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Als Hemingway mich liebte
Hadley Richardson, Pauline Pfeiffer, Martha Gellhorn und Mary Welsh – so hiessen die vier Ehefrauen von Ernest Hemingway. Wir sind uns gewohnt, sie als Trabanten des Genies wahrzunehmen: Normalerweise ist unsere Aufmerksamkeit auf Hemingway fokussiert, den Schriftsteller, Reporter und ikonischen Mann. Seine Ehefrauen tauchen dabei nur am Rande des Gesichtsfelds auf, als Lebensabschnittsbegleiterinnen. Die britische Schriftstellerin Naomi Wood hat die Sichtweise umgedreht: In ihrem Roman stehen nacheinander die vier Ehefrauen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Hemingway ist zwar die Konstante, wirkt dabei aber eher wie der Stab, den sich die Läuferinnen einer Stafette übergeben. Denn Naomi Wood erzählt die Geschichten seiner Ehen nicht chronologisch, sondern beginnt immer zum Zeitpunkt des Verlusts, wo sich die Beziehungen Hemingways überschneiden. Das ist zuweilen auch traurig zu lesen, wie es der grosse Mann nicht schafft, einer seiner wunderbaren Frauen treu zu bleiben. Obwohl Naomi Wood auf die Frauen fokussiert, umreisst sie dabei ein präzises Bild von Hemingway: Er ist die Leerstelle in der Mitte, charakterisiert durch seine Frauen. Wie ein fehlendes Puzzle-Stück tritt sein Umriss klar hervor, ohne dabei viel von seinem Inneren preiszugeben. In meinem 253. Buchtipp sage ich Ihnen diese Woche, warum es sich lohnt, sich dem Leiden seiner Frauen auszusetzen.
Ernest Hemingway ist als Schriftsteller, als Reporter, als Kriegsberichterstatter, als Abenteurer und als Mann so grossartig, dass es normalen Menschen die Sprache verschlägt. Er hat gleich eine ganze Reihe von Klassikern der modernen amerikanischen Literatur geschrieben, darunter etwa «The Sun Also Rises», auf Deutsch «Fiesta», über sein Leben in den 20er-Jahren in Paris; «A Farewell to Arms», auf Deutsch «In einem andern Land», über seine Zeit während des Ersten Weltkriegs in Italien; oder «For Whom the Bell Tolls», auf Deutsch «Wem die Stunde schlägt», über seine Erlebnisse im spanischen Bürgerkrieg. Hemingway ist berühmt für seinen kargen Stil: Er schreibt knapp und präzise, da ist kein Wort zu viel. Wir kennen Hemingway als Abenteurer in Afrika, als Bewunderer des Stierkampfs, als Fischer und Jäger, als Mannsbild mit Bart und nacktem Oberkörper.

In ihrem Buch vermittelt uns Naomi Wood ein ganz anderes Bild von Ernest Hemingway: Sie zeigt, wie ihn seine Frauen sehen. Vier mal war Hemingway verheiratet, mit zwei seiner Frauen hatte er Kinder. Seine erste Ehefrau war Hadley Richardson. Ernest und Hadley heirateten 1921, da war Hadley 30 Jahre alt und Ernest war 22. Kurz nach ihrer Hochzeit zogen sie nach Paris. Da lebten sie in äusserst bescheidenen Verhältnissen und Ernest versuchte, als Schriftsteller Fuss zu fassen. Gemeinsam hatten sie einen Sohn, John genannt Bumby. 1926 bemerkte Hadley, dass ihr Mann mit Pauline Pfeiffer, genannt «Fife», ein Verhältnis hatte. Seltsamerweise verbrachten die drei, Hadley, Fife und Ernest, dennoch gemeinsam einen Sommer in Südfrankreich. 1927 wurde die Ehe geschieden. Nur wenige Monate später heiratete Hemingway Fife und zog mit seiner zweiten Frau nach Key West. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder, Patrick und Gregory. 1937 berichtete Hemingway als Reporter aus Spanien über den Bürgerkrieg und begann eine Affäre mit der Kriegsreporterin Martha Gellhorn. 1940 wurde die Ehe mit Fife geschieden, nur drei Wochen später heiratete Hemingway Martha Gellhorn. Mit ihr bezog er eine Finca nahe Havanna auf Kuba. 1944 begegnete Hemingway in London der Reporterin Mary Welsh und begann mit ihr eine Affäre. 1945 wurde die Ehe mit Martha Gellhorn geschieden und Anfang 1946 heiratete Hemingway Mary Welsh. Nach der Revolution auf Kuba zog das Paar 1959 in ein Haus in Ketchum, Idaho. Zwei Jahre später, am 2. Juli 1961, erschoss sich Hemingway mit seinem Lieblingsgewehr vor dem Eingang des Hauses.
