10 Jahre iPhone – im Vergleich mit Nokia

Zehn Jahre iPhone – das grosse Missverständnis

Publiziert am 9. Januar 2017 von Matthias Zehnder

Heute vor zehn Jahren hat Steve Jobs an der «Macworld» in San Francisco ein neues Gerät präsentiert: ein Telefon, mit dem man auch Musik hören und im Web surfen konnte. «Wir nennen es iPhone», erklärte Jobs. Schauen Sie sich die Präsentation mal an. Jobs war rhetorisch wirklich brillant.

Und er war nicht bescheiden. Apple habe bereits zweimal eine Industrie revolutioniert, erklärte er. Der iMac revolutionierte 1984 die Computerindustrie, der iPod revolutionierte 2001 die Musikindustrie. Er stelle jetzt gleich drei revolutionäre Geräte vor: einen iPod mit einem grossen Touchscreen, ein revolutionäres Mobiltelefon und ein ein neuartiges Internet-Kommunikationsgerät – alles in einem Gerät. Jobs befand deshalb: Apple erfinde das Telefon neu.

Apple wurde belächelt

Und das stimmte auch. Das iPhone, das sind wir uns heute gar nicht mehr bewusst, war wirklich komplett neu gedacht. Apple verzichtete auf Tasten und führte eine neuartige Touchtechnologie ein. Apple verzichtete auf ein Mobiltelefonbetriebssystem und baute das iPhone auf dem Computersystem OS X auf. Und Apple verzichtete auf Kompromisse bei den Programmen und führte Apps und den App Store ein.

10 Jahre iPhone – im Vergleich mit Nokia

Mein erstes Handy, ein Natel-C von Nokia, mein erstes iPhone und mein heutiges iPhone 6 plus – also in Sachen Grösse hat Apple ja ganz zu Nokia aufgeholt…

Apple wurde damals belächelt. Experten befanden, dass die Computerfirma aus Cupertino reichlich arrogant auftrete und gegen Nokia, Blackberry, Palm und Motorola kaum eine Chance haben. Heute, zehn Jahre später, sind diese Firmen fast oder ganz aus dem Mobiltelefonmarkt verschwunden. Allerdings versteht das iPhone nicht, wer glaubt, es gehe dabei um diese Telefone.

Das grosse Missverständnis

Das iPhone war und ist ein interessantes Stück Hardware. Wer eines dieser Telefone mit einem Konkurrenten vergleicht, sei es damals Nokia oder heute Huawei oder Samsung, versteht aber nicht, was das iPhone wirklich revolutionär macht. Denn das iPhone ist eigentlich der Anfang vom Abschied vom Computer. Und vom Telefon natürlich. Das wirklich wichtige beim iPhone ist nämlich nicht das Teil aus Glas und Aluminium und Silizium, sondern die Dienste dahinter. Das wirklich Revolutionäre am iPhone ist, dass es den Computer zum Verschwinden bringt – und mit der Zeit wohl auch sich selbst.

Denn das ist der wichtigste Trend: der Abschied vom Computer, die Verlagerung von Diensten und Speicher ins Netz. Apple ist darin schon sehr weit. Ein kleines Beispiel: Wenn ich einen Kontakt erfasse, spielt es keine Rolle, ob ich ihn auf meinem iMac, meinem iPad oder meinem iPhone in die Kontakte schreibe. Er steht sofort auf allen Geräten zur Verfügung. Wenn ich mit dem iPhone ein Foto schiesse, kann ich es Sekunden später am iMac oder auf dem iPad anschauen. Das bedeutet: Das Gerät ist beliebig geworden. Das Gerät ist nur noch das Fenster zur Computerwelt, die unsichtbar im Internet stattfindet.

Siri ist wichtiger als der Screen

Wer sich darauf kapriziert, beim Vergleich des iPhones mit seinen Konkurrenten Megahertz und Gigabytes zu zählen und zu vergleichen, verfehlt den Sinn des iPhones völlig. Natürlich ist es wichtig, dass das Teil gut fotografiert, gut tönt und gut aussieht. Das Wesentliche daran ist aber nicht das Gerät, sondern das (unsichtbare) System. Wichtiger als die Grösse des Bildschirms oder die Anzahl Pixel ist eine Technologie wie Siri, die es möglich macht, mit diesem System zu sprechen.

Aber das unsichtbare System ist schwierig zu verstehen und noch schwieriger zu vermitteln. Deshalb setzt auch Apple in der Kommunikation auf die üblichen Tech-Attribute. Doch Steve Jobs hatte vor zehn Jahren schon recht: das iPhone hat das Telefon revolutioniert – es hat das Telefon zum Verschwinden gebracht.

Ein Kommentar zu "Zehn Jahre iPhone – das grosse Missverständnis"

  1. Die grosse Tragiödie einen Chef zu haben, der die Technik nicht versteht. Anstatt die Airpods als die grosse Revolution zu verkaufen, werden sie nur so nebenbei genannt. Stimme deiner Sicht der Dinge zu: no touch, no browser, no screen. Vielleicht mach Amazon diesesmal das Rennen…

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