Maurice Velati: «Der Medienmarkt ist heute fragmentierter denn je»

Publiziert am 11. Januar 2023 von Matthias Zehnder

Das 211. Fragebogeninterview über Mediennutzung – heute mit Maurice Velati, Leiter der Regionalredaktion Aargau Solothurn von SRF sowie der digitalen Angebote aller Regionalredaktionen. Er sagt, die Medien seien zwar im Umbruch, die Lage sei aber «vielfältig und kompliziert zurzeit». Ältere Menschen würden ihre Nutzungsgewohnheiten noch lange pflegen «und damit auch gedruckten Zeitungen und dem linearen Radio noch einige Jahre Existenzberechtigung schenken». Aber auch ältere Menschen nutzen digitale Angebote. «Und die jüngeren Menschen nutzen vor allem digitale Angebote, aber zum Teil schätzen auch die ‹alten› Medien.» Wenn sie überhaupt noch Medien nutzen. Die Tatsache, dass viele junge Menschen journalistischen Medien den Rücken kehren, beschäftigt Velati sehr und treibt ihn um. Er sagt: «Einen möglichen Ausweg sehe ich im konstruktiven Ansatz, dem sogenannten ‹constructive journalism›.» Seine wichtigste Empfehlung: «Lest, was Euch spannend dünkt. Und lest dann auch nach, wer das geschrieben hat. Findet also heraus, wie man es einordnen muss.»

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

Mein Frühstück besteht nur aus Kaffee und einem Zigarillo. Dazu habe ich mein Smartphone in der Hand und checke regelmässig die App der «Aargauer Zeitung» und natürlich die SRF News App. Zudem schaue ich oft noch kurz bei den wichtigsten sozialen Netzwerken vorbei, in meinem Fall also Twitter, Facebook und Instagram. Auf dem Fussweg ins SRF-Studio höre ich dann die aktuelle Frühsendung der Regionalredaktion live gestreamt in der Play SRF App oder zeitversetzt über die Podcast-App.

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Tatsächlich nutze ich diese schon fast «klassischen» sozialen Medien (zu) intensiv. Wobei ich bei Facebook vor allem private Kontakte pflege bzw. verfolge und auch alles, was mit meinem Hobby (ich bin Tontechniker und Musiker) zu tun hat. Auf Instagram schätze ich neben den Bildern aus meinem privaten Umfeld vor allem die Kurzvideos von SRF, «Tages-Anzeiger», «funk» (ARD/ZDF) oder «ZDFinfo». Noch vor einigen Monaten war ich sehr oft und sehr lange auf Twitter unterwegs. Das hat sich inzwischen etwas gelegt, da ich für die Pflege eines sinnvollen persönlichen Streams einfach mehr Zeit investieren müsste. TikTok habe ich installiert. Aber das nutze ich wirklich selten und fast ausschliesslich zur Unterhaltung.

Wie hat das Corona-Virus Deinen medialen Alltag verändert?

Vor allem meine Twitter-Nutzung hat sich tatsächlich während und wegen der Corona-Pandemie verändert. Die verhärteten und wenig zielführenden Diskussionen zwischen vormals sehr von mir geschätzten Accounts haben mich etwas deprimiert und mir die Freude an diesem Netzwerk genommen. Ich nutze Twitter heute noch, um mich schnell über Aktualität ins Bild zu setzen. Aber ich versuche politischen und gesellschaftlichen Diskussionen auszuweichen, da mich die Art und Weise der Debatte beelendet. Ansonsten hat die Pandemie kaum nachhaltige Auswirkungen auf meinen Medienkonsum. Während der Shutdowns war ich natürlich öfter daheim, mein Medienkonsum ist tendenziell gestiegen. Auch ich habe mehr gestreamt. Inzwischen hat sich das aber wieder auf Vor-Corona-Niveau eingependelt.

Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?

Zur Beantwortung dieser Frage führe ich jeweils (die Frage wird mir immer wieder gestellt, gerade im Rahmen von Führungen im SRF-Studio Aarau) zwei Beispiele aus der Region an, welche meine Haltung begründen.

