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Die unterhaltendsten Bücher des Jahres

Publiziert am 28. Dezember 2021 von Matthias Zehnder

Ich gebe Ihnen jede Woche einen Lesetipp, ein Buch das ebenso intelligent wie unterhaltend ist. 50 Bücher waren es in diesem Jahr. Letzte Woche habe ich Ihnen die fünf besten davon vorgestellt. Jene fünf Titel, die ich als besonders wichtig, als besonders wertvoll, eben: als besonders gut erachte. Diese Woche geht es um «Page Turner», um Bücher, die vor allem eines sind: beste Unterhaltung. Ich habe die 50 Bücher noch einmal zur Hand genommen, noch einmal abgewogen und bewertet. Hier kommen Sie: Die fünf Bücher des Jahres, die Ihnen die beste Unterhaltung bieten.

Einem Buch, das so aufregend ist, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann, sagt man auf Englisch «Page Turner». Ich sage solchen Büchern «Rote-Ohren-Bücher»: Man sitzt mit glühenden Ohren im Lesesessel, im Zug oder auf einem Stein am Rhein, nimmt die Welt um einen herum nicht mehr wahr und versinkt so sehr in einer Geschichte, dass man das Buch richtiggehend verschlingt.

Von den Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe, hat wohl «Der Astronaut» von Andy Weir dieses Etikett am ehesten verdient: Ich hab das Buch in einem Zug weggelesen. Die Geschichte handelt von einem Astronauten, der auf sich alleine gestellt ist. Er heisst Ryland Grace und er soll nichts geringeres als die Erde retten. Denn die Sonne ist deutlich schwächer geworden, weil sie mit einem sternanfressenden Bakterium infiziert ist. Es droht eine neue Eiszeit. Offenbar sind die meisten Sterne im Sonnensystem von solchen Astrophagen betroffen – ausser Tau Ceti. Dieser Stern scheint immun zu sein. Also hat die Erdbevölkerung ein Raumschiff, die Hail Mary, mit Technik vollgestopft und auf die Reise zu Tau Ceti geschickt. Der Auftrag: ein Mittel gegen Astrophagen zu finden. Bei Tau Ceti trifft Ryland Grace auf einen Ausserirdischen aus einem anderen Sternsystem. Der andere hat denselben Auftrag wie Grace. Denn auch seine Heimatwelt ist von Astrophagen betroffen. Die beiden raufen sich zusammen und kämpfen gemeinsam um die Zukunft ihrer Planeten. Die Art und Weise, wie sie wissenschaftliche und technische Rätsel lösen, das ist schlicht grossartig erzählt und macht Lust auf Wissenschaft und Raumfahrt. Ein spannendes Buch, bei dessen Lektüre Sie garantiert die Welt um sich herum vergessen.

Andy Weir: Der Astronaut. Roman. Heyne, 560 Seiten, 24.90 Franken; ISBN 978-3-453-32134-2

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783453321342

Weitere Informationen: https://www.matthiaszehnder.ch/video-buchtipp/der-astronaut/

Es ist kein Zufall, dass das Paradebeispiel für einen «Page Turner» von einem Amerikaner stammt: Die deutschsprachige Literatur hat sich lange schwer getan mit solchen rasant und trotzdem gut erzählten Geschichten. Mittlerweile gibt es aber auch im deutschen Sprachraum gute Thriller-Autoren. Einer von Ihnen ist der österreichische Autor Marc Elsberg. Bekannt wurde er mit «Blackout», einem Roman über die Folgen eines grossen Stromausfalls in Europa. Sein neuer Thriller heisst «Der Fall des Präsidenten»: Der ehemalige US-Präsident Douglas Turner wird bei der Einreise in Griechenland von griechischen Polizisten verhaftet. Anlass ist ein Haftbefehl des internationalen Strafgerichtshofs ICC. Der Vorwurf: Kriegsverbrechen in Afghanistan. Turner wird ins Korydallos-Gefängnis gesteckt.

