nichts Gutes, ausser: man tut es.» 

Basel, 20. Mai 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen

Bild: © KEYSTONE/Gabriele Thielmann

Diderot, Denis (2013): Enzyklopädie – Zusammenfassung. In: GetAbstract. [https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/enzyklopaedie/20871; 20.5.2022].

Horkheimer, Max und Adorno, Theodor W. (2003): Dialektik der Aufklärung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch.

Kant, Immanuel (1784): Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Elektronische Edition der Gesammelten Werke Immanuel Kants. [https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/Kant/aa08/033.html; 20.5.2022].

3 Kommentare zu "Aufklärung 2.0 – haben die Medien es vergeigt?"

  1. Zu oft wird UNWICHTIGES WICHTIG, WICHTIGES WIRD UNWICHTIG…
    «Statt über die Klimakrise berichten die Medien über Amber Heard und Johnny Depp.»
    …Richtig, genau der Punkt, so ist es….
    «In der Schweiz beschäftigt ein Mann die Medien, der in Zürich-Oerlikon einen Baukran besetzte. Dass in der Schweiz jede Sekunde ein Quadratmeter Land zubetoniert wird, ist dagegen kein Thema.»
    …super – exakt, präzise formuliert, Realität, Bravo…. (MZ bringt da erstaunlich denkbare Beispiele aufs Tapet – Chapeau)
    Lückenmedien, Auslassmedien, Klickmedien herrschen vor.
    Zu oft wird UNWICHTIGES WICHTIG, WICHTIGES WIRD UNWICHTIG…
    Gottlob gibt’s noch ein paar gute Blätter….
    Zudem sind für mich die Leserbriefe wahre Lesefreude. Zuschriften, Lesermeinung, «Chropfleerete» und Kommentare – lesen und auch schreiben von Mensch zu Mensch – ungefiltert und grundehrlich. Was gibt es Direkteres – ein Stichwort wie «Jede Sekunde ein Quadratmeter Land zubetoniert» und Lehr- und Instruktivreiches fliesst wie folgendes hier dazu ein – was jedem zu Denken geben sollte….

    Die Zahlen sind eindrücklich: Allein seit dem Jahr 2000 ist die Bevölkerung in der Schweiz von 7,17 Millionen Menschen auf 8,67 Millionen im Jahr 2020 angewachsen. Das sind 21 Prozent. (ohne Asylwesen.)
    Im europäischen Vergleich nimmt die Schweiz damit einen Spitzenplatz ein.
    So lag das Bevölkerungswachstum etwa in Grossbritannien (+14,2 Prozent) oder Frankreich (+10,3 Prozent) deutlich tiefer.
    Das rund zehnmal grössere Deutschland wuchs in absoluten Zahlen sogar nur um rund 1 Million Personen – in der Schweiz waren es etwa 1,5 Millionen.
    Sogar im Corona-Jahr 2020, in dem viele Arbeitnehmer um ihre Jobs bangten und flächendeckend Kurzarbeit war sind netto über 61000 Personen eingewandert. Das Land, Städte und die Agglos sind dicht-an-dicht-rammelvoll.
    Dennoch spitzt sich der Fachkräftemangel immer mehr zu.
    Die Einwanderung befeuert sich selber und ist zu einem Selbstläufer geworden.
    Es braucht immer mehr zugewanderte Lehrer, weil es immer mehr zugewanderte Schüler gibt.
    Es braucht immer mehr zugewanderte Ärzte, weil es immer mehr zugewanderte Patienten gibt, usw., usw….
    Für die zusätzlichen Wohnungen, die gebaut werden müssen, werden immer mehr ausländische Bauarbeiter benötigt. Und es wird nie genug sein! Es wird immer so weitergehen. Auf dem Altar des ewigen, uferlosen (Wirtschafts-)Wachstum wird alles geopfert, die Schweiz leidet an Wachstumsschmerzen. Der Siedlungsdruck bringt abnehmende Lebensqualität für alle.
    Der Dichtestress wird immer grösser, das gesamte Mittelland wird mit hässlichen Bauten zubetoniert.
    In der Nähe meines Wohnortes wird wieder ein sehr schönes, intaktes Haus abgerissen. Eine neue Überbauung mit vielen Wohnungen kommt hin. (=Ein 1000facher Vorgang pro Jahr/CH). Bereits beim seinerzeitigen Bau des alten Hauses wurde CO2 erzeugt und freigesetzt. Beim Abriss jetzt wird solches erneut erzeugt, und beim anschliessenden Neubau kommt nochmal eine Menge CO2 dazu. Alles nur, damit noch mehr-mehr-mehr Menschen in unserem überbevölkerten, kleinen Land leben können. Die Schweiz wird extrem schnell zu einem „New York“ und die Alpen entsprechen dann dem „Central Park“.
    Wir ersticken im Verkehr und wir benötigen immer mehr Energie. Denn: Offizielle Statistiken zeigen eindeutig: Das grosse Bevölkerungswachstum in die Schweiz belastet die Natur, erhöht den Treibhausgasausstoss und verstärkt die Probleme mit der Stromversorgung.
    Schade, dass wir das alles so zulassen.

    Tja – e b e n : Zu oft wird UNWICHTIGES WICHTIG, WICHTIGES WIRD UNWICHTIG…!!!

    1. Grosse Zeiten
      (Erich Kästner, 1931)

      Die Zeit ist viel zu gross, so gross ist sie.
      Sie wächst zu rasch. Es wird ihr schlecht bekommen.
      Man nimmt ihr täglich Mass und denkt beklommen:
      So gross wie heute war die Zeit noch nie.

      Sie wuchs. Sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
      Was tut der Mensch dagegen? Er ist gut.
      Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut.
      Und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.

      Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
      Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
      sind glücklich, dass sie einen Vogel haben.
      Der Zukunft werden sacht die Füsse kalt.

      Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
      Die Dummheit wurde zur Epidemie.
      So gross wie heute war die Zeit noch nie.
      Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.

  2. Wer bestimmt was wichtig und richtig ist?

    Die Korrektheit und Glaubwürdigkeit durch die Inflation von Informationen wird immer fraglicher, weil alle Quellen durch Geld und Macht manipulierbar sind. Es ist sehr fraglich, wenn die Deutungshoheit wissenschaftlich mit Mehrheiten zementiert wird, die es in einer echten Wissenschaft gar nicht geben kann. Die Entfremdung von der Natur, welche als Feigenblatt ein Mittel zum Zweck ist, nimmt zu. Auf allen Seiten gibt es Desinformationen und die Medien sind dabei Spitzenreiter, weil die grosse Mehrheit völlig unausgewogen informiert. Sie hindern tagtäglich mit einer einseitigen «Gesinnungsdiktatur» und einer «einzigen Wahrheit» die Menschen am eigenen Denken und grenzen sie damit aus. Das kann nicht mit der Werbefinanzierung entschuldigt werden. Optimismus sollte mit Realismus ersetzt werden, denn sonst werden wir, trotz Aufklärung, immer wieder Enttäuschungen erleben. So wird u.a. der vielbeschworene Friede eine «Kriegspause» bleiben.

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