Beispiel 1: Bei Recherchen zum grossen Postraub von Reinach (AG) im Jahr 1952 (verübt vom legendären Gangsterduo Deubelbeiss&Schürmann) bin ich auf einen Artikel der Lokalzeitung gestossen. Darin wurde völlig faktenfrei darüber sinniert, dass diese Schiesserei wirklich nur ausländischen Verbrechern angelastet werden könne. Schweizer seien zu so einem Verbrechen gar nicht in der Lage.

Beispiel 2: Die Artikel zu den Entscheiden des kantonalen Parlaments in Aarau wurden jahrelang von einem FDP-Grossrat geschrieben. Nicht in der vorher erwähnten Lokalzeitung, sondern in der grössten Zeitung des Kantons.

Diese Beispiele zeigen aus meiner Sicht relativ klar: Das Bewusstsein für gewisse «Standesregeln», zum Beispiel die Unabhängigkeit des Journalismus gegenüber der Politik oder die Trennung von Meinung und Fakten, dieses Bewusstsein ist heute grösser als früher. Natürlich gibt es Bloggerinnen und Blogger, welche sich nicht an solche Regeln halten (müssen). Und natürlich gibt es ökonomische Probleme, welche die Medienwelt vor grosse Herausforderungen stellen. Aber der professionelle Journalismus war früher wohl kaum besser.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

Davon bin ich überzeugt. Wahrscheinlich lesen wir alle viel mehr als je zuvor, oder nicht? Natürlich gibt es Audio und Video, aber in vielen Lebenssituationen muss oder will man lesen (zum Beispiel im Zug, wenn man keine Kopfhörer hat). Egal, ob gedruckt oder auf einem Bildschirm.

Was soll man heute unbedingt lesen?

Ich masse mir nicht an, dass ich anderen eine unbedingte Leseempfehlung abgeben kann und schon gar nicht, dass ich einen wesentlichen Überblick über alles Lesenswerte in dieser grossen, weiten Welt hätte. Deshalb muss ich passen. Aber was ich persönlich empfehle: Lest, was Euch spannend dünkt. Und lest dann auch nach, wer das geschrieben hat. Findet also heraus, wie man es einordnen muss.

Dieser Tipp basiert auf einer vielleicht etwas peinlichen persönlichen Erfahrung: Ich habe vor Jahren ein Buch aus dem deutschen Kopp-Verlag gekauft, weil ich den Klappentext spannend fand. Es ging um Journalismus und seine Verflechtungen in die Politik. Während der Lektüre ist mir aufgefallen, dass die Argumentation lückenhaft, die Recherchen mangelhaft, das Buch voller sich wiederholender faktenfreier Anschuldigungen und obskurer Vermutungen war.

Erst dann habe ich recherchiert, was andere über den Verlag und den Autoren des Buchs geschrieben hatten. Es stellte sich heraus, dass mein Eindruck wohl nicht ganz falsch war beim Lesen. Beim Autoren handelt es sich um einen «Verschwörungsmutmassenden» und der Verlag ist bekannt für seine doch sehr problematischen «Sachbücher».

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

Ich habe sogar das obengenannte «Sachbuch» aus dem Kopp-Verlag bis zum bitteren Ende gelesen. Und es war wirklich kein Vergnügen. Aber ja, das ist eine Schwäche von mir: Ich lese sehr schnell und «verschlinge» Bücher regelrecht, weil es mich in der Regel «packt» und ich dann sofort mehr wissen will. Es kommt sehr, sehr selten vor, dass ich Bücher weglege bzw. weglegen kann. Deshalb lese ich vor allem in den Ferien, da habe ich auch genügend Zeit dafür.

Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?

In kuratierten Medienangeboten wie News Apps und Newslettern. Da überfliege ich die Themen und es kommt immer wieder vor, dass ich «hängenbleibe» bei Artikeln, die gar nicht meinen primären Interessen entsprechen. Das passiert mir aber auch in sozialen Medien und beim Podcast-Angebot.