In ihrem Roman lässt Naomi Wood die vier Frauen von Hemingway jeweils in der Gegenwart die Trennung durchleben und von dieser Trennung aus auf ihre Beziehung zu Ernest zurückschauen. Der erste Teil des Romans spielt im Juni 1926 in Antibes, wo Hadley, Fife und Ernest gemeinsam den Sommer verbringen. Hadley blickt zurück auf ihr Leben in Paris. Da ist Hemingway für seine Schönheit geradezu berühmt. Frauen schwärmen für ihn, Männern verschlägt es angesichts seines Aussehens die Sprache. Jetzt, in Antibes, haben sich Fife und Hadley aufs Warten und Beobachten verlegt, als wollte jede von ihnen den nächsten freien Platz in einem Bus ergattern. Sie warten darauf, dass Ernest sich entscheidet. Hadley fragt ihn:
«Liebst du sie?»
Kaum sind diese entsetzlichen Worte ausgesprochen, tritt eine Art erhabenes Schweigen ein. Wortlos starren sie einander an. Noch immer hat sie die Haarbürste fest in der Hand. Nachmittagslicht schimmert durch die Jalousie. Unten schlägt trübsinnig ein Fensterladen gegen die Wand.
Ernest schaut an die Decke. «Mein Gott, mir geht es miserabel, und das weißt du.» Als wäre das eine Antwort auf ihre Frage.
«Nun, ich fühle mich genauso. Nur mit dem Unterschied, dass du es genießt.»
«Ich finde es furchtbar», erwidert er und schaut ihr zärtlich in die Augen. «Es ist grauenhaft.»
«Lügner. Du suhlst dich darin. Das ist doch nur ein Stoff für dich. Du hast dir deine Hölle geschaffen und willst jetzt darin leben, und dabei zwingst du mich mit hinein. Ich will nach Hause.» Ihre Stimme wird weicher. «Mit dir. Und Bumby. Nach Paris. Und ich will Roséwein trinken und in unserem Café essen und am Flussufer spazieren gehen.» Sie legt die Bürste auf den Frisiertisch. Sie wirft nicht mit Sachen. Das würde sie nie tun. Nicht auf ihn, auf ihren geliebten Ernest. «Es ist nur so, dass ich nicht weiß, ob du das noch willst. Zumindest weiß ich nicht, ob du es noch mit mir willst.»
«Natürlich will ich das.»
«Aber du willst auch sie.»
Hadley sitzt vor dem Frisiertisch mit den Parfumflakons aus Kristall. An den Stöpseln riechen sie nach einem alten Duft. Ihre Glasflächen blitzen.
«Wir benehmen uns ungeheuerlich», sagt sie. «Was für ein Sommer voller Niedertracht und Gemeinheit.» Gern hätte Hadley sich schlafen gelegt, dann hätte sie vielleicht vergessen, wie leicht sie es dieser Frau gemacht hatte, ihr den Mann auszuspannen. Letztes Jahr hatte sie zugelassen, dass die zwei sich mit der ungestümen Lüsternheit von Heranwachsenden umwarben. Warum hatte sie nicht mehr Rückgrat gezeigt? Warum war sie nicht früher dazwischengegangen?
«Ich kann so nicht weitermachen.»
«Kann es denn nicht einfach bleiben, wie es ist?» Doch er merkt selbst, wie hohl das klingt, und auch sie weiß, dass es nicht von Herzen kommt.
