Nadine Wozny: «Ich bin ein Radio-Kind»

Publiziert am 1. Februar 2023 von Matthias Zehnder

Das 214. Fragebogeninterview über Mediennutzung – heute mit Nadine Wozny, Chefredaktorin von «blue News». Sie sagt: «Auf Social Media lässt sich der Gesellschaft gut den Puls fühlen.» Angesprochen auf die Veränderung der Medien in der Schweiz sagt sie, dass sie der Vergangenheit nicht nachtrauere: «Ich lebe im Jetzt und sehe Veränderungen als Chance.» Dass heute «immer mehr Frauen in den Medien eine Führungsposition innehaben», begrüsst sie: «Das tut dem Journalismus gut.» Wozny findet, dass die Medien ihre Angebote mehr auf junge Menschen ausrichten und da anbieten sollten, wo sich die Jungen auch bewegen: «Es nützt nichts, eine Teenie-Party in einem Altersheim zu organisieren, – da wird niemand kommen.»

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

Mein Handy ist immer am Frühstückstisch dabei. Meist werfe ich als Erstes einen Blick auf «blue News». Dann checke ich die Pushmeldungen, scrolle mich durch meine Social-Media-Feeds. An Arbeitstagen folgt ein systematisches Scouting durch relevante Newstitel im In- und Ausland.

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Ich nutze die Kanäle für Unterhaltung, Information und als Fundus für Storys. Auf Social Media lässt sich der Gesellschaft gut den Puls fühlen.

Wie hat das Corona-Virus Deinen medialen Alltag verändert?

Eigentlich nicht.

Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?

Ich bin kein Mensch, der der Vergangenheit nachtrauert. Ich lebe im Jetzt und sehe Veränderungen als Chance. Besser ist beispielsweise, dass immer mehr Frauen in den Medien eine Führungsposition innehaben. Das tut dem Journalismus gut.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

Ja.

Was soll man heute unbedingt lesen?

«blue News» natürlich! 😉 Und vieles mehr.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

Ganz klar: weglegen. Ich beschäftige mich so wenig wie möglich mit Dingen, die mich nicht interessieren oder mir keinen Spass machen.

Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?

Beim Zuhören.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

Da möchte ich keine Prognose abgeben.

Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?

Journalismus ist dadurch wichtiger denn je. Durch den Umlauf von Falschinformationen in den Sozialen Medien erhalten vertrauenswürdige Medientitel mehr Gewicht.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Ich bin ein Radio-Kind. Meistens höre ich Radio beim Autofahren. Ich freue mich, wenn ich ein ehemaliges Arbeitsgspänli am Mikrofon höre. Lineares TV nutze ich hauptsächlich für Sport.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Podcasts machen mein Leben effizienter. So kann ich Formate unterwegs konsumieren, für die ich sonst keine Zeit hätte.

Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 55 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehören?

Meiner Erfahrung nach ist auch die erwähnte Altersgruppe sehr wissbegierig, fühlt sich von der herkömmlichen News-Aufbereitung aber nicht angesprochen. Die Medien müssen die Jungen dort abholen, wo sie sich aufhalten und ihnen dort ein attraktives Angebot servieren. Bildlich gesprochen: Es nützt nichts, eine Teenie-Party in einem Altersheim zu organisieren, – da wird niemand kommen.

Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?

Es wird immer Menschen hinter der Berichterstattung brauchen. Guter Journalismus kann nur mit echten Journalisten stattfinden. Nichtsdestotrotz kann Automatisierung beim Abfüllen von Informationen helfen.

Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?

Digitalisierung gehört dazu und wird den Journalismus nicht begraben.

Brauchen wir in der Schweiz eine Medienförderung?

Ich finde es gut, dass neue Ansätze diskutiert werden.

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Wenig, nur stichwortartige Notizen.

Ist (oder war) Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Alles in allem gehen die Medien gestärkt aus der Ära Trump hervor, obwohl er am Image der Medien gekratzt hat. Die Journalisten wurden mit neuen Gegebenheiten konfrontiert. Fact-Checking und Unabhängigkeit bekamen so eine wichtige Bedeutung. Zudem klickt Trump gut – heute noch.

Wem glaubst Du?

Meinem engsten Umfeld.

Dein letztes Wort?

Stay curious!


Nadine Wozny
Nadine Wozny hat ihre Karriere bei Radio Top gestartet. Seit 14 Jahren arbeitet sie nun im News-Journalismus: 2012 hat sie von Radio Top als News-Redakteurin und Reporterin zur «Blick»-Gruppe gewechselt. Von 2013 bis 2021 war sie bei 20 Minuten, wo sie mehrere Funktionen bekleidete: Newsdesklerin, stellvertretende Leiterin Newsexpress, der damaligen Inhouse-Newsagentur von Tamedia, sowie Leitung Newsdesk und Blattmacherin. Seit März 2021 ist sie Chefredaktorin von «blue News».
https://www.bluewin.ch/de/news.html


Basel, 1. Februar 2023, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

Seit Ende 2018 sind über 200 Fragebogeninterviews erschienen – eine alphabetische Liste mit allen Namen und Interviews gibt es hier: https://www.matthiaszehnder.ch/aktuell/menschenmedien-die-uebersicht/

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Ein Kommentar zu "Nadine Wozny: «Ich bin ein Radio-Kind»"

  1. ……..«Blick»-Gruppe, Newsdesklerin, Newsexpress, Inhouse-Newsagentur von Tamedia, Leitung Newsdesk, «blue News»…….
    PS 1: ……..Auch der Journalismus, die Journalist/innen und new Journalistenbegriffe werden new wie alles auf der Welt new immer……..
    PS 2: Alle die ach vielen „…….news“ werden alle „stale…….“

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