Rolf Hürzeler: «Fake News sind keine Gefahr, das hat es doch immer gegeben»

Publiziert am 20. März 2019 von Matthias Zehnder

Das Fragebogeninterview mit Rolf Hürzeler, früher «Facts», «Saldo» und «Kulturtipp», heute freier Journalist, über seinen persönlichen Mediengebrauch, seinen Umgang mit sozialen und anderen Medien sowie Zustand und Zukunft des Journalismus in der Schweiz. Hürzeler sagt, die Medien «waren früher nicht anders als heute». Er findet, dass 53 % der 16- bis 29-Jährigen zu den so genannt News-Deprivierten gehören, bedeute «nichts, das Interesse wächst später im Leben». Und er begrüsst Anstrengungen in Richtung Robo-Journalismus: «Routinearbeiten vom Bildersuchen über Sportresultate bis zu dem Filmübersichten sind ja lästig genug.»

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

«Radio 4» der BBC via Internet.

Im Zweifel lieber Text ohne Bild oder Bild ohne Text?

Das ist eine Radiostation ohne Bilder.

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Zurückhaltend, ich führe ja keine Weltmacht.

Es passiert etwas ganz Schlimmes wie 9/11. Wie informierst Du Dich?

BBC Mobile.

Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?

Weder noch – die waren früher nicht anders als heute.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

Warum sollten sie nicht?

Was muss man unbedingt gelesen haben?

«Richard III», um das Wesen der Macht zu verstehen; «Ein Sommernachtstraum», um die Magie der Liebe zu spüren.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

Ich bin unerbittlich beim Weglegen, die Lebenszeit ist kurz.

Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?

Aus den Tageszeitungen, den schweizerischen und den ausländischen.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

Sehr, sehr lange.

Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?

Weder noch, das hat es doch immer gegeben.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Ich bin ein News Junkie; höre und schaue gerne Nachrichtensendungen.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Nö.

Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 53 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?

Nichts, das Interesse wächst später im Leben.

Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?

Hoffentlich, die Routinearbeiten vom Bildersuchen über Sportresultate bis zu dem Filmübersichten sind ja lästig genug.

Siehst Du für professionellen Journalismus noch eine Zukunft?

Sicher.

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Den Einkaufszettel, wenn nicht alles in die Birne geht.

Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Weder noch; offenkundig ist er einfach von Interesse wie viele andere auch.

Wem glaubst Du?

Den Familienangehörigen.

Dein letztes Wort?

Ein wahres oder ein unwahres?


Rolf Hürzeler

Aufgewachsen in Basel, Studium der Anglistik in Zürich, Lehrtätigkeit in England. Danach vierzig Jahre Journalist, u.a. «Facts», «Saldo» und «Kulturtipp». Liebste Themen: Medien, englische Literatur und bildende Kunst. Seit 2018 als freier Journalist tätig für «Tagesanzeiger», «Weltwoche», «Kulturtipp» und «Schweizer Familie». Lebt in der Ostschweiz.


Basel, 20. März 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Kostet nichts, bringt jede Woche ein Mail mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar und einen Buchtipp. Einfach hier klicken.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.