«Du musst dich entscheiden.» Sie hört sich diese Worte sagen und betrachtet sich dabei im Spiegel, wie es die sitzengelassene Frau in einem Film tun würde, abgefüllt mit Gin und den Tränen nah. «Wenn du mit Fife zusammen sein willst, meinetwegen. Ich sehe ja, wie verliebt sie in dich ist. Ob du sie auch liebst oder nur geschmeichelt bist, kann ich nicht beurteilen. Aber morgen will ich deine Entscheidung: sie oder ich. Keiner von uns, und da beziehe ich sie mit ein, hält das noch viel länger aus.»
Eine Weile rührt Ernest sich nicht, dann nickt er. (Seite 65f.)
Der zweite Teil spielt 1938 im Haus auf Key West in Florida, wo Fife merkt, dass Hemingway eine Beziehung mit Martha Gellhorn hat. Fife blickt zurück auf ihre Beziehung. Dabei überlappt sich die Erzählung: Wir erleben die Zeit in Antibes mit Hadley ein zweites Mal aus der Perspektive von Fife. Nachdem Hadley Ernest freigegeben hatte, erklärte Fife, sie werde den Rest ihres Lebens nicht mehr von seiner Seite weichen. Erst später wünschte sie sich, er hätte ihr dasselbe versprochen.
Fife sitzt in Key West am Tisch beim Pool …
… und lauscht dem Klappern von Ernests Schreibmaschine. Die Bäume sind von Louisianamoos überwuchert. Ein Pfau spaziert durch den Garten. Den Vogel hat ihnen Jane Mason geschenkt, eine Geliebte vor Martha, und jedes Mal, wenn er sich zeigt, würde Fife am liebsten ein langläufiges Gewehr holen und ihm den Schädel wegpusten. Die Sache mit Jane ging nicht lange: sechs Monate oder so. Sie liegt schon einige Jahre zurück, und bis Jane auftauchte, hatte Fife ihre Beziehung für glücklich gehalten. Damals machten sie noch immer alles gemeinsam, sie waren in Wyoming zur Wachteljagd, zu Stierkämpfen in Hendaye. Und wenn sie einmal nicht zusammen waren, schrieben sie einander so lange Briefe, dass es ihnen fast vorkam, als wäre der andere trotzdem da. Dennoch vermisste sie Ernest, kaum dass er fort war. In seiner Abwesenheit geschah es oft, dass sie von einem Moment auf den anderen in Tränen ausbrach, egal, ob sie gerade die Straße überquerte oder Schokoladen-Pfefferminz-Bonbons naschte.
Und dann erschien Jane auf der Bildfläche, mit ihrem blonden Haar und den anmutig blauen Augen, und ohne viele Worte darüber zu verlieren, fing Ernest an, Ausflüge nach Kuba zu machen. Doch Fife hatte Jane nie als ernsthafte Bedrohung empfunden. Jane war zu labil; nach einem Streit mit Ernest war sie von einem Balkon gesprungen und hatte sich mehrere Rückenwirbel gebrochen. Ernest jedoch mochte es, wenn seine Frauen gesund und glücklich waren, und diese Affäre – falls es denn eine war – schien ebenso plötzlich zu enden, wie sie begonnen hatte.
Aber Miss Gellhorn, putzmunter und robust, ist eben keine zarte Miss Mason. Oben in seinem Arbeitszimmer hämmern Ernests Hände auf die Schreibmaschinentastatur ein. Die Bitterkeit des Gins steigt ihr beim Trinken jedes Mal in die Nase. Zwischen den Kohlensäurebläschen birst ein Eiswürfel – es klingt, als würde ein Knochen brechen. Fife fährt sich mit der Hand durchs Haar, wo sie einen letzten Rest von der Hitze des Tages spürt, dann trinkt sie aus.
Welche Anziehungskraft von ihm ausgeht! Was für ein Kraftfeld er ist! Seinetwegen stürzen sich Frauen vom Balkon oder folgen ihm in den Krieg. Und stellen sich blind gegenüber seinen Affären, weil eine Ehe zu dritt besser ist, als eine einsame Frau zu sein. (Seite 154f.)