Ich weiss um die Gefahr von «Filterblasen». Tatsächlich folge ich aber auch auf Plattformen wie Instagram und Facebook relativ vielen «traditionellen» Medienmarken, was wohl die Nachteile der Algorithmen etwas ausgleichen kann.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass ich selbst seit mehreren Jahren keine mehr nutze. Diese Frage wird mir persönlich oft gestellt, dann aber bezüglich «linearem Radio». Und auch da weiss ich keine Antwort. Was ich weiss: Der Medienmarkt ist heute fragmentierter denn je. Ältere Menschen werden wohl noch sehr lange ihre Nutzungsgewohnheiten pflegen und damit auch gedruckten Zeitungen und dem linearen Radio noch einige Jahre Existenzberechtigung schenken. Auch sie nutzen aber digitale Angebote. Und die jüngeren Menschen nutzen vor allem digitale Angebote, aber zum Teil schätzen auch sie noch vereinzelt die «alten» Medien. Es ist vielfältig und kompliziert zurzeit…

Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?

Meine Antworten bei allgemeinen Fragen fallen wohl etwas unbefriedigend aus – ich entschuldige mich dafür… Aber meine Antwort auf diese Frage ist ein «sowohl als auch». Fake News sind eine Gefahr, wenn man sie nicht als solche erkennt. Dass bewusst gestreute Falschinformationen auch «in Friedenszeiten» (im Krieg haben sie schon lange eine strategisch wichtige Bedeutung) zu einem offenbar «probaten» Mittel der Kommunikation werden, das erschwert die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten.

Es braucht ausreichend Ressourcen, um jede Information noch seriöser prüfen zu können als bisher schon notwendig. Auf der anderen Seite zeigt dieser Aufwand dann natürlich, wie wichtig seriöser Journalismus ist. Insofern hilft das Phänomen der «Fake News» unserer Branche, wenn wir sie als solche enttarnen können und damit das Vertrauen des Publikums gewinnen.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Ich bin da ein typischer Mediennutzer für meine Altersklasse. Ich höre lineares Radio praktisch nur dann, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Das ist selten. Dann höre ich übrigens in der Regel Radio SRF 4 News, weil ich mit den meisten Musikprogramm aus mannigfachen Gründen etwas Mühe habe… Selbstverständlich höre ich – im Büro über ein klassisches UKW-Radio, im Homeoffice per Stream – auch «meine» Sendung, das Regionaljournal. Ausser am Morgen, wie ich ja oben bereits ausgeführt habe.

Lineares Fernsehen konsumiere ich nicht (mehr). Es steht immer noch ein grosser Bildschirm in meinem Wohnzimmer, aber ich nutze diverse Apps des Geräts. Neben den Mediatheken von ARD, ZDF und Arte natürlich auch Netflix und Playsuisse der SRG, vor allem für Dokumentationen, Spielfilme und Serien.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Da ich weniger im Zug sitze (aufgrund meines sehr kurzen Arbeitswegs) als früher, ist auch mein Podcast-Konsum etwas gesunken. Aber ich höre auch am Wochenende gerne Podcasts. Es sind vor allem historische Titel (zum Beispiel die «Zeitblende» von SRF oder «Tatort Geschichte» von Bayern 2) und aufwendig gestaltete Dokumentationen. Diese werden im Podcast-Kanal «WDR Feature-Depot» gesammelt, der für mich zu einem Fundus an spannenden Episoden geworden ist.

Tagesaktuell höre ich wie erwähnt das «Regionaljournal» als Podcast – je nach Nutzungssituation – oder auch «News Plus» von SRF. Lustigerweise höre ich dieses Podcast-Format ab und zu sogar linear, nämlich eben dann, wenn ich SRF4 im Auto eingeschaltet habe.

Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 55 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?