Natürlich lassen sich die USA das nicht gefallen. Sie setzen alle Hebel in Bewegung, um ihren Ex-Präsidenten frei zu bekommen. Denn sie erkennen den  internationalen Strafgerichtshof nicht an – und der aktuelle Präsident, Demokrat Arthur Jones, steckt mitten im Wahlkampf und kann sich kein Anzeichen von Schwäche leisten. Schlechte Aussichten für Dana Marin, die junge Juristin, die in Athen den ICC vertritt. Weil die USA Sanktionen ergreifen, ist sie in Athen plötzlich ganz auf sich allein gestellt. «Der Fall des Präsidenten» berichtet von einem spannenden Gerichtsfall – und vom tiefen Fall der USA, von der Schutzmacht der freien Welt zur Terrorbekämpferin mit allen Mitteln. Marc Elsberg zeigt und erklärt im Buch die politischen Zusammenhänge. Vor allem aber zeigt er, wie die USA mit harten Bandagen um die Deutungshoheit kämpfen. Auch und gerade in den Medien und im Internet.

Marc Elsberg: Der Fall des Präsidenten. Thriller. Blanvalet, 608 Seiten, 34.90 Franken; ISBN 978-3-7645-1047-3

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783764510473

Weitere Informationen: https://www.matthiaszehnder.ch/video-buchtipp/der-fall-des-praesidenten/

Es gibt nicht nur Männer, die erfolgreich Thriller schreiben. Zu den Besten ihres Fachs gehört eine Bernerin, die ehemalige Gerichtsreporterion Christine Brand. Ihre Spezialität sind Thriller, die sehr nahe an der Realität spielen. So ist das auch bei Ihrem neusten Roman: «Der Bruder» basiert auf einer Serie von Entführungen und Morden an Kindern in den 80er Jahren. Ihre Namen hat Christine Brand im Buch aufgeführt – ihnen ist das Buch gewidmet. In der ganzen Schweiz zitterten damals Eltern um ihre Kinder. Wenn Ihnen Ihre Nachtruhe lieb ist, dann lassen sie besser ihre Finger von dem Buch. 

Bereits zum dritten mal lässt Christine Brand dabei Kriminalkommissär Sandro Bandini ermitteln. Er ist Leiter der Abteilung Leib und Leben der Kantonspolizei Bern. Seine Freundin Milla Nova arbeitet beim Schweizer Fernsehen für das Magazin Wochenthemen. Während Sandro Bandini ermittelt, recherchiert Milla Nova über dieselbe Geschichte. Klar, dass das Krach gibt.

Christine Brand: Der Bruder. Kriminalroman. Blanvalet, 544 Seiten, 22.90 Franken; ISBN 978-3-7645-0745-9 

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783764507459

Weitere Informationen und ein Interview mit Christine Brand gibts hier: https://www.matthiaszehnder.ch/video-buchtipp/der-bruder/

Wenn Kinder missbraucht oder getötet werden, läuft es mir immer kalt den Rücken herunter. Da ist mir ein klassischer Weltuntergang schon lieber. Oder ein Titanenkampf zwischen Religion und Wissenschaft, wie ihn Reinhard Kleindl in seinem wunderbaren Thriller «Die Gottesmaschine» dargestellt hat. 

In seinem Roman geht es darum, dass ein junger Physiker die Lücken zwischen Standardphysik, Relativitätstheorie und Quantenphysik erklären möchte – und zwar mit Hilfe einer Gottesmaschine. Gemeint ist damit ein Hochleistungsrechner, mit dessen Hilfe sich komplexe Fragen beantworten lassen – vielleicht sogar die Frage nach Gott. Denn der Rechner steht nicht im Keller einer Universität, sondern in einem abgeschiedenen Kloster im Mont Blanc-Gebirge und zwar ausgerechnet in der alten Kirche des Klosters. Damit er sich ganz auf seine Suche nach einer Antwort konzentrieren kann, wird der junge Physiker Mönch in diesem Kloster. Doch etwas scheint nicht in Ordnung zu sein mit ihm: Er meldet sich nicht mehr bei seinem Ziehvater Alessandro Badalamenti, einem einflussreichen Industriellen in Rom. Also bittet Badalamenti seinen Freund, den römischen Weihbischof Lombardi, ins Mont Blanc-Gebirge zu reisen und  Sébastien im Kloster zu besuchen. Es beginnt eine Geschichte, die es durchaus mit «Der Name der Rose» aufnehmen kann: Einem Verwirrspiel rund um Gott und die Physik, geheime Bücher und Quantenrechner in einem Kloster hoch oben in den französischen Alpen.

