
Lukas Häuptli: «Es hat sich alles verändert.»
Das 325. Fragebogeninterview, heute mit Lukas Häuptli, Leiter des Ressorts Politik&Recherche der «Republik». Er sagt, gedruckte Tageszeitungen gebe es sicher noch «weniger lang, als ich je gedacht habe». Von der Zukunft der gedruckten Medien einmal abgesehen, ist er aber nicht pessimistisch. Dass mehr als die Hälfte der 16- bis 29-Jährigen heute kaum mehr journalistische Inhalte konsumiert, töne besorgniserregend. «Und trotzdem bin ich zuversichtlich. Ich kenne sehr viele junge Menschen, die sehr gut informiert sind.» Die Digitalisierung habe keinen Einfluss auf die Freiheit im Journalismus. Die sei «von anderem abhängig: von der Finanzierung des Mediums, vom Einfluss Dritter, von der Standhaftigkeit der Journalist:innen». Ganz generell stehe es um Recherchen heute sicher besser. «Das hat nicht zuletzt mit den digitalen Tools zu tun, die für Recherchen zur Verfügung stehen.» Eine Befürchtung hat er aber: «Dass Donald Trump nicht nur für die Medien schlecht ist.»
Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?
Die «Republik».
Wie hältst Du es mit Facebook und Instagram, X, Bluesky, Threads und Mastodon, LinkedIn, YouTube und TikTok?
Beruflich muss ich immer wieder, privat möcht’ ich möglichst selten.
Wie hat sich Dein medialer Alltag seit Deinem Berufseinstieg verändert?
Uff. Ich stieg in den frühen neunziger Jahren in den Journalismus ein. Da konnte man noch nicht einmal vernünftig mailen… Deshalb: Verändert hat sich alles. Oder zumindest fast alles.
Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?
In meiner Lieblings-Disziplin, der Recherche, ist’s heute sicher besser. Das hat nicht zuletzt mit den digitalen Tools zu tun, die für Recherchen zur Verfügung stehen.
Haben geschriebene Worte noch Zukunft?
Natürlich. Wie soll analytische Schärfe ohne (geschriebene) Worte gehen?
Was soll man heute unbedingt lesen?
Die «Republik». Und alle anderen Medien, die mit Sachverstand, Sorgfalt und Liebe gemacht werden.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?
Ich muss nicht, aber ich will sie zu Ende lesen. Oft erschliesst sich mir der Wert eines Buches erst lange nach der Lektüre.
Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?
In Schach-Büchern.
Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?
Sicher weniger lang, als ich je gedacht habe.
Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?
Nun, Journalisten sollen recherchieren, was ist. Das ist der Kern ihrer Aufgabe – unabhängig davon, wer wie viele Fake News verbreitet.
Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?
Am Morgen und am Abend regelmässig Radio, Fernsehen dagegen punktuell und praktisch immer zeitversetzt.
Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?
Hier würde es sich gut machen, Ezra Klein zu erwähnen. Aber ich höre ihn nicht (mehr).
Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 56 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehören?
Das tönt besorgniserregend. Und trotzdem bin ich zuversichtlich. Ich kenne sehr viele junge Menschen, die sehr gut informiert sind.
Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?
Allenfalls der Journalismus, den Pietro Supino will? Aber selbst wenn, stellt sich bald die nächste Frage: Lässt sich mit automatisiertem Journalismus Geld verdienen? Das bezweifle ich.
Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?
Weder noch. Freiheit im Journalismus ist, finde ich, von anderem abhängig: von der Finanzierung des Mediums, vom Einfluss Dritter, von der Standhaftigkeit der Journalist:innen.

Brauchen wir in der Schweiz eine Medienförderung?
Persönlich bin ich gegenüber jeder Form von Medienförderung sehr, sehr skeptisch. Aber wer weiss? Vielleicht braucht es sie irgendwann in viel grösserem Ausmass als heute.
Schreibst Du manchmal noch von Hand?
Nein. Ich bin Linkshänder, und bereits meine Schreiblehrerin in der Kölliker Primarschule sagte mir: «Lukas, das wird nichts.»
Ist (oder war) Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?
Ich befürchte, dass Donald Trump nicht nur für die Medien schlecht ist. Sehr schlecht sogar.
Wem glaubst Du?
Donald Trump jedenfalls nicht.
Dein letztes Wort?
Eines meiner Lebensziele: Nicht mehr das letzte Wort haben zu wollen.
Lukas Häuptli
Lukas Häuptli leitet das Ressort Politik & Recherche der «Republik» und ist Dozent an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Davor war er für die «NZZ am Sonntag», den «Tages-Anzeiger» und die «Aargauer Zeitung» tätig. Er stammt aus dem Mittelland, studierte in Zürich Deutsch, Geschichte und Philosophie und mag Fussball und Schach. Lukas Häuptli lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Zürich.
Basel, 19.03.2025, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
Bild: zvg
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Ein Kommentar zu "Lukas Häuptli: «Es hat sich alles verändert.»"
„Sache git’s“: Gut habe ich nicht gewettet, dass L. Häuptli, Mitarbeiter der doch eher linksstehenden „Republik“ einer Medienförderung skeptisch gegenüber steht. Ich hätte die Wette verloren.
Bei der Trump-Frage hingegen wieder mainstreamlinear, wie es sich hier einbürgerte nicht bloss ein „schlecht“ – sondern ein „sehr schlecht“.
OK – Trump hat in den letzten Stunden eifach mal im Telefonat mit Putin ein Abkommen errungen, dass Russland keine Energierelevanten Anlagen der Ukraine angreift
Einen Gefangenaustausch hingebracht wo sich hunderte Familien wieder umarmen und vereinen
https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/aus-putin-gefangenschaft-befreit-hier-umarmen-sich-ukraine-helden-67dae721a7ec4b4b052f8e07
Nächstes Wochenende weitere Gespräche in Saudi-Arabien terminiert
Einen Dauerhaften Frieden mit Selenski programmiert.
https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/im-telefonat-mit-selenskyj-trump-schlaegt-erste-sicherheitsgarantie-vor-67db04b4a7ec4b4b052fa363
Und ein Eishockeyspiel USA-Russland mit Putin abgemacht. (Spiele verbinden, Spiele vereinen, Spiele schweissen zusammen, und das bei Grossmächten)
WAS IST DARAN SCHELCHT-SEHR SCHLECHT
Der krampfhafte Langstreckenraketen-Eskalationsstufen-Dreher Biden und Gesprächsverweigerin Harris hätten weder ein Hockey-Spiel noch Dialog hingebracht.
Es ging um unser aller Nichtsein. Mit (sehr schlecht) Trump geht es wieder um unser sein.
Berichtet die „Republik“ auch mal aus dieser Sicht oder nicht?