Roger Schawinski: «Donald Trump erzielt mit seinem skandalösen Auftreten Suchtpotenzial, auch bei mir»

Publiziert am 27. Dezember 2018 von Matthias Zehnder

Das Fragebogeninterview mit Roger Schawinski, Radiopionier, Talkmaster und Radiobesitzer, über seinen persönlichen Mediengebrauch, den Umgang mit Handy, Facebook und digitale Assistenten und die Zukunft des Journalismus.

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

«Tages-Anzeiger», «NZZ», dazu die für mich wichtigsten Online-Portale wie «New York Times», «Washington Post», «Spiegel», «Blick», «Persönlich».

Im Zweifel lieber Radio oder Zeitung, also Ton oder Text?

Beides.

Was ist aktuell das Hintergrundbild auf Deinem Handy?

Meine Frau und meine jüngere Tochter.

Und wie tönt der Klingelton?

Melodiös.

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Gar nicht.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

Wenn es mich nicht packt, passe ich irgendwann.

Es passiert etwas ganz Schlimmes wie 9/11. Wie informierst Du Dich?

Online ist heute neben dem Radio meist das schnellste Medium. Dazu internationale TV-Kanäle wie CNN und MSNBC.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

Absolut.

Was muss man unbedingt gelesen haben?

Das ist individuell. Bei mir ist es unglaublich viel jeden Tag.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

Für kleinere Publika noch ganz lange.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Radio nutze ich viel, vor allem meine Sender. Im Fernsehen nutze ich zurzeit viel CNN und MSNBC. Vieles davon aber nicht live.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Podcasts nutze ich noch wenig. Seit kurzem höre ich bei Jordan Peterson rein.

Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 53 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?

Das ist wirklich ein grosses gesellschaftliches Problem.

Wie können wir in der Schweiz demokratiepolitisch wichtige Medien künftig finanzieren?

Da braucht es innovative Konzepte. Ich habe einen solchen Vorschlag im Rahmen der Vernehmlassung eingereicht, der völlig neue Wege geht und der auf sehr viel positive Resonanz gestossen ist. Ich bin gespannt, ob er nicht in der riesigen Maschinerie vermanscht wird.

Siehst Du für professionellen Journalismus noch eine Zukunft?

Absolut. Er ist essenziell für die Demokratie.

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Nur schnelle Notizen.

Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Er generiert Aufmerksamkeit und erzielt mit seinem skandalösen Auftreten Suchtpotenzial, auch bei mir, wobei sich die Fähigkeit, sich zu entsetzen, immer weiter verschiebt.

Sind digitale Assistenten wie Alexa oder Google Home eine neue Chance für das Radio – oder eine Gefahr für die Menschheit?

Dies kann ich nicht abschliessend beurteilen. Dazu habe ich zu wenig Informationen.

Wem glaubst Du?

Journalisten, die seriöse Arbeit verrichten, die eine Haltung haben, ihr Publikum ernst nehmen und furchtlos gegenüber den Mächtigen sind.

Dein letztes Wort?

Alles ist gesagt.


Roger Schawinski

Roger Schawinski (* 11. Juni 1945) ist ein Journalist, Autor und Medienunternehmer. Er gründete das Konsumentenmagazin «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens, mit «Radio 24» das erste Schweizer Privatradio und mit «TeleZüri» den ersten Schweizer Privatfernsehsender. Von 2003 bis 2006 war er Geschäftsführer des deutschen Privatfernsehsenders «Sat.1». 2008 lancierte er «Radio 1», das Radio für Erwachsene. Seit 2011 moderiert er «Schawinski» im Schweizer Fernsehnen, die «erste Talkshow der Woche». Zudem hat Schawinski verschiedene Bücher veröffentlicht. 2014 veröffentlichte er unter dem Titel «Wer bin ich?» seine Autobiographie. Mit «No Billag? Die Gründe und die Folgen» griff er 2018 in den Abstimmungskampf um die Fernsehgebühren in der Schweiz ein.

http://www.radio1.ch/de/


Basel, 27. Dezember 2018, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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2 Kommentare zu "Roger Schawinski: «Donald Trump erzielt mit seinem skandalösen Auftreten Suchtpotenzial, auch bei mir»"

  1. Mit seinem anfangs illegalen Radio 24 wurde er zum Pionier. Ermöglichte es, dass der Ruf nach Privatradios gross wurde. Mit coolem Sound anstelle den alten Beromünster-Liedli. Mit schmücken der Autoantennen zeigte die Schweiz, dass sie für Roger ist. Auf Kundgebungen wurde er gefeiert wie ein Rockstar. Der Song „Radio 24“ wurde zum Kassenschlager, durfte aber in der SRG-Hitparade nicht gesendet werden. Polo Hofer National´s Hymne, die Radiobewegung und Roger machten den Weg, dass ab dann auch in der Schweiz Privatradios sendeten. Polo, Roger und die Demos-Revolutions-Piraten-Bewegung – Grossartige Zeit. Danke.

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