Video-Buchtipp
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Leben, schreiben, atmen
Mein Buchtipp der Woche in Video-Form:
Mit dem Film «Männer» wurde sie 1985 (ja, so lange ist das schon her) bekannt. Seither ist sie eine der bekanntesten Filmemacherinnen Europas. Döris Dörrie dreht aber nicht nur Filme, sie schreibt auch: Erzählungen, Romane und Kinderbücher. Ihr neues Buch handelt genau davon: vom Schreiben, vom sich ins Schreiben fallen lassen, vom Überleben durch Schreiben. Doris Dörrie schreibt über das Schreiben über sich selbst. «Wenn man schreibt, schreibt man immer über sich selbst», schreibt Dörrie. «Wir sind alle Geschichtenerzähler. Vielleicht macht uns das zu Menschen.» In ihrem Buch leitet sie dazu an, sich schreibend an sich selbst zu erinnern. Denn: «Wir alle sind Fiktion, aber das glauben wir nicht, weil wir uns mitten in ihr befinden wie in einem Fortsetzungsroman.» In ihrem Buch leitet sie die Leserin und den Leser dazu an, unwillkürlich zu schreiben. Marcel Proust nannte das «mémoire involontaire». Lass das Schreiben fliessen, lass Dich von Deinem eigenen Schreiben in Deine Erinnerung tragen – wohin Dein Schreiben Dich immer trägt. Dörrie macht dabei gleich vor, was sie meint. In kurzen, assoziativen Kapiteln erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend, lässt sich von Erinnerungen mitreissen, erzählt Geschichten, von denen nicht klar ist, ob sie erlebt oder erfunden sind – gut erzählt sind sie auf jeden Fall. Dörrie schreibt, diese Art des Schreibens bringe einen «in Kontakt mit dem eigenen Leben». Uns bringt es jedenfalls in Kontakt mit Doris Dörrie – und vielleicht führt das Buch ja tatsächlich dazu, das er eine oder die andere es weglegt und selbst zum Schribstift greift. Denn die Lektüre ist anregend und inspirierend im eigentlichen Sinn – gerade jetzt.
Doris Dörrie: Leben, schreiben, atmen. Eine Einladung zum Schreiben. Diogenes, 176 Seiten, 24 Franken; ISBN 978-3-257-07069-9
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783257070699