Diese Tatsache beschäftigt mich sehr und treibt mich um, obwohl ich direkt ja kaum für Produkte oder Formate für diese Zielgruppe zuständig bin. Aber ich frage mich schon, wie wir als Journalistinnen und Journalisten darauf reagieren müssen. Einen möglichen Ausweg sehe ich tatsächlich im konstruktiven Ansatz, dem sogenannten «constructive journalism». Nachrichten lassen uns als Konsumentinnen und Konsumenten häufig ziemlich ratlos und «machtlos» zurück. Was sollen wir gegen Jugendarbeitslosigkeit oder sogar Krieg unternehmen? Wir können ja sowieso nichts machen, also hören wir auch diese negativen Meldungen nicht mehr. Konstruktiver Journalismus versucht, zumindest auch potenzielle Lösungen oder Lösungswege aufzuzeigen. Sei es, dass man in einem anderen Kanton nachfragt, wie man dort mit einer bestimmten Problemstellung umgeht. Oder dass man erklärt, welche politischen Gremien für die Lösung des Problems zuständig sein könnten und sich der Sache nun annehmen sollten. Schon nur solche Ergänzungen sind wertvoll, um das Gefühl der «Machtlosigkeit» etwas einzudämmen. Das hat übrigens nichts zu tun mit Rubriken wie «die lustigste Meldung von heute» oder so. Positive News zu publizieren, das ist gut und schön. Aber auch kritischer Journalismus ist wichtig – dieser sollte aber eben konstruktiv(er) sein.

Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?

Viele Nachrichtenformate lassen sich wohl mehr oder weniger automatisieren, da dürfen wir uns nichts vormachen. Wie schnell die Entwicklung dann sein wird, das weiss ich nicht, dazu habe ich mich zu wenig mit dem Thema befasst. Aber ja, das ist bereits und wird noch mehr zur Realität. Ob es dann ein Viertel oder ein Drittel oder die Hälfte der Artikel sein wird, das hängt wohl auch massgeblich davon ab, wie Pietro Supino seinen «Tagi» bis in zehn Jahren positioniert. Aber wenn tagesaktuelle (Kurz-)Meldungen ein wesentlicher Bestandteil eines Produkts sind, dann wird wohl auch der Automatisierungsgrad höher sein.

Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?

Den «Tod der Medien» sehe ich nicht kommen. Wobei man «Medien» ja auch sehr unterschiedlich definieren kann. Die Digitalisierung führt zu einem massiven Umbruch, Journalismus muss sich zum Teil neu erfinden. Das ist mühsam für uns alle, aber nicht zu ändern. Am Schluss aber wird Journalismus immer irgendwie ein Publikum finden, wenn er einem Bedürfnis des Publikums entspricht (also in der richtigen Form auf dem richtigen Kanal zu seinen Nutzenden findet). Denn Journalismus ist ja nichts anderes als ein professioneller Filter im nicht abreissenden und immer breiter werdenden Strom von Informationen. Und diese Hilfe zum Verständnis der Welt, diese Hilfestellung ist – davon bin ich überzeugt – ein Grundbedürfnis der Menschen.

Brauchen wir in der Schweiz eine Medienförderung?

Ja. Medienförderung – in Form von gebührenfinanzierten öffentlichen Angeboten, in Form von Unterstützung durch private Stiftungen etc. – braucht es nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. In der Schweiz kommt ein spezifischer Nachteil durch die Kleinteiligkeit des Landes hinzu. Gerade der Markt für teuren News-Journalismus ist relativ klein, auch durch unsere Vielsprachigkeit. Wenn wir zum Beispiel die regionalen und lokalen Informationen nicht komplett in die Abhängigkeit von einzelnen Mäzenen oder sogar Behörden geben wollen, dann müssen wir unabhängigen Journalismus wohl mit öffentlichen Geldern mitfinanzieren… so organisiert, dass die Unabhängigkeit eben gewährleistet ist. Das ist möglich, braucht aber gute Modelle.

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Ja. Aber vor allem kurze Notizen. Als Journalist brauche ich den Notizblock noch vereinzelt. zum Beispiel bei Gerichtsverhandlungen, an denen kein Platz (oder kein Strom) für Laptops vorhanden ist für die Besucherinnen und Besucher. Da schmerzt dann am Abend jeweils die Hand etwas.

Ist (oder war) Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Aus der Ferne betrachtet hat das «Phänomen Trump» die zumindest einiges gelehrt. Erstens sollte man Umfragen mit der gebotenen Vorsicht begegnen. Zweitens sollte man auch ausserhalb der eigenen «Bubble» offene Ohren haben und den Puls immer auch bei der Landbevölkerung oder den Nicht-Akademikerinnen fühlen. Diese Erfahrungen haben ja auch wir in der Schweiz gemacht anlässlich der Initiative zum Minarett-Verbot. Schliesslich zeigen das «Phänomen Trump» und artverwandte Ereignisse, dass es Menschen gibt, die das Vertrauen in «seriöse» Medien fast unwiderruflich verloren haben. Das kann man verurteilen und bedauern, es sollte uns aber auch motivieren: Wir müssen unseren Job erklären, wir müssen Transparenz schaffen über unsere Recherchen, unsere Quellen immer klar benennen und einordnen, verständlich texten, spannend und nachvollziehbar. Gerade jetzt braucht es guten Journalismus, damit sich nicht noch mehr Menschen von ihm abwenden.