In Chartres hatte Fife inbrünstig darum gebetet, dass Ernest seine Frau verlässt. Jetzt ist sie die Frau von Ernest und ihr steht das Gleiche bevor. Es scheint ihr, als ob dies inzwischen der unvermeidliche Lauf der Dinge in einer Ehe wäre: Diebstahl, Besitz, Vergeltung.
Der dritte Teil spielt am 26. August 1944 in Paris, am Tag der Befreiung der französischen Hauptstadt. Martha und Ernest sind getrennt als Reporter nach Paris gereist – beide stehen sich in Sachen Wagemut als Reporter in nichts nach. In seinem Zimmer im Hotel Ritz, das er eigenhändig von den Nazis befreit haben soll, findet Martha ein Liebesgedicht von Ernest an Mary Welsh. Martha schaut zurück auf ihre Beziehung seit 1936 und die Zeit auf Kuba. Dabei erinnert sie sich an den Besuch im Haus auf Key West, den Naomi Wood vorher aus der Sicht von Fife geschildert hat.
In Key West schmorte Fife noch immer in ihrem Elend. Ernest hatte sie wohl wirklich mies behandelt, wenn sie auch jetzt noch so wütend auf ihn war. Allem Anschein nach würde sie sich gegen die Scheidung wehren, solange sie nur konnte. Martha wusste, dass das eine Art Strafe für Madrid sein sollte.
«Sie hat gesagt, wenn ich von Anfang an ehrlicher zu ihr gewesen wäre, hätte sie mich eher gehen lassen. Typisch katholisch.» Dabei schenkte er ihr dieses Lächeln, bei dem seine Oberlippe unter dem Schnauzer verschwand. «Aber ich konnte dir nicht widerstehen, Häschen. Das weißt du. Lass uns heiraten, Marty! Das wäre doch prima.»
«Es würde alles kaputt machen», hörte sie sich sagen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich die Dschungelblätter ausbreiteten, sie wuchsen wie das Gewebe einer bösartigen Geschwulst. Sie würde die Pflanzen bald wieder zurückschneiden müssen. Aus dem Champagner stieg Apfelduft, und in ihrem Kopf begann es erneut zu pochen. «Du musst lernen, unverheiratet zu sein, Ernest.»
Sie brauchte Bewegung, um ihre innere Unruhe loszuwerden, und ging auf der anderen Seite des Pools auf und ab, während sie fortfuhr: «Wir können doch auch so alles machen, was wir wollen. Du kannst nach Key West fahren und die Kinder und Fife besuchen, und ich kann zu meinen Einsätzen reisen. Die Ehe würde uns nicht guttun. Keinem von uns.» Wie er sie anschaute – dieser niedergeschlagene, ungläubige Ausdruck, als wäre er zutiefst überzeugt gewesen, dass die Antwort nur positiv ausfallen könnte. Aber die Ehe, dachte sie, ist etwas für Frauen, die Häuslichkeit schätzen, mit den Nachbarn Tennis spielen und die Cocktailstunde gern in Abendgarderobe auf dem Rasen zelebrieren. Martha hielt nichts von alledem. Sie wollte mit ihm von einem Krieg zum nächsten ziehen. Sie waren Kriegsberichterstatter, keine Stubenhocker.
«Tut mir leid, das ist einfach nicht das Richtige für mich.»
«Liebst du mich denn nicht?»
«Doch, natürlich. Aber das heißt nicht, dass ich dich heiraten will.» (Seite 237f.)
Martha weiss, dass Ernest sie aus einem simplen Grund heiraten will, ja heiraten muss: Er kann nicht allein sein. Als die Beziehung sich in Paris 1944 ihrem Ende nähert, weiss Martha, dass es die Sesshaftigkeit war, die ihre Beziehung zerstörte. Im Krieg, wenn Bomben fallen, konnten sie sich lieben. Im Frieden zerschellte die Liebe am Cocktailglas. Sie sagt zu ihm: «Wir sind in Sicherheit, solange wir es nicht sind.» Und schlägt ihm die Trennung vor, weil sie das Gedicht an Mary gefunden hat. Martha beschliesst, Ernest an Mary weiterzugeben.
