Philipp Loser: «Keine Ahnung (sorry).»
Das 199. Fragebogeninterview über Mediennutzung – heute mit Philipp Loser, Redaktor, Kolumnist und Podcast-Host beim «Tages-Anzeiger». Er sagt, was «das Doomsday-Gefühl» angehe, seien die Medien in der Schweiz früher viel besser gewesen. Auf die Frage, ob geschrieben Worte noch Zukunft haben, sagt er: «Als regelmässiger Leser dieser Fragebögen stutze ich bei dieser Frage jeweils: Warum denn nicht?» In den elektronischen Medien konsumiert er live nur noch das «Basler Regionaljournal» (wenigstens fast). Darüber hinaus gibt Loser einige spannende Podcastempfehlungen und sagt, welche Podcast-App die beste ist.
Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?
Zuerst: «Apropos!». Dann das «Regionaljournal», den «Tagi», die «NZZ» und die «bzBasel» (wenns längt). Twitter leider, ein doofes Video auf YouTube liegt meistens auch noch drin, und ein paar Seiten in einem Buch, wenn es gut läuft.
Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?
Nein, Ja, Nein.
Wie hat das Corona-Virus Deinen medialen Alltag verändert?
Gar nicht (ausser, dass ich auf Twitter ein paar Leute mehr stummgeschaltet habe).
Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?
Inhaltlich war es wohl eher schlechter. Was das Doomsday-Gefühl angeht: viel besser.
Haben geschriebene Worte noch Zukunft?
Als regelmässiger Leser dieser Fragebögen stutze ich bei dieser Frage jeweils: Warum denn nicht?
Was soll man heute unbedingt lesen?
Alles von Emily St. John Mandel (niemand schreibt schöner über Pandemien und Parallel-Welten), die Krimis von S.A. Cosby, das neue Europa-Buch von Geert Mak (oder sein Amerika-Buch), das erste Kapitel von «Das blinde Licht» von Benjamin Labatut und wenn man dann noch mag «Die Welt von gestern» von Stefan Zweig.
Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?
Easy weglegen.
Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?
Auf Twitter, auf YouTube, in Newslettern wie dem von David Bauer, bei Ezra Klein und den Nerds von «The Rest is History».
Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?
Keine Ahnung.
Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?
Keine Ahnung (sorry).
Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?
Das Basler Regionaljournal hör ich jeweils ca. zehn Minuten versetzt. Fast live! Und Fussball gerne richtig. #rotblaulive
Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?
«Apropos» ist recht gut (hehe), die «Dritte Halbzeit» hör ich sehr gerne, den Gesprächspodcast von Ezra Klein, «The Rest is History» (grossartig!), «The Daily», das «Politbüro» (logo) und «The Run-Up». Beste Podcast-App übrigens – weil es grad passt: Pocket Casts!
Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 55 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?
Ganz ehrlich: keine Ahnung.
Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?
Nein.
Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?
Keine Ahnung (sorrysorry).
Brauchen wir in der Schweiz eine Medienförderung?
Klar!
Schreibst Du manchmal noch von Hand?
Klar!
Ist (oder war) Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?
Eher schlecht für die Welt.
Wem glaubst Du?
Recht vielen.
Dein letztes Wort?
Zämme!
Philipp Loser
Philipp Loser arbeitet für die Seite Drei von Tamedia, ist Kolumnist von «Das Magazin» und gemeinsam mit Mirja Gabathuler Host des täglichen Podcasts «Apropos» sowie regelmässiger Gastgeber des Politik-Podcasts «Politbüro». Er studierte an der Universität Basel Geschichte und Philosophie und absolvierte den Diplomlehrgang am Medienausbildungszentrum MAZ in Luzern. Daneben arbeitete er bei der «Volksstimme» in Sissach, bei der «Basler Zeitung» und war später Bundeshausredaktor der Basler «TagesWoche» bevor er 2014 zum «Tages-Anzeiger» stiess.
https://www.tagesanzeiger.ch/podcast/apropos-taeglicher-podcast
Basel, 19. Oktober 2022, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
Seit Ende 2018 sind über 190 Fragebogeninterviews erschienen – eine alphabetische Liste mit allen Namen und Interviews gibt es hier:
https://www.matthiaszehnder.ch/aktuell/menschenmedien-die-uebersicht/
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2 Kommentare zu "Philipp Loser: «Keine Ahnung (sorry).»"
Zum Namen Philipp Loser kommt mir augenblicklich ein Text in den Sinn, welchen ich kürzlich irgendwann und irgendwo von irgendwem las und ich als Loser-Komplettierung hier (auszugsweise) wiedergeben möchte…
„(…)Ein führender Linksideologe bei den «überparteilichen» Tamedia-Blättern heisst Philipp Loser. Ihm haben die Kollegen den Ehrentitel eines «Kolumnisten des Jahres 2021» verliehen. In seiner Kolumne im Magazin ereifert sich Loser fürchterlich über «die Fertigmacherpartei». Gemeint ist selbstverständlich die SVP. Diese Partei hat sich erdreistet, Energieministerin Simonetta Sommaruga anlässlich ihrer Appelle zum Stromsparen an ihre Verantwortung am drohenden Energie-Blackout zu erinnern.
Grund genug, dass jetzt Sommarugas journalistische Trabanten schäumen. Denn sie fühlen sich mitangegriffen. Haben sie doch den Weg ins Stromdesaster von links von Anfang an mit Girlanden bekränzt und mit Jubelchorälen untermalt. Jetzt sitzen die Journalisten mit Sommaruga auf der gleichen Schandbank. Und empfinden die wohlverdiente Strafpredigt als «Fertigmacherei».
(…..) Sie schieben die Verantwortung Wirtschaftsminister Guy Parmelin zu, der im Gegensatz zu Sommaruga mit dem Entscheid zur Energiewende so wenig zu tun hat wie Mutter Teresa mit dem Ukraine-Krieg.
(…..) «Härte», «Unerbittlichkeit», «ja Bösartigkeit» – mit solchen Worten hantiert Journalist Loser bezüglich des Umgangs der SVP mit Bundesrätin Sommaruga: «Die SVP spielt konsequent auf die Frau.» Doch wie steht’s um die so sensiblen medialen Stil- und Sittenrichter, wenn es um andere Bundesräte geht? Etwa um jene der SVP? Erinnert sich jemand, welche Fertigmacherei speziell die Tamedia-Blätter veranstaltet haben, als Bundesrat Ueli Maurer für einen Augenblick ein Hirtenhemd der Freiheitstrychler übergezogen hat?
Das sei «brandgefährlich», wetterten die Zeitungen von Tamedia über den Finanzminister: «Er sabotiert die Arbeit seiner Regierung.» Der Gesamtbundesrat müsse den «Brandstifter» Maurer in die Schranken weisen, sonst gebe es Krieg im Land. «Die Hetze muss aufhören.» Maurer «zündle» und heize die Gewalt an. Doch was ist schlimmer? In einem Hirtenhemd zu posieren? Oder die Stromversorgung eines Landes zu ruinieren?(….)“
Solches Tun von Journalisten in verantwortungsvoller Position bei relevantem Verlage gibt mir zu denken … Als Basler zu Basler klingt in mir dazu nach: Also dieser Loser ist dann schon mit allen Wassern gewaschen – kann man nun als Lob oder Tadel empfinden…..
Hatte keine Ahnung, was „das Doomsday-Gefühl“ sein soll: ehrlich, sorry!