Wem glaubst Du?

Grundsätzlich niemandem, da «Glaube» eine Aufgabe für Theologen ist, aber nicht für Journalistinnen. Ich brauche in erster Linie «Wissen». Aber natürlich gibt es häufig keine einzige objektive Wahrheit, deshalb setzt sich dann die dargestellte Wahrheit aus mehreren «glaubwürdigen» Quellen zusammen. «Glaubwürdigkeit» wiederum ist eine komplexe Mischung. Damit Auskunftspersonen für mich glaubwürdig erscheinen, müssen sie eine gewisse nachweisbare Expertise aufweisen, sie müssen mir bzw. meinen Fragen gegenüber offen und ehrlich auftreten (und zum Beispiel die Grenzen ihrer Expertise kennen) etc. Und natürlich lernt man mit den Jahren – gerade als Regionaljournalist – auch gewisse Menschen etwas besser kennen und kann deren Glaubwürdigkeit deshalb auch durch die eigene Erfahrung besser einordnen.

Dein letztes Wort?

Diese Frage wird in Filmen jeweils vor der Hinrichtung oder zumindest vor dem Richtergremium gestellt. Aber so schlimm steht’s nun wirklich nicht um den Journalismus. Wir müssen uns nur anpassen an die Nutzungsbedürfnisse unseres Publikums, dann klappt das schon. Das braucht Energie und Nerven, aber es lohnt sich garantiert.


Maurice Velati
Maurice Velati (Jahrgang 1980) hat nach der altsprachlichen Matura ein Praktikum bei Radio Kanal K absolviert und anschliessend eine berufsbegleitende Ausbildung bei Radio DRS. Seit 20 Jahren arbeitet er als Journalist in der Regionalredaktion Aargau Solothurn von SRF, seit 2015 ist er deren Leiter. Velati leitet die digitalen Angebote aller Regionalredaktionen, hat als Co-Projektleiter die Weiterentwicklung der SRF News App verantwortet und war im Transformationsprojekt «SRF2024» involviert. Nebenberuflich ist er als Tontechniker und Musiker engagiert.
https://www.mauricevelati.ch/


Basel, 11. Januar 2023, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

Bild: SRG Aargau Solothurn/Daniel Desborough

Seit Ende 2018 sind über 200 Fragebogeninterviews erschienen – eine alphabetische Liste mit allen Namen und Interviews gibt es hier: https://www.matthiaszehnder.ch/aktuell/menschenmedien-die-uebersicht/

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Ein Kommentar zu "Maurice Velati: «Der Medienmarkt ist heute fragmentierter denn je»"

  1. Brauchts Medienförderung?
    „Ja. Medienförderung – in Form von gebührenfinanzierten öffentlichen Angeboten, in Form von Unterstützung durch private Stiftungen etc. – braucht es nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit.“
    Kommt wie aus der Pistole geschossen. Wäre auch meine Antwort, würde ich bei der SRG arbeiten, sonst bricht der eigene Arbeitsplatz weg.
    Es gibt aber durchaus auch noch andere Sichtweisen, welche (aussehalb des SRG-Kuchens) Berechtigung haben.
    Und Gebühren weltweit eintreiben für Medien? In den USA kein Thema, in Südamerika kein Thema (andere Priorität für Geldausgeben), in Nordafrika kein Thema (weil Brot wichtiger ist wie Funk), in West- und Ostafrika kein Thema (weil Bürger gar nicht gemeldet), in Südafrika kein Thema (weil Korruption Willküreinteibungen brächten)
    Und in der Schweiz? Wie gesagt, es gibt verschiedene Beleuchtungen. Eine davon heisst übrigens „Halbierungsinitiative“…..

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