Am 1. August…

Publiziert am 31. Juli 2015 von Matthias Zehnder

…1386 eröffnet der Tod von Herzog Leopold von Österreich, der in der Schlacht von Sempach gefallen ist, Basel die Möglichkeit, die Reichsvogtei Grossbasel zu erwerben und die Herrschaft über das Kleinbasel zu übernehmen.

…1545 beschliesst der Rat zu Basel, dass es den Bürgern und allen Einwohnern der Stadt künftig bei einer Strafe von fünf Pfund verboten ist, Bettler zu beherbergen.

…1785 sticht der Franzose Jean-François de La Pérouse von Brest aus mit zwei Schiffen in See. Sein Ziel: Ähnlich wichtige Entdeckungen zu machen wie zwei Jahre zuvor der Engländer James Cook.

…1793 führt Frankreich das metrische System ein.

…1819 wird Herman Melville geboren, der später als Autor von „Moby Dick“ bekannt werden sollte.

…1855 gelingt einer Seilschaft unter der Leitung von Charles Hudson die Erstbesteigung der Dufourspitze im Monte Rosa-Massiv, der mit einer Höhe von 4634 Metern höchsten Bergspitze der Schweiz.

…1891 findet in Basel die erste offizielle Bundesfeier statt. Zum ersten Mal brennen in diesem Jahr auf dem Schweizer Boden rings um die Stadt die Höhenfeuer. Bis Mitte 19. Jahrhundert galt der 8. November 1307 als Gründungsdatum der Eidgenossenschaft. 1891 feierte die Stadt Bern das 700jährige Jubiläum. Die Verbindung mit einer 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft kam gelegen. In den Folgejahren wurde der 1. August nicht gefeiert. Erst 1899 kam der Bundesrat dem Drängen von Auslandschweizern nach, die auch einen „Quatorze Juillet“ haben wollten. Der Bundesrat forderte deshalb die Gemeinden auf, jeweils am Abend des 1. August die Kirchenglocken läuten zu lassen.

…1900 wird der Fussballverein Borussia Mönchengladbach gegründet, wo heute Yann Sommer im Tor steht.

…1912 wird die Station «Jungfraujoch» der Jungfraubahn auf 3457 Metern Höhe in Betrieb genommen.

…1914 erklärt das Deutsche Reich Russland den Krieg und die Stadt Basel mobilisiert auf Befehl des Bundesrats ihre Truppen. Auf der Margarethenwiese legt das Batallion 51 den Fahneneid ab und übernimmt danach die Bewachung der Bahnhöfe und Brücken sowie der Landesgrenze von St. Chrischona bis Allschwil.

…1944 macht Anne Frank den letzten Eintrag in ihr Tagebuch.

…1955 strahlt der ORF in Österreich seine erste Fernsehsendung aus.

…1956 führt Belgien führt als letztes Land Europas die Fahrprüfung ein.

…1962 veröffentlicht Otfried Preußler sein legendäres Kinderbuch «Der Räuber Hotzenplotz».

…1981 geht in New York MTV auf Sendung, der erste Fernsehsender der Welt, der sich ganz den Musikvideos verschreibt.

…1972 erscheint die erste deutschsprachige Ausgabe des Männermagazins «Playboy».

Sicher nicht stattgefunden am 1. August hat ein Rütlischwur. Aegidius Tschudi schreibt in seiner 1534 entstandenen Schweizer Chronik, der Rütlischwur habe am «Mittwoch vor Martini», am 8. November 1307, stattgefunden. Der Bund war wohl einer von vielen. Historiker Thomas Maissen weist darauf hin, dass Bundesbriefe lange Zeit ein übliches Mittel wahren, die eigenen Interessen abzusichern. So gehörte Basel zum Rheinischen Bund, zum südwestdeutschen Städtebund und zum Schwäbischen Städtebund. Die Bundesgenossen versuchten jeweils, gemeinsam und überlokal für Frieden und Sicherheit zu sorgen und den Handel untereinander zu fördern. Basel war also schon früh Mitglied von Körperschaften, die mit der heutigen EU vergleichbar sind.

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Natürlich steht es den heutigen Schweizern frei, am 1. August ein flottes Feuer anzuzünden und mit Schwarzpulver aus China ein paar lustige Farben in den Himmel zu zaubern. Wer sich dabei in einer jahrhundertealten Tradition wähnt, der irrt jedoch: Der 1. August wird erst seit etwas mehr als hundert Jahren gefeiert, seit 1979 auf dem Bruderholz und seit 1994 jeweils am Vorabend am Rhein in Basel. Dass die Basler mit dem Bund von 1291 nichts zu tun hatten, sondern erst 1501 dazu stiessen und dies wohl nicht aus hehren Gründen, sondern nach nüchterner Abwägung aller Interessen, ist nicht Stoff für die Feier, sondern für das Nachdenken, das wieder einsetzen kann, wenn das Feuerwerk verraucht ist.

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