Reinhard Kleindl: Die Gottesmaschine. Thriller. Bastei Lübbe, 416 Seiten, 17.50 Franken; ISBN 978-3-404-18417-0

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783404184170

Weitere Informationen: https://www.matthiaszehnder.ch/video-buchtipp/die-gottesmaschine/

Aber muss es immer um Mord und Totschlag und mindestens um die Rettung der Welt gehen, damit ein Buch spannend ist? Nein, muss es nicht. Das zeigt mein Geheimtipp für dieses Jahr. «Aus der Mitte des Sees» heisst das Buch. Geschrieben hat es Moritz Heger.

Hauptfigur des Romans ist Lukas, der seit 16 Jahren im Kloster lebt. Andreas, sein bester Freund, ist kürzlich ausgetreten. Er hat geheiratet – jetzt hat Lukas von ihm eine Geburtsanzeige erhalten. Andreas ist Vater geworden. Lukas und Andreas gingen immer zusammen schwimmen. Jetzt sitzt Lukas alleine auf dem Steg am See beim Kloster. Und er geht alleine schwimmen. Das Wasser, das ihn trägt, in dem er aber auch untergehen könnte, wird zur Metapher für sein Leben. 

Der Austritt seines Freundes hat ihn mehr erschüttert, als er zugeben will. Und dann sind da auch noch die Brüder im Kloster. Sie werden alt und stützen sich immer mehr auf ihn. Lukas soll mehr Verantwortung übernehmen, ja sogar Prior werden. Will er das? Und: Kann er das? Oder tritt er auch aus und stürzt sich ins Leben? Aber ist nicht das Kloster sein Leben? Lukas schwimmt im See beim Kloster, setzt sich auf den Steg und führt Zwiesprache, mit sich und seinen Brüdern, mit Andreas und mit Gott. Und ausgerechnet hier, an seinem See, an seinem Steg, taucht Sarah auf – und zwar ganz wörtlich: Sie ist über den See geschwommen, taucht aus dem Wasser auf und fragt, ob sie sich zu Lukas setzen darf. 

Mit Sarah entwickeln sich spielerische Gespräche – und mit Sarah kann Lukas schweigen. Sarah, die Schauspielerin, führt ein ganz anderes Leben. Trotzdem oder gerade deshalb wird sie für Lukas zur grossen Herausforderung: Soll er der Liebesbeziehung, die sich da zweifellos entwickelt, nachgeben? Auf den ersten Blick hat die Situation von Lukas nicht viel mit unserem Alltag zu tun. Wer ist schon Mönch in einer Benediktinerabtei. Auf den zweiten Blick aber sind wir alle in unserem Alltag so eingesperrt wie Lukas in seinem Kloster – und wie er suchen wir in dieser Eingesperrtheit auch Halt. «Aus der Mitte des Sees» ist kein Aufreger. Es ist ein stilles Buch, wie ein See, in den man eintauchen, ja abtauchen kann. Und dann trägt einen das Wasser. 

Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees. Roman. Diogenes, 256 Seiten, 30 Franken; ISBN 978-3-257-07146-7

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783257071467

Weitere Informationen: https://www.matthiaszehnder.ch/video-buchtipp/aus-der-mitte-des-sees/

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Jetzt sage ich Ihnen, wie immer am Ende eines Buchtipps: 

Lesen sie gut.