Der viertel Teil spielt im September 1961 im Haus der Hemingways in Ketchum, Idaho. Mary ist alleine, Ernest hat sich drei Monate zuvor erschossen. Sie hört immer noch seine Stimme im Haus – und den Schuss vor der Haustür. Sie erinnert sich an ihre erste Begegnung in London 1944 und wie sie in Paris Martha Gellhorn getroffen hat. Und sie erinnert sich an die zunehmende Verzweiflung ihres Mannes, der nicht mehr schreiben konnte und seinen Schmerz darüber im Alkohol ertränkte.
Ernests Arbeitszimmer ist ein Reich des Papiers. Überall sind Bücher: seine eigenen, in den verschiedensten Sprachen, sowie Bücher von Freunden und Verlegern, die um Zitate bitten. Dazu Hunderte von Beileidstelegrammen und -briefen, die Mary noch nicht beantwortet hat, was sie aber tun muss, irgendwann, wenn sie die Energie dazu hat. «Über den Fluss und in die Wälder» liegt auf dem Schreibtisch. Mary hat keine Ahnung, warum Ernest es am Tag vor seinem Tod aus dem Regal genommen hat. Die Widmung lautet: Für Mary in Liebe. Auf dem Boden stehen Kisten mit seinen Sachen: französische Wochenblätter, Ausgaben des Londoner Economist, mit rotem Wachs versiegelte Manuskripte und Briefe von anderen Leuten. All das schreit nach irgendeiner Art von Ordnung. Aber Mary möchte seine Frau sein, nicht seine Nachlassverwalterin.
Sie legt die Mazurkas auf und wickelt sich in seine Decke, umhüllt sich mit seinem entschwindenden Geruch. Von Ernests Lehnstuhl aus lauscht sie dem Klavier, das die schwierigen Rhythmen meistert, bis die Nadel an derselben Stelle wie immer hängenbleibt. Es ist ihre Musik aus Paris. Sie beschwört das Zimmer im Ritz herauf und den Korditgeruch, der durchs Fenster hereinwehte, als sie mit diesem Mann schlief, der ihr Gatte werden sollte. Einmal las Mary ein Interview mit Martha, in dem sie schilderte, wie sie Chopin gehört hatten, als über Madrid die Bomben fielen. Dass sie sich die Musik miteinander teilen mussten, störte Mary nicht. Ernest hatte man nie ganz für sich allein, das war von Anfang an klar gewesen. In ihrer Ehe gab es nicht nur zwei Frauen, sondern vier: Hadley, Fife, Martha und Mary. Entscheidend war, dass man sich davon nicht das Herz schwermachen ließ. (Seite 328f.)
Bloss der Tod, der macht das Herz schwer. Auch uns Lesern. Auch wenn wir an dem Mann, den wir für sein Schreiben bewundern, in diesem Buch oft genug verzweifeln und ihn nicht begreifen. Die vier Frauen treten plastisch daraus hervor, Hemingway selbst bleibt eine Leerstelle, um die seien Frauen kreisen.

Die vier Mrs. Hemingway, Hadley Richardson, Pauline Pfeiffer, Martha Gellhorn und Mary Welsh, sind allesamt starke Frauen. Alle haben sie auf ihre Weise um Ernest gekämpft. Hadley sanft, Fife wie eine Furie, Martha hat ihn fast eher bekämpft und Mary ist an ihm verzweifelt. Hadley und Fife blieben nach der Trennung Freundinnen. Als Ernest sich erschossen hatte, rief Mary als erstes Hadley und Martha an, die beiden Ex-Ehefrauen, die damals noch lebten.
Das Buch von Naomi Wood ist stark, ohne starke Worte benutzen zu müssen. Die Wechsel der Perspektiven sind faszinierend, die Beschreibung der Stimmungen der vier Frauen bis ins Detail packend und berührend. Einen Nachteil hat das Buch: Sie werden nach der Lektüre nie mehr unbeschwert Hemingway lesen können.
Naomi Wood: Als Hemingway mich liebte. Roman. Nagel & Kimche, 384 Seiten, 20.90 Franken; ISBN 978-3-312-01407-1
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783312014071
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Basel, 01.05.2025, Matthias Zehnder
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